Modell: DDG-163 Amatsukaze 1965
Hersteller: Pit-Road
Maßstab: 1/700
Material: Spritzguss, Abziehbilder
Art.Nr.: J88
Preis: 39,4 € (bei NNT Modell + Buch)
Das Original
Der 1965 fertiggestellte Lenkwaffenzerstörer Amatsukaze (あまつかぜ, DDG-163) war das erste mit Flugabwehrraketen ausgerüstete Schiff der japanische Marine und gehörte zu der ersten Generation, die mit Tartar-Flugabwehrraketen bewaffnet war.
Ursprünglich sollte Amatsukaze auf den Zerstörern der Akizuki-Klasse beruhen, aber diese erwiesen sich als zu klein für das Lenkwaffensystem. Stattdessen erhielt sie einen Rumpf, der von den Formen her eine vergrößerte Variante der Isuzu-Klasse-Geleitzerstörer war. Dieser Rumpf bewährte sich gut und war auch das Vorbild für die folgenden Klassen. Der achtere Teil des Schiffs wurde für den Lenkwaffenstarter und die dazu gehörigen Feuerleitgeräte verwendet. Originell ist, dass es ganz achtern einen Hangar für ein Beiboot mit entsprechendem Kran gab, der an die Flugzeughangars und -kräne der späteren US-Kreuzer des Zweiten Weltkrieg erinnert. Aus Kostengründen erhielt der Zerstörer als Sekundärbewaffnung nur 7,62-cm-Geschütze. Trotzdem waren die Kosten so hoch, dass nur ein Schiff gebaut wurde. Erst acht Jahre später wurde die nächste Klasse von Lenkwaffenzerstörern begonnen, die drei zwischen 1973 und 1983 gebauten Schiffe der Tachikaze-Klasse.
Amatsukaze wurde mehrfach modernisiert. Bereits 1967-68 wurden ihre U-Jagd-Fähigkeiten verbessert. Sie erhielt einen neuen Sonar und mittschiffs (zu einem späteren Zeitpunkt?) einen ASROC-U-Jagd-Raketenstarter. Die seitlich abwerfbaren Mk 2-Torpedos wurden durch zwei 32,4-cm-Drillingstorpedorohre ersetzt. 1969-72 wurden ihre Flugabwehrfähigkeiten verbessert. Die Tartar-Raketen (RIM-24) wurden durch SM-1 (RIM-66A) ersetzt und die Feuerleitgeräte entsprechend modernisiert. Der hintere Mast wurde durch einen Vierbeingittermast ersetzt und sie bekam dort einen SPS-39A (?) statt des ursprünglich vorhandenen SPS-39-Radars. Am Ende seiner Dienstzeit hatte der Lenkwaffenzerstörer SPS-52-Radar, mir ist aber nicht bekannt, wann dieser an Bord kam. Die etwa zum Zeitpunkt dieser Modernisierung fertiggestellte deutsche Lütjens-Klasse hatte schon bei Indienststellung SPS-52. Eventuell erhielt auch Amatsukaze schon so früh SPS-52 statt SPS-39? 1977-78 wurden die Flugabwehrfähigkeiten erneut modernisiert. Sie wurde mit einer neuen Version der SM-1-Raketen (RIM-66B) ausgerüstet und Teile des Kommandosystems und des Feuerleitsystems wurden durch digitale Varianten ersetzt. 1982-83 erhielt der Zerstörer ein verbessertes Feuerleitgerät für die Geschütze, außerdem wurden die passiven Sensoren sowie die elektronischen Gegenmaßnahmen modernisiert.
Amatsukaze war 131,0 m lang, 13,4 m breit und verdrängte voll beladen 4.000 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Kessel und zwei Dampfturbinen mit insgesamt 60.000 PS, womit 33 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 290 Seeleuten.
Bewaffnung 1965
4 x 7,62 cm L/50 Mk 33 (zwei Zwillingstürme)
1 Mk 13-Starter für Tartar-Flugabwehrraketen (40 Raketen)
2 Mk 15-Hedgehog-U-Jagdgranatenwerfer
2 Mk 2-Torpedoabwurfgestelle (für Mk 32-U-Jagdtorpedos)
Amatsukaze wurde 1962-65 von Mitsubishi in Nagasaki gebaut. Sie gehörte ursprünglich zur 1. Geleitgruppe mit Heimathafen Yokosuka. Für die Erprobung und Kalibrierung ihres Flugabwehrsystems wurde sie mehrfach an die US-Westküste geschickt. 1986 wurde der Lenkwaffenzerstörer zur 3. Geleitgruppe mit Heimathafen Maizuru verlegt. 1995 wurde er außer Dienst gestellt und als Zielschiff versenkt.
Der Bausatz
Dieser Bausatz der Amatsukaze von Pit-Road ist meines Wissens der erste Spritzgussbausatz dieses Schiffs. Zuvor gab es im Maßstab 1/700 einen Resinbausatz von Model Factory. Der vorliegende Bausatz stellt den Zustand von 1965 dar. Es gibt von Pit-Road inzwischen auch eine Variante des letzten Bauzustands von 1995 (J90) (mit ASROC, Drillingstorpedorohren, modizierter Topspiere des Fockmast, modifiziertem Hauptmast mit SPS-52-Radar, 21 FCS-Feuerleitgerät statt des Mk 63 auf der Brücke, Satellitenantennen und SQS-23-Sonar statt des SQS-4A).
Der Bausatz ermöglicht den Bau eines Vollrumpf- bzw. eines Wasserlinienmodells. Die Abmessungen und die Form entsprechen dem Original. Der Deckssprung wirkt auf der Zeichnung auf der Schachtelrückseite geschwungener, aber zumindest auf diesem Foto erscheint er so wie bei den Bausatzteilen.
Spritzling A enthält den Rumpf, die Wasserlinienplatte, Davits, Rettungsinseln, Rettungsflösse, Teile für den Fockmast und Großmast sowie die Werfer für die Mk 32-Torpedos. Am Rumpf findet sich etwas Grat, zudem eine leichte Sinkstelle am Bug. Die Detaillierung ist sonst gut. Die Rumpfseiten weisen praktisch keine Details auf, sind aber auch beim Original sehr glatt. Die Gitterstrukturen und die Topspiere für den Großmast sind relativ dick. Für die Gittermasten wird hoffentlich noch ein Fotoätzteilsatz von Pit-Road erscheinen, die Spiere kann man eventuell aus Metall selbst machen. Die Mk 2-Werfer für die Mk 32-Torpedos sind vereinfacht dargestellt, nur die obere Hälfte des Torpedos ist wiedergegeben. Diese Torpedos waren sehr kurz und dick. Leider sind auf den mir bekannten Fotos der Amatsukaze diese Werfer nur schwer zu erkennen. Auf diesem Foto sieht man auf jeder Seite nur einen dieser Werfer, nicht vier wie im Bausatz. Auf der USS Cassin Young kann man heute Werfer für Mk 32-Torpedos sehen (siehe Foto 1, Foto 2 und Foto 3), wahrscheinlich sahen die Werfer der Amatsukaze ähnlich aus (siehe auch das Deckelbild des Bausatzes).
Auf dem nächsten Spritzling, C, finden sich Teile für den Unterwasserrumpf und den Modellständer. Die Schlinkerkiele wirken sehr massiv. Enthalten sind hier sowohl der 1965 vorhandene SQS-4A-Sonar als auch der ab 1968 vorhandene SQS-23-Sonar.
Der letzte für die Amatsukaze spezifische Spritzling, D, umfasst Teile für die Aufbauten, Masten und einige Sensoren. Problematisch sind meiner Meinung nach die Gittermasten, von denen im Falle des Großmasts auch Teile für die späteren Bauzustände beiliegen. Wie man auf dem Deckelbild erkennen kann, sind die Streben der Masten sehr viel dünner als bei den Bausatzteilen dargestellt. Hier braucht man spezifische Fotoätzteile, die Pit-Road hoffentlich noch herausbringen wird. Spezifische Ätzteile wären auch für den Bootskran am Heck notwendig, der hier einfach nur massiv mit angedeuteten Gitterstrukturen dargestellt ist. Auch für die SPS-29-Radarantenne auf dem Fockmast sollte man besser Fotoätzteile verwenden. Diese Antenne gibt es u.a. von GMM (Modern USN/JMSDF Warship) und Flagship Models (Modern Warship Radar). Der SPS-39A-Radar kann wegen seiner Bauweise durchaus mit Spritzgussteilen dargestellt werden.
Für viele Waffen und Details soll man Teile aus einem der auch einzeln erhältlichen Zubehörspritzlinge von Pit-Road verwenden. Dieser ist ok, aber nicht auf dem Niveau der Teile von z.B. Fine Molds. Die Rohre der 7,62-cm-Zwillinge sind viel zu dick (vergleiche das Deckelbild). Die Tartar-Raketen könnten ebenfalls etwas feiner sein. Auch den Ausleger an der Schüssel des SPG-51-Feuerleitgeräts (Teil B42) sollte man besser durch neue Teile ersetzen.
Falls man eine späte Version der Amatsukaze bauen will, findet man auf diesem Zubehörspritzling auch einen ASROC-Starter und Drillingstorpedorohre. Letztere sind etwas zu dick.
Die Abziehbilder
Die Abziehbilder umfassen die Kennnummern in zwei verschiedenen Arten. Laut Anleitung wird nur eine davon gebraucht, mir ist nicht bekannt, wann die andere Variante verwendet wurde. Auf der Schachtelrückseite der 1995er-Version wird die Kennnummernvariante für 1965 auch für den Bauzustand von 1995 angegeben. Die Abziehbilder enthalten außerdem den Schiffsnamen, die Laufwege, Beschriftungen der Beiboote und Ahminge (Tiefgangsanzeiger).
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus einem kurzen Text über das Original (in Japanisch und Englisch) sowie mehreren Explosionszeichnungen, die den Zusammenbau erklären. Die Beschriftung ist auf Japanisch, die Anleitung sollte aber auch ohne Japanisch-Kenntnisse sehr gut verständlich sein. Den Text kann man ja notfalls mit einer entsprechenden App auf dem Smartphone übersetzen. Die Bemalanleitung ist auf die Rückseite der Schachtel gedruckt. Diese ist sehr detailliert und hat den Vorteil, dass viele der Systeme des Schiffs in Japanisch und Englisch beschriftet sind und so leicht identifiziert werden können.
Soweit ich es überblicke, scheint der Bausatz der 1965er-Version auch alle Teile der 1995er-Version zu enthalten, z.B. den SPS-52-Radar (Teil D29), Satellitenantennen (Teile D50) und den SQS-23-Sonar (Teile C7 und C9). Es sollte also möglich sein, mit diesem Bausatz der 1965er-Version die Amatsukaze in jedem möglichen Bauzustand zu bauen - allerdings muss man natürlich entsprechende Quellen für die verschiedenen Bauzustände finden (oder zumindest die Anleitung des 1995er-Bausatzes).
Quellen
- JDS Amatsukaze (Wikipedia)
- あまつかぜ (護衛艦) (japanisches Wikipedia)
- Amatsukaze class Guided Missile Destroyer - DDG (Seaforces.org)
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1947-1995 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1995
Fazit
Pit-Road vervollständigt mit diesem Bausatz die Serie der japanischen Lenkwaffenzerstörer. Die folgenden Klassen - Tachikaze-, Hatakaze-, Kongo- und Atago-Klasse - sind alle schon von Pit-Road erhältlich. Mit der Amatsukaze kann man jetzt auch den ersten dieser Zerstörer bauen und der Bausatz des neuesten, der Maya (DDG-179), soll noch 2020 erscheinen. Der Bausatz der Amatsukaze ist für einen Spritzgussbausatz gut, aber nicht überragend. Dies sieht man an einigen Kleinteilen, z.B. den Werfern für die Mk 32-Torpedos oder den 7,62-cm-Geschützen. Für die Darstellung u.a. der Gittermasten, des Bootskrans und des SPS-29-Radars wird hoffentlich noch ein Fotoätzteilsatz erscheinen. Insgesamt ist der Bausatz der Amatsukaze
empfehlenswert
Lars