Aoshima: Susquehanna 1/150

Modell: Susquehanna
Hersteller: Aoshima
Maßstab: 1/150
Material: Polystyrol
Art.Nr.: Big Sailing Ship No. 10
Preis: ca. 96 Euro

Das Original

Die Susquehanna wurde 1847 in New York auf Kiel gelegt und lief drei Jahre später vom Stapel. Benannt wurde sie nach einem Fluss im State of New York und war als – damals - moderner Schaufelraddampfer mit einer Verdrängung von 2450ts konzipiert.
Die ersten Jahre diente sie als Flagschiff des US Amerikanischen “East India Squadrons” in Asien. Unter dem Kommando von Commodore Matthew Perry war sie 1854 unter anderem an der (erzwungenen) Öffnung Japans beteiligt.

Die folgenden Jahre verbrachte sie hauptsächlich im Mittelmeer. Vom Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges wurde sie im Italienischen La Spezia überrascht und segelte umgehend nach Boston.

Aoshima: Susquehanna 1/150

Bereits in den ersten Monaten des Krieges brachte sie mehrere Prisen auf, nahm an verschiedenen Expeditionen des Atlantischen Blockadegeschwaders teil und unterstütze die Armee bei diversen Operationen gegen die Südstaaten. Anschließend fuhr sie im südatlantischen Blockadegeschwader, hauptsächlich vor dem konföderierten Hafen von Charleston.
Es folgten Einsätze vor Virginia, Florida und im Golf von Mexiko, bevor sie im Frühjahr 1863 zu Überholungsarbeiten nach New York beordert wurde. Erst im Juli 1864 wieder in Dienst gestellt fuhr sie bis Kriegsende im Nordatlantischen Blockadegeschwader und war an der Einnahme des letzten für die Südstaaten wichtigen Hafens in Wilmington beteiligt.

Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg operierte sie vor der südamerikanischen Küste und ab November 1866 als Flagschiff des Nordatlantischen, sowie des Westindischen Geschwaders. Dabei überstand sie im November 1867 einen Tsunami im Hafen von St. Thomas (Jungferninseln).
Im folgenden Jahr wurde sie außer Dienst gestellt und im September 1883 in New York abgewrackt.

Der Bausatz

Die Suquehanna von Aoshima ist eine Wiederauflage des von IMAI und zuvor schon von Matchbox vertriebenen Bausatzes. Trotz des hohen Alters seiner Formen kann der Bausatz der Susquehanna bezüglich Gußqualität und Passgenauigkeit leicht mit jüngeren Segelschiffmodellen mithalten. Wie bei seinen Vorgängern ist das Modell in zwei Farben gegossen. Die Segel sind aus dünnem tiefgezogenem Kunststoff geformt. Ungewöhnlich sind die beiliegenden Metallsplinte, die als stabile Belegpunkte für einen Teil der Takelage dienen und die auf Stoff gedruckten Fahnen. Auch eine mehrseitige Hobby-Anleitung, die grundlegende Tipps zum Umgang mit Werkzeugen, Farben, sowie der Takelung gibt, liegt bei. Vor Allem die verschiedenen darin ausführlich erklärten Knoten sind lehr- und hilfreich.

Gußast A und B

Hinter der Bezeichnung verstecken sich die beiden in schwarzem Kunststoff ausgeführten Rumpfhälften der Susquehanna. Diese wirken in ihren Proportionen und Maßen – verglichen mit originalen Bildern der Susquehanna - stimmig. Die Holzmaserung der Bordwände, wie auch die Plattenstruktur des Unterwasserschiffes sind fein herausgearbeitet. Es ist Geschmackssache, in wie weit diese für den Maßstab überproportional erhaben/vertieft ausfallen, den insgesamt positiven Gesamteindruck kann das aber nicht stören.
An der Innenseite der Rumpfhälften sind zur Stabilisierung des über 55 cm langen Schiffskörpers je acht kleine „Rippen“ angegossen. Aus meiner Sicht sind die nur angedeuteten, solide verschlossenen Fenster am Heck ein kleiner Kritikpunkt der beiden Rumpfhälften. Diese lassen sich aber mit dem richtigen Werkzeug leicht öffnen.

Gußast C

In hellbraunem Plastik gespritzt bietet Gußast C das aus zwei Teilen bestehende Deck. Ein langes durchgehendes Hauptdeck, sowie das Poopdeck. Auch hierbei ist die Holzmaserung schön herausgearbeitet. Einige Details sind bereits angegossen; andere (z.B. Oberlichter) sind separat ebenfalls an diesem Gußast. Auch der dreiteilige Displayständer findet sich hier

Gußast D

Auf „D“ finden sich alle Masten, der Bugsprit, der zweiteilig Schornstein und einige kleinere Teile fürs Maschinenhaus und die Verkleidung der Schaufelräder. Auch das Namensschild des Modells mit angegossener Adlerfigur, die heroisch auf der US Amerikanischen Flagge sitzt ist hier.

Gußast E (zweimal)

Die großen schwarzen Schaufelräder samt Kästen sind die markantesten Bauteile dieser beiden Gußäste. Aber auch Beiboote, und allerhand Kleinkram wie Lüfter, Rahen, etc sind darauf enthalten. An diesen Ästen ist das hohe Alter des Modells durch leichten Formversatz und etwas Fischhaut zwischen den Teilen zu erkennen.

Gußast F (viermal)

Klein aber fein und gleich viermal vorhanden finden sich auf Gußast F neben den einteiligen Kanonen, den Ankern, Bootsdavits hauptsächlich die Schaufelradblätter der Susquehanna.

Gußast G (zweimal)

Hier gibt es mehr als genug Taljen für sämtliche anzubringende Pardunen der Susquehanna.

Gußast H

Hier sind alle benötigten Wanten des Modells zu finden. Typisch bei Segelschiffsmodellen (dieses Alters) sind diese aus weichem schwarzen Kuststoff in überproportionaler Materialstärke. Schön, dass Aoshima in der oben erwähnten Hobby-Anleitung auch zeigt, wie diese Plastikwanten durch Selbstgeknüpfte ersetzt werden können

Segel

Die 15 Segel der Susquehanna verteilen sich auf zwei tiefgezogenen, weißen Bögen. Der Vorteil dieser Methode ist sicherlich die geringe Materialstärke, der Nachteil ist die -verglichen zum Spritzgußverfahren- geringere Strukturierung und deren gänzliche Fehlen auf der Rückseite der Segel.

Zubehör

Vervollständigt wird der Bausatz durch zwei Rollen Takelgarn, einer Ankerkette und einem Abziehbild mit dem Namen des Schiffes, sowie den bereits erwähnten Splinten und Fahnen.

Die Anleitung

Die ausführliche, 16-seitige Bauanleitung ist wie die Hobby-Anleitung (Stichwort Knoten) neben Japanisch und englisch auch in deutscher Sprache verfasst. Die Baustufen sind mit schwarz weiß Fotos des Modells bebildert. Zusätzlich verdeutlichen und ergänzen einzelne Zeichnungen die Anleitung.

Die Hobby Anleitung gibt ein paar sehr allgemeine Tipps im Umgang mit Werkzeug - ideal geeignet für Einsteiger im Modellbau. Der zweite Teil zeigt eine Vielzahl von Knoten, was nicht nur beim Bau der Susquehanna hilfreich sein wird.

Fazit

Aoshimas Wiederauflage der Susquehanna ist gelungen. Als Schaufelraddampfer aus der Zeit des Übergangs vom reinen Segelschiff zu maschinengetriebenen Schiffen füllt sie eine interessante Nische bei den Schiffsmodellen – und bildet quasi den zeitlichen Anschluss an die Segelschiffe von Heller.
Verarbeitung, Aufbau und Detaillierung können trotz des Alters der Form noch immer überzeugen. Für Dioramenbauer bietet sicher auch die lange und abwechslungsreiche Geschichte des Vorbilds viele Möglichkeiten und Anreize…

alt empfehlenswert

Wolfgang

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster