Modell: Leahy class Guided Missile Cruiser CG22 USS England (1990)
Hersteller: EV Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin (Guss, 3D-Druck), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: S071
Preis: 164,6 € (bei NNT)

Das Original

Der Lenkwaffenkreuzer USS England (CG-22) war eines von neun 1959-64 für die US Navy gebauten Schiffen der Leahy-Klasse. Die Leahy-Klasse waren die ersten als Lenkwaffenschiffe entworfenen Fregatten (mit DLG, Lenkwaffenzerstörerführer, Kennnummern), die Vorgänger-Klasse, die Farragut/Coontz-Klasse war ursprünglich noch ohne Lenkwaffen entworfen, aber dann mit solchen fertig gestellt worden. Die Leahy-Klasse erhielt kein größeres Bordgeschütz mehr und hatte vorne und achtern je einen Zwillingsstarter für Terrier-Flugabwehrraketen - und wurde deshalb als Doppelender (double-ender) bezeichnet. Eine weitere Neuerung waren die MACK, Kombinationen aus Masten (MAst) und Schornsteinen (StaCK). Die Aufgabe dieser Schiffe war der Schutz von Trägerkampfgruppen gegen Luftangriffe mit der Sekundäraufgabe der U-Jagd. Da es innerhalb der NATO zu Missverständnissen in Bezug darauf kam, was Fregatten waren - in Deutschland und Großbritannien waren es z.B. relativ kleine U-Jagd- und Geleitschiffe, in Frankreich und den USA aber relativ große Schiffe (zwischen Zerstörern und älteren Kreuzern angesiedelt) - wurden die meisten Fregatten (DLG) der US Navy inklusive der Leahy-Klasse 1975 zu Lenkwaffenkreuzern (CG) umklassifiziert.

Zwischen 1968 und 1973 wurde die Leahy-Klasse zum ersten Mal modernisiert: die unzuverlässigen Terrier-Flugabwehrraketen wurden durch SM-1 ersetzt, außerdem kam ein SPS-48 statt des SPS-39- bzw. SPS-52-Radars und NTDS, ein frühes rechnergestützes Führungssystem, an Bord (wofür die Aufbauten vergrößert wurden). Ab 1980 wurden die 7,62-cm-Zwillinge durch Starter für Harpoon-Anti-Schiffsraketen ersetzt und Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschütze ergänzt. 1986-91 erhielt die Leahy-Klasse die New Threat Upgrade (NTU)-Modernisierung. Diese sollte die Flugabwehrfähigkeiten auf einem Niveau wenigstens ähnlich zu AEGIS verbessern. Hierfür erhielten die Schiffe SM-2-Raketen, die nicht mehr während der gesamten Flugzeit mittels der Feuerleitradare gelenkt werden mussten, so dass gleichzeitig mehr SM-2 in der Luft sein und damit mehr Ziele bekämpft werden konnten. Außerdem kamen neue Radargeräte (SPS-48E und SPS-49) und Feuerleitradargeräte (verbesserte SPG-55) und ein neues Führungssystem an Bord. Allerdings blieben die Kreuzer nach dieser Modernisierung nicht mehr lange in Dienst und wurden schon 1993-95 außer Dienst gestellt.

Von der Leahy-Klasse gab es auch eine atomgetriebene Variante, USS Bainbridge (DLGN-25/CGN-25), die bei gleicher Bewaffnung deutlich größer ausfiel.

England war 162,5 m lang, 16,8 m breit und verdrängte 7925 t. Der Antrieb erfolgte durch vier Kessel und zwei Dampfturbinen, die 85.000 PS leisteten, womit 34 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 451 Personen.

Bewaffnung 1990
2 x 2 cm Phalanx Nahbereichsabwehrgeschützte
8 Harpoon Anti-Schiffsraketen (zwei Vierfach-Starter)
80 SM-2ER Flugabwehrraketen (zwei Zwillings-Starter)
8 ASROC U-Jagdraketen (ein Achtlings-Starter)
6 x 32,4 cm Torpedorohre (zwei Drillingsrohre für Mk 46-Torpedos)

England wurde 1960-63 von Todd Shipyards in San Pedro gebaut. Sie diente u.a. während im Vietnamkriegs und während Operation Desert Shield. 1994 wurde sie außer Dienst gestellt. 2004 wurde sie in Brownsville abgewrackt.

Der Bausatz

EV Model stellt mit dem Bausatz der USS England im Bauzustand von 1990 die Lenkwaffenkreuzer der Leahy-Klasse im Zustand nach der letzten Modernisierung kurz vor der Außerdienststellung dar (im Gegensatz zur atomargetriebenen Halbschwester USS Bainbridge, die EV Model in einem frühen Bauzustand darstellt).

Der Rumpf besteht aus einem gegossenen Resinteil, an das bereits die meisten Aufbauten mitangegossen sind. Der Rumpf entspricht von den Abmessungen und soweit ich es beurteilen kann auch von der Form dem Original. Der Guss ist sehr gut. Die Teile sind sehr detailliert. Vielleicht sind die Verzurrpunkte auf dem Hubschrauberdeck etwas zu stark, aber durch das dunkle Deck fallen sie wahrscheinlich sowieso nicht stark auf.


Einige der Kleinteile sind ebenfalls mittels gegossenen Resinteilen dargestellt. U.a. findet man hier noch einige kleinere Teile der Aufbauten, Poller, Lüfter, Beiboote und Gangspille.


Die anderen Kleinteile liegen als 3D-gedruckte Teile bei. Das größte Teil sind hier Teile für den vorderen MACK. Sehr beeindruckend sind z.B. die SPS-48- und SPS-49-Radarantennen, aber auch die Harpoon-Starter, die Täuschkörperwerfer, SPG-55-Feuerleitradargeräte und die SM-2-Raketen. Einige dieser Teile wurden lange als Fotoätzteile beigelegt (hier teilweise alternativ auch), aber die gedruckten Versionen dürften mindestens ähnlich gut bis viel besser aussehen und sind natürlich viel leichter zu montieren.

Die Fotoätzteile

Der Bausatz enthält zwei sehr umfangreiche Fotoätzteilplatinen. Wie oben erwähnt, findet man hier auch einige Teile, die auch als 3D-gedruckte Teile beiliegen, z.B. der SPS-48- und SPS-49-Radar. Außerdem sind diverse Plattformen für die Aufbauten und Masten, Reling, Davits und Funkantennen. Die Laufflächen auf den Aufbauten - im Original mit rauerem und deshalb dunkler wirkenden Belag - liegen auch als Fotoätzteile bei. Das würde natürlich die Bemalung erleichtern, allerdings sind diese Flächen dann auch erhaben (höher als das umgebene Deck).

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen die Kennnummern und Namenschilder für alle neun Schiffe der Klasse. Außerdem sind Decksmarkierungen, Flaggen etc. enthalten - sogar Markierungen für Hubschrauber, die nicht im Bausatz enthalten sind - die Leahy-Klasse hatte auch keinen Hangar, um einen Hubschrauber unterzubringen, nur ein Landedeck, auf dem temporär ein Hubschrauber versorgt werden konnte.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus sechs Seiten mit Farbfotos auf denen die einzelnen Bauteile markiert sind. Außerdem finden sich einige Zeichnungen, um den Zusammenbau zu erklären. Meiner Erfahrung reicht so eine Anleitung für den Zusammenbau meist aus, auch wenn man teilweise lange nach einigen Teilen suchen muss und für einige Teile Pläne (Seitenansichten, Aufsichten etc.) praktisch wären.


Außerdem ist ein kleines Heft mit Fotos des Originals und seiner Schwesterschiff enthalten. Die Beschriftung ist nur auf Chinesisch, aber mittels Übersetzungsapp sollte das kein Problem darstellen.


Wer die Leahy-Klasse in einem frühen Zustand darstellen möchte, müsste einige Umbauten durchführen. Am schwierigsten dürfte der Umbau in einen Zustand vor der NTDS-Modernisierung in den späten 1960ern/frühen 1970ern sein, da hier die Aufbauten um den achteren MACK noch niedriger oder gar nicht vorhanden waren. Umbauten in den Zustand nach dieser Modernisierung und vor der NTU-Moderniserung sind einfacher, da damals die Aufbauten vergrößert wurden. Hier müssten nur die Plattformen mit den Täuschkörperwerfen und Rettungsinseln seitlich am Brückenaufbau entfernt werden. der SPS-49-Radar durch einen SPS-37/43 und die Harpoon-Starter durch 7,6-cm-Zwillinge ersetzt werden. Die Phalanx-Geschütze müsste man weg lassen und die ECM-Anlagen anpassen.

Quellen

Fazit

Nach langem Warten, nach dem der alte Pit-Road (Wave-Line)-Bausatz kaum mehr auffindbar war, ist ist dank EV Model endlich wieder ein Bausatz der Lenkwaffenkreuzer der Leahy-Klasse im Maßstab 1/700 erhältlich. Der neue Bausatz ist auf dem Stand der Zeit: sehr detaillierte und qualitativ hochwertige Resinteile, die zum Teil gegossen, zum Teil gedruckt wurden. Die Qualität ist hier sehr gut. Der Bausatz ist durch die enthaltenen Fotoätzteile und Abziehbilder auch vollständig. Der Bausatz ist insgesamt

alt sehr empfehlenswert


Lars