Lenkwaffenzerstörer Changsha Deckelbild

Modell: Chinese Navy Type 052D Missile Destroyer Changsha (173)
Hersteller: Bronco Models
Maßstab: 1/350
Material: Plastik, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 5040
Preis: 44,99 €

Das Original

Die Changsha (长沙) ist der zweite Lenkwaffenzerstörer des Typs 052D, der auch Kunming-Klasse bzw. Luyang III-Klasse (NATO-Bezeichnung) genannt wird. Diese Klasse stellt die Weiterentwicklung des Typs 052C (Lanzhou-Klasse bzw. Luyang II-Klasse) dar. Beide Klasse ähneln sich im Erscheinungsbild, allerdings wurden die Flächen zur Reduzierung der Radarstrahlen weiter angewinkelt.

Dies bietet die Option für den Einbau eines, gegenüber der Vorgängerklasse, vergrößerten und vermutlich Flüssigkeitsgekühlten Multifunktionsradars (APAR – Active Phased Array Radar). Weiterhin wurde der Hubschrauberhangar weiter in Richtung der Schiffsmitte und der Radar-Mast in Richtung Heck versetzt.

Zum Innenleben der Schiffe und der technischen Ausrüstung ist man verständlicherweise auf Spekulationen angewiesen. China geht mit diesen Informationen nicht unbedingt offen um. Die Luyang III-Klasse verfügt über ein 64-Zelliges, vertikales Abschusssystem (VLS) der neusten Generation, mit dem verschiedene Arten von Flugkörpern gegen Über- und Unterwasserziele sowie gegen Luftziele abgefeuert werden können. Als Rohrwaffe wird ein neuentwickeltes 130 mm Geschütz vom Typ H/PJ38 CIWS in einem geschlossenen Turm auf der Back eingesetzt. Gegen kleinere Ziele und als Nahbereichsabwehrwaffe, z.B. zur Abwehr von Terror- oder Piratenangriffen, werden elfrohrige 30 mm Maschinenkanonen eingesetzt. Diese Waffen sollen, gemäß chinesischen Angaben, 10.000 Schuss/Minute abfeuern, gegen Flugkörper mit einer Geschwindigkeit bis zu Mach 4 wirken und eine Trefferrate von angeblich 96 % haben.

In chinesischen Medien wird dieser neue Schiffstyp als „chinesischer Aegis“-Klasse, die über ähnliche Fähigkeiten wie die Arleigh-Burke-Klasse verfügen sollen. Es wird in Fachkreisen darüber spekuliert, dass das auf den Typ 052D-Zerstörern eingesetzte Radar die Fähigkeit haben soll, Stealth-Flugzeuge wie z.B. die neue F-35 zu orten und zu bekämpfen.

Auf jeden Fall scheint die chinesische Marine über einen neuen und sehr effektiven Schiffstyp entwickelt zu haben, der der US Navy besonders in Hinsicht auf die Expansion im südchinesischen Meer Kopfschmerzen bereiten könnte.

Der Bausatz

Als ich gebeten wurde, die Bausatzbesprechung für dieses Modell zu machen war mein erster Gedanke „Hm, von chinesischen Schiffen habe ich ja so überhaupt keine Ahnung. Und irgendwie ist China so weit weg. Und die Marine? Mir fällt nicht EIN Schiffsname ein.“ Aber dann lies ich mich auf dieses „Abenteuer“ ein, betrat Neuland und muss sagen, dass ich es nicht bereue.

Als erstes öffnen wir mal den Karton. Der Inhalt wirkt zunächst sehr überschaubar. Ein in Längsrichtung zweigeteilter Rumpf. Das ist für Wasserlinienbauer grundsätzlich erstmal doof, aber bei näherem Hinsehen erkennt man, das die Wasserlinie an der Rumpfinnenseite als breite Schneidkante markiert ist. Der Weg von der Vollrumpf- zur Wasserlinienoption ist also optimal vorbereitet. Und um die Freude perfekt zu machen, liegt die Wasserlinienplatte als gesondertes Bauteil bei. Letzteres wird übrigens auch als Stabilisierung bei der Vollrumpfvariante verwendet. Die Rumpfteile passten bei einer Trockenpassung perfekt aufeinander.

Aber dennoch sind es auf den ersten Blick nicht wirklich viele Teile, die man verbauen muss. Neben den oben genannten Rumpfteilen liegen dem Bausatz vier große Spritzlinge für das Schiff bei. Auf dem Spritzling A findet man das Backdeck, das Helideck und Teile der Aufbauten. Auf dem Spritzling B findet das 130 mm Geschütz, Boote, Rumpfteile und diverse Kleinteile. Der zweifach beiliegende Spritzling C bietet eine Vielzahl von weiteren Kleinteilen für alle Schiffsbereiche. Auf den ersten Blich sehen alle Teile sehr gut und sauber aus. Dass bei einem Bausatz von Bronco keine Fischhäute zu finden sind, erklärt sich fast von selbst. Auswerfmarkierungen habe ich auch vergeblich gesucht.

Weiterhin findet man, in einzelne Tüten eingeschweißt, jeweils ein Teil der Aufbauten und das Brückendeck mit sehr sauber dargestellten, offenen Fenstern. In einem separaten Karton befindet sich ein großes, sehr filigran ausgeführtes Aufbautenteil. Auswerfmarkierungen habe ich auch vergeblich gesucht.

Auf einer Ätzteilplatine finden sich diverse Reling- und Antennenteile sowie diverse weitere Kleinteile.

Auf einem Decalbogen befinden sich die Helideckmarkierungen, Flaggen, und die Schiffsnummern.

Zum wenig dekorativen Ständer (Modell „Klotz“) liegt eine ergänzende Ätzteilplatine mit dem Schiffsnamen bei.

Auf dem transparenten Spritzling E finden sich die beiden Rumpfhälften des Bordhubschraubers. Vervollständigt wird der Hubschrauber durch die Teile des Sptitzlings D (Rotorblätter ein- und ausgeklappt, Rumpfteile) und einen kleinen Decalbogen.

All die vorgenannten Bauteile versprechen, sich zu einem schönen, aber nicht wirklich aufregenden Bausatz zusammenzufügen.

Die Bauanleitung ist sehr deutlich und übersichtlich und führt in insgesamt 16 Schritten zum Ziel. Auf der letzten Seite befindet sich eine Bemalungsanleitung als Farbzeichnungen von allen Seiten des Schiffes und des Hubschraubers. Die Farben werden, mit abweichender Vollständigkeit, aus den Sortimenten von Mr. Hobby, Hobby Color, Humbrol und Tamiya angegeben. „Witzig“ hierbei: Für die überwiegend zu verwendende Farbe „Light Gray“ wird von keinem Anbieter eine Farbnummer genannt.

Wenn man sich aber die Bauanleitung Schritt für Schritt durchsieht, findet sich aber die eine oder andere Preziose.

Alles fängt mit den beiden im Bereich des Hangars zu platzierende Speedbooten an. Die Boote sind wirklich sehr schöne Modelle im Modell mit Bootskränen, Bootswiegen und sogar fotogeätzten Schrauben. Die Rolltore an Back- und Steuerbord können, so wie das Hangartor selbst, offen und geschlossen dargestellt werden.

Schon im nächsten Bauschritt kam dann der zweite „wie genial ist das denn?!“-Moment. Im VLS-Starter können acht der 32 Raketensilos offen dargestellt werden, wobei (und das ist der Clou) die Raketen in den Silos angedeutet sind. Man könnte natürlich fragen, warum Bronco das nicht bei allen Silos vorgesehen hat. Aber acht von 32 ist ja auch schon was und wir wollen ja nicht undankbar sein.

Nicht so schön gelöst sind meines Erachtens die Brückenfenster. Hier liegt nämlich kein Teil für die Verglasung vor. Also entweder begnügt man sich mit offenen Fenstern als Löcher (nein!) oder lässt sich etwas einfallen (Transparente Deckel von Quark- oder Joghurtbechern, Acrylgel … wie auch immer).

Auf der Haben-Seite steht aber, dass eine Vielzahl an Kleinteilen (Antennen, Leitern etc.) aus Ätzteilen den Zukauf von speziellen Ätzteilsätzen nicht zwingend erforderlich machen.

Mein persönliches Highlight sind die Antennen des Typ 517HA VHF Radars (Mittschiffs). Diese sehr filigranen Antennen des Langstrecken-Luftradars (Reichweite rund 300 km) liegen zum Einen als Kunststoffteile und zum Anderen als unglaublich feine Ätzteile bei. Letztere sind zumindest auf den Zeichnungen atemberaubend.

Fazit

Letztendlich bin ich froh, mich auf den „Trip nach China“ eingelassen zu haben. Mit der Changsha bietet Bronco ein wirklich schönes Modell zu einem absolut angemessenen Preis. Für 40 € bekommt man hier jede Menge Modellbauspaß. Natürlich gibt es Dinge, die man besser darstellen kann und Details, die zu einer gewissen Nacharbeit anregen, aber das sind minimale Punkte. Nach der eingehenden Beschäftigung mit diesem Modell kribbelt es mich in den Fingern, mit dem Bau zu beginnen. Letztendlich würde ich dem Bausatz angesichts des Preis-Leistungsverhältnisses nahezu die volle Punktzahl geben. Einen Punkt ziehe ich für die fehlende Brückenverglasung und den „Klotzständer“ ab.

alt empfehlenswert

Jens

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster