Modell: Classe Thaon di Revel, PPA (pattugliatori polivalenti d'altura)
Hersteller: Delphis Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: DM 080
Preis: 70 €

Das Original

Die sieben italienischen Patrouillenschiffe der Thaon di Revel-Klasse, auch pattugliatori polivalenti d'altura (PPA) genannt, sind seit 2017 im Bau und scheinen für einen ähnlichen Einsatzzweck wie die deutschen Fregatten der Baden Württemberg-Klasse entworfen worden zu sein: als große, hochseefähige Patrouillenschiffe mit relativ großer Reichweite, deren Bewaffnung in der Grundversion zum Beschuss von Landzielen und der Bekämpfung asymmetrischer Bedrohungen ausgelegt ist, also für die typische Einsätze von NATO-Schiffen zwischen 1991 und 2022. Allerdings gibt es einen Unterschied: die PPA sind so ausgelegt, dass sie in drei Varianten ausgerüstet werden können: Light, Light+ und Full, wobei letztere Variante als vollwertiges Kampfsschiff ausgerüstet ist.

Die beiden leichter bewaffneten und ausgerüsteten Varianten sind so ausgelegt, dass sie zur vollbewaffneten Variante nachgerüstet werden können. Die Light-Variante hat nur eine relativ schwere Geschützbewaffnung und nur einen Radar, der für den Nahbereich optimiert ist. Die Light+-Variante hat zusätzlich einen Senkrechtstarter für Flugabwehrraketen, aber nur einen Radar, der für die Überwachung eines größeren Bereichs optimiert ist. Die Full-Variante verfügt zusätzlich über die vollständige Ausstattung mit Torpedorohren, Störkörperwerfern, Schleppsonar und beiden Radartypen. Alle Varianten können mit Teseo-Startern für Anti-Schiffsraketen nachgerüstet werden.

Alle Varianten haben einen relativ großen Hubschrauberhangar sowie zwei Mehrzweckbereiche: einer Mittschiffs, der mit Kränen ausgerüstet ist, acht 20-Fuß-Container oder relativ große Beiboote aufnehmen kann; einer achtern, in dem Spezialfahrzeuge, Beiboote, Drohnen oder weitere Unterkünfte untergebracht werden können. Die Klasse hat zwei sehr charakteristische Merkmale: einmal der Bug, der knapp über der Wasserlinie einen vorstehenden, fast rammbugartigen Vorsprung hat, der die Wirtschaftlichkeit erhöhen soll; außerdem erinnert die Brücke an das Cockpit eines Flugzeugs und kann von einer Person bedient werden.

Ursprünglich waren bis zu 16 Schiffe geplant, die die als Patrouillenschiffe ausgerüsteten Fregatten der Artigliere (Soldati/Lupo)-Klasse sowie die Korvetten der Minerva-Klasse sowie die Patrouillenschiffe der Cassiopea-, Sirio- und Comandanti-Klasse ersetzen sollten. Jetzt werden nur sieben Schiffe gebaut und statt weiterer Schiffe sollen mindestens acht Korvetten des Typs European Patrol Corvette (EPC) bestellt werden. Die ersten beiden Schiffe - Paolo Thaon di Revel (P 430) und Francesco Morosini (P 431) – wurden als Light-Variante 2022 in Dienst gestellt. Drei Schiffe sollen 2023-25 in der Light+-Variante fertig gestellt werden: Raimondo Montecuccoli (P 432), Marcantonio Colonna (P 433) und Ruggiero di Lauria (P 435). Die anderen beiden Schiffe - Giovanni delle Bande Nere (P 434) und Domenico Millelire (P 436) – sollen bis 2024-26 als Full-Variante gebaut werden. Es ist inzwischen vorgesehen, die beiden Schiffen der Light-Variante zur Full-Variante aufzurüsten.

Die Thaon di Revel-Klasse ist 143 m lang, 16,5 m breit und verdrängt voll beladen 6270 t (Light-Variante 5830 t und Light+-Variante 5880 t). Der Antrieb besteht aus einer Gasturbinen, zwei Dieselmotoren, vier dieselgetriebenen Generatoren und zwei Elektromotoren und leistet insgesamt 77.800 PS, womit 31,6 kn erreicht werden (10 kn diesel-elektrisch, 18 kn mit einem Dieselmotor, 25 kn mit zwei Dieselmotoren, 27 kn nur mit der Gasturbine). Die Besatzung besteht aus 90 (Light, Light+) bzw. 120 Personen (Full), plus 24 falls Hubschrauber eingeschifft sind. Es können bis zu 173 Personen unterbracht werden (203, wenn der achtere Mehrzweckbereich für die Unterbringung genutzt wird).

Bewaffnung
1 x 12,7 cm L/64 Oto Melara (Vulcano-Munition mit großer Reichweite möglich)
1 x 7,62 cm L/62 Oto Melara
2 x 2,5 cm Oto Melara Oerlikon KBA
4 x 1,27 cm Maschinengewehre
8 Teseo Mk.2/E Anti-Schiffsraketen (zwei Vierfachtstarter; bei allen Varianten nachrüstbar)
16fach Sylver A50-Senkrechtstarter (für Aster 15, 30 und 30B1-Flugabwehrraketen; Light+ und Full)
6 x 32,4 cm Torpedrorohre (zwei Drillingsrohre für MU-90-Torpedos; nur Full)
2 NHIndustries NH-90A oder ein Leonardo EH-101 Bordhubschrauber (plus Camcopter S-100-Drohne)

Der Bausatz

Delphis Models ist einer der älteren, noch aktiven Resinhersteller. Einige Jahre schien es so, als wäre der Hersteller nicht mehr aktiv, aber seit einiger Zeit sind wieder Bausätze auf der Seite des Herstellers erhältlich. Mehr und mehr des ursprünglichen Programms ist wieder verfügbar. Und es gibt einen neuen Bausatz: der eines italienischen Patrouillenschiffs der Thaon di Revel-Klasse (PPA).

Der Bausatz ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells und ähnelt der Machart älteren Bausätzen von Delphis Models, d.h. das Urmodell wurde wohl noch von Hand hergestellt und abgegossen. Der Rumpf entspricht von den Abmessungen dem Original, die Formgebung ist überwiegend auch gut getroffen. Nicht sicher bin ich mir bei der Form des Vordecks, die auf manchen Fotos etwas anders als im Bausatz wirkt (eventuell kein so gebogener Deckssprung, sondern ein mehr gerader?). Der unten an der Wasserlinie vorstehende Bugteil sieht auf den Fotos auf der Oberseite zu den Seiten hin mehr abgeschrägt aus. Bei meinem Exemplar ist genau in der Spitze dieses Teils eine Luftblase, so dass diese neu modelliert werden muss. An der Wasserlinie und unten am Rumpf muss noch etwas schleifen. Die Details an Deck sind etwas "verwaschen", insbesondere die Poller.


Die Aufbauten sind als zwei größere Blöcke als extra Teile gegossen. Bei den Radarantennen oberhalb der Brücke sieht man, dass Delphis hier die Full-Variante darstellt, also mit beiden Radartypen. Die Darstellung der Radarantennen finde ich nicht so gelungen. Wenn man abschleift und neu ersetzt, kann man natürlich auch leicht für die Light- und Light+-Variante anpassen. Die Details sind hier wieder etwas weich, die Kanten nicht so scharf ausgebildet. Der Hangar ist geschlossen dargestellt. Die Unterseite der beiden Aufbautenblöcke muss man noch etwas gerade schleifen. Die Passgenauigkeit zum Rumpf wirkt sonst gut.


Die Kleinteile sind so ausgelegt, dass hier alle Varianten darstellbar sein sollten, da der Sylver-Senkrechstarter und die Teseo-Starter als einzelne Teile ausgeführt sind, also auch weggelassen werden können (ersterer für die Light-Version, letztere habe ich noch bei keinem der Originale schon montiert gesehen). Es liegt ein EH-101-Hubschrauber bei (auf dem Foto links oben und rechts unten zu sehen), für den auch gegossene Rotoren beiliegen, die man durch Fotoätzteile (z.B. vom White Ensign Models) ersetzen kann. Die Details sind auch hier wieder etwas weich und teilweise mit Grat.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst die technischen Daten der Originale auf Italienisch, eine Übersicht der enthaltenen Teile, perspektivische Ansichten sowie Fotos der Aufbaublöcke, die die Positionen der einzelnen Teile erklären, Angaben über die Bemalung auf Italienisch und Englisch sowie eine Auflistung der Schiffe (mit einer etwas anderen Zuordnung zu den einzelnen Versionen, als die ich oben beschrieben habe).

Abziehbilder liegen dem Bausatz nicht bei. Eventuell entwirft Delphis Models oder Regia Marina noch einen Satz für diese Klasse (wie für einige andere Bausätze von Delphis Models).

Es empfiehlt sich Fotos der Originale in Bezug auf die genaue Ausrüstung zu suchen. Bisher sind nur zwei Schiffe in Dienst, so dass man vielleicht abwarten sollte, wenn man eine vollausgerüstete Variante (Full) bauen will.

Quellen

Fazit

Die italienischen Patrouillenschiffe der Thaon di Revel-Klasse (PPA) gehören zu den Neubauten der letzten Jahre mit der spektakulärsten Formen und es ist sehr zu begrüßen, dass Delphis Models sich diese Klasse für einen neuen Bausatz ausgesucht hat. Ich denke, dass aus dem Bausatz ein gutes Modell gebaut werden kann, aber im Vergleich zu anderen neuen Resinbausätzen hier mehr Nachtarbeit anfallen wird. Der Bausatz ist insgesamt

guter Durchschnitt


Lars