Deckelbild Rennyacht USS America

Modell: USS America
Hersteller: Revell
Maßstab: 1/56
Material: Polystyrol (Spritzguss), tiefgezogene Segel, Ankerkette, schwarzes und beiges Takelgarn
Art.Nr.: 05416
Preis: 39,99 €

Das Original

Die America war eine amerikanische Rennyacht, die 1851 den "100 Sovereign Cup" der britischen Royal Yacht Squadron bei einem Rennen um die Isle of Wight im Ärmelkanal gewann. Diese Trophäe wurde später zu Ehren dieser Yacht in America's Cup umbenannt, und es werden bis heute Rennen um diesen Wanderpokal ausgetragen. Damit ist der America's Cup die älteste Trophäe in internationalen Wettbewerben.

Die Yacht America wurde 1851 von einem Syndikat aus Mitgliedern des New Yorker Yachtclubs in Auftrag gegeben. Sie sollte einerseits für den amerikanischen Schiffbau werben und dabei (Preis-)Geld verdienen. Tatsächlich gelang es, als einziges ausländisches Schiff im Feld, das Rennen der Royal Yacht Squadron zu gewinnen. Es heißt, Königin Victoria sei darüber erstaunt und vermutlich nicht allzu amüsiert gewesen.

Direkt nach dem Sieg wurde die Yacht verkauft und ging durch mehrere Hände. Im amerikanischen Bürgerkrieg stand sie zuerst auf Seiten der Südstaaten, wurde von der eigenen Besatzung versenkt, von den Nordstaaten gehoben, bewaffnet und als Blockadeschiff eingesetzt. Nach dem Krieg ging sie wieder durch mehrere Hände, wurde umgetakelt und landete schließlich 1921 in der Hand einer Stiftung, die sie erhalten wollte.

Das Schiff war mittlerweile in schlechtem Zustand und hätte tiefgreifend restauriert werden müssen. Die Stiftung gab das Schiff an die US-Marineakademie in Annapolis weiter, dort wurde es aber nicht unterhalten und nur in einer Halle eingelagert. Das Ende der America kam 1942, als die marode Halle unter starkem Schneefall zusammenbrach und die Yacht unter sich begrub. Die Überreste der Halle und des Wracks wurden nach dem Krieg verschrottet.

Mittlerweile gibt es mehrere moderne Nachbauten, einer davon sogar in Deutschland. Diese Nachbauten, und das ist für uns Modellbauer interessant, entsprechen jedoch nicht komplett dem Original. So wurde bei beiden amerikanischen Nachbauten der Rumpf verbreitert und die Anzahl der Oberlichter erhöht. Die 2005 in Bulgarien gebaute Skythia, die heute in Wismar liegt, soll dem Original am nächsten kommen.

Der Bausatz

Die Datenbank von scalemates.com verzeichnet den Ursprung des Bausatzes im Jahr 1969, also ist er einer der späteren großen Segelschiffsbausätze von Revell. Der Maßstab 1/56 entspricht dem Figurenmaßstab 28 mm, so dass sich mit ein wenig Glück als Besatzung nutzbare Figuren auftreiben lassen sollten. Da fällt es weniger ins Gewicht, dass es kein sonderlich gebräuchlicher Schiffsmodellmaßstab ist. Die Yacht dürfte meist auch allein für sich präsentiert werden. Das Modell wird auf jeden Fall groß - es ist 65 cm lang und 53 cm hoch. Die Breite hingegen hält sich in Grenzen.

Zwei große Spritzrahmen aus braunem Kunststoff enthalten die erforderlichen Bauteile. Alles ist sehr sauber gespritzt, größere Sinkstellen finden sich nur an den Ankern, wo sie leicht auszufüllen sind. Am fertigen Modell sichtbare Auswerfermarken weisen die Ständerteile sowie die Innenseite des Schanzkleids auf. An letzterer sind sie schwierig zu entfernen, weil dort auch eine erhabene Holzmaserung besteht. Diese weist auch der Rumpf auf, ebenso das Deck. An der Bordwand wirkt die Maserung auf mich stimmig, am Deck nicht. Dort hätte eine Wiedergabe der Plankenstöße meines Erachtens passender gewirkt. Die Kupferung des Unterwasserschiffs ist sehr schön wiedergegeben, ebenso die Heckzier mit dem amerikanischen Wappentier, dem Adler. Die beiden Masten und der Klüverbaum sind zweiteilig ausgeführt, die Gaffeln einteilig.

Die Decksfittings sind schön und sauber wiedergegeben, bis hin zu den Polsterungen auf der runden Sitzbank am Ruder. Schön sind die Gräting und das Oberlicht sowie die Ankerwinde gestaltet. Die Führung der Ankerketten ist jedoch eher dekorativ als funktionell. Die drei während des Bürgerkriegs geführten Kanonen (deshalb USS America) mit den zeittypischen Lafetten sind sauber ausgeformt, die Rohre sind zweiteilig.

Dieses Schiff hat zwar große Segel, aber im Vergleich zu zeitgenössischen Klippern oder Fregatten eine relativ unkomplizierte Takelung. Es liegen Blöcke in fünf verschiedenen Formen bei. Freundlicherweise hat Revell jeweils ein paar zusätzliche Teile spendiert, ebenso wie bei den Augbolzen. Die Jungfernzüge sind einteilig ausgeführt.

Weitere Teile

Der Bausatz wird komplettiert durch ein Stück schöne Ankerkette sowie jeweils eine Rolle jutefarbenen und schwarzen Takelgarns für laufendes bzw. stehendes Gut. Die Segel liegen aus dünnem tiefgezogenem Kunststoffmaterial bei. Ich halte sie für nützlich und gut verwendbar, wem das Material missfällt, kann die Teile immer noch als Schablonen für selbst gefertigte Segel benutzen.

Die Anleitung

Die Bauanleitung ist im neuen farbigen Revellformat als Heft gestaltet und sehr klar gehalten. Von den 31 Baustufen befassen sich - typisch bei einem Segelschiff - 19 mit der Takelung. Die Aufteilung in viele einzelne Abschnitte kommt der Leserlichkeit und Verständlichkeit entgegen, das dürfte gerade beim Takeln hilfreich sein. Die Farbangaben beziehen sich auf das Revellprogramm, es werden aber auch Klarnamen genannt.

Die Bauanleitung ist derzeit noch nicht im Downloadbereich bei Revell vorhanden, ich habe einige Musterseiten eingescannt, um einen Eindruck davon zu geben.

Quellen

Sowohl die deutsche als auch die englischsprachige Wikipedia haben ausführliche Artikel über die America, die auch Links zu weiterführenden Websites enthalten, wie zu denen des America's Cup sowie der existierenden Nachbauten.

Fazit

Ich denke, nicht nur für mich ist die America eine sehr willkommene Wiederauflage. Es gibt nicht viele klassische Segelyachten im größeren Maßstab in Spritzguss, und ein so elegantes Schiff sollte in dieser respektable Größe ein ausgesprochen dekoratives Modell sein. Aus dem Kasten ist schon alles vorhanden, was erforderlich für den Bau ist. Auch wenn es nicht unbedingt erforderlich ist: Ich würde aus Stabilitätsgründen überlegen, in die zweiteiligen Masten Stahlstifte einzukleben, um ein Verziehen zu vermeiden. Ebenso werde ich vermutlich die Gaffeln durch Eigenbauten aus Holz oder Messing ersetzen. Zudem beabsichtige ich, bei meinem Exemplar das Deck neu zu beplanken. Das ist aber alles nicht strikt erforderlich, es würde mich einerseits beruhigen, wenn das Rigg möglichst stabil ist, und andererseits glaube ich, ein beplanktes Deck mit sichtbaren Plankenstößen bzw. Kalfaterung würde vorbildgerechter wirken. Ich halte diesen Bausatz für

alt sehr empfehlenswert

Frank Spahr

Wir danken Revell für das Bausatzmuster