Japanischer Kreuzer Takao in 1/350 von Wolfgang Kring

Die „TAKAO“; was bisher geschah...“

…könnte bei diesem Baubericht wirklich als Einleitung zum zweiten Teil passen. Voller Elan stürzte ich mich vor einiger Zeit auf einen Karton aus dem Hause Aoshima. Darin: Der Bausatz des schweren japanischen Kreuzers Takao in 1:350. Aus den schön detaillierten und fein gegossenen Einzelteilen sollte Schritt für Schritt ein elegantes Standmodell entstehen, das ich mit einigen wenigen geätzten Effekten aus dem hauseigenen Aoshima Zurüstsatz verfeinern wollte.
Es dauerte nicht lange, bis ich diese Idee über den Haufen warf und die Takao ihren Platz in einem Diorama neben einem kleinen Torpedoboot finden sollte. Dieser „Dogmen-Wechsel“ ging ohne größere Schwierigkeiten von statten und ich freute mich noch über meine ach so große Flexibilität; …andere würden es eher Planlosigkeit nennen. Auf alle Fälle nahm das Diorama immer mehr Form an und die Takao mit ihm.
Als ich dann aber ein kleines Schächtelchen in die Finger bekam, sollte meine Flexibilität erneut –und dieses Mal sehr hart- auf die Probe gestellt werden. Im Endeffekt stand ich beim Projekt „Takao“ vor einem Neuanfang und verordnete dem Ganzen vorerst einen Baustopp. Jetzt war es auch für mich an der Zeit, Alles durchzuplanen und den Bau dieses Modells besser zu organisieren und zu strukturieren.
Kurz gesagt: Ich hatte das „Full set of super detail“ von „Lion Roar“ erhalten.

Lion Roars Detail set

Der Umfang des Sets war beeindruckend. Über 600 geätzte Teile auf neun Platinen, 34 gedrehte Messingrohre für die Hauptgeschütze, die Zwillingsflak und deren Rückstoßdämpfer gehören ebenso dazu wie zwölf Resinteile (u.a.: fünf Geschütztürme).
So sehr mich der Satz begeisterte, bescherte er mir durch den bereits fortgeschrittenen Bau des Modells auch einiges an Problemen. Mehrere Spritzgußteile, die bereits verbaut waren mussten nun mit Skalpell und Mikrosäge vom Modell abtrennt oder weggefeilt werden. So zum Beispiel das gesamte Flugdeck und diverse Plattformen der Brücke und des Mittelschiffes. Leichter hatte ich es mit den bereits gebauten Geschütztürmen, die lediglich durch die Resin-Türme aus dem Super-Satz zu ersetzen waren. Eine weitere Verbesserung erreichte ich hier, indem ich anstelle der chinesischen Geschütze für das Hauptkaliber gedrehte Rohre von BMK (Burkhardt Masch Kleinserien) verwendete. Diese waren schlanker und in den Abstufungen filigraner als jene von Lion Roar. Besser ging´s nicht!

Kleinstes Ätzteil: Der Einbau derart kleiner Teile erfordert erheblich mehr Geduld…Größtes Ätzteil:  …als es bei dem riesigen Blech des Flugzeugdecks nötig ist.Plattformen: Bei den Ansatzpunkten zwischen Modell und den Plattformen war Nacharbeit nötig.

Alle Einzelteile von Lion Roars Set bis ins Detail zu beschreiben würde zu weit führen. Neben den obligatorischen Relings, Abgängen und Türen sind unzählige Kleinigkeiten vorhanden, wie Gitter, strukturierte Decks, Streben, Flak, Mittelartillerie, Katapulte und Masten, etc…
Die beiden Katapulte und die 12,7cm Geschütze sind für sich genommen schon kleine Bausätze. Während ein Katapult im Aoshima Bausatz, wie auch aus Aoshimas eigenem Ätzteilsatz aus zwei Teilen besteht, setzt es sich bei Lion Roar aus zwölf Teilen zusammen. Ebenso ist das zweiteiligen Plastikgeschütze der Mittelartillerie nicht mit dem 22-teiligen „Multimediabausatz“ der Chinesen aus Ätzteilen, gedrehten Rohren und je einem Resinteil zu vergleichen.

Geschütztürme: Die Angüsse an den Resin Türmen werden mit einer fotogeätzten Säge entfernt,Resintürme: Anschließend finden sie ihren Platz auf dem Modell

Die meisten Probleme aber hatte ich mit dem Großmast. Während beim Fockmast lediglich die Streben zwischen den drei Beinen auszutauschen waren, sollten beim Großmast mehrere Plattformen durch Ätzteile ersetzt werden. Der dreibeinige Mast des Bausatzes bestand aber inklusive der Plattformen aus nur einem Teil Mit dem Heraustrennen der Plastik-Plattformen alleine war es nicht getan. Vorgesehen war, das vordere der drei Beine mehrmals zu durchtrennen, die geätzten Plattformen an den übrigen beiden Plastikbeine anzukleben und danach die Einzelteile des zerstückelten Beins wieder einzusetzen.
Nach mehreren Versuchen wurde mir klar, dass dieses Vorgehen zumindest meine Fähigkeiten überschritt, ich keinen geraden, stabilen Masten hinbekommen sollte und entschied mich für einen teilweisen Eigenbau. Ein Evergreen Rundprofil mit passendem Durchmesser ersetzte das zerschnittene Mastbein. Die geätzten Plattformen durchbohrte ich vorsichtig und steckte den neuen Fuß von unten nach oben durch die Bohrungen. So hatte ich zudem noch ein wenig Spielraum, die einzelnen Plattformen auszurichten. Fertig. Und vor allem gerader und stabiler als zuvor.

Katapult: Das goldene Katapult von Lion Roar besteht aus 12, die beiden anderen aus nur jeweils zwei Teilen.Seitenartillerie: Ähnlich verhält es sich bei den 12,7cm Geschützen. Gedrehte Rohre, Teile aus Resin und Messing ersetzen die zwei Teile des BausatzesKabeltrommeln aus Draht ersetzen die Plastikteile des Bausatzes.

Manchmal ein wenig verzwickt zeigten sich die Übergänge vom Plastikmodell zu den Ätzteilen. In der Bauanleitung von Lion Roar waren die Ansatzpunkte (vor allem an einigen Plattformen) nicht immer deutlich erkennbar. Außerdem waren auf Grund des Umfangs nicht alle Teile beschrieben, so dass man über ihre Platzierung am Modell schon mal raten musste.
Die Reling von Lion Roar mit ihren einzeln anzuklebenden „Füßchen“ ersetzte ich komplett durch die von Saemann (mit Fußleiste!). Die Takao glänzte immer „güldener“. Am auffälligsten waren natürlich die großen geätzten Plattformen und das große Flugdeck aus Metall. Doch beinhaltete der chinesische Satz Kleinstteile, die zu Verbauen neben Geduld auch Unmengen Nerven kosteten und so ließ sich der ein oder andere bitterböse Fluch nicht vermeiden, wenn mal wieder eines dieser Teilchen besser an der Pinzette klebte, als am Modell. Sicherlich kam erschwerend hinzu, dass ich das Modell schon längst begonnen hatte und mit den Ätzteilen gar nicht mehr an die vorgesehenen Stellen ran kam.
Zumindest hatte ich mit diesem Argument auch (m)eine perfekte Ausrede, eben nicht alle Teile des Super-duper Ätzteilsatzes verbauen zu müssen. Nebenbei hatte ich auf der Schachtel von Lion Roar entdeckt, dass nicht einmal auf dem dort abgebildeten Modell alle dieser „Fuzzel-Teile“ verbaut waren.

Bemalung

Auch hier eröffnete sich eine ganz neue Baustelle für mich, schließlich hatte ich in früheren Bauetappen bereits mit der Bemalung begonnen. Durch das Anbringen der Ätzteile war dies aber teilweise zu Nichte gemacht. Die Bauanleitung war neutral und gab keine Empfehlung zu Herstellern und deren Farbensortiment. Auf der Suche nach den richtigen Farben stieß ich auf eine Auswahl von japanischen WW2 Farben der Firma WEM. Vor dem zweiten Weltkrieg verwendeten alle größeren japanischen Werften ihren eigenen Grauton. Die Takao wurde in der Werft von Yokosuka gebaut und so lag es nahe, mir neben dem rot fürs Unterwasserschiff, dem rotbraun des Linoleumbodens vor allem das relativ dunkle Yokosuka-grau (WEM IJN 004) zuzulegen. Doch schon beim ersten Farbauftrag zeigte sich, dass dieses Grau nicht deckte und ich manche Stellen mehrfach zu streichen hatte.
Nachdem ich dann noch die Ätzteile angebracht hatte musste ich mit der Bemalung eh noch mal von vorne Anfangen. Dieses Mal benutze ich eine fast identische, aber deckende Farbe von Revell.
Das Holzdeck maserte ich mit verschiedenen Brauntönen, um einzelne Planken hervorzuheben. Grundfarbe war wie (bei mir) üblich, Revell 89 (beige).
Die Bordflugzeuge erhielten einen selbstgemischten Grünton, ihre Unterseiten einen hellgrauen Anstrich. Leider lagen dem Aoshima Bausatz keine Abziehbilder für Kennungen der Flieger bei. Daher reduzierte ich diese auch auf die roten Hoheitsabzeichen, welche ich in meiner Restekiste fand.
Der Mannschaft aus Plastik- und Resinfiguren wird diese Vereinfachung wohl auch egal gewesen sein.

Das Schiff wurde durch dezentes Trockenmalen gealtert Die Figuren bringen Leben auf das Schiff Brücke: Gealtert, getakelt und bemannt

Besatzung

Die Takao erhielt eine internationale Besatzung, bestehend aus Plastikfiguren des deutschen Herstellers Preiser, tschechische Resinkameraden von Goffy und vereinzelt ein paar japanische Kunststoffmänner von Fujimi, die aber im Vergleich zu den beiden anderen Herstellern qualitativ weit abfielen. Sie wirkten einfach viel zu starr, grob und plump.
Dahingegen war die Verwendung von Preiser-Figuren mehr eine Preis-Frage. Qualitativ hervorragend waren diese Figuren leider nur im teuren kolorierten Sechserpack zu erhalten. Goffys Figuren –die denen von Preiser äußerlich sehr ähnelten- waren wesentlich günstiger. Ihr Pferdefuß war das spröde, leicht brechbare Resin aus dem sie gegossen wurden; und wer will schon einarmige Matrosen??

Besonders das Mittelschiff gewinnt durch die Ätzteile an Wirkung Die Bordflugzeuge und Boote sind die Farbtupfer im grauen Schiffsalltag Die Bordflugzeuge und Boote sind die Farbtupfer im grauen Schiffsalltag

Takelage

Zu guter Letzt ging es an die Takelage des schweren Kreuzers. Aoshimas Bauanleitung zeigte hierzu nur eine kleine Zeichnung, auf der kaum ein Ansatzpunkt genau zu erkennen war. Also musste ich mich hierbei an Originalbildern orientieren.
Für längere Verspannungen bediente ich mich unsichtbaren Nähgarns, den ich zuvor mit einem Edding schwärzte. Bei kürzeren Elementen der Takelage verwendete ich gezogenen Gußast. Insgesamt habe ich die Takelage aber stark vereinfacht dargestellt, denn das mit dem ankokeln und ziehen dieser Gußäste muss ich noch ein wenig üben… Aber das ist eine andere Geschichte.

Wechseldiorama: Jetzt ist im Diorama Platz für eines der drei Schwesterschiffe Bordflugzeuge: Leider liefert Aoshima keine Decals zu den Fliegern Japanischer Kreuzer Takao in 1/350 - Teil 2 von Wolfgang Kring

Fazit

Die Takao ist ein elegantes und schönes Schiff, das von Aoshima in einem überzeugenden Modell in 1:350 umgesetzt wurde. Die Modellreihe schwerer Kreuzer der Takao-Klasse ist zudem eine wunderbare Ergänzung zu all den WW2 Flugzeugträgern und Schlachtschiffen auf dem Markt. Mir persönlich gefällt auch, dass inzwischen alle vier Schwesterschiffe der Takao Klasse erhältlich sind, von dem Keines dem Anderen gleicht. Ich kann diesen Bausatz jedem, der ein wenig Bastelerfahrung hat, empfehlen. Den Super-Detail-Satz von Lion Roar allerdings empfehle ich ausdrücklich nur den Fortgeschrittenen, um Frust statt Lust am Hobby zu vermeiden. Aber auch auf dem Zurüstmarkt sind im letzten Jahr einige neue hochinteressante Angebote erschienen.


Wolfgang Kring

Japanischer Kreuzer Takao in 1/350 - Teil 2 von Wolfgang Kring