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Modell: French Submarine Surcouf
Hersteller: Hobby Boss
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol
Art.Nr.: 83522
Preis: ca. 16,50 €

Das Original

Der Unterseekreuzer Surcouf (N N 3) (benannt nach dem französischen Kaperkapitän Robert Surcouf) war das größte U-Boot der französischen Marine im Zweiten Weltkrieg und bis zur Einführung der Sen Toku-Klasse der Kaiserlichen Japanischen Marine auch das größte U-Boot der Welt.

Das U-Boot war eine konventionelle Zweihüllenboot-Konstruktion mit Dieselmotoren von Sulzer für die Überwasserfahrt und Elektromotoren für die Tauchfahrt. Der Bootskörper war für Tauchtiefen bis 80 m Tiefe ausgelegt. Die Alarmtauchzeit des U-Kreuzers war mit zwei Minuten sehr lang. Trotzdem galt die Surcouf für ihre Größe als schnell und beweglich.

Eine Besonderheit der Konstruktion war die Möglichkeit, ein Bordflugzeug mitzuführen. Im hinteren Bereich des Turmes befand sich ein druckfester Hangar, in dem ein Wasserflugzeug vom Typ Besson MB-411 untergebracht war. Das Flugzeug musste demontiert werden, um es in dem engen Hangar zu lagern. Der Zeitaufwand für das Ausladen und Montieren bzw. Demontieren und Einladen betrug jeweils ca. 30 Minuten.

Ursprünglich war die Mitnahme eines Motorbootes geplant. Das Boot hätte eine Reichweite von 70 Seemeilen und eine Geschwindigkeit von 18 Knoten gehabt und sollte der Artilleriebeobachtung dienen. Eine weitere Aufgabe wäre das Übersetzen von Krisenkommandos gewesen. Später wurde aber auf das Beiboot verzichtet.

Die Artillerie-Bewaffnung des leichtgepanzerten Bootes bestand aus zwei 203-mm-Geschützen in einem begrenzt schwenkbaren Zwillingsturm. Die Geschütze waren zweieinhalb Minuten nach dem Auftauchen feuerbereit und konnten mit einer Feuergeschwindigkeit von drei Schuss pro Minute schießen. Die größtmögliche Rohrerhöhung war 30°. Die Reichweite der Geschütze betrug 27.500 m. Der Munitionsvorrat umfasste 600 Schuss. Ein Geschoss wog 123,2 kg. Die Feuerleitzentrale war mit einem 4-Meter-Raumbildentfernungsmesser mit einer Reichweite von 12.000 m ausgestattet. Lediglich die britische M-Klasse hatte größere Deckgeschütze. Das Kaliber der Geschütze ist auf den Washingtoner Flottenvertrag von 1922 zurückzuführen, der für Schiffe, die keine Schlachtschiffe waren, eine Geschützarmierung von höchstens 203 mm erlaubte. Die Geschütze des U-Kreuzers waren vom selben Modell wie die Hauptbewaffnung der 10.000 ts großen französischen Washington-Kreuzer. Die Surcouf war die einzige U-Boot-Konstruktion nach dem Washingtoner Flottenvertrag, die das größte erlaubte Kaliber ausnutzte.

Die Luftabwehr des U-Bootes setzte sich aus zwei 37 mm-Flugabwehrkanonen in Einzellafetten und vier 13,2 mm-Maschinengewehren in Doppellafetten zusammen.

Die Torpedobewaffnung bestand aus acht 550 mm- und vier 400 mm-Torpedoausstoßrohren. Vier 550 mm-Rohre befanden sich im Bug und waren intern nachladbar. Dazu kamen, wie bei französischen U-Booten dieser Zeit üblich, vier 550 mm- und vier 400 mm-Rohre in Vierfachsätzen (schwenkbar) außerhalb des Druckkörpers im mittleren und hinteren Teil des Bootes.

Nach einem Werftaufenthalt auf den britischen Bermudas ging die Surcouf am 18. Februar 1942 auf dem Marsch in die französische Kolonie Martinique infolge einer Kollision mit dem US-amerikanischen Frachter Thomson Lykes in der Nähe des Panamakanals verloren. Alle 130 Seeleute (weitere Schätzung: über 150) an Bord fanden bei dem Untergang den Tod. Dies ist die größte bisher verzeichnete Opferzahl bei einem Totalverlust eines U-Bootes.

Surcouf war 110 m lang, 9 m breit. Zwei Dieselmotoren lieferten 7.600 PS auf zwei Schrauben und ermöglichten eine Geschwindigkeit von 8,5 kn getaucht und 18 kn aufgetaucht bei einer Verdrängung von 4.373 t getaucht und 3.300 t aufgetaucht.

Der Bausatz

Bisher gab es den Bausatz der Surcouf nur von Heller im Maßstab 1/400. Nun erscheint der interessante französische U-Kreuzer als absolute Formenneuheit unter dem Label Hobby Boss in 1/350.

In einer stabilen Box findet der Modellbauer insgesamt vier Spritzlinge, davon ein Gussrahmen für das Bordflugzeug als Klarsichtteil, eine Fotoätzteil-Platine, ein Decalblatt sowie eine Bau- und Bemalungsanleitung. Der Guss ist gratfrei auf dem aktuellen Stand der Zeit, an sichtbaren Teilen gibt es weder Auswerfermarken noch Sinkstellen und von der Form und den Abmessungen her ist der Rumpf für den Maßstab korrekt wiedergegeben.

Die beiden Rumpfhalbschalen punkten mit guten Oberflächendetails in Form von Flutschlitzen und Schweißnähten, das Holzdeck hat eine feine Plankentruktur. Der Rumpf bietet keine Wasserlinienoption, so dass der Modellbauer hier die Säge ansetzen oder den Rumpf in einer entsprechenden Grundplatte "versenken" muss.

Rumpf Spritzling B Rumpf

Spritzling B enthält den Kommandoturm mit integriertem Hangar in der Version ab 1939. Die Ursprungsform von 1934 wurde dazu um 85 cm angehoben und liegt dem Bausatz leider nicht bei, so dass der Turm modifiziert werden muss, sofern man die Surcouf mit der Turmversion des Auslieferungszustandes von 1934 bauen möchte. Weiterhin sind enthalten die Teile für den schwenkbaren Zwillingsturm mit den 20,3-cm-Geschützen, die Ruderanlage, Wellen, Schrauben, Antennen, Bewaffnung, Periskope und das Entfernungsmessgerät. Die Antennenmasten trug die Surcouf nur im Zustand von 1934 bis etwa 1936. Die Klarsichtteile für das Bordflugzeug, im Original eine teilweise zerlegte Besson MB 411, sind noch gut detailliert. Trumpeter und demzufolge Hobby Boss liefern schon seit längerem das zu Schiffsmodellen dazugehörige Bordgeschwader leider in Klarsichtausührung. Die Teile sind wegen der relativ spröden Materialbeschaffenheit für den Modellbauer nicht immer einfach zu verarbeiten.

Kommandoturm Bewaffnung, Ruderanlage Bordflugzeug

Die Fotoätzteile

Die beiliegende Fotoätzteil-Platine in relativ guter Qualität enthält Relingteile für Hauptdeck und Turm sowie einige Kleinteile zur weiteren Detaillierung und ein reliefgeätztes Namensschild für das Display.

Fotoätzteile

Decals

Das beiliegende Decalblatt ist ohne Versatz sauber gedruckt, enthält Flaggen, Kokarden für das Bordflugzeug und zwei Turmkennungen. Die Kennung in roter Farbe trug der Kommandoturm der Surcouf nach Profile Morskie Band 104 ungefähr September 1941.

Abziehbilder 

Die Anleitung

Der Bauplan liegt als Faltblatt im DIN-A-4-Format bei und führt den Modellbauer in fünf gut und verständlich dargestellten Baustufen sicher zum Ziel, so dass hier auch der Modellbaunachwuchs keine Probleme haben dürfte. Der Farbplan zur Lackierung zeigt die Surcouf im Tarnschema Februar 1941 mit weißer Turmkennung, bezieht sich auf das Farbsortiment von insgesamt fünf Herstellern und enthält auch die Anweisung zur Platzierung der beigefügten Decals. Historische Quellen zur exakten Lackierung der Surcouf inklusive Unterwasserschiff habe ich nicht gefunden, da auch einige  Farbschemen im Web aus russischer Quelle den U-Kreuzer mit dunkelgrauem Unterwasserrumpf zeigen.

Bauplan Bauplan Farbschema

Quelle

  • Erminio Bagnasco Uboote im 2. Weltkrieg, Motorbuch Verlag, 1997

Fazit

Der Bausatz ermöglicht den Bau eines recht gut wiedergegebenen Modell der Surcouf im Bauzustand ab 1939. Ein Manko ist, dass die ursprüngliche Turmversion des Auslieferungszustandes 1934 fehlt, aber der Enthusiast wird hier nach Zeichnung und Maßangaben im Profile-Morskie-Heft entsprechend nacharbeiten können. Für eine Wasserlinien-Option muß der Schiffsmodellbauer die Säge ansetzen, oder das Modell in eine entsprechende Grundplatte einpassen.

alt empfehlenswert

Jörg