Wie im ersten Teil beschrieben; hatte ich mich bisher ausschließlich um den Bau des Modells an sich gekümmert, das nun wie ein Puzzle aus mehreren vorbereiteten Baugruppen vor mir lag. In den folgenden Arbeitsschritten sollte nun ein wenig „Drum-herum“ dazu kommen.
Doch vor dem Bau des Dioramas stand erst einmal die Suche nach der passenden Szenerie für die KONGO. Eigentlich war sie „nur“ eines der unzähligen grauen Schiffe, die im Zweiten Weltkrieg auf den Meeren kreuzten, verschiedene Einsätze fuhren und an Seeschlachten teilnahmen. Die Besonderheit lag eher in ihrem unrühmlichen Ende, als Schlachtschiff von einem einzelnen U-Boot versenkt zu werden
Um für die richtige Diorama-Bastelstimmung zu sorgen beschäftigte ich mich nochmals ein wenig mit den letzten Stunden der KONGO:
Nachdem sie in der Schlacht bei Leyte (Phillipinen) beschädigt wurde, sollte sie zusammen mit den ebenfalls beschädigten Schiffen YAMATO und NAGATO zur Reparatur zurück nach Japan. In der Nacht zum 21.November 1944 wurde der Konvoi in der Strasse von Formosa (Taiwan) vom amerikanischen U-Boot USS SEALION angegriffen. Dabei wurde die KONGO um 2.56 Uhr an Backbord von zwei Torpedos an Bug und mittschiffs getroffen.
Sie hielt sich über Wasser und die Besatzung begann sofort mit der Schadensbehebung. Der Schaden selbst wurde nicht als lebensbedrohlich eingestuft und viele Besatzungsmitglieder wurden wieder zurück in ihre Kojen geschickt. Da außerdem zu wenig Begleitschutz vorhanden war entschied sich der Kapitän zusammen mit dem restlichen Geschwader bei einer Marschgeschwindigkeit von ca. 16 Knoten weiter Kurs Richtung Japan zu halten. Dies erwies sich als schwerer Fehler. Die raue See prallte ungehindert in den offenen Bug und vergrößerte den Schaden, die KONGO nahm immer mehr Wasser auf und erhielt zunehmend Schlagseite. Zu spät entschied sich ihr Kapitän bei geringerem Tempo aus der Formation auszuscheren und das nähere Korea anzulaufen. Die KONGO legte sich immer weiter auf die Seite. Um 5.22 Uhr kam der Befehl zum Verlassen des inzwischen bewegungslos im Meer liegenden Schiffes. Nur zwei Minuten später rissen vier Explosionen im Vorschiff die KONGO und einen Großteil ihrer Besatzung in die Tiefe. Der Schadenskontroll-Offizier, der nach der Torpedierung für die fatale Fehlbeurteilung der Lage verantwortlich war, hatte schon zuvor Harakiri begangen.
Das Modell
Diese Geschehnisse kamen mir mit meiner leicht „destruktiven Ader“ gerade recht und ich beschloss, die KONGO in dem Moment darzustellen, als sie den ersten Torpedotreffer erhielt. Dabei konnte ich mich erstmals am Darstellen einer Wasserfontäne austoben. Ihr Kern besteht aus in Acrylgel getränkter Watte. Dazu verklebte ich einige lang gezogene Wattestücke mit dem Gel, hängte das Ganze kopfüber auf und ließ mehrmals verdünntes Acrylgel darüber laufen. Das abgetrocknete Gel gab schließlich der ganzen Konstruktion ihre Standfestigkeit. Daran klebte ich weitere kleinere Wattefransen, die aber nicht mehr mit dem Gel getränkt wurden. Im nächsten Arbeitschritt konnte ich die weiche Watte in Form zupfen und mit Haarspray fixieren.
Wie eingangs bereits erwähnt, sah der Bausatz keine Option für ein Wasserlinienmodell vor. Daher versenkte ich das Unterwasserschiff einfach in einem tieferen Dioramen-Unterbau. Ich schnitt den Umriss der KONGO aus einer 3cm starken Bodenplatte aus Styropor. Anders als bei der TAKAO (Siehe Modellfan 3/09), sollte das Modell diesmal aber fest im Diorama sitzen und nicht herausnehmbar sein. Danach füllte ich eben dieses „Umriss-Loch“ in der Untergrundplatte knapp zur Hälfte mit Acrylgel und drückte die mit Klebeband vor „Verschmutzung“ geschützte KONGO hinein. Überschüssiges Gel quoll durch den Spalt zwischen Modell und Styropor und füllte ihn zugleich. Mit sanften, seitlichen Druck erhielt das Schiff noch seine leichte Schräglage. Auch den Rest der Styroporplatte überzog ich mit Acrylgel und begann schon mal mit dem Aufbau erster Oberflächenstrukturen (Acrylgel lässt sich nur relativ dünn auftragen und um Wellen darzustellen sind mehrere Schichten übereinander nötig). Nach drei Tagen war das Gel komplett ausgehärtet und die KONGO saß fest in ihrem Diorama. Es folgte die Bemalung des „Meeres“ und einige weitere dünne Schichten Acrylgel zur Strukturierung dessen Oberfläche.
Da die KONGO nicht als Geisterschiff unterwegs sein sollte, brauchte sie noch ihre Besatzung. Diese besteht aus Resin Figuren von L´Arsenal, ein paar restlichen Resin-Männchen von Goffy und neu bemalten Seeleuten von Preiser. Die im Bausatz als Zugabe beiliegenden Figuren von Fujimi selbst waren mir zu grob und von ihren Körperhaltungen zu starr. Um den Unterschied zwischen den Herstellern zu verdeutlichen: Würde man einer Preiser-Figur die erste Rüstung der Comicfigur „Ironman“ überstülpen, wäre sie eine Fujimi Figur.
Das Bemalen der nur 3mm großen Figuren ist im Grunde auch kein Problem. Zuerst wird die ganze Figur in der Farbe ihrer Uniform bemalt und danach Kopf und Hände mit einem dünnen Pinsel hautfarben hervorgehoben (…auf Augen und Nasenhaare habe ich in diesem Maßstab verzichtet).
Nach der ganzen Malerei und dem Bau des Dioramas, ging es nun darum die einzelnen Bausegmente zusammenzufügen. Die drei vorbereiteten Bereiche der Aufbauten auf den Rumpf zu kleben war einfach.
Bei diesem Arbeitsschritt fielen mir die zahlreichen kleinen Löcher quer über alle Decks erst so richtig auf. Das Schiff erinnerte mich ein wenig an eine alte wurmstichige Holzfigur. Das Fehlen der Deckdetails, das mir beim Bemalen so viel „Zeitersparnis“ (erinnert ihr Euch an dieses Stichwort aus dem ersten Teil?) gebracht hat sollte mich jetzt neben viel Zeit auch einiges an Nerven kosten. Unzählige Kleinteile mussten nun angeklebt werden. Besonders die pilzförmigen Lüfter bereiteten Probleme beim Erfassen mit der Pinzette. Nicht wenige schossen auf nimmer Wiedersehen quer durch den Raum, anstatt das für sie gedachte Loch zu füllen. Andere Teilchen klebten lieber an der Pinzette als an Deck und mir kam es nach einiger Zeit vor, als ob das Modell immer mehr Löcher bekäme, anstatt weniger. Meine Begeisterung für die Kongo wurde zum ersten Mal auf eine Geduldsprobe gestellt, vor allem dann, wenn von Teil „X“ nicht nur das benötigte, sondern auch das zweite, ..und dritte, …direkt von der Pinzettenspitze aus im Nirwana meines Hobbyraums verschwand. Irgendwann hatte ich dann doch -teils unter zu Hilfenahme meiner Ersatzteilkiste- alle Löcher verschlossen.
Die beiden Bordflugzeuge lagen zusammen mit den passenden Markierungen als Abziehbilder im Bausatz. Auch wenn ich bin kein Freund dieses spröden durchsichtigen Plastiks bin; oder gerade deswegen ist der Zusammenbau zumindest eines Fliegers gründlich daneben gegangen. Die Kanzel des Fliegers musste auf Grund des durchsichtigen Materials ja nicht bemalt werden, stattdessen kam mir Kleber darauf und der glasklare Effekt war Geschichte; …somit trägt die Modell-KONGO eben nur einen ihrer Flieger an Bord.
Nachdem das ganze Modell zusammengebaut war klebte ich noch Reling von Lion Roar an’s Deck und besserte einige schadhafte Stellen der Bemalung aus. Ein bisschen Alterung mit Rost- und Brauntönen, sowie verschiedenen Grau-Abstufungen gaben dem alte Schlachtross ein realistisches, von vielen Jahren Einsatz gezeichnetes Erscheinungsbild. Nasse Stellen am Schiff, wie den Bereich rund um die Wasserfontäne stellte ich mit glänzendem Lack dar, den ich zuvor mit brauner Farbe leicht verschmutzte.
Zwischendrin bekam die KONGO ihre Takelung. In diesem Maßstab ist es aus meiner Sicht ratsam, ein wenig zu vereinfachen, sonst kann das Modell überladen wirken, wenn nicht sogar von der eigenen Takelage erdrückt. Längere Strecken stellte ich mit schwarz gemalten (nun nicht mehr) „unsichtbaren Nähgarn“ aus dem Kurzwarenhandel dar, für kürzere Seile, Kabel, oder Antennen benützte ich gezogenen Gußast. Mit etwas Übung lassen sich aus schwarzen Plastikstücken gleichmäßig starke Fäden ziehen. Für die KONGO kokelte ich dazu immer wieder die Spitze eines Stückchens Gußast über einer Kerze an (bis sie zu brennen begann), drückte sie auf eine Glasplatte und zog den Rest langsam und gleichmäßig nach oben weg. Dies wiederholte ich so oft, bis ich ausreichend Fäden für meine Takelage hatte. Passend auf Länge geschnitten (d.h. immer etwas mehr als benötigt) klebte ich die Fäden mit Sekundenkleber an das Modell. Da diese feinen Fäden nicht sehr reißfest waren, konnte ich sie beim Ankleben nicht straff ziehen und sie hingen schlaff und unansehnlich herum. Um sie zu straffen benützte ich Wärmequellen wie die erhitze Spitze eines kleinen Schraubenziehers, oder, wie mir Modellbaukollege Rainer Michalek empfahl: Räucherstäbchen (welche noch dazu den Gestank des zuvor angekokelten Plastiks übertünchten). Durch die Wärme straffen sich durchhängende Gußast-fäden wie von Zauberhand. Aber auch hier erwies sich Vorsicht als ratsam und Übung als hilfreich. Hält man die Wärmequelle zu nahe, oder zu lang am Gußast kann zum Reißen der Fäden führen, was auch mir wieder hin und wieder passierte … leicht vernebelt von lauter Räucherstäbchen. Zum Glück hatte ich genügend Gußäste gezogen und rechtzeitig das Fenster zum Lüften gefunden.
Fazit
Auch nach Fertigstellung von Fujimis KONGO hält meine Begeisterung für dieses Schiff an. Gußqualität, Oberflächenstrukturierung, aber auch Passgenauigkeit habe mich überzeugt. So gerne ich auch mit Ätzteilen verwende, reichen bei diesem Modell nur wenige geätze Akzente aus. Die KONGO gehört für mich zu den absoluten Spitzenmodelle auf dem Markt und ich habe es schon fast bedauert, dass ich sie Moment ihres unrühmlichen Endes darstellte; …aber eben nur fast. Wenn ich mal zum Bau von KONGOs Schwester HARUNA (ebenfalls von Fujimi) kommen sollte, dann werde ich diese im Zustand Ende 1945 darstellen, als sie mit Bambus getarnt in seichtem Wasser auf Grund liegt; doch zuvor werde ich mich erst einmal über Hasegawas AKAGI hermachen, von der ich mir ebenso viel Begeisterung verspreche, wie beim Bau der KONGO.
Wolfgang Kring