Welcher Modellbauer träumt nicht von einem grossen Dreidecker im Wohnzimmer, mit voller Takelage und gesetzen Segeln? Ein solches Schiff gilt meist als Krönung einer Modellbauerlaufbahn, und daher nicht gerade ein empfehlenswertes Anfängermodell. Um die Grundfertigkeiten zu üben gibt es viele kleinere Modelle auf dem Markt, die gerade dazu prädestiniert sind.
Ich habe übrigens auch den Fehler gemacht, und ein zu komplexes Modell für den Anfang gekauft. Der Rumpf liegt nun halbfertig im Hobbyraum, und wird vermutlich nie zum fertigen Schiff ausgebaut werden. Die Qualität des Bausatzes (und der Anleitung!) ist dermassen schlecht, dass mir die Lust am Bauen komplett vergangen ist. Soviel zum Thema Lehrgeld bezahlen...
Die Sherbourne weist glücklicherweise eine andere Qualität auf (der Bausatz wurde hier bereits vorgestellt). Der Bau verläuft Problemlos, und es macht richtig Spass, daran zu arbeiten. Durch die bescheidene Grösse und Komplexität hat man immer das Ziel vor Augen, so dass die Lust am Bauen hoffentlich immer vorhanden sein wird.
Begonnen habe ich mit den 3-Pfund-Geschützen, um wieder ein bisschen den Umgang mit Holz zu üben. Die Laffette besteht aus 4 Nussbaum-Sperrholzteilen, die vorsichtig versäubert und mit Weissleim verklebt wurden. Später werden die Laffetten entsprechen bemalt, danach werden noch die Räder montiert. Der Richtkeil wird erst ganz am Schluss eingeklebt, wenn das Deck fertig ist. Nur so kann man sicher sein, dass die Geschützrohre auch die richtige Höhe haben und mittig in den Geschützpforten sind.
Als nächstes ging es "endlich" an den Rumpf. Caldercraft hat hier glücklicherweise den Kiel und die Steven aus Nussholz angefertigt, und nicht wie viele billigere Hersteller einfach den falschen Kiel aus Sperrholz nach aussen gezogen. Dies spart zwar ein paar Teile, sieht aber nicht so gut aus.
Der Vorsteven wurde mit Holzleim an den falschen Kiel geklebt. Dabei muss ein Distanzstück unterlegt werden: der Kiel ist 4mm breit, der falsche Kiel aber nur 3mm. Also muss 0.5mm unterlegt werden, damit die Teile mittig aufeinander zu liegen kommen.
Es folgen nun der (echte) Kiel, sovie der Achtersteven.
Die Übergänge der Teile müssen nun vorsichtig verschliffen werden, und der erste Schritt ist vollbracht!
Die Spanten werden eingesteckt, und die Rumpfform grob kontrolliert. Sie wirkt sehr harmonisch, da sind keine grossen Schleifarbeiten zu erwarten. Die Spanten werden gestrakt, das heisst, man schleift die Aussenflächen so, dass sie der Rumpfform entsprechen. Damit haben die Planken eine grössere Auflagefläche, und können stabiler verklebt werden. Die Oberseite der Spanten muss auch an die Deckwölbung angepasst werden.
Mit einem einfachen Geodreieck habe ich sichergestellt, dass die Spanten korrekt montiert werden. Dies kann ich bei einem grösseren Schiff aber nicht empfehlen; aber hier sind die Klebeflächen verglichen mit den Teilen relativ gross, so dass ich die Mehrarbeit nicht auf mich nehmen wollte. Die Stabilität ist auch ohne zwischenblöcke gegeben.
Die Spanten wurden mit Holzleim verklebt. Die Holzklötze hinten sollten sicherstellen, dass die Spanten auch sicher im rechten Winkel montiert sind (für die weiteren Spanten habe ich aber darauf verzichtet)
Um die Beplankung gut fixieren zu können , sollte man am Bug und Heck mit Füllstücken arbeiten. Hier hat Caldercraft mitgedacht, und die Füllstücke gleich vorgefertigt beigelegt. Die vordere Kante wurde vor dem Einbau abgeschrägt, da man später nicht mehr so gut zu der Stelle gelangt.
Das Spantengerüst ist nun bereit für die Montage des Decks. Die Aussparungen habe ich ausgeschnitten, da dort am fertigen Modell die Grätings sind. Damit will ich verhindern, dass man darunter den falschen Kiel sieht. Der Bereich wird später mit schwarzer Farbe bemalt, um auf nummer sicher zu gehen.
Das Deck wurde auch wieder mit Holzleim auf das Gerüst verklebt. Dabei ist es wichtig, für genügend Spannung zu sorgen. Das Deck ist immerhin in zwei Ebenen gewölbt. Ich habe dafür kräftige Stecknadeln in die Spanten gesteckt, die das Deck herunterdrückten. Anschliessend wurde das Deck auf die richtige Breite geschliffen (das Deck ist auf jeder Seite ca. 1mm zu breit, und muss bündig an die Spanten geschliffen werden).
Ein kleiner Schwachpunkt des Bausatzes sind die vier Teile, die die hintere Wand halten sollten: sie sind aus Sperrholz, und bleiben später sichtbar. Sie sollten zwar bemalt werden, aber ich finde das dennoch nicht optimal. Ich habe sie auf gleich dicken Rest Nussbaumholz nachgezeichnet, und mit der Laubsäge ausgeschnitten. Fünf minuten Mehrarbeit, die sich aber gelohnt haben.
In der nächsten Baustufe werden die Seitenwände montiert. Sie sind aus 0.8mm-Sperrholz. Trotz der geringen Dicke kann man das Teil nicht einfach so montieren. Es wird empfohlen, die Teile ca. eine Stunden lang in warmes Wasser einzulegen, um das Holz geschmeidiger zu machen. Dies habe ich getan, und danach liess sich das Sperrholzteil gut der Deckform entlang biegen. Durch die vorgesägten Stückpforten verläuft die Biegung leider nicht ganz harmonisch; wo die Stückpforten sind und gebogen werden muss, ist der Radius etwas kleiner. Vermutlich wird das dann mit den zwei Beplankungen wieder etwas geradegebogen. Man beachte, dass die Seitenwand vorne in den Vorsteven gesteckt wird, und von alleine fixiert ist. Auch die Aussparung für den Bugspriet wurde schon in die Seitenwand gefräst. Gut durchdacht!
Zwischenstand: sehr guter Bausatz, anfängerfreundlich konstruiert. Bis jetzt keinerlei Probleme!
Alex