Deckelbild HMAS Vampire von Tamiya

Modell: Royal Australian Navy Destroyer Vampire
Hersteller: Tamiya
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: 31910 (No. 910)
Preis: 17,9 €

Die Vampire wurde wohl von Tamiya ausgewählt, da sie HMS Prince of Wales und HMS Repulse geleitete, als diese von japanischen Marinebombern versenkt wurden. Außerdem wurde sie selbst von japanischen Trägerflugzeugen zusammen mit HMS Hermes versenkt. Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein typischer britischer Zerstörer des Zweiten Weltkriegs, tatsächlich wurde die Vampire als einer der Flottillenführer der Valentine-Klasse während des Ersten Weltkriegs gebaut und kam schon in diesem zum Einsatz.

Das Original

Der australische Zerstörer HMAS Vampire wurde ursprünglich als einer von fünf Flottillenführer der V-Klasse (Valentine-Klasse) gebaut. Ihre Schwesterschiffe waren Valentine, Valhalla, Valorous und Valkyrie. Die Royal Navy plante bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs für die neueren Zerstörer-Klassen spezielle Flottillenführer zu bauen, die Kreuzer mit dieser Aufgabe ersetzen sollten. Diese Flottillenführer waren nicht mehr kleine Kreuzer, sondern vergrößerte Zerstörer mit stärkerer Artilleriebewaffnung, größerer Reichweite und besserer Kommunikationsausrüstung. Damit versprachen sie einerseits billiger zu sein, andererseits aber auch mit den gestiegenen Geschwindigkeiten der Zerstörer mithalten zu können. Nach den ersten speziell als Flottillenführer gebauten Klassen, der Marksman- und Parker-Klasse, forderte die Admiralität einen billigeren Flottillenführer, der aber von der Geschwindigkeit mit den neuen Zerstörern der R-Klasse mithalten sollte. Den Konstrukteuren gelang dies. Sie kombinierten die Antriebsanlage der R-Klasse mit einem größeren Rumpf (aber kleiner als bei der Parker-Klasse) und der Bewaffnung der Parker-Klasse. Die vier 10,2 cm-Geschütze wurden aber neu angeordnet und sowohl vorne als auch achtern übereinander angebracht. Der so entstandene Flottillenführer diente dann als Prototyp für Zerstörer der V/W-Klasse und von der Auslegung her als Prototyp für die meisten der zwischen den beiden Weltkriegen gebauten Zerstörer. Der Versuch einen billigeren Flottillenführer zu entwerfen, endete in einem neueren stärkeren Zerstörer. Diese übertrafen die Flottillenführer der V-Klasse auch bald in Bezug auf die Bewaffnung, da sie 12 cm- statt 10,2 cm-Geschütze und Drillings- statt Zwillingstorpedorohre erhielten (letztere wurde auch schon auf Vampire eingebaut).

Die Vampire war 95,1 m lang, 9,0 m breit und verdrängte 1497 t. Der Antrieb bestand aus drei Kesseln und zwei Dampfturbinen, die 27.000 PS leisteten, womit 34 kn erreicht wurden. Die Besatzung umfasste 115 Mann.

Bewaffnung
4 x 10,2 cm L/40 QF Mk V (Einzellafetten)
1 x 7,62 cm Flak
6 x 53,3 cm-Torpedorohre (zwei Drillingsrohre)

HMS Vampire wurde 1916-17 von J. Samuel White & Co Ltd in East Cowes gebaut. Sie diente im Ersten Weltkrieg bei der 4th Destroyer Flotilla. 1933 erhielt die australische Marine für fünf Zerstörer der S-Klasse und ihren Flottillenführer Anzac neue Schiffe: den Flottillenführer Stuart (Scott-Klasse), drei Zerstörer der V/W-Klasse (Vendetta, Voyager und Waterhen) und eben Vampire, die inzwischen als normaler Zerstörer diente. Seither diente sie als HMAS Vampire.

Im Zweiten Weltkrieg wurde sie anfangs in australischen Gewässern eingesetzt, aber bald ins Mittelmeer verlegt. Sie kämpfte u.a. in der Seeschlacht bei Punta Stilo, in Griechenland und bei der Versorgung des belagerten Tobruks. Im Juni 1941 wurde sie für eine Überholung nach Singapur geschickt, die im November abgeschlossen wurde. Zusammen mit den Zerstörern Electra, Express und Tenedos geleitete Vampire das Schlachtschiff Prince of Wales und den Schlachtkreuzer Repulse (Force Z) bei ihrem letzten Einsatz: Japanische Flugzeuge versenkten am 10. Dezember 1941 beide Großkampfschiffe. Vampire nahm 225 der Überlebenden an Bord. Am 26. Januar 1942 versuchte sie mit Tenedos einen japanischen Konvoi anzugreifen, der aber von dem Leichten Kreuzer Sendai, sechs Zerstörern und fünf Minensuchern geleitet wurde. Vampire konnte unbeschädigt entkommen, Tenedos wurde dagegen versenkt. Danach geleitete Vampire Konvois bis sie im April im Indischen Ozean als Schutz für den Träger Hermes eingesetzt wurde. Am 9. April 1942 wurden beide Schiffe von japanischen Trägerkampfflugzeugen versenkt. Von der Besatzung der Vampire starben neun Mann, der Rest der Besatzung konnte von dem Hospitalschiff Vita gerettet werden.

HMAS Vampire erhielt für ihre Einsätze im Zweiten Weltkrieg fünf Battle Honours. Das Wrack wurde bisher nicht gefunden, obwohl dieses Jahr (2019) das Vermessungsschiff HMAS Leeuwin und das Minenjagdboot HMAS Diamantina mit der Unterstützung der Marine Sri Lankas nach ihr suchten.

Der Bausatz

Der Bausatz der Vampire von Tamiya erschien 2008. Er stellt einen Zustand bis etwa 1940 dar (siehe Fotos hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier). Damit ist der Bausatz auch leicht in einen Zustand während des Ersten Weltkriegs umbaubar (siehe einen entsprechenden Umbau in die Valentine). Für einen Zustand von Ende 1941 bzw. bei der Versenkung 1942 muss man den Bausatz umbauen (siehe Fotos hier, hier, hier und hier). Der Scheinwerfer war zwischen die Schornsteine verlegt worden, das achtere Torpedorohr entfernt und durch zwei 4 cm-Pom-Pom-Einzellafetten ersetzt worden und eventuell war ein 1,27 cm-Vierlings-Maschinengewehr statt der 7,62 cm-Flak an Bord. Auf den Brückenflügeln standen je ein 7,7 mm-Zwillings-Maschinengewehr.

Wenn man statt eines Flottillenführes der Valentine-Klasse einen Zerstörer der V/W-Klasse bauen will, sind mehr Änderungen notwendig. Z.B. waren die Torpedorohre bei den Zerstörern etwas weiter vorne angebracht und der Stand zwischen den Torpedorohren unterschiedlich. Bei den Zerstörern der Repeat W-Klasse muss man dazu die Schornsteine ändern, da diese einen dicken vorderen Schornstein und einen dünnen achteren erhielten. Von der Klasse gab es viele Umbauten, siehe z.B. diesen Umbau in die Volunteer.

Der Bausatz ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Der erste Spritzling enthält Rumpfseiten, Wasserlinienplatte, Davits, Teile der Aufbauten, Rettungsboote und Anker. Die Teile sind gut detailliert und entsprechen durchaus noch heutigen Ansprüchen.

Auf dem Spritzling findet man die Decks, weitere Teile für die Aufbauten, Beiboote, Masten und Bewaffnung. Die 10 cm-Geschütze sind zwar relativ einfach als ein Teil gemacht, aber wirken durchaus gut. Die Drillingstorpedorohre können relativ leicht zu früheren Zwillingstorpedorohren umgebaut werden. Die Beiboote haben unschöne Öffnungen für die Passstifte der Davits. Die Masten sollte man wohl besser durch Metallteile ersetzen.

Wer Spielereien mag, findet noch Befestigungen für die Geschütze und Torpedorohre, so dass diese drehbar dargestellt werden können.

Abziehbilder und Flaggen

Die Abziehbilder umfassen die frühen Kennnummern. Dazu gibt es einen Satz auf dünnes Papier gedruckte Flaggen.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst einen Text über das Original auf Japanisch und Englisch. Die Bauanleitung selbst ist übersichtlich. Die Bemalanleitung findet man in Schwarz-Weiß in der Anleitung und farbig auf der Rückseite der Schachtel.

Es ist der Anstrich bis 1940 dargestellt. Für einen späteren Anstrich muss man im Internet recherchieren (siehe die Links zu Fotos oben) oder z.B. in British and Commonwealth Warship Camouflage of WWII (Band 1) von Malcolm Wright oder Warship Perspective Camouflage Royal Navy von Alan Raven zu Rate ziehen.

Quellen

Fazit

Der Bausatz des australischen Zerstörers HMAS Vampire von Tamiya bietet eine gute Grundlage, um das Schiff zu Beginn des Zweiten Weltkriegs oder einen anderen Flottillenführer der Valentine-Klasse zu bauen. Es ist auch relativ leicht einen Zustand während des Ersten Weltkriegs darzustellen. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, zu meinen, dass der Bausatz die Vampire im Zustand bei der Versenkung der Prince of Wales und Repulse 1941 oder ihrer eigenen Versenkung zusammen mit Hermes 1942 darstellt. Hier sind einige Umbauten erforderlich, dafür ist ein interessanterer, mehrfarbiger Tarnanstrich möglich. Es wäre auch falsch zu meinen, dass dieser Bausatz einen Zerstörer der V/W-Klasse darstellen würde. Die Flottillenführer der Valentine-Klasse waren ähnlich, aber nicht identisch mit den später gebauten Zerstörern der V/W-Klasse. Insgesamt ist der Bausatz

alt empfehlenswert

Lars