Modell: HMS Tamar (River class Offshore Patrol Vessel Batch 2)
Hersteller: EVModel
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: S124
Preis: ca. 49 €
Das Original
Das britische Patrouillenschiff HMS Tamar (P233) ist eines von fünf Einheiten des 2014-21 gebauten Batch 2 der River-Klasse. Das Batch 2 wurde aus der für Brasilien (ursprünglich für Trinidad und Tobago) gebauten Amazonas-Klasse entwickelt. Im Vergleich zum Batch 1 ist das Batch 2 länger und schneller und hat eine größere Seeausdauer. Der Rumpf und der Aufbau haben eine modifizierte Form mit reduzierter Radarsignatur. Achtern ist ein Hubschrauberdeck vorhanden, aber kein Hangar. Ursprünglich sollten das Batch 2 die vier Schiffe des Batch 1 ersetzen. Allerdings wurde nur eines der Schiffe des Batch 1, HMS Clyde, außer Dienst gestellt. Die Schiffe des Batch 2 sind jetzt überwiegend in Übersee eingesetzt, um die Fregatten des Typs 23 zu entlasten.
Vom Batch 2 wurden erst 2014 drei Schiffe - Forth, Medway und Trent (P222 - P224) - bestellt. 2016 wurden zwei weitere, Tamar und Spey (P233 - P234), in Auftrag gegeben.
Die Klasse wurde kritisiert, u.a. wegen des fehlenden Hubschrauberhangars und dem Fehlen eines größeren Bordgeschütz. Sie sollen nur gebaut worden sein, um die Werften bis zum Bau der Fregatten des Typs 26 beschäftigt zu halten. Die Patrouillenschiffen können auch Minenjagddrohnen und Taucher unterbringen. Überlegungen die Schiffe mit einem 5,7-cm-Geschütz und Anti-Schiffsraketen nachzurüsten wurden bisher nicht umgesetzt. 2021-25 erhielten alle fünf Schiffe ein aufwendiges Tarnschema. Dieses soll primär an solche Anstriche im Zweiten Weltkrieg erinnern. Zwei der Schiffe, Tamar und Spey, wurden 2021 langfristig in den Pazifik geschickt.
Tamar ist 90,5 m lang, 13,5 m breit und verdrängt 2200 t. Der Antrieb besteht aus zwei Dieselmotoren mit 19.700 PS, womit 25 kn erreicht werden. Die Besatzung besteht aus 34-50 Personen, bis zu 50 weitere können untergebracht werden. Als Bewaffnung sind ein 3-cm-DS30B-Geschütz, zwei 1,27-cm-Browning-Maschinengewehre (ursprünglich zwei 0,76-cm-M134-Gatling) und zwei 0,76-cm-L44A1-Maschinengewehre vorhanden.
Tamar wurde 2016-20 von BAE Systems Naval Ships in Glasgow gebaut. Nach einer kurzen Zeit in britischen Gewässern wurde sie 2021 in den Pazifik geschickt. Ihr offizieller Heimathafen ist weiter Portsmouth, ihre Hauptbasis ist Singapur. Sie wird im Indischen Ozean und Pazifik als Patrouillenschiff, für den Fischereischutz und für gemeinsame Übungen mit Verbündeten verwendet, d.h. um die britische Flagge in der Region zu zeigen. Am 5. Oktober 2024 kam sie dem neuseeländischen Vermessungsschiff HMNZS Manawanui zur Hilfe, das auf ein Riff gelaufen war. Sie traf aber erst nach dem Untergang ein, konnte aber das Navigationslogbuch aus dem Wrack bergen.
Der Bausatz
Kurz nach dem Bausatz des Batch 1 der River-Klasse (Bausatzvorstellung) hat EVModel auch einen Bausatz des Batch 2 herausgebracht, genauer eines der letzten beiden Schiffe, HMS Tamar.
Der Rumpf ist mit dem ersten Aufbautendeck und dem Schornstein als ein Teil gegossen. Die Gussqualität ist sehr gut, lediglich an der Wasserlinie sind ein paar kleine Unsauberkeiten. Die Form ist sehr gut getroffen. Mein Exemplar ist etwa 2 mm lang. Die Detaillierung ist auch sehr gut. Für die Positionierung der Brücke gibt es einen Passstift, der etwas Spiel hat, so dass man bei Ankleben der Brücke aufpassen muss.
An größeren Teilen liegt noch die Brücke und der Mast bei. Diese sind auch sehr gut gegossen und detailliert - lediglich das mittlere Fenster auf der Vorderseite der Brücke ist bei meinem Exemplar zugelaufen.
An sechs Rahmen finden sich diverse Kleinteile, u.a. die Lafette der 3-cm-Kanone, Kräne, Beiboote, Rettungsinseln, diverse Schränke, Satellitenantennen etc. Auch diese Teile sind gut gegossen.
Die Fotoätzteile
Es liegt eine relativ umfangreiche Platine mit Fotoätzteilen bei. Diese umfasst Leitern, Niedergänge, abgelängte Reling, Davits, Radarantennen, Kommunikationsantennen, Teile des Masts, Maschinengewehre, das Rohr des 3-cm-Geschützs, Sicherheitsnetze am Hubschrauberdeck und Schablonen, um die Markierungen und die Kennnummern auf dem Hubschrauberdeck selbst malen zu können. Es sind auch einige Teile als Ersatz für verlorene Teile bzw. die Restekiste dabei.
Ein Fotoätzteil als Mastspitze finde ich nicht optimal, da dieses Teil nur zweidimensional ist. Das gilt ebenso für das Rohr des 3-cm-Geschützes. Die fotogeätzten Maschinengewehre dürften noch so in Ordnung sein. Über den Vertiefungen mit den Pollern am Heck scheint beim Original ein Gitter oder ein Netz angebracht zu sein (siehe auch das Deckelbild). Dieses liegt nicht als Fotoätzteil bei.
Die Abziehbilder
Die Abziehbilder umfassen Kennnummern, Flaggen sowie das Wappen der Tamar (am Aufbau und am Schornstein). Der Bogen mit den Kennnummern liegt zwei Mal bei, um auch Medway (P223), Trent (P224) und Tamar (P233) darstellen zu können, deren Nummern zwei "2" bzw. zwei "3" enthalten. Für Forth (P222) reicht es aber auch so nicht. Die Wappen am Schornstein liegen auch nur für Tamar bei. Für die Markierungen auf dem Hubschrauberdeck - inklusive der Buchstaben zur Identifizierung des Schiffs - liegen keine Abziehbilder bei, nur die fotogeätzten Schablonen (siehe oben). Ich bin etwas skeptisch, ob sich eine fotogeätzte Schablone gut verwenden lässt.
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus farbigen perspektivischen Zeichnungen, die die Positionen der Resin- und Fotoätzteile auf dem Rumpf zeigen. Außerdem sind Fotos eines zusammengebauten, aber nicht bemalten Modells gezeigt, auf denen ebenfalls die einzelnen Teile erkennbar sind - und man findet ein Farbfoto des Originals.
Eine Bemalanleitung liegt nicht bei. Tamar und ihre Schwesterschiffe waren ursprünglich in den britischen Standardfarben angestrichen. Sie erhielten aber alle ein komplexes Tarnschema - das irgendwie auch den Reiz ausmacht, ein Modell dieser Klasse zu bauen. Fotos davon finden sich auf Seaforces (siehe auch hier für die Schwesterschiffe).
Zum Abschluss ein Vergleich von HMS Tamar (River-Klasse, Batch 2) mit HMS Tyne (River-Klasse, Batch 1, siehe Bausatzvorstellung) - beide Modelle noch im Rohbau.
Man sieht, dass das Batch 2 kaum Ähnlichkeiten zum Batch 1 aufweist: der Rumpf über Wasser ist anders geformt, die Aufbauten sind anders, Ähnlichkeiten gibt es eigentlich nur beim Design des Dachs der Brücke und des Masts. Entsprechend ist auch praktisch kein Teil der beiden Bausätze identisch.
Quellen
- HMS Tamar (P233) (Wikipedia)
- HMS Tamar (P233) (Royal Navy)
- River-class offshore patrol vessel (Wikipedia)
- P233 HMS Tamar (Seaforces)
Fazit
EVModel setzt seine Serie von sehr gut detaillierten und vollständigen Bausätzen moderner Schiffe fort. Mit HMS Tamar (wie auch ihren Schwesterschiffen) kann man dazu eines der wenigen modernen Schiffen mit einem mehrfarbigen Tarnschema bauen (siehe Fotos auf Seaforces). Der Bausatz ist gut gegossen und gut detailliert. Es gibt nur wenige Kleinigkeiten, die anders gemacht werden könnten, z.B. dreidimensionale Teile für die Mastspitze und das 3-cm-Rohr und ergänzte Netze/Gitter über den Pollern achtern. Insgesamt ist der Bausatz
sehr empfehlenswert
Lars