Baubericht Revell Swordfish 1/72
Dieses Modell habe ich für einen Wettbewerb gekauft. Das war aber eigentlich sekundär, ich war seit ein paar Wochen Mitglied in einem Internetforum zum Thema Modellbau und wollte die vielen neuen Tips die ich da gelesen habe auch mal an einem kleinen Modell ausprobieren. Die Swordfish habe ich deshalb ausgesucht, weil es gut in meine Vitrine paßte (Ich habe nur WW2-Flugzeuge), günstig war (6 €) und Doppeldecker einfach schnuckelig aussehen.
Zum Modell
Der Name "Matchbox" lässt nicht unbedingt Gutes erahnen. Die Nachteile sind die relativ schlechte Detailierung (keine Cockpit-Innereien) und weiterhin eine seltsame Aufteilung der Einzelteile. Positiv würde ich die guten Revell-Decals und die Endform erwähnen, die Proportionen wirken sehr stimmig. Mit etwas Eigeninitiative lässt sich das Modell sehr gut verfeinern, so ist es denkbar, andere Aussenlasten anzuhängen (es liegt ein Torpedo und ungelenkte Raketen bei), die Rumpföffnung für das dritte Besatzungsmitglied zu öffnen oder gar die Tragflächen nach hinten zu klappen. Das Modell habe ich allerdings "out of the box" gebaut, also ohne am Bausatz etwas zu verändern.
Das sind die zwei "Zwillingspiloten", außer dem MG das einzige Detail im Cockpit. Details sind im Cockpit tatsächlich keine vorhanden, kein Steuerknüppel, kein Instrumentenbrett, keine Pedale, nichts. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn beim Doppeldecker ist der Blick ins Cockpit durch die obere Tragfläche ohnehin eingeschränkt, und der Pilot "dichtet" die Öffnung so gut ab, daß im Cockpit sowieso nichts mehr sichtbar wäre. Beim Bordschütze sieht die Sache anders aus, da ist die Öffnung grösser, und da lohnt es sich eher, ein paar Sachen zu verfeinern. Denkbar wäre es, die Gitterstruktur des Rumpfes darzustellen, oder Munitionskisten, Funkgerät etc. nachzubilden.
Diese zwei Teile sind die detailliertesten im Bausatz. Das MG ist sehr fein gegossen, nur wurde der hintere Griff noch ausgebohrt. Zum Motor gibt es wenig zu beanstanden, die Kühlrippen und die Ventil-Stoßstangen sind dargestellt.
Der Abgassammler und der Auspuff. Diese Teile wurden mit Revell Kupfer (93) mit dem Pinsel bemalt, danach mit Hellbraun in Trockenmaltechnik die Oxidation dargestellt. Ganz wenig schwarz, und der Auspuffsammler sieht wie nach 5 Jahren Trägereinsatz aus.
Der Zusammengesetzte Motorblock.
Die Passgenauigkeit der Rumpfhälften ist sehr gut, es ging fast ohne Spachtel.
Die erste Grauschicht ist angebracht. Um die Konturen nicht allzu hart werden zu lassen, habe ich die Schablonen nur in der Mitte angeklebt. Die Ränder der Schablone stehen ein klein wenig von der Tragfläche ab, was den Farbübergang etwas weicher macht.
Die Einzelteile vor dem Zusammenbau. Die kleinen Teile (Streben, Fahrwerksbeine etc) wurden mit dem Pinsel bemalt. Falls jemand das Gefühl hat, die obere und untere Tragfläche seien nicht identisch - das stimmt, die untere ist ein bisschen heller. Also handelt es sich um eine 5-Farben-Bemalung!
Die unteren Flügel sind mitsamt der Verstrebung angeklebt. Das ist meiner Meinung nach nicht ganz sauber gelöst. Die Flügel halten nur sehr schlecht am Rumpf. Die Verstrebung nimmt einen großen Teil der Kräfte auf. Wenn der untere Flügel durchgehend wäre, so würde das die Bemalung sehr vereinfachen, denn dann könnte man die Verstrebung erst am Schluß anbringen. Die Blechstösse habe ich mit ein wenig braun-schwarz betont.
Der obere Flügel, fertig bemalt.
Das Hauptproblem (oder eben die Herausforderung) bei den Doppeldeckern ist immer die Verspannung. Hier konnte ich eine Unzulänglichkeit des Bausatzes dafür ausnützen. Die Streben sind nicht einfache "Stifte", die zwischen die Flügel geklemmt werden, sondern sind paarweise mit einem Steg zusammengefasst (wie ein umgekehrtes "U". Um diesen Steg in der Tragfläche unterzubringen, sind vier grosse Schlitze vorhanden. Ich habe nun vorsichtig Löcher in die untere Flügelschale gebohrt. Dann habe ich mit Sekundenleim gestärkten, schwarzen Faden in die Löcher gesteckt und vorsichtig mit einem dünnen Draht zu den Schlitzen rausgeholt. Jeweils zwei Fäden miteinander verknotet, und fertig. So konnte ich die Verspannung vorbereiten, ohne die obere Tragflächenschale anbohren zu müssen. Bei der unteren Tragfläche ging das nicht, aber die Unterseite ist in der Vitrine auch nicht sichtbar. Weiterhin wurden noch Löcher in die Verbindindungsstege gebohrt, für die Verspannung, die parallel zur Flugrichtung verläuft.
Die beiden Tragflächen sind gesamthaft an 7 Stellen verbunden (Baldachin, 4 Doppelstreben, 2 Querruderverbindungen). Das geht aus biologischen Gründen nicht auf einmal (man hat nur 2 Hände...). Ich habe zuerst die inneren Streben an die obere Tragfläche geklebt, in Position gebracht und trocknen lassen.
Anschliessend das gleiche mit den äußeren Streben. Oben ankleben, fixieren, trocknen lassen. Das Tuch oben diente nur dazu, dass das Gewicht nicht die Oberfläche verkratzt.
Die Tragfläche ist angeklebt, jetzt können die Fäden durch die unteren Löcher gezogen und gespannt werden. Mit einer Metallklammer habe ich den Faden beim Verkleben unter Spannung gehalten, und mit Sekundenleim verklebt. Das Ganze 16 Mal, und die Verspannung ist vollbracht! Die Querruderverbindungen habe ich nicht vergessen, ich habe sie ohne Kleber in die Löcher gesteckt. Ins obere Loch stecken, leicht (!) durchbiegen, ins untere Loch stecken, loslassen, und hält.
Das fertige Modell.
Fazit:
Es hat echt Spass gemacht, dieses Modell zu bauen! Ein schönes Flugzeug, das schon ohne Verfeinerungen gut aussieht, und mit ein wenig "Bastlerei" zum echten Hingucker wird.
+ Gesamteindruck und Proportionen
+ Detailierung Motor, MG
+ Besatzung vorhanden
+ Passgenauigkeit, ging fast ohne Spachtel
+ Decals
- Konstruktive Details (Baldachin, Tragflächenbefestigung unten)
- Detailierung allgemein, vor allem Cockpit und Fahrwerk
Alex