Anzac-Klasse (ursprüngliche Version)

Modell: Royal Australian Navy Anzac-class frigate (Pre ASMD Modification)
Hersteller: Dodo Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Messingrohr, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 70008
Preis: 76,8 € (bei NNT)

Anzac-Klasse (modernisierte Version)

Modell: Royal Australian Navy Anzac-class frigate (Post ASMD Modification)
Hersteller: Dodo Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Messingrohr, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 70007
Preis: 76,8 € (bei NNT)

Das Original

Die Anzac-Klasse geht auf eine Ausschreibung der australischen und neuseeländischen Marine in den 1980ern zurück. Ziel war es, ihre Fregatten der River- bzw. Leander-Klasse zu ersetzen. Unter den Konkurrenzentwürfen waren u.a. der britische Typ 23, die deutschen Klassen 122 und MEKO 200, die französische F2000-Klasse, die italienische Maestrale-Klasse, die kanadische Halifax-Klasse, die niederländische M-Klasse, die norwegische Nordkapp-Klasse und die südkoreanische Ulsan-Klasse. Die Wahl fiel auf den deutschen MEKO 200-Entwurf und es wurden acht Fregatten für die australische und zwei für die neuseeländische Marine bestellt. Sie wurden von australischen und neuseeländischen Werften gebaut.

Die australische Marine erhielt Anzac, Arunta, Warramunga, Stuart, Parramatta, Ballarat, Toowoomba und Perth (FFH 150 bis 157). Für die neuseeländische Marine wurden Te Kaha (F77) und Te Mana (F111) gebaut. Ursprünglich hatte Neuseeland die Option für zwei weitere Schiffe, da aber die Anschaffung sehr umstritten war, wurden nur zwei Schiffe gebaut.

Der MEKO 200-Entwurf war sehr erfolgreich, von 1985 bis 2006 wurden insgesamt 25 Fregatten gebaut. Neben den australischen und neuseeländischen Schiffen gingen acht an die türkische Marine (MEKO 200TN, Yavuz- und Barbaros-Klasse), drei an die portugiesische Marine (MEKO 200PN) und vier an die griechische Marine (MEKO 200HN, Hydra-Klasse).

Die Anzac-Klasse hat einen etwas längeren Rumpf als die ersten Schiffe des MEKO 200-Entwurfs - die Yavuz- und Vasco da Gama-Klasse - und ähnelt am meisten der griechischen Hydra-Klasse sowie den letzten beiden Schiffen der türkischen Barbaros-Klasse. Wie bei diesen ist am Bug ein Schanzkleid vorhanden. Auch die Bewaffnung ähnelt den griechischen und türkischen Fregatten. Alle verfügen über Senkrechtstarter für Sea Sparrow (später ESSM)-Flugabwehrraketen statt des Mk 29-Starters der früheren Schiffe und haben ein 12,7 cm-Geschütz. Die australischen Schiffen haben zudem Harpoon-Anti-Schiffs-Raketen, die allerdings im Gegensatz zu den meisten anderen MEKO 200-Fregatten nicht hinter sondern vor der Brücke aufgestellt sind. Dafür verzichten die australischen Schiffe auf Nahbereichsabwehrgeschütze, während die neuseeländischen Fregatten ein Phalanx auf dem Hangar haben. Damit ähneln sie mehr den griechischen Schiffen mit zwei Phalanx (vor der Brücke und auf dem Hangar), hingegen tragen die türkischen Schiffe drei Sea Zenith-Geschütze (vor der Brücke und neben dem Hangar, der deshalb nicht die volle Schiffsbreite einnimmt)). Auch bei den Sensoren gibt es Unterschiede: So verfügt die Anzac-Klasse über einen SPS-49-Radar, während die meisten anderen MEKO 200-Fregatten einen DA-08-Radar haben (Ausnahme Hydra-Klasse mit MW-08 und Barbaros-Klasse mit AWS9). Die australischen Fregatten sind mit Seahawk-Hubschraubern ausgestattet (ursprünglich S-70B-2, die aktuell durch MH-60R ersetzt werden), während von den neuseeländischen Fregatten Kaman SH-2G Super Seasprite fliegen.

Die australischen Schiffe wurden 2010-17 modernisiert, wobei statt des Gittermasts ein leichterer, verkleideter als Fockmast errichtet wurde. Die bedeutenste Änderung ist der massive neue Großmast, der neben dem SPS-49-Radar auch die CEAFAR und CEAMOUNT phasengesteuerten Radars trägt. Auch das Buggeschütz, die Harpoon-Raketen und Torpedos wurden durch neuere Varianten (teilweise schon früher) ersetzt. Die neuseeländischen Schiffe sollen ebenfalls modernisiert werden, wobei die Sea Sparrow-Raketen durch Sea Captor ersetzt werden sollen.

Die Anzac-Klasse ist 118,0 m lang, 14,8 m breit und verdrängt 3600 t. Der Antrieb besteht aus zwei Dieseln und einer Gasturbine, die insgesamt 47.852 PS leisten, womit 27 kn erreicht werden. Die Besatzung besteht aus 163 (australische Marine) bzw. 140 (neuseeländische Marine) Personen.

Bewaffnung (australische Schiffe)
1 x 12,7 cm L/54
2 x 1,27 cm Mini-Typhoon (nicht immer an Bord)
8 Harpoon-Anti-Schiffsraketen (zwei Vierfach-Starter)
32 ESSM-Flugabwehrraketen (achtzelliger VLS Mk 41-Senkrechtstarter, vier ESSM pro Zelle; ursprünglich eine Sea Sparrow pro Zelle)
6 x 32,4 cm-Torpedorohre (ursprünglich MK 46-Torpedos, heute MU 90-Torpedos)
1 Bordhubschrauber (ursprünglich Sikorsky S-70B-2 Seahawk, heute MH-60R Seahawk)

Bewaffnung (neeseeländische Schiffe)
1 x 12,7 cm L/54
1 x 2 cm Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschütz
2 x 1,27 cm Mini-Typhoon (nicht immer an Bord)
8 Sea Sparrow-Flugabwehrraketen (achtzelliger VLS Mk 41-Senkrechtstarter)
6 x 32,4 cm-Torpedorohre (MK 46-Torpedos)
1 Kaman SH-2G(I) Super Seasprite-Bordhubschrauber

Die australischen Schiffe wurden 1993 bis 2006 von Tenix Defence, Williamstown, gebaut (Segmente aber auch im australischen Newcastle und neuseeländischen Whangarei), die neuseeländischen Schiffe wurden 1994-99 auf der gleichen Werft gebaut. Die australischen Schiffe dienten 1999 in Osttimor, wiederholt im Persischen Golf, darunter auch während des Dritten Golfkriegs, und im Indischen Ozean gegen Piraten. Die neuseeländischen Schiffe dienten u.a. 1999 in Osttimor, 2000/01 in den Salomonen und wiederholt im Persischen Golf und Indischen Ozean.

Der Bausatz

Die Bausätze der Anzac-Klasse sind die ersten Bausätze des Typs MEKO 200 im Maßstab 1/700. Es sind sowohl Bausätze vom chinesischen Hersteller EV Model als auch vom US-amerikanischen Hersteller Dodo Models erschienen. Dodo Models bietet zwei Varianten an: die australische Schiffe vor und nach der Modernisierung.

Die beiden Varianten unterscheiden sich schon beim Rumpfteil, an das in beiden Fällen bereits der Großteil der Aufbauten angegossen ist. Der Rumpf für die ursprüngliche Version stellt die Öffnungen unterhalb des Hubschrauberdecks dar, die bei der Modernisierung verschlossen wurden. Der Rumpf ist von der Form sehr stimmig, der Knickspant ist z.B. sehr gut wiedergegeben. Der Rumpf ist ca. 1,5 mm zu kurz und etwas zu schmal, was aber nicht weiter auffallen sollte. Der Guss und die Detaillierung der Teile ist sehr gut, z.B. der Unterbau des 12,7 cm-Geschützes oder die Schornsteinoberseiten.

Bei beiden Bausätzen, die ich gekauft habe, und auch bei einigen anderen Bausätzen, war das vordere Ende des Schanzkleids am Bug abgebrochen. Es brach aber in einem Stück ab und ließ sich leicht wieder ankleben.

Drei Gussrahmen sind in beiden Bausätzen identisch. Hier finden sich diverse Antennen, Torpedorohre, Rettungsinseln, Feuerleitradar, Behälter der Harpoon-Raketen (das Gestell des Starters besteht aus Fotoätzteilen, siehe unten), Festrumpfschlauchboote (RHIB) und der Seahawk-Bordhubschrauber. Auch hier ist die Detaillierung und Gussqualität sehr gut. Bemerkenswert sind die z.B. die Sitze auf den Booten. Der Hubschrauber ist auch sehr gut gemacht. Er scheint die aktuelle MH-60R-Variante darzustellen. Für die ältere SH-60B (S-70B-2)-Variante muss man den FLIR-Turm am Bug entfernen - wobei ich sowieso gespannt bin, ob es mir gelingt, den Seahawk mit diesem Turm vom Gussast zu entfernen.

Spezifisch für die Variante vor der Modernisierung sind nur relative wenige Resinteile, u.a. die alte Form des 12,7 cm-Turms, der alte niedrige Großmast, die Spitze des Fockmasts und noch mal Torpedorohre. Warum diese zwei Mal beiliegen, ist mir nicht klar. Die Teile am Gussast oben dürften etwas mehr Nacharbeit erfordern, als die beiden zusätzlich beigelegten. Aber maßstabsgetreue Torpedorohre, z.B. um die zu großen aus den alten Pit-Road-Bausätzen (heute noch im Angebot von Dragon) zu ersetzen, braucht man ja oft.

Für die modernisierte Version liegen etwas mehr spezifische Resinteile bei. Am auffälligsten ist der neue Großmast, der wie der neue Fockmast, sehr gut gemacht ist. Außerdem findet man hier die neue Form des 12,7 cm-Turms, die Spitze des Großmasts und, wie im Bausatz der Version vor der Modernsierung, weitere Torpedorohre.

Zuletzt liegt dem Bausatz noch ein gedrehtes Messingrohr für das 12,7 cm-Geschütz bei.

Die Fotoätzteile

Beide Bausätze enthalten je drei Fotoätzteilplatinen. Zwei davon liegen beiden Bausätzen bei. Auf diesen findet sich u.a. das Hubschrauberdeck, die Sicherheitsnetze für dieses Deck, Rotoren für den Seahawk, bereits abgelängte Reling, die Gestelle der Harpoon-Starter, der SPS-49-Radar, die Namensschilder der australischen Schiffe, Fallreeps, Störkörperwerfer, Maschinengewehre und viele weitere Details.

Die spezifische Platine für die Version vor der Modernisierung ist relativ umfangreich, was überwiegend daran liegt, dass die Klasse ursprünglich einen Gittermast als Fockmast hatte. Die meisten Teile sind für diesen Mast.

Im Vergleich dazu ist die spezifische Platine für die modernisierte Version deutlich weniger umfangreich. Auch hier finden sich diverse Teile für die neuen Maste und einige andere Antennen.

Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen die Kennnummern für alle australischen Schiffe, die Hubschrauberdeckmarkierungen, Warnkreise und Flaggen. Markierungen für den Hubschrauber liegen nicht bei, aber diese waren auch sehr dezent. 

Die Anleitung

Hier zuerst die Anleitung des Bausatzes im Zustand vor der Modernisierung. Sie umfasst eine Seitenansicht und eine Aufsicht mit Angaben für die Abziehbilder sowie zwölf Zeichnungen, die den Zusammenbau erklären. Der Zusammenbau sollte - zumindest Modellbauern mit etwas Erfahrung - keine großen Schwierigkeiten bereiten. Für die größeren Resinteile gibt es auch Passstifte, so dass deren Positionen klar sind. Angaben für die Bemalung fehlen vollständig und bei den kleineren Abziehbildern wird man auf Fotos verwiesen, die man selbst suchen muss.

Die Anleitung des Bauatzes für die Version nach der Modernisierung ist identisch aufgebaut.

Will man eines der australischen Schiffe bauen, empfiehlt sich eine sorgfältige Recherche, um die Unterschiede zwischen den Schiffen und den verschiedenen Bauzuständen, insbesondere vor der Modernisierung mit dem neuen Großmast, zu identifizieren.

Wer eines der neuseeländischen Schiffe bauen will, sollte sich den Bausatz des Zustands vor der Modernisierung (70008) besorgen. Hier sind einige Änderungen notwendig, u.a. muss man die Harpoon-Starter weglassen, einen Phalanx auf dem Hangar ergänzen und den Seahawk durch einen Seasprite ersetzen. Die notwendige SH-2G-Version gibt es von SNAFU auf Shapeways, fotogeätzte Rotoren für die Seasprite hat White Ensign Models im Sortiment.

Der Bausatz für die ursprüngliche Version wäre wohl auch die beste Grundlage, um eine der anderen MEKO 200-Klasse zu bauen. Aber hier sind in allen Fällen größere Umbauten notwendig. Am ähnlichsten sind die Schiffe der griechischen Hydra-Klasse (MEKO 200HN), für die man u.a. Phalanx vorne und auf dem Hangar ergänzen, den Hauptradar austauschen, die Harpoon-Starter repositionieren und das erste Aufbautendeck mittschiffs modifizieren müsste. Bei den türkischen Schiffen der Barbaros-Klasse wären größere Umbauten des Bereichs um den Hangar notwendig, um die Zenith-Geschütze unterbringen zu können. Um die ersten beiden Schiffe der Barbaros-Klasse zu bauen, müsste man auch das Schanzkleid am Bug entfernen und hinter den Schornsteinen einen Mk 29-Starter statt des Senkrechtstarters einbauen. Die ersten türkischen Schiffe (Yavuz-Klasse) und die portugiesischen Schiffe (Vasco da Gama-Klasse) haben einen kürzeren Rumpf, was den Umbau sehr komplex machen würde.

Quellen

Fazit

Die beiden Bausätze der australischen MEKO 200-Fregatten (Anzac-Klasse) von Dodo Models zeichnen sich durch sehr gute Detaillierung, gute Gussqualität und Vollständigkeit (Messingrohre, Fotoätzteile und Abziehbilder sind enthalten) aus. Soweit ich es bisher sagen kann, sind sie sowohl von der Qualität als auch vom Preis besser als die Bausätze von EV Model. Letztere enthalten aber wahrscheinlich zumindest Abziehbilder für die neueseeländischen Schiffe. In der Qualität dieser Dodo Models-Bausätze wünscht man sich weitere von modernen Schiffen und auch weitere Varianten des MEKO 200-Entwurfs, z.B. die portugiesische Vasco da Gama-Klasse. Insgesamt ist der Bausatz

alt sehr empfehlenswert

Lars