"A Battle History Of The Imperial Japanese Navy"



Autor: Paul S. Dull
Titel: "A Battle History Of The Imperial Japanese Navy"
Bestellnummer: 0-87021-087-1
Verlag: Naval Institute Press / USA
Sprache: Englisch
Preis: ca. 42,00 Euro
Erstausgabe: 1978
20 Jahre Arbeit und eine Auswertung von mehr als 200 Mikrofilmen japanischer und amerikanischer Aufnahmen waren nötig, um dieses Buch zu schaffen. In der Tat, das Quellenverzeichnis, welches ich als erstes gelesen hatte, lässt hoffen: von Seite 353 bis 369 werden sekudäre Quellen anderer Autoren genannt, gefolgt von Primärquellen wie Kriegstagebücher ganzer Divisionen. Wer die ersten Seiten liest, fängt an zu stutzen: warum verwendet ein solch anerkannter Autor (welcher in anderen Bücher oft als Quellenangabe verwendet wird) unter anderem verkehrte Namensangaben? Dies ist zwar nicht ungewöhnliches in westlichen Kreisen (japanische Familiennamen stehen an erster Stelle, Rufnamen an zweiter), ich hatte jedoch schon etwa anderes erwartet.
Das Buch selbst hat eine Größe von etwa DIN A5 bei einer Seitenzahl von insgesamt 402 Seiten. Das hier nicht alle Quellen verwendet werden konnten, ist klar. Das aber dennoch nicht mehr herausgekommen ist, macht mich als eingefleischten Fan der japanischen Marine recht traurig. Doch fangen wir bei der Gliederung (ähnlich der Inhaltsangabe) an:

  • Japan Goes War
      Pearl Harbor, Attacks against US, Attacks against UK ans NL

  • Etablishment Of The Original Defence Parameter
      Java, Burma, Gilbert Island, Indian Ocean

  • Coral Sea, Midway, An The Aleutians
      Coral Sea, Midway, Aleutian, Midway

  • Overextension Of The Defence Parameter
      The Battles of Guadacanal, The Battles of The Solomons

  • Defeat Of The Imperial Japanese Navy
      Guadacanal, Aleutians, New Guinea, Solomons, Collapse of the outer Defence Parameter, Ebbing of the Japanese Tide, The Bitter End, Retrospective

Wie man ersehen kann, sind die wichtigsten Schlachten aufgeführt. Gliederungen der beteiligten Verbände sind generell wie folgt angegeben:
    Table of Organization for the Invasion and Conquest of the Malay Peninsula


      Second Fleet

      Battleships: Haruna,. Kongo
      Heavy Cruiser: Atago, Takao, Chokai, Mogami, Mikuma, Kumano, Suzuya
      Light Cruiser: Sendai
      Destroyer: Fubuki, Hatsuyuki, Shirayuki, Murakumo, Shinonome, Shirakumo, Isonami, Uranami, Shikinami, Ayanami, Amagiri, Asagiri, Yugiri, Sagiri

      Southern Expeditionary Fleet (escort for Army troopships)

      Light Cruiser: Kashii
      Destroyers: fron Second Fleet, above


Weitergehende Informationen zu Flottengliederungen sind häufig Fehlanzeige. Ab und zu werden Flottillenbezeichnungen in den Texten genannt, das war es dann auch. Was dem Buch jedoch zugute gehalten werden muss: Die Ortsbezeichnungen in Zusammenhang mit den beigefügten Karten sind einfach nur phänomenal! Für den geschichtlich Interessierten, der sich erstmals mit dem Thema beschäftigt, ist es eine hervorragende Stütze. Auch wird der zeitlichen Abfolge der Geschehnisse in hervorragender Weise Rechnung getragen.
Wie bereits geschrieben, werden als Quellenangaben zusätzlich auch alliierte Kriegstagebücher verwendet. Dies führt leider nur zu oft dazu, das Geschehen aus alliierter Sicht zu schildern. So werden die Angriffe gegen Java Anfang 1942 fast ausschließlich aus britischer Sicht (einschließlich der britischen Schlussfolgerungen und anschließenden Flottenbewegungen) geschildert. Japanische Ambitionen werden nur zu oft mehr oder weniger nebenbei erwähnt - recht schade bei einem Buch mit diesem Titel.
Wesentlich tiefer in die Materie geht Dull bei den einzelnen Seeschlachten. Zum Teil minutiös werden die Abläufe "seziert". Doch auch hier wird (meines Erachtens) zu häufig aus alliierter Sicht geschildert.
Die letzten Kriegswochen werden verständlicherweise nur auf wenigen Seiten zusammengefasst, da auch keine größeren Flottenbewegungen stattfanden.

Fazit


So ist dieses Buch, mit Grundkenntnissen in Englisch und einem mehr oder weniger benötigten erweiterten Wörtbuch ausgestattet, mehr als eine unterhaltsame Bettlektüre, eine "Bibel" sollte man jedoch nicht erwarten. Grundlegende Einblicke in beide Seiten werden gewährt - tiefergehende (vor Allem zu Beginn des Krieges) leider nicht. Das ist schade, aber angesichts der relativ geringen Seitenzahl nur zu leicht nachzuvollziehen.
Da dieses Buch jedoch oft als Quellenangabe anderer Bücher genannt wird und mit diesem Thema (Japanische Marine im Zweiten Weltkrieg in westlicher Sprache) recht alleine dasteht, möchte ich mit meinem Fazit nicht alleine stehen und gebe Stefan (Fan der Britischen Marine) im Anschluss das Wort:

Eine zweite Sicht


Ob man von einem Buch begeistert oder enttäuscht ist hängt wesentlich von der eigenen Erwartungshaltung ab.
Als ich bei Amazon UK über dieses Buch gestolpert bin und die Beschreibung gelesen habe, war ich sofort interessiert. Ein Geschichtsbuch muß für mich keine aufwendig gedruckten Bilder haben. Mir ist wichtig, daß die Hintergründe und Zusammenhänge anschaulich und schlüssig erklärt werden die zu einem bestimmten geschichtlichen Ereignis geführt haben. Dabei sollte auch die durch Kultur und Erziehung geprägte Geisteshaltung der handelnden Personen beschrieben werden.
Ich finde daß es Paul S. Dull in seinem Buch gelingt, bei aller Knappheit der Darstellung, nicht nur die einzelnen Seeschlachten sehr präzise zu beschreiben, sondern die Ereignisse in ihre übergeordneten, politisch-strategischen Zusammenhänge zu stellen.
Beginnend mit den Hegemonialansprüchen und dem Expansionsdrang in Asien vor dem zweiten Weltkrieg, beschreibt er die Ziele der japanischen Führung deren Realitätswahrnehmung mehr von Wunschdenken als von Realismus gekennzeichnet war. Die daraus entstandene verhängnisvolle Strategie führte zusammen mit den US-amerikanischen Machtansprüchen und deren Ignoranz für fremde Kulturen schließlich zum Kriegsausbruch.
Das Buch zeigt auch sehr genau die taktische Überlegenheit der Japaner zu Kriegsbeginn auf die ganz wesentlich zu den frühen Erfolgen geführt hat. Durch strategische Fehler, die wirtschaftliche Unterlegenheit Japans sowie durch die größere Flexibilität und Lernfähigkeit der gegnerischen Führung ging diese taktische Überlegenheit verloren und führte unweigerlich zur Niederlage Japans.
Das Buch hat also meine Erwartungshaltung voll und ganz erfüllt. In einem Punkt stimme ich Dominik aber völlig zu: Die Perspektive der Darstellung und die Gewichtung der Quellen liegt eindeutig auf alliierter Seite. Insofern sollte das Buch neben dem Titel "A Battle History Of The Imperial Japanese Navy" noch den Untertitel "From The Allied Perspective" tragen.