Das Original
Die 9S90/3S90-Familie ist die Schiffsvariante der sowjetischen Buk-(9K37)-Luftverteidigungsfamilie. Erste navalisiertes Ableger dieser Linie waren unter Bezeichnungen wie 3S90 „Uragan“ / M-22 („Shtil“ als Exportname, NATO: SA-N-7 „Gadfly“) eingeführte Systeme, die bereits in den 1980er-Jahren auf russischen Zerstörern des Projekts 956 (Sowremenny-Klasse) installiert wurden. Eine modernisierte Version mit dem neueren Flugkörper 9M317 wurde als 3S90 „Esch“ (GRAU/Bezeichnung 9S90M) eingeführt (NATO-Name: SA-N-12 „Grizzly“). Aus der Weiterentwicklung entstand das verbesserte Shtil-1 (auch als 3S90M / Smerch bezeichnet), das wahlweise mit einem Einzel-Starter oder mit vertikalen Abschusszellen (VLS) betrieben werden kann. Die Entwicklung zielte darauf ab, die bewährten Fähigkeiten des Buk-Systems auf See zu übertragen und mit moderneren Lenkflugkörpertypen (9M317, 9M317M/ME) höhere Reichweiten, Genauigkeit und Mehrkanalfähigkeit zu erreichen.
Heute wird das System (in Varianten Shtil / Shtil-1 / Esch) von mehreren Marinen eingesetzt: Russland verwendet(e) modernisierte Varianten auf den Zerstörern des Projekts 956 (Sowremenny-Klasse) und den Fregatten des Projekts 11356 (Admiral-Grigorowitsch-Klasse), Indien rüstet die Fregatten der Talwar-Klasse mit der Shtil-1-Variante aus, und China setzte die Shtil-/Shtil-1-Variante unter anderem auf den Zerstörern des Typs 052B und des Projekts 956E/EM ein.
Das SA-N-12/9S90M-System verwendet als Lenkflugkörper primär den 9M317 (und weiterentwickelte 9M317M/ME), einen semi-aktiven radar-gelenkten (SARH) Mittelstreckenflugkörper, der gegenüber älteren 9M38-Typen höhere Manövrierfähigkeit und verbesserte Gegenmaßnahmenresistenz bietet. Je nach Schiffsinstallation gibt es zwei grundsätzliche Abschusskonfigurationen: einen einarmigen Schienenstarter mit einem Magazin unter Deck (typischerweise 24 Raketen) oder ein vertikales Abschuss-System (VLS) mit 12er-Zellen-Modulen; die VLS-Konfiguration ermöglicht bei manchen Ausführungen größere Intervall- und Reaktionsgeschwindigkeiten. Die angegebene Einsatzreichweite variiert mit Version und Starter: übliche Referenzwerte liegen bei ~30–35 km für den Einzelstarter und bis zu ~50 km bei bestimmten VLS-Versionen bzw. modernisierten Flugkörpern. Das System ist multikanalfähig (gleichzeitige Verfolgung und Führung mehrerer Ziele) und hat Reaktionszeiten im Bereich einiger Sekunden bis unter einer halben Minute je nach Startertyp und Feuerkontrollintegration; zwischen aufeinanderfolgenden Starts können nur wenige Sekunden liegen. Feuerleitradar, Suchradar und Datenverbindungen zur Schiffssensorik sorgen für Zielerfassung, Mehrzielbekämpfung und Korrekturen während des Flugs. Insgesamt ist das System als Mittelbereichs-Flugabwehrsystem konzipiert, das Flugzeuge, Hubschrauber und Seezielflugkörper in mittlerer Distanz abwehren soll.
Der Bausatz
Modell: SA-N-7 & SA-N-12
Hersteller: Takom
Maßstab: 1/35
Art. Nr. : 2136
Preis ca. : ab ca. 20€
Bereits im Jahr 2020 bescherte uns Takom dieses außergewöhnliche Modell des 9S90 Uragan (SA-N-7)/9S90 Esch (SA-N-12) im Maßstab 1/35. Nach dem Öffnen des schick bedruckten Kartons sieht man insgesamt fünf Plastiktüten. Eine mit der Anleitung, den Decals und den Ätzteilen und je eine für die vier Gussäste aus hellgrauer Plastik.
Insgesamt dürfen 99 Plastikteile und 16 Metallteile verbaut werden. Die Details sehen sehr gut aus, viele kleine Schrauben- und Nietköpfe und schöne Panellinien. Nicht zu stark und nicht zu schwach dargestellt. Auch Fehlstellen oder Grat gab es bei meinem Exemplar nicht.























Die Anleitung ist ein kleines Heft im Format DIN A5 mit 14 Seiten. Der Bau wird auf neun Seiten mit 15 Bauabschnitten ausreichend beschrieben. Drei weitere Seiten dienen der Bemalungsanleitung. Als Farbsystem wird ausschließlich auf Ammo by MIG verwiesen.
Das Modell
Zu Beginn wird der Raketenträger zusammengesetzt. Das harte Plastik erleichtert das Entfernen der Angüsse, und die Passgenauigkeit ist sehr gut; lediglich die Verbindungsnähte erfordern etwas Nacharbeit. Der Sockel besteht aus drei Teilen, die nicht verklebt werden und dadurch drehbar bleiben. Anschließend folgen die seitlichen Stützen, bei denen auch die ersten Ätzteile für den „Fußboden“ zum Einsatz kommen.
Die beiden Raketen entstehen jeweils aus acht Teilen, ergänzt durch optionale Ätzteile. Nach dem Verkleben lässt sich die Naht durch leichtes Überschleifen nahezu unsichtbar machen. Bis hierhin ist der Bausatz sehr anfängerfreundlich. Anspruchsvoller wird es beim Bau der filigranen Gitterrahmen mit zahlreichen dünnen Rohren und vier Ätzteilen, die Geduld und präzises Arbeiten erfordern.












































Nach dem Zusammenbau folgt die Lackierung: Grundiert, dann mit FS36118 (H305) gespritzt, zusätzlich aufgehellt mit einem Sky-Grau-Mix für Sonnenseiten. Eine Schicht Chipping Medium erlaubt realistische Abnutzungseffekte: Mit Wasser angelöst und vorsichtig abgerieben, treten Lackschäden und Gebrauchsspuren hervor. Details wurden durch Silberakzente an Griffen und Kanten hervorgehoben, außerdem sollen Rost- und Wasserablaufspuren die Alterung abrunden.
Der Bau hat wirklich Spaß gemacht und alle Teile passten ohne großen Aufwand wunderbar zusammen. Überlegt wurde sogar, kleine Magnete an Raketen und Aufhängung zu verbauen, um sie austauschbar zu machen – mangels passender Magnete blieb es jedoch bei der Idee. Und ganz ehrlich: Steht das Modell erst einmal in der Vitrine, tauscht ohnehin niemand mehr etwas.
Alex Wildemann
(Text über Original von Lars)