Das Original
1922 schlossen die führenden Seemächte der Welt das Washingtoner Abkommen zur Beschränkung ihrer Flotten. Damit wollten sie ein maritimes Wettrüsten wie vor dem ersten Weltkrieg verhindern. Beschränkt wurden unter Anderem Anzahl, Größe und Bewaffnung der Großkampfschiffe (Schlachtschiffe und Flugzeugträger).
Auch Kreuzer unterlagen ab sofort gewissen Einschränkungen. Sie durften nicht mehr als 10000t verdrängen und die Hauptbewaffnung nicht stärker als 20,3 cm (8“) sein. Allerdings fehlte bei ihnen eine zahlenmäßige Regulierung und so bauten vor allem die USA, Großbritannien und Japan mehrere Klassen dieser sogenannten Vertragskreuzer. Ein neues Wettrüsten hatte begonnen
Japan, das das Washingtoner Abkommen mit unterzeichnet hatte verstieß bereits mit den ersten Vertragskreuzern der Myoko-Klasse gegen die auferlegte Höchstverdrängung, hielt dies aber vor seinen Partnern mit falschen Angaben geheim.
Noch mehr als diese sollten die folgenden Kreuzer der Takao-Klasse gegen das Abkommen verstoßen. Alle vier Einheiten (Takao, Atago, Chokai und Maya) lagen bei einer Verdrängung von fast 15000t.
Die 203m lange Takao, 1927 in Yokosuka auf Kiel gelegt, erhielt durch immer neue Vorgaben der Marineleitung letztendlich eine pagodenartige Brücke von zehn Decks. Grund hierfür war der vorgesehene Einsatz als Flottenflaggschiff, der den Einbau eines Kommandostandes mit Kommunikationseinrichtungen, Besprechungsräumen und Unterkünften für den gesamten Flottenstab zur Folge hatte. Dies wiederum führte zu hoher Toplastigkeit, geringerer Stabilität und einem zu tief sitzenden Torpedoschutz. Dennoch waren die vier Kreuzer mit ihren je zehn 20 mm (8“) Rohren gewaltige und schwer bewaffnete Einheiten.
Ab 1937 dockte die Takao für umfassende Umbaumaßnahmen erneut in Yokosuka an. Die Brücke wurde um zwei Decks gekappt, das Schiff erhielt Torpedowülste und auch die Bewaffnung wurde modernisiert. Am auffälligsten dabei war der Austausch der veralteten 12,7 cm Mittelartillerie gegen moderne Zwillingstürme.
Zu Beginn des 2. Weltkrieges bildeten die vier Kreuzer zusammen mit den beiden Schlachtschiffen Haruna und Kongo die im südchinesischen Meer eingesetzte 3. Flotte (Sentai 3) unter Admiral Kondo.
Im Juni 1942, während der Schlacht um Midway führte die Takao einen Ablenkungsangriff auf die Aleuten (Alaska) aus. Fünf Monate später, in der Nacht vom 14. November 1942 geriet sie bei Gualdalcanal unerwartet in ein Gefecht mit einem überlegenen amerikanischen Verband (USS Washington und USS South Dakota). Während die Takao unbeschädigt entkommen konnte wurden die Atago schwer beschädigt und das Schlachtschiff Kirishima versenkt.
Weniger Glück hatte sie im November 1943, als sie in Rabaul vor Anker liegend von einer amerikanischen Fliegerbombe getroffen wurde und 1944 bei Leyte zwei Torpedotreffer einstecken musste. Sie konnte sich zwar aus eigener Kraft nach Singapur retten, war aber nicht mehr einsatzfähig. Zur schwimmenden Flakbatterie umgebaut diente sie zur Hafenverteidigung. 1945 überlebte sie schwer beschädigt einen Angriff britischer Minentaucher. Versenkt wurde sie –als letzter japanischer Kreuzer- durch die Briten erst zwei Jahre nach Kriegsende in der Seestraße von Malakka.
Der Bausatz
Mein Modell repräsentierte den Bauzustand von 1942. Im Karton fand ich 16 graue und zwei durchsichtige Spritzlinge. Dazu einen schwarzen Rahmen für den Ständer, ein Flaggensatz und acht kleine Gummiringe. Als Bonus hatte Aoshima einen kleinen Zinn-Bausatz eines japanischen Mini-U-Bootes mit eingepackt. Abziehbilder für die Bordflugzeuge lagen leider nicht bei.
Gleich mitbestellt hatte ich mir die beiden Ätzteilsätze, die von Aoshima zur Takao angeboten wurden. Jeder dieser Sets bestand aus einer kleinen Platine. Während die Eine geätzte Katapulte, den Ladebaum des Großmastes und ein paar weitere Kleinigkeiten enthielt, bestand die Zweite fast ausschließlich aus Reling und dem Entmagnetisierungskabel; ...besser als nichts, aber auch nichts Besonderes. Doch gab es zu dieser Zeit noch keine Zurüstsätze anderer Hersteller zur diesem Modell auf dem Markt.
Da ich die Takao vor meinem „inneren Auge“ schon als elegantes Standmodell in meiner Vitrine stehen sah, begann ich schleunigst mit dem Bau des Kreuzers. Schließlich hatte der Plastikbausatz an sich schon mehr als genug Teile die erst einmal zu verarbeiten waren. Der aus zwei Hälften bestehende Rumpf bildete den Anfang. Verstrebt mit sieben Querstegen bot er eine stabile Basis für die Aufbauten. Die Tatsache, dass Aoshima keine Wasserlinienoption vorgesehen hatte, konnte mir, meinen Plänen folgend, ein Standmodell zu Bauen -vorerst einmal- egal sein.
Da die Japaner inzwischen alle vier Schwesterschiffe (und die Takao sogar in einer zweiten Versionen) auf den Markt gebracht haben, sind verständlicher Weise viele Teile „genormt“ und in jedem der fünf Bausätze zu finden. So auch der Rumpf. Die Takao erhielt 1938 während ihres Umbaus zusätzliche Torpedoschutzwülste. Diese sind im Modell als Extrateile beigelegt, da nicht alle Takao-Kreuzer sie im Lauf ihrer Karriere erhalten hatten. Die Kanten dieser Wülste wirkten für den Maßstab verhältnismäßig dick, und einfach auf den Rumpf geklebt hätte es plump gewirkt. Also schabte ich die Kanten zuerst mit einem Skalpell ab.
Als nächstes widmete ich mich dem Deck. Dieses bestand aus vier Teilen, wobei zwei Teile die gesamte Länge des Schiffes abdeckten, die anderen beiden als „Einlagen“ kleinere Bereiche abbildeten, in denen sich die vier Schwesterschiffe unterschieden. In der vorderen Hälfte war dies der Bereich um den dritten Turm (bei Maya ab1944 ein zusätzlicher Flakstand) und im hinteren Segment waren es die Aufbauten rund um das Flugzeugdeck.
Ich folgte Schritt für Schritt den einzelnen Abschnitten der Bauanleitung, setzte die ersten Details auf das Deck, baute die Geschütztürme, ebenso wie die Torpedowerfer und die kleineren Geschütze zusammen.
Mit den oben genannten Gummiringen wandte sich Aoshima an die „Spielkinder“ unter uns Modellbauern (und sind wir mal ehrlich, das sind wir doch Alle). Unter den Hauptgeschützen in Position gebracht können die Türme mit etwas Druck aufgesteckt werden. So bleiben sie drehbar, ohne aber herauszufallen.
Die Schornsteine und die Brücke baute ich ebenfalls nach Bauanleitung zusammen. Hierbei wurde die Bauanleitung etwas unübersichtlich und nach meinem Empfinden in manchen Einzelschritten zu überfüllt. Einige der kleineren anzubringenden Plattformen könnten bei falscher Reihenfolge späteren Anbauten im Wege sein (Bild 26: Teil J5 vor G7, G8 anbringen). Ein paar weitere Bauschritte hätten hier nicht geschadet und ein vorheriges „Trockenbauen“ ist bei diesen komplexeren Bereichen empfehlenswert. Der Bau des Fockmastes, der Katapulte, wie auch der Bordflugzeuge waren dagegen wieder einfach und übersichtlich dargestellt.
Das Diorama
Aber dann warf Takaos Schwestermodell, die Chokai bei mir Anker und als Zugabe fand ich ein kleines japanisches Schnellboot aus Zinn. Von da an ließ mich die Idee eines „Wettrennen-Dioramas“ nicht mehr los und die Idee eines Standmodells war ad hoc ad acta gelegt. Und auch ein Diorama würde in meiner Vitrine gut ausschauen! Nur: absägen wollte ich das Unterwasserschiff nun auch nicht mehr; weniger deshalb, weil ich den Rumpf samt Unterwasserschiff bereits bemalt hatte, eher wegen dem Aufwand, den Rumpf mit all seinen inneren Streben zu Zersägen. Mir erschien es einfacher, das gesamte Unterwasserschiff in einer dickeren Untergrundplatte verschwinden zu lassen. Dazu holte ich mir aus dem Baumarkt eine 2 cm starke Styrodurplatte, die normalerweise zum Isolieren von Häusern benutzt wird, ein Stück HDF-Platte, gut zwei Meter Zierleisten, Acrylgel und Reparatur-Moltofil …außerdem räuberte ich Frischhaltefolie aus unserer Küche.
Ich schnitt den Umriss der Takao großzügig aus der Styrodurplatte aus, inklusive eines Spaltes von etwa 2-4 Millimetern zwischen Platte und Modell. Nachdem die blaue Vorgrundierung auf der Platte getrocknet war, wickelte ich den Rumpf unter Zug möglichst eng anliegend in Frischhaltefolie, legte ihn in Position und goss den Spalt mit Acrylgel aus. Da das Gel beim Austrocknen schrumpfte wiederholte ich diesen Vorgang bis der Spalt ganz geschlossen war und zur Stabilisierung auch mehrmals von der Unterseite des Dioramas.
Nach einigen Tagen Trockenzeit konnte ich die Folie entlang des Decks vorsichtig mit einem Skalpell aufschneiden und die „Modellmumie“ aus ihrem Kokon befreien. Das getrocknete Gel rund um den Rumpf erwies sich immer noch als so elastisch, dass ich sich die Takao problemlos aus ihrem Wasserbett herausziehen ließ. Die überstehende Folie schnitt ich auf Höhe der Wasserlinie ab; nur im Bereich des Bugs ließ ich Teile stehen, die später das „Rückgrat“ der Bugwelle werden sollten.
Den farblichen Grundton der Wasserfläche bildete Humbrol Nr. 221 („Garter-Blau“), nass in nass mit diversen Grau-, Grün- und Blautönen gemischt. Die Gischt wurde aus Moltofil Reparaturspachtel geformt. Bei der Bugwelle versteifte ich das stehen gelassene Teil Folie ebenfalls mit Moltofil und konnte sie so mit etwas Wasser, Pinsel und Messer modellieren. Nach einigen weiteren blauen Farbakzenten auf dem schneeweißen Bau-Gips überzog ich das gesamte Diorama mit drei Lagen Acrylgel. Zum Einen versiegelte ich das Ganze damit; zum Anderen ließ sich mit Acrylgel die unregelmäßige, gewellte Wasseroberfläche sehr schön darstellen. Dazu benutzte ich einen breiten Pinsel, mit dem ich das Gel einfach nur Schicht für Schicht auf den Untergrund auftupfte. Das durchsichtig austrocknende Gel erzeugte zudem noch einen schönen Tiefeneffekt. Auf gleiche Weise fand auch das Torpedoboot seinen Platz.
Während den diversen Trockenphasen des Dios konnte ich mich immer wieder dem Schiff selbst widmen. Der Plastikbausatz an sich bot keine Schwierigkeiten, die Teile passten wunderbar zusammen und der Einsatz von Füllspachtel war beinahe unnötig. Einzige größere Ausnahme hierbei war ein Spalt zwischen Rumpf und den anzubauenden Seitenteilen des Mittelschiffs. Die Brücke dtailierte ich noch ein wenig mit geätzter Reling von Saemann und ergänzte entsprechend Originalbfotos einige Leitungen mit Kupferdraht
Ich hatte gerade die Baugruppe um die Brücke und die Schornsteine fertig, als sich meine Planung zum zweiten Mal total ändern sollte. Das chinesische “Full set of super detail” von Lion Roar dockte an und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Wolfgang Kring