06.06.1944 - 70 Jahre Landung in der Normandie (D-Day)

 

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Heute vor 70 Jahren, am 13. Juni 1944, war das britische Schlachtschiff Warspite auf dem Weg nach Rosyth, um die verschlissenen Geschütze auszutauschen. Bei Harwich fuhr sie auf eine Mine und büßte u.a. eine ihrer vier Schrauben ein (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Das Schiff war ein Veteran vieler Schlachten, war 1943 vor Salerno bereits schwer beschädigt worden, und hatte am D-Day für die Bombadierung der deutschen Stellungen an der Küste der Normandie nur noch drei der vier schweren Türme einsetzen können. Trotzdem unterstützte die Warspite ab August 1944 bis November weiter den alliierten Vormarsch durch zusätzlichen Landzielbeschuss.

Das Modell

Eigentlich wollte ich mein Modell der HMS Warspite bereits im September 2013 zum 70. Jahrestag der Fritz-X-Angriffe fertiggestellt haben. Da ich in dieser Zeit zweimal umgezogen bin, hat sich der Bau leider verzögert. Da HMS Warspite im gleichen Zustand acht Monate später während der Invasion zum Landzielbeschuss eingesetzt wurde, nehme ich dieses Ereignis nun zum Anlass mein Modell vorzustellen.

Meine Frau hatte mir vor zwei Jahren zu Weihnachten den Academy-Bausatz geschenkt. Ca. ein Jahr später wurden die Produkte von PONTOS bei BMK erhältlich und nach Durchsicht der Jahrestagsplanung auf Modellmarine entschloss ich mich schließlich meine Warspite nach dem Angriff durch deutsche Gleitbomben darzustellen wie sie schwer angeschlagen in der Einfahrt zum Grand Harbour in Malta zu sehen war.

Beim ersten Blick in die Schachtel schreckt der Umfang des Pontos-Sets vielleicht etwas ab. Kurz nach Beginn des Baus stellte ich aber fest, dass der Aufbau des Zurüstsets sehr wohl durchdacht ist. So lässt sich beispielsweise an einem Abend innerhalb von ca. einer Stunde die komplette Baugruppe des Schornsteins fertigstellen. Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass die Fotoätzteile sich sehr leicht aus dem Rahmen trennen lassen und danach kaum mehr Zeit für das Verputzen der Bauteile verwendet werden muss. Außerdem sind alle Knickkanten reliefgeätzt, so dass man manche Teile sogar einfach mit den Fingern in die gewünschte Position biegen kann.

Da ich das Modell kurz vor der Modellbauausstellung in Wilnsdorf 2013 begann, konnte ich bezüglich des Baus gleich noch ein paar Tipps von Frank Spahr einholen (welcher mir darüber hinaus noch ein paar Bilder des beschädigten Schiffes zum Zeitpunkt des Einlaufens schickte – vielen Dank nochmal, Frank!), der seine Warspite bereits fertig hatte. Er bestätigte meine ersten Eindrücke, dass sich das Zurüstset problemlos und schnell verbauen ließe. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, dass die Abbildungen in der Anleitung teilweise zu klein waren bzw. manche Teile gar nicht benannt wurden.

Das Zusammenkleben der Spritzgussteile stellte keine Herausforderung dar. So gelangte ich nach relativ kurzer Bauzeit an den Punkt, an dem ich lackieren musste. Die Bemalung von Kriegsschiffen der Royal Navy zur Zeit des Zweiten Weltkriegs bedeutete für mich Neuland. Stefan Labich überließ mir dazu einige Farben seines WEM-Sortiments, anhand derer ich mir Farbmuster lackierte. In meinem Vorrat von Tamiya und Gunze suchte ich mir möglichst passende Farben und mischte und tönte diese ab, bis ich ein akzeptables Ergebnis vorliegen hatte. Meine Wahl fiel schließlich auf H338 als 507C und eine 1:1 Mischung aus XF2 und XF50 für 507B. Gemäß der Anleitung lackierte ich das Tarnmuster auf.

Wie bei mir üblich erzeugte ich mit weißer und dunkelgrauer Ölfarbe, die ich in winzigen Tröpfchen aufgebracht und anschließend nach unten mit einem in Terpentin-Ersatz getränkten Pinsel weg wusch, auf allen Bauteilen eine Patine bzw. Ablaufspuren von Wasser. Unterhalb der Ankerklüsen und an größeren hervorstehenden Details der Rumpfseitenwände brachte ich mit dieser Methode Rostspuren mit rotbrauner Ölfarbe auf.

Parallel zum Beginn des Alterns experimentierte ich mit den Fertigwashings von AK Interactive. Diese Farben waren zu dem Zeitpunkt bei Traudl´s Modellbauladen neu im Sortiment, wenn auch noch lange nicht alle. Deswegen kamen bei der Warspite die Mischungen für NATO Camo Vehicles und OIF & OEF US Modern Vehicles zum Einsatz. Erstere ist ein dunkelbraun-schwarzes Washing, die zweite Mischung ein eher rostbraunes. Anschließen folgte das obligatorische Trockenbürsten, je nach Tarnfarbe mit H338 oder ModelMaster 1740.

Bevor ich nun alle Baugruppen zusammenfügen konnte, stand noch ein Schritt an: Das Aufkleben des Echtholzdecks. Dies war für mich eine Premiere. Grundsätzlich stehe ich den Holzdecks kritisch gegenüber, da sie von der Maserung bzw. den Poren maßstäblich falsch sind und, was viel schlimmer wiegt, in insgesamt ca. 0,3 mm auftragen. ABER ich will nicht einfach nur meckern, ohne es selber einmal ausprobiert zu haben. Also verklebte ich die drei bereitgestellten Holzteile. Passten die beiden hinteren relativ gut, war das vordere hingegen etwas zu lang. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass sich mein Spritzgussbausatz in der Gesamtlänge um vielleicht nur 0,1 mm oder 0,2 mm gegenüber dem Referenzmodell, welches Pontos benutzte, unterscheidet. Dies hatte allerdings zur Folge, dass sich das Holz um manche Oberdeckdetails, z.B. die vorderen Barbetten, staucht und ich es teilweise zusätzlich mit Sekundenkleber fixieren musste. Auch sind die Aussparungen für die Aufbauten extrem unterschiedlich. Während der Brückenaufbau mit deutlich Luft passt, musste ich beim Hangar einiges vom Holz wegschneiden, um eine Passung zu erlangen. Ähnlich war dies beim achteren Aufbau. Ich persönlich komme zu dem Fazit, dass dies wohl das erste und gleichzeitig letzte Echtholzdeck ist, welches ich verbaut habe.

Abschließend brachte ich die letzten Details wie die Hauptdecksreling an. Die Takelung entstand aus UNI Caenis Angelschnur. Die Ankerketten flocht ich aus 0,25 mm Silberdraht. Genauso verfuhr ich bei den Stopperketten, nur dass ich Kupferlitzen aus einem alten Kabel benutzte.

Wie eingangs erwähnt, war der ursprüngliche Plan HMS Warspite bei der Einfahrt in den Grand Harbour von Malta darzustellen. Deswegen hatte ich beim Bau bereits in die Hangardecke ein Loch eingebracht und den Backbordhangar rußschwarz lackiert. Ich werde mein Modell zu einem späteren Zeitpunkt auch dementsprechend fertigstellen. Deswegen verzichte ich für die Präsentation anlässlich des D-Days auch auf die Besatzung oder eine Wasserfläche.

Sven