Modell: US Raleigh-class Frigate (32 guns), 1776-83
Hersteller: Turner Miniatures
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck (stl-Datei)
Art.Nr.: AOA-US-1
Preis: 5,99 US $ (auf myminifactory.com)
Das Original
Die 32-Kanonenfregatten USS Raleigh war eine der Fregatten, die während des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs für die Continental Navy, dem Vorläufer der US Navy, gebaut wurde. In den Kolonien, die versuchten unabhängig zu werden, gab es wenig Erfahrung mit dem Bau größerer Schiffe. Trotzdem gelang der Bau einiger guter Fregatten, wobei diese nicht so bemerkenswert waren, wie die späteren US-Fregatten, die im Krieg von 1812 zum Einsatz kamen. 1776-77 wurden insgesamt vier 32-Kanonenfregatten gebaut: Randolph, Hancock, Warren und Raleigh (eine fünfte, Washington, wurde unfertig vor der Fertigstellung zerstört, um sie nicht in britische Hände fallen zu lassen). Diese Schiffe wurden nach einem gemeinsamen Plan von unterschiedlichen Werften gebaut, so dass die Schiffe nicht identisch ausfielen - im Falle der Raleigh wurde der Bau wohl schon begonnen, bevor die offiziellen Pläne verfügbar waren, so dass von einem anderen Plan ausgegangen werden muss.
Die Berichte des ersten Kapitäns über Raleigh waren sehr positiv, sie sei anfangs sehr schnell gewesen, später aber weniger so, sowie manövrierfähig und ein gutes Seeschiff. Die Berichte der Royal Navy beschreiben die Raleigh als nicht besonders schnell und als nicht sehr seetüchtig, aber manövrierfähig in schönen Wetter.
Raleigh war 40,1 m lang, 10,4 m breit und verdrängte 697 t. Der Antrieb bestand aus einer Vollschiffstakelage und sie erreichte bis zu 11 kn.
Bewaffnung
26 x 12-Pfünder (Batteriedeck)
6 x 6-Pfünder (auf dem Poopdeck, später zehn 6-Pfünder?)
Raleigh wurde 1776-77 von John Langdon in Kittery, Maine gebaut. 1777 operierte sie auf ihren ersten Fahrt zusammen mit der 24-Kanonenfregatte USS Alfred im Atlantik. Die beiden Schiffen kaperten am 2. September die britische Brigg Nancy. Am 4. September griffen sie einen britischen Konvoi an, wurden aber von der 24-Kanonenfregatte HMS Camel (ein ehemaliges Handelsschiff) und den Sloops HMS Druid und HMS Weasel abgedrängt. Am 28. September kaperten die beiden US-Schiffe die britische Brigg Sally, später noch das Handelsschiff Granville. Am 9. März 1778 wurde die Alfred von dem 20-Kanonenschiff HMS Ariadne und der Sloop HMS Ceres aufgebracht, wobei die Raleigh nicht eingriff (oder eingreifen konnte) und dann im April 1778 wieder Neuengland anlief.
Am 25. September lief Raleigh wieder aus, um eine Brigg und eine Sloop nach Portsmouth zu geleiten. Das britische 20-Kanonenschiff HMS Unicorn und der Zweidecker (50-Kanonenschiff) HMS Experiment verfolgten Raleigh, die die beiden Handelsschiffe wieder in den Hafen geschickt hatte. Am 27. September holten die britische Schiffe Raleigh ein, die nach einem längeren Gefecht auf Wooden Ball Island auflief und aufgeben musste. Den Briten gelang es Raleigh wieder flott zu machen und sie als 32-Kanonenfregatte (Schiff 5. Ranges) HMS Raleigh in Dienst zu stellen. Sie kämpfte danach auf britischer Seite und unterstützte die Eroberung von Charleston 1780. Raleigh wurde 1781 außer Dienst gestellt und 1783 abgewrackt.
Der Bausatz
Turner Miniatures hat seine Modelle schon auf verschiedenen Plattformen angeboten, u.a. auf Shapeways. Dieses Modell habe ich als stl-Datei auf myminifactory.com gekauft, wo aktuell auch eine große Auswahl von Schiffen angeboten werden - überwiegend Schiffe aus der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, viele davon für 1/700 oder 1/600 entworfen. Die Modelle werden teilweise mit weiteren Teilen angeboten, oft, wie im Falle hier der Raleigh nur der Rumpf. Diesen druckte Jens Bartels für mich mit einem Elegoo Saturn 2 und Sunlu-Harz aus (vielen Dank!).
Der Rumpf besteht aus einem Teil. Geschütze, Gangspill, Relings, Steuerrad etc. sind schon mit angedruckt. Im Vergleich zu den Plänen in The History of the American Sailing Navy und The First Frigates (basierend auf den britischen Plänen nach der Erbeutung bzw. Abdruck des britischen Plans) ist der Rumpf von der Form gut wieder gegeben.
Die Galion ist etwas massiv dargestellt. Die Grätings folgen auch dem geschwungenen Verlauf der Galionsregel statt relativ eben zu sein. Bug- und Heckzier sind nicht dargestellt oder bestenfalls angedeutet (wie am Heckspiegel). Das untere Ende des Barkholz am Bug und Heck (dort über der Wasserlinie) ist hier nicht berücksichtigt (eventuell reicht es, wenn man es durch die Bemalung darstellt?). Das Barkholz ist insgesamt sehr massiv. Die Decksplanken sind zu weit und die Gravuren zwischen diesen zu tief. Es ist möglich etwas unter Back- und Poop bzw. die Verbindungen zwischen Back und Poop zu schauen, u.a. die Geschütze dort sind dargestellt. Laut The First Frigates hatte Raleigh (eventuell in britischen Diensten?) erst vier 6-Pfünder auf der Poop und zwei auf der Back, später dann acht auf der Poop und zwei auf der Back. Das Modell zeigt sechs 6-Pfünder auf der Poop. Ich konnte keinen klaren Hinweis finden, was richtig in US-Diensten war. Ein Modell im National Museum of the U.S.Navy (siehe Fotogalerie, Fotos 19-21) zeigt zehn 6-Pfünder, aber ob dies korrekt ist?
Man muss einiges selbst ergänzen, u.a. die Anker, Beiboote und Masten. In The History of the American Sailing Navy findet man auf S. 76 eine Rekonstruktion der Masten und Takelage basierend auf den Dimensionen der Spieren. Bemalt war das Schiff wahrscheinlich mit einem schwarzen Barkholz und einem sonst ockerfarbenen Rumpf.
Quellen
- Sailing Warships of the US Navy von Donald L. Canney, Rochester, 2001 (Buchbesprechung)
- The History of the American Sailing Navy von Howard I. Chapelle, New York (Wiederauflage der Auflage von 1949)
- The First Frigates. Nine-pounder and twelve-pounder frigates, 1748-1815 von Robert Gardiner, London, 1992
- Continental frigate Raleigh, 1776-1778 (Naval History and Heritage Command der US Navy)
- British Warships in the Age of Sail 1714-1792 von Rif Winfield, Barnsley, 2007 (Buchbesprechung)
- National Maritime Museum: Plan 1, Plan 2
- USS Raleigh (1776) (Wikipedia)
Fazit
Turner Miniatures bietet eine große Auswahl von Rümpfen, darunter auch die Fregatte Raleigh der US-amerikanischen Marine während des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs. Der Rumpf bietet eine gute Grundlage für ein Modell. Es muss aber noch einiges am Rumpf ergänzt werden und einiges kann verbessert werden, insbesondere die Decks mit den sehr breiten Decksplanken. Andere Teile, wie Masten, Beiboote und Anker, muss man selbst bauen bzw. sich aus anderen Quellen besorgen. Mit diesen Einschränkungen - Einschränkungen, die durchaus relevant sind - ist der Rumpf
empfehlenswert
Lars