Geschichtlicher Hintergrund
Zur Klasse der „Zerstörer 1936 A (MOB)“ gehörten insgesamt 7 Einheiten. Dies waren Z 31 bis Z 34 und Z 37 bis Z 39. Diese Zerstörerklasse ging aus ihrer Vorgängerklasse, der Zerstörerklasse 1936 A hervor. Ursprünglich war die Beschaffung von 12 Einheiten der Zerstörerklasse 1936 B geplant, die jedoch allesamt bedingt durch den Kriegsausbruch 1939 annulliert wurden und stattdessen die gleiche Anzahl Zerstörer der Klasse 1936 A bestellt wurden. Diese erhielten die ursprünglich für die neue Klasse vorgesehenen Namen. Im Jahr 1940 wurden noch einmal 5 Einheiten davon annulliert und so blieben nur die genannten 7 Einheiten.
Die Bauaufträge für diese Einheiten gingen an die Deschimag- Werft und die Germaniawerft Kiel. Am Entwurf der Klasse wurden nur einige Änderungen vorgenommen, um der Kriegslage gerecht zu werden. Diese betrafen hauptsächlich die Inneneinrichtung und den Antrieb und verfolgten den Zweck der Materialeinsparung.
Die Hauptbewaffnung dieser Klasse bestand aus 5 x 15cm- SK L/48 C/36, die bereits in der Fertigung für die annullierten Schlachtschiffe „O“, „P“, und „Q“ waren. Durch diese Abänderungen entstand der Anhang an die Typbezeichnung „(MOB)“ für Mobilmachung.
Diese Zerstörer waren als erste Klasse von vornherein mit den 15cm Doppeltürmen ausgerüstet. (Bei ihrer Vorgängerklasse wurden diese erst später nachgerüstet.) Damit verschärfte sich jedoch zugleich einer der gravierenden Nachteil aller deutschen Zerstörer: Die mangelnde Seefestigkeit. Die Zerstörer waren schon bei moderater See (8 Beaufort) nur noch bedingt einsetzbar und so blieben die schweren Einheiten allzu oft auf sich allein gestellt.
Als Einzelgänger in dieser Klasse ist Z-31 zu nennen, der mit 4 15cm Einzeltürmen ausgerüstet wurde und später aufgrund von Gefechtsschäden nur noch 3 dieser trug und anstelle des 4. Turmes verstärkte Flak führte.
Von den Zerstörern der Klasse 1936 (MOB) überlebten den Krieg 5: Z 32 wurde am 9. Juni 1944 im Gefecht mit britischen Zerstörern und durch Luftangriffe vernichtet, Z 37 wurde im Dock in Bordeaux am 24. August 1944 gesprengt und nach dem Krieg abgebrochen. Die übrigen gingen nach dem Krieg an Russland, Frankreich, die USA und Großbritannien, wo sie teilweise noch bis in die 60´er Jahre in Dienst blieben.
Technische Daten
7 Einheiten gebaut
Länge 127,00 m x Breite 12,00 m x Tiefgang max. 4,62 m
Standardverdrängung 2657 Tonnen
Maximalverdrängung 3691 Tonnen
2 Satz Wagner- Turbinen und 6 Wagner- Kessel mit zusammen 70.000 PS Konstruktionsleistung für 36kn, Antrieb über 2 Wellen, 2 Ruder
Bewaffnung
5 x 15cm- SK L/48 C/36in 3 Einzeltürmen und einem Zwillingstürmen
4 × 3,7 cm- Flak L/83 C/30
6 × 2 cm- Flak L/65 C/38
8 × 53,3 cm- Torpedorohre
60 Minen
331 Mann Besatzung
Der Bausatz
Bei der ersten Betrachtung des Bausatzes fällt gleich das wohl sehr hohe alter des Bausatzes auf. Mit der eigentlich zu erwartenden heutigen Tamiya Qualität kann dieser leider nicht mehr mithalten. Auf den ersten Blick hin sieht der erfahrene Modellbauer gleich die vielen Änderungen, die vorgenommen werden müssen, um ein angemessenes Ergebnis erzielen zu können. Diese reichen von den Bullaugen am Rumpf bis hin zu den zahlreichen Rettungsflößen an den Aufbauten.
Generell besteht der Bausatz aus zwei Ästen inklusive der 2 Rümpfe und Waterlinebodenplatten.
Die Bauanleitung
Tamiya legt eine Anleitungen bei –in englischer und in japanischer Sprache. Auf der ersten Seite der Bauanleitung finden wir einen kurzen Überblick zum Original. Auf der Rückseite führen sechs Schritte zum fertigen Modell. Fragen dürften nicht offen bleiben.
Farbangaben vermisst man jedoch völlig. Es ist lediglich der Hinweis aufgedruckt, dass man sich nach dem Bild auf der Box richten solle, das jedoch stark mit Vorsicht zu genießen ist: Auch wenn man sich für das abgebildete Tarschema auf der Vorderseite des Bausatzes entscheiden sollte, dass Z 33 trug, fehlt eine Seitenansicht, um diesen genau aufzutragen, da das Bild auf der Box von schräg- vorn dargestellt ist. So wie dieses Schema dargestellt ist, ist es im Übrigen auch völlig inkorrekt. Auf der Rückseite des Baukastens befinden sich Bemalungshinweise in einem einheitlichen Dunkelgrau. Diese sind jedoch auch völlig falsch und so im Grunde keiner weiteren Beachtung wert.
Die Packung suggeriert, dass mit diesem Bausatz nur Z 37- Z 39 dargestellt werden könnten, was jedoch fraglich erscheint, da keine dieser Einheiten je den angegebenen Tarnanstrich führte. Außerdem spricht nichts dagegen aus diesem Kit jedes Schiff dieser Klasse darzustellen. Mit etwas Mühe lässt sich auch die Vorgängerklasse der Zerstörer 1936 A darstellen. Im Baukasten sind 2 komplette Zerstörer enthalten. Hier bietet sich also die Möglichkeit gleich beide Klassen recht kostengünstig herzustellen.
Das Bezeichnung des Bausatzes falsch ist, rührt wohl von der Unwissenheit bei Tamiya. Ein weiteres Indiz hierfür ist die mehr als schlampige Ausführung des Bausatzes. Es ist dringend zu empfehlen einen Originalplan zu rate zu ziehen und einen Umfassenden Umbau des Schiffes durchzuführen. Bullaugen vermisst man genauso wie die MES- Kabel- Schleife am Rumpf.
Die Decals
Die Flaggen sind zu groß dargestellt, so wurden sie nur in Friedenszeiten geführt. Hier empfiehlt sich die Flagge selbst zu verkleinern und dann auszudrucken. Für seegehende Einheiten gilt im Übrigen generell die kleine Seeflagge, die am achteren Mast gefahren wurde. Vergleiche dazu Bilder der heutigen deutschen Marine.
Die Gießäste
Die Äste sind sauber gegossen, einen Grad findet man kaum.
Der Rumpf
Der Rumpf ist wie eben schon beschrieben undetailliert. Die Back ist gut gelungen, jedoch fallen schon kurz dahinter überall Fehler auf. Die gröbsten Fehler bis zum Abgeschlossenen Rohbau des Modells sind hier rot markiert. Es wartet anschließend noch sehr viel Arbeit, die man mit eigener Recherche und Literatur aber bewältigen kann. Ich empfehle dazu das "Marine Arsenal" Heft Band 36 "Die deutschen Zerstörer (II)" von Siegfried Breyer, erschienen im Podzun- Pallas Verlag 1996.
Die Aufbauten
Der Plan stammt aus: Breyer, Siegfried: Die deutschen Zerstörer (II) in Marine- Arsenal: Band 36, 1996 Wolfersheim- Berstadt, Podzun- Pallas Verlag
Sauber gegossen, aber leider so auch völlig falsch. Besonders deutlich wird dies beim ersten Deckshaus, das den zweiten Schornstein trägt. Dieses reicht rechteckig bis zu den Rumpfseiten hin. Eigentlich sollte es rund um die Flakbewaffnung herum geführt sein. Die Seezielkanonen in Einzelausführung sind zu niedrig und passen sich nicht dem Original an. Die leichte Flak ist völlig unrealistisch dargestellt. Hier empfiehlt sich der Kauf von Photoätzteilsätzen. Diese sind ebenfalls auf dieser Seite vorgestellt und besprochen.
Bei der Falk offenbart sich auch einer der groben Schnitzer in der Bausatzgestaltung. Der vordere 20mm Vierling sitzt nach Bauanleitung und der Bausatzrückseite völlig unsinniger Weise auf der Brücke auf dem Platz des Entfernungsmessers, der direkt hinter dem vorderen Geschütz deplaziert wurde. Selbst auf dem Baukastenbild ist dies richtig ausgeführt. Die Rettungsflöße erinnern eher an ihre amerikanischen Gegenstücke. Sie müssten viereckig statt rechteckig sein, aber dies ist nur eines der so vielen Details, die hier falsch dargestellt wurden.
Beurteilung
Vorteile
+ Eine schöne Basis für einen Totalumbau und sicher eine
Herausforderung für den geübten Modellbauer
+ Aus diesem Bausatz lässt sich jeder Zerstörer der Klassen 1936 A
und 1936 A (MOB) bauen
+ Auch der Einzelgänger „Z 31“ ist darstellbar, der keinen 15cm
Doppelturm trug
+ Gleich 2 Schiffe in einem Baukasten
Nachteile
-- Inkorrekte Ausführung der meisten Aufbauteile und der Bewaffnung
-- Keine Bullaugen und fehlendes MES- Kabel
- Keine hinreichenden Bemalungshinweise
Fazit
Dieser Bausatz ist etwas für Einsteiger, die sich an der üblicherweise guten Passgenauigkeit der Tamiyamodelle erfreuen wollen und recht schnell einen der deutschen Zerstörer bauen möchten. Für ambitionierte Modellbauer ist bereits der erste Blick in den Baukasten schmerzlich. Ein trotzdem interessantes Umbauprojekt, „out of box“ jedoch mangelhaft!