Deckelbild

Modell: French Frigate Suffren (D602) 1990
Hersteller: Niko Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 7085
Preis: 55 €

Das Original

Die Suffren war das Typschiff der ersten mit Lenkwaffen ausgerüsteten Klasse, die für die französische Marine entworfen wurde. Wie die ebenfalls in den 1960ern gebauten amerikanischen "Fregatten" (DLG) der Leahy- und Belknap-Klasse sowie die britische County-Klasse wurde die Suffren-Klasse entworfen, um die Flugzeugträger zu geleiten. Sie wurde sowohl mit Lenkwaffen gegen Flugzeuge als auch gegen U-Boote ausgerüstet, wodurch sie wie die amerikanischen und britischen Schiffe relativ groß ausfielen (kein Wunder, dass die Klasse in französischen Publikationen teilweise bei den Kreuzern zu finden ist).

Charakteristisch für die Klasse war der gewaltige DRBI-23B 3D-Radar, der unter einem Random auf der Brücke angebracht ist. Dieser Radar kam nur bei dieser Klasse zum Einsatz. Auch Masurca-Flugabwehrraketen erhielt nur die Suffren-Klasse sowie die Colbert nach dem Umbau zum Lenkwaffenkreuzer. Die Malafon-U-Jagd-Raketen waren dagegen schon zuvor auf dem Zerstörer La Galissonnière (T56) erprobt worden und wurden auch auf den Zerstörern Aconit, der Tourville-Klasse sowie den U-Jagd-Varianten der Surcouf-Klasse (T 47) eingesetzt.

Von der Suffren-Klasse wurden nur zwei Schiffe - Suffren (D 602) und Duquesne (D 603) - gebaut. Weitere Schiffe wurden wegen finanzieller Engpässe nicht gebaut. Die Schiffe wurden als Lenkwaffenfregatten bezeichnet, waren aber als Zerstörer klassifiziert.

Beide Schiffe wurden wiederholt modernisiert, so dass sie über 30 Jahre in Dienst bleiben konnten. Suffren erhielt 1970-72 in Brest den variablen Tiefensonar und neue Masurca-Raketen. 1978-80 wurden in Toulon die beiden 3 cm-Geschütze entfernt und vier Exocet-Starter sowie vier 2 cm-Geschütze installiert. 1988-89 wurden in Toulon die Kommandosysteme und die Masurca-Raketen modernisiert. Dazu erhielt sie statt DRBV-50 eine DRBV-15A-Suchradarantenne, DBRC-33A-Feuerleitradar für die Geschütze (statt DBRC-32A) sowie eine neue Ausrüstung für elektronische Gegenmaßnahmen inklusive Sagaie-Störkörperwerfer. 1998-99 wurden der Masurca-U-Jagd-Raketenstarter entfernt.

Suffren ist 158 m lang, 15,57 m breit und verdrängte voll beladen 7380 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Dampfturbinensätze und vier Kessel. Insgesamt leisteten die Maschinen 72 500 PS, womit ursprünglich 34 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 345 Personen zusammen.

Bewaffnung 1990
2 x 10 cm Modèle 64-Einzellafetten
4 x 2 cm F2-Einzellafetten
4 x 1,27 cm M2-HB-MG
4 x MM38 Exocet-Anti-Schiffsraketenstarter
1 x Masurca-Zwillings-Flugabwehrraktenstarter (48 Raketen)
1 x Malafon-U-Jagd-Raketenstarter (13 Raketen, die L4-Torpedos mitführen)
4 x 53,3 cm-Torpedorohre (fest eingebaut, 10 L5 Mod 4-Torpedos)

Suffren wurde von 1962-67 auf der Marinewerft Lorient gebaut und geleitete ab 1968 die Träger Clemenceau und Foch. Ihr Heimathafen war Brest. 1975 wurde sie zur Mittelmeerflotte mit Heimathafen Toulon verlegt. 1983-84 war sie wiederholt im Libanonkonflikt eingesetzt,1987-88 geleitete sie während des Iran-Irak-Kriegs mit dem Schwesterschiff Duquesne den Träger Clemenceau im Persischen Golf  (Mission Prométhée). 1993-94 geleitete sie Clemenceau während des Einsatzes in der Adria zur Unterstützung der UNPROFOR während des Bosnienkriegs (Opération Balbuzard). 2001 wurde Suffren außer Dienst gestellt und 2009 wurde sie gestrichen. Sie wird seitdem bei Raketenzentrum auf der Île du Levant als Wellenbrecher verwendet.

Der Bausatz

Niko Model hat mit diesem Bausatz ein weiteres europäisches Schiff aus der Zeit des Kalten Kriegs herausgebracht - und in Bezug auf die Aussehen sicher eines der auffälligsten, was bisher gebaut wurde. Der Bausatz stellt den Zustand nach der letzten großen Modernisierung von 1988-89 und vor dem Ausbau des Malafon-Starters 1998 dar.

Der Bausatz ist für den Bau eines Wasserlinienmodells ausgelegt. Auf dem Rumpf ist der Großteil der Aufbauten bereits angegossen, selbst die Lafetten für die 2 cm-Geschütze auf dem achteren Aufbau (die vor der Brücke fehlen allerdings). Von der Form her sind die Teile richtig wieder gegeben, der Rumpf ist aber 2,7 mm zu kurz. Die Detaillierung und der Guss sind sehr gut. An der Wasserlinie gibt es etwas Überstand, den man leicht entfernen kann.

Der Aufbauten werden durch die gewaltige Kuppel des DRBI-23B-Radars sowie die Schornstein/Mast-Kombination vervollständigt. Auch hier ist der Guss sehr gut. Die Platten auf der Radarkuppel sind fein eingraviert. Beide Teile haben Passstifte, die aber nur mit etwas Anpassung auch in die Gegenstücke passen.

Hier weitere Teile wie Exocet-, Masurca- und Malafon-Starter, 10 cm-Geschütze, DRBC-33A- und DRBR-51-Feuerleitradar, Syracuse- und InMarsat A-Satellitenantennen, Beiboote, Rettungsinseln...

Auch diese Teile sind sehr gut detailliert. Leider fehlen die beiden AMBL-2A Sagaie-Täuschkörperwerfer, die auf den, im Bausatz vorhandenen, Plattformen neben dem achteren kleinen Mast standen.

Ein gutes Beispiel für die Detaillierung sind die Teile für das massive und komplex aufgebaute DUBV-43B-Tiefensonar:

Dazu sind noch Drahtteile verschiedener Stärken enthalten, u.a. für den Mast, Flaggstengen und Stabantennen.

Die Fotoätzteile

Die Platine umfasst zahlreiche Teile für die beiden Masten, den DBRV-15A-Radar, Teile für die Exocet-Starter, Ankerketten, Anker, Fallreeps, Gestelle für Rettungsinseln, 2 cm-Geschütze, Leitern und Reling. Die Reling ist für die verschiedenen Plattformen bereits abgelängt, für den Rumpf und die meisten Aufbautendecks muss man dies selbst machen. Die Platine ist nicht aus Messing, sondern aus einem stabileren Material (Neusilber?).

Leider hat Niko Models nur drei 2 cm-Geschütze beigelegt - die beiden Geschütze vor der Brücke, deren Lafetten auch nicht am Rumpf angegossen sind, wurden vergessen. Das dritte Geschütz ist wohl als Reserve gedacht, falls beim Zusammenbau etwas schief geht. Diese Geschütze ähneln stark den Oerlikon-Geschützen aus dem Zweiten Weltkrieg, so dass man hier schon die fehlenden Exemplare auftreiben wird. Auch die vier 1,27 cm MG, von denen zwei vor der Brücke (hinter den 2 cm-Geschützen) und zwei am achteren Ende des Oberdecks (Backdecks) standen, sind nicht enthalten. Diese dürften aber beim Original nicht permanent montiert gewesen sein, so dass man eventuell auch beim Modell auf sie verzichten kann.

Abziehbilder

Die Abziehbilder enthalten die Kennungen, Schiffsnamen, Markierungen für die Luft-See-Versorgung (VERTREP) und Flaggen. Bei den Flaggen ist der weiße Teil ein extra Abziehbild, was mit dem bunten kombiniert werden muss. Die Kennung und der Schiffsname liegen nur für die Suffren bei, nicht aber für das Schwesterschiff Duquesne (D603).

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Auflistung der Teile und einer Bauanleitung, die in 22 Stufen gegliedert ist. Dabei werden die Positionen der Teile an einem 3D-Modell gezeigt. Für einige Teile würde man sich zusätzlich für die Positionierung Seitenansichten und Aufsichten wünschen.

Die Farbangaben beziehen sich auf Heller und Humbrol und ist für die meisten Teile klar. Nur bei Details, z.B. dass der Random der InMarsat A-Satellitenantenne (Teil 26) weiß gestrichen ist, bleiben unklar. Die auf dem Deckelbild weiß bemalten Syracus-Satellitenantennen (Teile 27) waren beim Original grau. Der blaue Anstrich der Masurca-Raketen bezieht sich auf Übungsraketen, scharfe Raketen sind weiß gestrichen.

Quellen

  • Frégate Suffren (Net-Marine)
  • Suffren-Klasse (Wikipedia)
  • La frégate lance-missiles Suffren, un redoutable destroyer antiaérien von Bernard Dumortier in Marines guerre & commerce N° 56 Août/Septembre 1998, Nantes, 1998
  • 100 ans Marine française. Croiseurs. Garde-côtes. Hors-série de Marines Magazine N°2 Septembre 2002, Nantes, 2002
  • Pläne aus dem Archiv des Service historique de la défense (aktuell nicht online)
  • La frégate D 603 Duquesne von Raymod Rebould in Navires & Histoire N° 29 (Avril 2005), Outreau, 2005
  • Conway’s All the World’s Fighting Ships 1947-1995 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1995
  • The Encyclopedia of Warships from World War II to the present day von Robert Jackson (Herausgeber), Hoo, 2006

Fazit

Bisher sieht es mit Bausätzen von nach 1945 gebauten französischen Schiffen im Maßstab 1/700 eher mau aus und umso positiver ist es, dass Niko Models eine der auffälligsten je gebauten "Fregatten" als Bausatz herausgebracht hat und damit eine Lücke schließt. Der Bausatz ist sehr gut detailliert und mit Abziehbilder und Fotoätzteilen auch sehr komplett. Schade ist, dass zwei 2 cm-Geschütze und die Sagaie-Täuschkörper vergessen wurden. Insgesamt ist der Bausatz meiner Meinung nach trotzdem

alt sehr empfehlenswert

Lars