29.12.1812 - 200 Jahre USS Constitution vs. HMS Java
Am 29.12.2012 war der 200. Jahrestag des Gefechts zwischen den Fregatten USS Constitution und HMS Java, eines der Fregattenduelle im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812. Zu diesem Jahrestag haben wir bereits während unserer Weihnachtspause eine Fotogalerie der Constitution im heutigen Zustand veröffentlicht. Hier ist der erste der zu diesem Jahrestag versprochenen weiteren Artikel:
Bei der Durchsicht der Liste mit den Jahrestagen stach mir einer ganz besonders ins Auge: das Gefecht zwischen USS Constitution und HMS Java am 29.12.1812. Die Constitution als eines der wenigen erhalten gebliebenen historischen Segelschiffe übte schon länger einen gewissen Einfluss auf mich aus. Das sich zum 200sten Mal jährende Datum nahm ich zum Anlass mich intensiver mit dem Geschehen und den beteiligten Schiffen auseinanderzusetzten. Während es von der Java kaum Material gibt, erhält man von deren Gegenspielerin eine Fülle an Informationen, Bilder und Planzeichnungen. Schließlich bestellte ich mir den Anatomy oft the Ship-Band der USS Constitution. Soweit ich das beurteilen kann, sind die darin enthaltenen Zeichnungen weitestgehend auf einen frühen Bauzustand des Schiffes bezogen und falls abweichend mit der entsprechenden Jahreszahl des Ausrüstungszustandes gekennzeichnet. Diese sollten mir als Grundlage dienen, um ein Modell der Fregatte zu bauen.
Beflügelt durch die guten Erfahrungen beim Scratchbau der Granado beschloss ich anlässlich des Jahrestages das Schiff in meinem bevorzugten Maßstab 1/350 zu planen. Die Hauptansichten und –schnitte sind erfreulicherweise oft in 1/175 abgedruckt, so dass ein abgenommenes Maß nur halbiert werden muss. Da ich noch ein paar Monate Vorlauf bis zu dem historischen Datum hatte, begann ich akribisch den Spanten- und Linienriss zunächst in mein CAD-Programm zu übernehmen, da ich mir das Spantgerüst fräsen lassen wollte. Gleichzeitig wollte ich bei dieser Gelegenheit herausfinden, wie viel Arbeit es bedeutet die Linien eines historischen Segelschiffes zu digitalisieren und daraus eine saubere Konstruktion mit tangentenstetigen Flächen zu erzeugen. Mehrere Abende verbrachte ich damit jeden einzelnen Spant und Horizontalschnitt zu übertragen. In die Planung floss ebenfalls mit ein, dass ich das Batteriedeck vollständig darstellen wollte.
Nachdem ich diese Fleißaufgabe absolviert hatte konstruierte ich aus den Spanten und Decks Wandstärkenteile ähnlich dem Gerüst von Kartonmodellen nur in anderen Dicken.
Ein Arbeitskollege war so freundlich mir anschließend anhand der Daten die benötigten Teile zu fräsen. Nachdem ich die einzelnen Spanten beschriftet und versäubert hatte, konnte ich sie zusammenstecken. Den Decksprung habe ich nur in Längsrichtung vorgesehen.
Beim Verkleben des Spantgerüsts verzichtete ich auf Standart-Plastikkleber. Ich befürchtete, dass sich die Klebestellen auf dem Batteriedeck abzeichnen könnten und sich das Gerippe verziehen könnte. Daher benutzte ich weitestgehend Acrylgel dessen Klebekraft ausreichend ist, aber das Material nicht anlöst. An einigen wenigen Stellen half ich mit ein paar Tröpfchen Sekundenkleber nach.
Die Decks sind sog. V-Groove-Platten von Evergreen. Zwischen den Ebenen und für das Schanzkleid habe ich keine weiteren Spanten vorgesehen.
Als nächstes musste ich den Hohlraum verfüllen. Zunächst markierte ich mir mit Maskiertape den Übergang zwischen Planken und Kiel.
Hier ergab sich eine wunderbare Möglichkeit alte Spachtelmasse aufzubrauchen. In mehreren Durchgängen brachte ich die Masse auf und lies sie anschließend 24 h durchhärten. Mit Nassschleifpapier und mehrere Abenden Freizeit brachte ich die Rumpfkontur in Form. Immer wieder musste ich hierbei Nachspachteln und erneut Schleifen.
Irgendwann kam jedoch der Moment, an dem ohne der restlichen Kontur des Schiffes das in Form Bringen wenig Sinn mehr machte. Dies war der Zeitpunkt mit dem Aufbau der Wände des Batteriedecks und des Schanzkleides auf dem Oberdeck zu beginnen.
Ich klebte über die ganze Länge des Decks ein Profil, welches bis zur Unterkante der Stückpforten reicht. Dabei orientierte ich mich an den Kanten des Decks, da diese gleich der Außenkontur des Überwasserschiffs in diesem Bereich sind.
Als nächstes waren die Stückpforten an der Reihe. Ich nahm das Maß zwischen dem Heckspiegel und dem ersten Trempelrahmen von achtern aus von den AOTS Plänen ab und längte ein im Querschnitt passendes Profilstück ab. Da mir dies als Maßbezug für die restlichen Pforten dienen sollte, musste ich es sorgfältig an die vorgesehene Stelle kleben.
Als Platzhalter für die Breite des Durchbruchs der Stückpforten dienten mir quadratische Messingprofile mit 1 mm und 1,5 mm Breite, da ich 2,5 mm benötigte ein derartiges Profil aber nicht griffbereit hatte. Die genaue Länge der Füllstücke maß ich mir aus meinen zuvor angefertigten CAD-Daten. Abwechselnd backbord- und steuerbordseitig klebte ich die Wandstücke an. In den Pausen die sich durch die Trocknungszeit des Klebers ergaben plante ich meine nächsten Arbeitsschritte.
Kurz vor dem Bug klebte ich zuerst an den Steven ein Wandstück mit etwas Überlänge, da sich trotz aller Sorgfalt immer ein paar Ungenauigkeiten einschleichen können (und ich meinen Berechnungen nicht ganz hundertprozentig vertraute). Das letzten Wandstücks gab mir schließlich die hintere Kante der vordersten Stückpforte vor. Mit einem Skalpell und einer Vierkantfeile erweiterte ich zum Bug hin die Öffnung auf das gewünschte Maß.
Abschließend setzte ich oben eine weitere durchgehende Profilleiste auf. Um den Mastfüßen einen sicheren Halte zu garantieren verklebte ich mehrere dicke Profilleisten zu drei Klötzen. An den Positionen der Masten setzte ich diese dann auf das Batteriedeck.
Parallel dazu machte ich mir Gedanken über die Details des Schiffes. Als nächstes wollte ich die Lafetten der 24 Pfünder im Batteriedeck bauen. Weil diese später kaum noch einsehbar sein würden, gestaltete ich sie auch nur rudimentär. Den Grundkörper bildeten Vierkantprofile mit seitlich aufgesetzten Platten. Somit ist die korrekte Höhe der Kanonenrohre und der Seitenhalt gewährleistet.
Anschließend befasste ich mich mit den Marsen. Diese haben bei der Constitution eine beachtliche Größe und es lassen sich einige Details darstellen. Die errechneten Maße zeichnete ich auf 0,25 mm Platten auf und schliff sie in Form. Als nächstes klebte ich ebenfalls 0,25 mm dicke und 0,75 mm breite Leisten mit etwas Überlänge auf.
Die Überstände schnitt ich dem Verlauf der Außenkontur der Mars folgend ab und schliff sie in Form. Umlaufend klebte ich eine weitere 0,25 mm x 1 mm messende Leiste in mehreren Stücken auf.
An den Unterseiten befestigte ich zuerst die Trestletrees an die ich dann die Crosstrees anstückelte. Der Abstand der ersteren wird durch die Mastdurchmesser vorgegeben.
Der vorerst letzte Arbeitsgang an den Marsen war das Anbringen der Marsreling. Dazu klebte ich 0,5 mm Rundmaterial auf die achtere Kante. Obenauf setzte ich anschließend ein 0,5 x 0,5 mm Profil.
Sven