07.12.1941 - 70 Jahre Angriff auf Pearl Harbor

 

Deckelbild

Modell: Imperial Japanese Naval Aircraft Carrier Kaga
Hersteller: Fujimi
Maßstab: 1/700
Material: 7 Gußäste, ein Decalblatt, ein Metallgewicht, 8 Seiten Anleitung
Art.Nr.: 430300
Preis: 35,10 € (bei NNT)

Der japanische Angriff auf Pearl Harbor erfolgte von den sechs Flugzeugträgern Akagi, Kaga, Hiryu, Soryu, Shokaku und Zuikaku aus (siehe auch 07.12.1941 - 70 Jahre Angriff auf Pearl Harbor und Jahrestage auf Modellmarine). Von allen sechs Schiffen sind in den letzten Jahren neue Bausätze herausgekommen, darunter auch der neue Bausatz der Kaga von Fujimi.

Das Original

Der Flugzeugträger Kaga wurde 1920 als Schlachtschiff der Tosa-Klasse begonnen. Die Tosa-Klasse war, wie die vorausgehende Nagato-Klasse, als schnelle Schlachtschiffe konzipiert. Sie sollte einen 40,6 cm-Zwillingsturm mehr erhalten, so dass ihre Bewaffnung aus zehn 40,6 cm, 20 14 cm, vier 8 cm und acht 61 cm-Torpedos bestanden hätte. Um das Gewicht der verstärkten Bewaffnung auszugleichen, wurde die Dicke der Panzerung reduziert, ihre Stärke aber durch Schrägstellen erhalten.

Als Folge des Washingtoner Flottenvertrags musste der Bau der Tosa-Klasse eingestellt werden und die Schiffe verschrottet werden. Zwei Schlachtkreuzer oder Schlachtschiffe durften aber laut dem Vertrag zu Flugzeugträgern umgebaut werden. Ursprünglich waren die beiden Schlachtkreuzer der Amagi-Klasse - Amagi und Akagi - ausgewählt. Der unfertige Rumpf der Amagi wurde aber 1923 bei dem Großen Kantō-Erdbeben zerstört. Deshalb wurde entschieden als Ersatz die Kaga zum Flugzeugträger umzubauen. Auf den Rumpf wurden zwei Hangardecks aufgebaut. Insgesamt drei Flugdecks waren vorhanden, wobei die beiden unteren nur zum Start genutzt werden konnten. Das obere Flugdeck, das auch zum Landen genutzt wurde, war relativ kurz - ein Problem, das dadurch verstärkt wurde, dass Kaga im Vergleich zur Akagi kürzer war. Die Schornsteine, die seitlich unter dem Flugdeck nach hinten liefen, erhitzen die daneben liegenden Abteilungen stark und der Rauch zog dazu oft über das Flugdeck. Die Eigenbewaffnung fel sehr schwer aus: zehn 20,3 cm-Geschütze (zwei Zwillingstürme, sechs in Kasematten) und zwölf 12 cm-Flak. 60 Flugzeuge konnten in den Hangars untergebracht werden.

Um die Probleme des ursprünglichen Entwurfs zu lösen, wurde Kaga von 1934-36 umgebaut. Hierbei fielen die unteren beiden Startdecks weg und das obere Flugdeck sowie die beiden Hangardecks wurden nach vorne verlängert. Die beiden 20,3 cm-Zwillingstürme wurden ausgebaut, stattdessen erhielt sie achtern vier weitere 20,3 cm-Geschütze in Kassematten. Dazu kamen acht neue 12,7 cm-Zwillingsflak sowie elf 2,5 cm-Zwillingslafetten. Insgesamt 72 Flugzeuge (sowie 18 als Reserve nicht montiert) konnten mitgeführt werden. Die nicht zufriedenstellenden Schornsteine wurden durch einen großen an Steuerbord ersetzt. Statt der Brücke an der Unterkante des obersten Flugdecks erhielt sie eine Insel an Steuerbord. Der Torpedoschutz wurde durch zwei Torpedowülste verbessert. Um die Geschwindigkeit zu erhöhen, wurde der Rumpf achtern verlängert und neue stärkere Maschinen eingebaut. Wegen der erhöhten Verdrängung konnte die Geschwindigkeit aber nur um 0,8 kn verbessert werden.

Kaga war nach dem Umbau 247,65 m lang, 32,5 m breit und verdrängte 43 650 ts. Ihre vier Turbinen-Sätze und acht Kesseln leisteten 127 040 PS, womit 28,34 kn erreicht wurden.

Kaga wurde 1920-29 bei Kawasaki und der Marinewerft Yokosuka gebaut. 1932 wurde sie zur Unterstützung der japanischen Bodentruppen in China während des Shanghai-Zwischenfalls eingesetzt. Nach dem Umbau in der Marinewerft Sasebo kam sie 1937 erneut gegen China im Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg zum Einsatz. 1939-40 wurde sie erneut umgebaut.

Am 07. Dezember 1941 war Kaga einer der sechs Träger, von denen aus die Angriffe auf Pearl Harbor geflogen wurden. Laut Angaben ihrer Piloten wurden dabei die Schlachtschiffe Nevada, Oklahoma, Arizona, California, West Virginia und Maryland getroffen sowie 21 amerikanische Flugzeuge zerstört. Sie selbst verlor 15 Flugzeuge.

1942 unterstützte sie die Landung auf Rabaul, am 9. Februrar lief sie auf ein Riff vor Palau, wodurch ihre Geschwindigkeit auf 18 kn reduziert wurde. Trotzdem nahm sie an einem Angriff auf Darwin, Australien teil, wobei acht Schiffe, darunter der Zerstörer USS Peary, versenkt wurden. Darauf unterstützte sie Landung auf Java, wurde aber dann zur Reparaturen der durch das Auflaufen verursachten Schäden nach Sasebo geschickt.

Kaga war Teil der japanischen Flotte beim Angriff auf Midway und wurde am 4. Juni 1942 durch Dauntless-Sturzkampfbomber des Trägers USS Enterprise so schwer getroffen, dass sie durch den Zerstörer Hagikaze selbst versenkt werden musste. 811 Mann der Besatzung starben.

Im Mai 1999 wurde das Wrack durch das US-amerikanische Forschungsschiff Melville in 5200 m Tiefe geortet. Im September 1999 konnte das Forschungsschiff USNS Sumner Fotos der Wrackteile machen.

Der Bausatz

Der jahrzehnte-alte 1/700-Bausatz der Kaga von Hasegawa wurde jetzt durch einen vollkommen neuen Bausatz im Maßstab 1/700 von Fujimi überflüssig gemacht. Möglich ist der Bau der Kaga im Zustand von 1941/42. Sie kann nur als Wasserlinienmodell gebaut werden. Die Abmessungen sind korrekt  wiedergegeben und auch die Form des Rumpfs und der Aufbauten ist richtig dargestellt.

Der Spritzling A enthält die Rumpf-Seitenteile. Es sind viele Details angeformt, z.B. „Augenbrauen“ über den Bullaugen. Imposant sind auch die vielen Öffnungen, Unterbauten für die 12,7 cm-Flak sowie die Kasematten für die 20,3 cm-Geschütze.

Auf dem Spritzling B finden sich die Wasserlinienplatte, die Decks an Bug und Heck sowie Abstandshalter für die Rumpfseiten.

Spritzling C: Das Flugdeck hat sehr feine Gravuren. Die Verstrebungen an der Unterseite könnten für meinen Geschmack etwas mehr Höhe haben. Auch die Öffnungen der Lifte könnten tiefer sein.

Das größte Teil am Spritzling D ist der obere Hangar achtern. Weiterhin enthalten sind viele Streben, Teile der Insel und der Schornstein. Manche Verstrebungen wirken zu dick und dürften durch Ätzteile besser darstellbar sein.

An den Spritzlingen E und F, die je zweimal beiligen, finden sich 12,7cm-Flak-Zwillinge sowie 25 mm-Zwillinge und -Drillinge. Die 25 mm-Flak ist nicht so klein und fein wie die Teile von FineMolds, aber immer noch ein erheblicher Fortschritt gegenüber älteren Angeboten.

Der Spritzling G ist zweimal vorhanden: Er beinhaltet fünf verschiedene Arten von Booten, die gut detailliert sind.

Auf den Spritzlingen I und J, die ebenfalls je zweimal beiliegen, finden sich weitere Boote, die ebenfalls sehr gut gemacht sind.

Die Spritzlinge PG, PH und PI, die dreimal enthalten sind, sowie Q sind im klaren Plastik gespritzt. Enthalten sind neun Flugzeuge - je drei Mitsubishi A2M2 "Zero", Nakajima B5N2 "Kate" und Aichi D3A1 "Val" - sowie Scheinwerfer in klarem Plastik. Die Flugzeuge bestehen aus je 7 Teile, u.a. auch Tanks, Bomben bzw. Torpedos.

Der Spritzling R umfasst Kasemattgeschütze, Stützen für das Flugdeck am Bug sowie verschiedene Streben. Auch hier können diverse Teile mit Fotoätzteilen besser dargestellt werden.

Am Spritzling S findet man das Bootsdeck achtern, Stützen des Flugdecks, Waffen, Davits und Boote.

Der Spritzling T enthält überwiegend Plattformen. Wie beim Flugdeck könnten die Streben höher sein.

Abziehbilder

Der Bogen beinhaltet Flugdeckstreifen, Hoheitsabzeichen der Flugzeuge und Flaggen.

Anleitung

Man wird in 15 übersichtlichen Schritten durch den Bau geführt. Die Anleitung ist auf Japanisch. Lediglich allgemeine Hinweise und Farbangaben (für Gunze-Farben) sind mehrsprachig. Aus der Anleitung geht - ohne Japanisch-Kenntisse - nicht klar hervor, warum zwei oder drei Stützen des Flugdecks vorne angebracht werden können. Das dritte Paar wurde nachgerüstet, entweder kurz vor dem Zweiten Weltkrieg oder erst während des Kriegs.

Optionaler Fotoätzteilsatz

Modell: Imperial Japanese Naval Aircraft Carrier Kaga
Hersteller: Fujimi
Maßstab: 1/700
Material: Fotoätzteile
Art.Nr.:  G-UP 43
Preis:  ca. 22,5 €

Von Fujimi ist extra ein Fotoätzteilsatz erhältlich, u.a. die Reling und Flugdecknetze (schon richtig abgelängt), diverse Abstützungen, Peilrahmen, Niedergänge und Türen enthält.

Die Anleitung besteht aus einer Reihe von Fotos eines teilweise gebauten Modells, auf dem die Ätzteile angebracht sind. Zeichnungen könnten hier übersichtlicher sein.

Quellen

  • Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970 von Siegfried Breyer, München, 1970
  • Japanese aircraft carrier Kaga
  • Kaga (1928)
  • Conway’s All the World Fighting Ships 1922-1946 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1980
  • Bildband aus der Reihe Maru-Special sowie Mechanism of Japanese Aircraft Carriers in japanischer Sprache

Fazit

Der neue Bausatz der Kaga von Fujimi stellt einen deutlichen Fortschritt gegenüber dem alten Hasegawa-Bausatz dar. Formenbautechnisch gehört der Bausatz zu den besten, was es aktuell gibt. Lediglich bei den 25 mm-Flak gibt es inzwischen besseres, auch die Unterzüge könnten besser ausgeprägt sei. Ein Nachteil ist auch die geringe Anzahl von nur neun Bordflugzeugen. Es empfiehlt sich, den dazu gehörigen Ätzteilsatz G-UP 43 zu verwenden. Insgesamt ist der Bausatz zusammen mit dem zusätzlichen Ätzteilsatz

alt sehr empfehlenswert

Ralf und Lars