Angenommen, der Träger ist fertig, in der Werfterprobung, so zu sagen. Alle Fotoätzteile aus den White-Ensign-Sätzen „Ship“ und „Refit“ sind montiert. Dann hält man sich zu Recht schon für einen Guten. Doch es wartet immer noch die „Airwing“. Und jetzt wird es psychologisch. Denn rein optisch ist das auch für Adleraugen kaum mehr zu bewältigen. Das folgende Gefummel muß man WOLLEN.


Es kommt die übliche Messingplatine mit fotogeätzten Teilen. Und zwar exakt für die Anzahl Flugzeuge, die auch mit dem Trumpeter-Bausatz der „Nimitz“ geliefert werden:
  • 6 Phantom

  • 6 Corsair II

  • 3 Intruder

  • 2 Viking

  • 2 Hawkeye

  • 2 Seaking

  • 2 Skywarrior

  • 1 Vigilante

Hinzu kommt eine Vielzahl an Gerät, das auf dem Flugdeck sowie im Hangar benötigt wird: Munitionskarren, Flugzeugleitern, Zug- und Schubstangen, Anlasserschläuche, die auf den Zugmaschinen gefahren werden, Reparaturböcke und ein Fangnetz für das Flugdeck.
Die Platine ist dünn – aber das Messing offenbar von einer anderen Mischung, denn die Teile sind erstaunlich fest. Das ist wichtig, denn die Winzlinge lassen sich dadurch wesentlich genauer biegen.
Die Platine enthält für alle Flugzeuge Ergänzungs- und Austauschteile: Fanghaken, Pylone, Fahrwerksklappen, neue Fahrwerksbeine und Räder, Landklappen, Faltscharniere für die Flügel, Betankungssonden.
Was diesen Flugzeugsatz allerdings tatsächlich in eine andere Dimension bringt, ist die Inneneinrichtung für die Jets und Hubschrauber. Jawohl – wir bekommen Schleudersitze, Instrumentenbretter mit reliefgeätzten Instrumenten und Steuerknüppel. Die Schleudersitze sind dabei nicht einheitlich, sondern mit typspezifischen Merkmalen ausgestattet – der Wahnsinn. So hat die Phantom wie auch die Intruder Schleudersitze mit den auffälligen Auslöseringen am Kopfteil. Bei der Corsair II fehlen sie: korrekt! Die Viking wie auch die Seaking Hubschrauber bekommen eine Mittelkonsole im Cockpit, an der das Instrumentenbrett montiert ist. Der Seaking hat eine Bodenplatte für den Innenraum mit Halbschott zum Cockpit.
Bei den äußerlichen Verfeinerungen findet man für jeden Flugzeugtyp die notwendigen Pylonen und Aufhängepunkte. Sie sind alle in der richtigen Anzahl und der richtigen Form wiedergegeben. Sogar die Schienen für Sidewinder-Raketen bei Phantom und Corsair II sind dabei. Die Dioramen-Freunde werden sich vor allem über die Zurüstteile der Intruder freuen: Die Split-Klappen für die Flügelenden sind dabei. Jetzt kann man endlich eine Intruder beim Landen darstellen! Wenn man das denn immer schon mal wollte – in 1:350. Die Phantom bekommt ihren typischen Fanghaken, der ist im Bausatz einfach weggelassen, und ihre breiten Fahrwerksklappen.
Hier nun Fotos der jeweiligen Teile für die einzelnen Flugzeugtypen:
Phantom


Intruder


Corsair


Viking


Skywarrior


Vigilante


Hawkeye


Seaking

Ich konnte mich natürlich nicht beherrschen und musste über Ostern den Einbau eines Cockpits ausprobieren. Modellbau auf der Fläche eines halben Euro-Cent! Meine Erfahrung: Für das Gelingen ist vor allem eine gute Vorbereitung des Rumpfinneren entscheidend. Die Cockpitwanne muss genau eingepasst werden, sonst geht es schief. Anders als im WEM-Bauplan ausgeführt, reicht es nicht, einfach die Abdeckung im Rumpf aufzuschneiden. Man muss innen entgraten und auch von der Plastikstärke einiges wegfräsen. Ich habe dazu einen 0,5 Millimeter Bohrer benutzt. Zahnarztarbeit eben. Zwischendrin immer wieder die Cockpitwanne anpassen, dann läuft das Ganze schon. Die Passform der WEM-Ätzteile ist jedenfalls erheblich besser als die der Teile aus dem Trumpeter-Bausatz. Aber das ist keine neue Erfahrung. Man sollte also den Rumpf nebst Cockpitwanne bauen und dann sauber verschleifen. Das habe ich mir bei meinem Test geschenkt, der Unterschied zwischen den filigranen WEM-Teilen und dem vergleichsweise groben Trumpeter-Original ist bei den Makro-Aufnahmen besonders deutlich.


Die Wanne wie auch die Schleudersitze lassen sich problemlos und sauber biegen. In die Schleudersitze werden dann noch zwei bis drei Stückchen Plastik (1mm Stärke) als Sitzkissen eingesetzt – fertig. In der Cockpitwanne ist freundlicherweise markiert, an welche Stelle die Sitze gehören.

Fazit


Der „Airwing“-Satz von White Ensign Models ist keine Ergänzung zu den Schiffs-Sätzen, er ist die Sahnehaube. Die Fotoätzteile machen aus jedem Flugzeug an Deck einen neuen Miniaturbausatz mit rund 15 bis 20 Teilen. Es ist eine echte Fummelarbeit, die viel Nervenkraft und Ruhe erfordert. Sicherlich wird man keine komplette Decksladung Flugzeuge mit Inneneinrichtung versorgen. Und man darf auch fragen, ob denn eine Inneneinrichtung für die Skywarrior wirklich Sinn macht, deren Cockpithaube nicht geöffnet werden kann. Doch die Zurüstteile für das Geschwader, einschließlich der Geräte für den Decksbetrieb, bringen entscheidend Leben ins Modell.
Hervorragend

Vielen Dank an Caroline und John Snyder von WEM für die Probeprodukte!