Das Original

Die Prinz Eugen wurde am 23. April 1936 in der Kieler Germania Werft auf Kiel gelegt. Sie lief am 22. August 1938 vom Stapel und wurde am 1. August 1940, fast ein Jahr nach Kriegsbeginn, in Dienst gestellt. Vom 18. Mai bis zum 1. Juni 1941 nahm sie zusammen mit dem Schlachtschiff Bismarck am Unternehmen Rheinübung teil, wobei sie die HMS Hood versenkten. Während sich die Prinz Eugen nach Brest absetzen konnte, ging die Bismarck unter.

Vom 11- 13. Februar 1942 nahm sie zusammen mit Scharnhorst und Gneisenau am Unternehmen Cerberus (Kanaldurchbruch) teil. Auf dem Marsch nach Norwegen (Unternehmen Sportpalast) wurde sie am 23. Februar 1942 von einem britischen U-Boot torpediert und verlor dadurch beinahe ihr Heck. Sie wurde zurück nach Kiel verlegt, um die Reparaturen abzuschließen (16. Mai- 30. Juli 1942, Unternehmen Zauberflöte). Zwei erneute Verlegungsversuche nach Norwegen schlugen im Januar bzw. März 1943 fehl (Fronttheater und Domino).

Ab August 1944 unterstützte der Kreuzer Operationen des Heeres im Osten durch Landbeschießungen. Bei der Rückkehr nach Gotenhafen zur Munitionsergänzung rammte Prinz Eugen am 15. Oktober 1944 den Leichten Kreuzer Leipzig, der dabei schwer beschädigt wurde. Die Schäden am Bug der Prinz Eugen wurden in Gotenhafen wieder instandgesetzt. Im Winter 1944/45 nahm sie unter anderem an den Kämpfen um die Hafenstädte Königsberg, Danzig, Gotenhafen und Hela teil, wobei sie die vorrückende Rote Armee beschoss und so die Evakuierung tausender deutscher Zivilisten ermöglichte.

Mit der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 kam der Kreuzer in Kopenhagen unter britisches Kommando und fiel schließlich per Losentscheid als Kriegsbeute an die Amerikaner. Im Januar 1946 wurde das Schiff nach Philadelphia zu weiteren Untersuchungen und Umbauten überführt. Anschließend ging es durch den Panamakanal zum Bikini-Atoll, wo sie als Zielschiff für die Atombombenversuche diente. Bei der Explosion der ersten Testbombe im Juli 1946 erlitt das Schiff noch keine sichtbaren Schäden. Drei Wochen später wurde die Prinz Eugen durch die Zündung einer weiteren Atombombe stark verstrahlt, blieb aber schwimmfähig. An ihrem Liegeplatz im Kwajalein-Atoll kränkte die Prinz Eugen zunehmend nach Steuerbord, bis sie schließlich am 22. Dezember 1946 kenterte.

Das Modell

Neben der Ätzteilorgie an Hasegawas Akagi wollte ich einfach mal wieder ein Modell "aus der Schachtel" bauen. So wie der Hersteller mir den Bausatz in den Laden stellt, so wie sich unzählige Modelle meiner Jugend in Regalen türmten und so, wie sie bei vielen anderen Bastlern in Vitrinen stehen. Derzeit ist die Auswahl an Schiffsmodellen im Maßstab 1:350 wohl so groß wie noch nie. Die Hersteller überschlagen sich sichtlich mit neuen Bausätzen, die sie auf den Markt werfen. Meine Wahl fiel auf die damals neue Prinz Eugen von Trumpeter, ganz einfach deshalb, weil sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort – nämlich meinem Basteltisch - ankam.

Neben zig Spritzlingen in hellgrauem Plastik und dem dunkelroten, einteiligen Unterwasserschiff der Prinz Eugen liegen noch zwei durchsichtige Gußäste für die beiden Bordflugzuge im Karton (insgesamt gut 500 Teile). Als Bonus finden sich zusätzlich ein S-100 Schnellboot in 1:350 (ein eigener Mini-Bausatz, den Trumpeter auch einzeln anbietet) und drei kleine Ätzteilplatinen, hauptsächlich für die Reling und ein paar andere Details der Prinz Eugen. Das sollen bei diesem Schiff dann aber auch die einzigen Ätzeile bleiben.

Die Spritzlinge sind versatzfrei gegossen und die Oberflächen fein detailliert. Die Option des abnehmbaren Unterwasserschiffes verleiten mich anfangs doch noch zu dem Gedanken, ein Diorama mit sämtlichen nur erdenklichen Zurüstteilen, Alterungstechniken, Besatzung, und, und, und… zu Bauen; letztendlich bleibt es aber bei Plan "A"; dem Standmodell.

Um weitere derartige Ablenkungen zu verhindern klebe ich als erstes das Unterwasserschiff samt den beiden Wellen und dem Ruder an den Rest des Rumpfes und setze das Ganze auf den Modellständer aus dem Bausatz – Fakten schaffen!

Als nächstes folgt das dreiteilige Deck. Die Untergliederung ist von Trumpeter klug gewählt. Das Vorschiff mit den angegossenen Ankerketten endet am Wellenbecher. So ist der Übergang zum zweiten Teil, dem langen Mitteldeck, nicht mehr sichtbar. Das hintere Deck setzt am Ende der zentralen Aufbauten an. Die Klebekante wird später bis auf einen kleinen Bereich an den Seiten von diesen Aufbauten verdeckt. Auch was Passgenauigkeit angeht, gibt es nichts zu bemängeln. Keine Spalten oder Überstände behindern den Bastelspaß. Das fängt doch schon mal gut an!

Damit das so auch bleibt, trenne ich die benötigten Teile mit einer Zange von ihren Gussästen. Dabei achte ich darauf, dass ein kleines Stück des Spritzlings mit an den Bauteilen bleibt. Dieses entferne ich anschließend behutsam mit einem scharfen Skalpell.

Ich hangele mich entlang der Bauanleitung, montiere aber nur einzelne, grobe Baugruppen ohne all zu viel Kleinteile zusammen. Diese lasse ich vorerst noch an den Gussästen hängen. Die Größe der jeweiligen Baugruppen ist abhängig davon, wie gut ich beim anschließenden Bemalen an alle Ecken, Kanten und Flächen heran komme und mir kein Kleinzeug störend im Weg steht. So sind angefangen vom Rumpf, den einzelnen Decks der Aufbauten bis hin zu den gestapelten Rettungsflößen alle Größen vorhanden.

Bei der Auswahl der Farben konzentriere ich mich ausschließlich auf die "handelsüblichen" und fast überall zu erhaltenden Farben von Revell und Humbrol. Das Unterwasserschiff erhält einen knallroten Anstrich mit Revell 36, den Rumpf, die Aufbauten und die Kleinteile bemale ich mit dem hellgrauen Humbrol 166. Anschließend schwärze ich die Luken mit einem dünnen Filzstift (alternativ dazu könnte ich die Luken auch aufbohren). Stahldecks erhalten einen leicht dunkleren Grauton (Humbrol 165), das Rumpfband lackiere ich mit Humbrol 106. Für das Deck suche ich mir das Beigebraun von Revell (89) aus, Beiboote und die Rettungsflöße bemale ich mit knallgelbem Revell 15.

Die geätzten Platinen sprühe ich mit hellgrauer Grundierung aus der Dose, um das anschließende Bemalen (mit leicht verdünnter Farbe) zu erleichtern. Die beiden Bordflugzeuge aus durchsichtigem Plastik grundiere ich zuerst silbern (um mögliche Klebekanten oder Sinkstellen zu erkennen), tarne sie mit Humbrols Grüntönen 150 und 108 und sprühe sie mit Glanzlack ein, was das Anbringen der Abziehbilder erleichtert. Anschließend versiegle ich das Ganze mit Mattlack.

Während des Trocknens der Farben kann ich mich auf die Suche nach den Teilen des Bausatzes machen, die durch die mitgelieferten Ätzteile ersetz werden sollen. Hierbei ist die Bauanleitung mehr als hilfreich, zeigt sie doch in jedem Schritt wahlweise das Verwenden sowohl der Plastik-, als auch der Ätzteile. In erster Linie betrifft das den Austausch von Leitern und Treppen, aber auch zweier Plattformen am Schornstein und ein paar andere Details des Modells. Der Einbau der Ätzteile bei der Prinz Eugen ist einfach. Neulinge können hierbei ihre ersten Erfahrungen im Umgang mit den dünnen Metallplatinen sammeln. Sollte es wider Erwarten dennoch nicht klappen, gibt es immer noch die entsprechenden Plastikteile aus dem Bausatz. Beim Ankleben der geätzten Reling dürfte ebenfalls nichts schief gehen, auch wenn die Bauanleitung hierbei etwas sparsam bebildert ist. Fotos der Prinz Eugen aus Büchern und dem Internet dienen mir als Vorlage, wo am Schiff welche der dem Bausatz beiliegenden ein-, zwei- und dreizügigen Reling zu verwenden ist.

Zuerst schneide ich mir mit einem Skalpell passende Längen aus den Relingstreifen aus. Je nach Bedarf biege ich mir die einzelnen Stücke in Form. Als Werkzeug dient mir eine Zange für gerade Kanten und der Schaft eines Pinsels für Rundungen.

Aber nicht nur die Ätzteile, sondern auch der noch fehlenden Kleinkram lässt sich nach dem Austrocknen der Farben problemlos an die einzelnen Baugruppen montieren. Dazu sollte die Klebefläche mit einem Skalpell (oder einem anderem geeigneten Werkzeug) von Farbresten befreit werden, damit die Teile auch fest miteinander verkleben und später nichts abfällt. Wichtig bei der Reihenfolge ist immer die Überlegung, dass Alles, was angeklebt wird, nicht bei den kommenden Arbeitsschritten stört. Also arbeite ich in der Regel von unten nach oben, bzw. von der Mitte des Modells zu den Seiten. Für die Prinz Eugen bietet sich an, sie Deck für Deck von unten nach oben aufzubauen.

Eines der beiden Bordflugzuge findet seinen Platz auf dem Katapult, das andere, mit zusammengeklappten Tragflächen, würde ich gerne in den halb offenen Hangar stellen, doch der erweist sich so als zu klein; bzw. das Seitenleitwerk und die Flügel des Fliegers als zu hoch.

Für Änderungen am bereits eingebauten Hangar ist es jetzt zu spät. Also verzichte ich lieber auf das zweite Flugzeug, nutze lediglich einen der Schwimmer und setze ihn - als grünen Farbklecks - auf das Deck, so wie ich es auch auf Originalbildern gesehen hatte.

Für die Torpedoabschußvorrichtungen gibt es zwei verschiedene Varianten. Nach Quellenstudium (Internet und Bücher) entscheide ich mich entsprechend des Bauzustands des Modells von 1945 für die geschlossene Version mit Kabine.

Auch beim hinteren Masten kommen Ätzteile zum Einsatz. Er erhält diverse Leitern und die Scheinwerferplattform eine nach außen schräg stehende Reling.

Alle abstehenden Anbauten wie z.B. die Masten, Kräne, aber auch die Schiffsschrauben und die Reling rund um das Hauptdeck müssen bis zum Schluss warten – immer mit dem Hintergedanken, dass bei den weiteren Arbeiten auch ja nichts hängenbleiben und abreißen darf.

Es folgen noch kleinere Nacharbeiten bei der Bemalung. Die Ansatzpunkte der Kleinteile, an denen sie während der Lackierung noch an den Gussästen hingen, müssen erst einmal überpinselt, ein paar Ätzteile überarbeitet und der ein oder andere kleinere Fehler ausgebessert werden. Zudem kann ich damit noch ein paar Details wie die Instrumente in den Aufbauten farblich hervorheben.

Inwieweit die Decals für die Fliegererkennung verwendet werden, bleibt wohl jedem Modellbauer selbst überlassen. Da ich meine Modelle hin und wieder auf Ausstellungen zeige, habe ich keine Lust ständig das Hakenkreuz abkleben zu müssen. Deshalb fällt die Fliegererkennung meiner Prinz Eugen beim ersten Versuch – entsprechend dem letzen Kapitel ihrer Geschichte - etwas experimenteller aus. Ich entscheide mich dann aber doch nur für den neutralen weißen Kreis, um irgendwelchen politischen Diskussionen aus dem Weg zu gehen.

Den einzigen Kompromiss zu meinem Grundsatz, das Modell rein aus der Schachtel zu Bauen, gehe ich am Ende des Projektes ein. Die Prinz Eugen erhält eine einfache und sehr reduzierte Takelage aus dünnem schwarzem Faden. Diese dürfte auch für Anfänger problemlos zu spannen sein.

Die Schachtel ist leer, das Modell steht im Regal; und das Alles passierte in verhältnismäßig kurzer Zeit und ohne allzu großen Aufwand! Es macht Spaß zwischen drin mal wieder ein Modell - "wie früher" - einfach aus der Schachtel zu Bauen. Die elegante Prinz Eugen ist hierfür aber auch das perfekte Modell, noch dazu zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Natürlich können sich Modellbaufüchse am "Supern", Altern, Takeln und anderen Modellbautechniken austoben. Die Geschichte der Prinz war ereignisreich und bietet sicher auch genügend Möglichkeiten für Dioramenbauer.

Die Prinz Eugen ist auf jeden Fall ein Schmuckstück in jeder Sammlung und eines der besten Modelle eines deutschen Schiffes aus dem Zweiten Weltkrieg. Also: "Haltet Euch ran!"

Wolfgang