Modell: HMS Renown 1916
Hersteller: NNT
Maßstab: 1/700
Art. Nr.: 70010
Material: Resin, Ätzteile, Messingrohre, Kupferdraht
Preis: 118 € (Preisschild auf Schachtel)
Original
Im August 1914 kehrte Lord Fisher, bekannt für seine Aussage "Geschwindigkeit ist der beste Schutz", als Erster Seelord zurück. Er ersetzte den deutschstämmigen Prinz Ludwig von Battenberg (später Mountbatten). Bald darauf errangen zwei britische Schlachtkreuzer einen leichten Sieg über Graf Spees Kreuzergeschwader bei den Falkland-Inseln. Er beantragte sofort, das bereitgestellte Material für zwei der Schiffe der modifizierten Revenge-Klasse, die nicht mehr gebaut werden sollten, für zwei Schlachtkreuzer zu nutzen. Mit der Bauzeit für Dreadnought im Sinn, sollten die Schiffe in 15 Monaten fertiggestellt werden, was allerdings nicht zu erreichen war. Mit 19 bzw. 20 Monaten war die Bauzeit trotzdem recht kurz. Um zusätzlich Zeit zu sparen, wurde die Maschinenanlage der Tiger dupliziert, allerdings mit drei zusätzlichen Kesseln.
Die Schiffe wurden von der Marine mit gewissen Bedenken akzeptiert. Die zwei langen Reihen mit Bullaugen zeigten, dass es nur einen schmalen Streifen Panzerung in der Wasserlinie gab. Zudem war diese nur maximal 15,2 cm dick, nicht mehr als bei der etwa 10000 Tonnen kleineren Invincible. Auch mit den unhandlichen Drillingsgeschützen der Mittelartillerie war man nicht voll zufrieden.
Noch vor der Indienststellung wurde das Schiff wieder in die Werft geschickt und der Schutz verstärkt. Außerdem hat man den vorderen Schornstein um rund 1,8 m erhöht. Die Schiffe durchliefen in der Folgezeit mehrere Umbauten, z.B. erfolgte ein größerer Umbau 1923-1926 und ein Totalumbau 1936-1939.
Das Schiff hatte im Ersten Weltkrieg keine Kampfeinsätze. Bezüglich der Geschichte im Zweiten Weltkrieg möchte ich beispielsweise auf die Bauberichte zur Renown von White Ensign Models verweisen (z.B. hier).
Daten bei Fertigstellung:
Konstruktionsverdrängung: 26500 ts
Länge über alles: 242,17 m;
Breite: 27,45 m;
mittlerer Einsatztiefgang: 8,92 m
Antrieb:
42 Babcock- & Wilcox-Kessel auf Brown-Curtis Turbinen; 112.000 WPS für 31,5 kn auf 4 Wellen;
Reichweite: 3650 sm/10 kn
Bewaffnung:
3x2 38,1 cm;
5x3 + 2x1 10,2 cm;
2x1 7,6 cm Flak;
5 Maxim-MG;
2x1 533 mm TR (Unterwasser, seitlich vor Turm A)
Besatzung:
967 Offiziere und Mannschaften (als Flaggschiff)
Kiellegung: 25. Januar 1915 bei Fairfield, Glasgow
Stapellauf am 4. März 1916
Fertigstellung: 20. September 1916
Schicksal: 1947 zum Abbruch verkauft und im folgenden Jahr in Faslane verschrottet.
Bausatz
Die Ankündigung des Erscheinens dieses Bausatzes kam ziemlich überraschend. Da ich aber bereits den Bausatz der Renown im Bauzustand von 1942 (WEM) und der Repulse 1941 (Tamiya) besitze, konnte ich nicht widerstehen, dieses elegante Schiff auch im Ursprungszustand zu erwerben. In diesem wird es gezeigt, noch vor der Indienststellung, mit gleich hohen Schornsteinen.
Die Verpackung besteht aus einer stabilen Schachtel. Der Rumpf ist in Luftpolsterfolie eingewickelt und mit einem Klebeband an der Schachtel fixiert. Somit wird eine mögliche Beschädigung der restlichen Teile durch dieses große Teil verhindert. Die restlichen Gießäste sind in kleinen Tüten verpackt und durch Heftklammern voneinander getrennt.
Der Rumpf ist ein imposantes Stück Gusstechnik mit vielen bereits angeformten Details. Da wären Pilzkopflüfter, Decküberhänge, feine Strukturen auf dem Deck (die Renown hatte keine Holzdecks), um nur einige zu nennen. Die Ankerklüsen verdienen besonderes Lob wie auch die Streben der Wellenbrecher, die offensichtlich auch ohne Ätzteile zu verwirklichen sind. Hier sprechen die Fotos für sich.
An den schrägen Kanten zu den Aufbauten an der Backbordseite muss etwas gespachtelt werden. Auch sind bei meinem Rumpf einige der Noppen der Form, die für die Bullaugen sind, abgerissen und müssen ausgebohrt werden. Zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass der Überguss an der Unterseite ungleichmäßig ist, was ein vorsichtiges Abschleifen notwendig macht. Die erwähnten Dinge sollten jedoch problemlos zu beheben sein.
Die Kleinteile sind hervorragend gegossen und erfordern wenig Nacharbeit. Beachtlich die Scheinwerfer und die Sekundärgeschütze. Diese Drillinge würde ich mir gerne auch für die Repulse von Tamiya anschaffen können. Die Schornsteine weisen eine schöne Plattenstruktur auf, sind innen ausgehöhlt und haben Rauchrohre.
Leider haben die Hauptgeschütztürme die falsche Form. Sie sollten, wie man auf Photos des Originals gut sehen kann, den gleichen Durchmesser haben wie die Barbetten, sind jedoch vorne zu schmal. Auch fehlen zwei Sichthauben neben der in der Mitte im vorderen Bereich an der Oberseite. Decks und Plattformen sind auf einer äußerst dünnen Trägerfolie und sehr sauber gegossen. Die Boote sind ebenfalls fein detailliert. Die offenen Boote sind hohl und werden mit Ätzteilen für deren Bänke ausgestattet. Eine gute Idee. Die Teile für Masten und Bäume sind gerade und können verwendet werden. Möchte man takeln, kann man überlegen, manche dieser Teile durch Metall zu ersetzen. Die Geschützrohre sind in drei Varianten vorhanden: Zweimal in Resin, mit und ohne Manschetten sowie gedrehte Messingrohre. Die Flaggen liegen als Abziehbilder bei und sind oben neben den Geschützrohren zu sehen.
Die beiliegenden Ätzteile sind wegen der enthaltenen Reling als komplett zu bezeichnen. Wie bereits erwähnt, bin ich auf das sicher gut aussehende Ergebnis mit den Beibooten gespannt.
Anleitung
Die Anleitung beginnt mit einer Übersicht der Bauteile, in der diese Nummern zugeteilt bekommen. Dadurch wird der Zusammenbau gewiss sehr erleichtert. Es folgen vier Seiten, auf denen die Montage von Bug bis Heck mit den realen Teilen gezeigt wird. Im jeweils folgenden Schritt sind die vorher installierten Teile an Platz. Mir gefällt diese Lösung sehr gut. Die letzte Seite bringt Bemalungshinweise anhand von Humbrol-Farben. Ein Takelplan fehlt leider.
Quellen
- Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970; Pawlak, 1970; ISBN 3-88199-474-2
- Campbell: Warship special 1 – Battlecruisers; Conway Maritime Press Ltd., 1978; ISBN 0 85177 130 0
- Northcott: Ensign 8 – Renown and Repulse; Battle of Britain Prints International, 1978; SBN: 0-900913-12-6
- Preston: Battleships of World War I; Arms & Armour Press, 1972; SBN 85368 496 0
- Raven/Roberts: Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges, Band 1; Bernard & Graefe Verlag, 1980; ISBN 3-7637-5191-2
- Roberts: Battlecruisers; Caxton, 1997; ISBN 1 84067 530 6
Fazit
Vorteile:
- Sehr gute Anleitung
- Hochwertige Teile
- Kompletter Bausatz
Nachteile:
- Falsche Form der Hauptgeschütztürme
- Relativ hoher Preis
Mit diesem Bausatz schließt NNT eine weitere Lücke im Angebot der britischen Schlachtkreuzer. Leider ist er nicht völlig fehlerfrei, überzeugt jedoch durch hohe Gussqualität, eine hervorragende Bauanleitung und seine Vollständigkeit. Mit den gedrehten Rohren und den Ätzteilen relativiert sich auch der Preis.
Ralf Schuster