Das Original
Clan Macaulay und ihr Schwesterschiff waren die ersten Schiffe der in Glasgow ansässigen Clan Line, die 10.000 tons überschritten. Die 152 Meter lange Clan Macaulay wurde 1936 bei Greenock Dockyard Co Ltd. in Greenock an der Clyde gebaut. Der Stückgutfrachter mit Kühlraumkapazität und Schwergutgeschirr fuhr im Mittelmeer, auf der Südafrikaroute und nach Indien. Die beiden mit Kohle betriebenen Dampfturbinen leisteten 1586 PS und wirkten auf zwei Schrauben.
Im Gegensatz zu ihren Schwesterschiffen - die Clan Macarthur wurde 1943 von einem deutschen U-Boot versenkt und die Clan Buchanan 1941 von einem deutschen Hilfskreuzer – überlebte die Clan Macaulay den Krieg, obwohl sie während der Belagerung von Malta 1941 Bombenschäden erlitt. Der Frachter war bis 1963 in Dienst, er wurde im selben Jahr im November an der Clyde verschrottet.
Ich finde, das Schiff hat den Begriff „Pott" mehr als verdient. Der Dampfer spiegelt das Schiffsdesign der 1930er als Inseltyp eindrucksvoll wider. Der riesige Schornstein dominiert dabei das Bild. Das Modell war aufwändiger als gedacht. Es gab viele Lüfter, Luken, Oberlichter und Winden zu machen. Auch das Brückenhaus vorn mit den vielen Decks war nicht ohne.
Clan Macaulay nähert sich mit kleiner Fahrt einem Hafen. Die Ladebäume sind gestellt und bereit, den tiefliegenden Dampfer am Kai löschen zu können. Das Modell ist Teil einer kleinen Serie von Frachtern aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Weitere Modelle werden folgen und hier vorgestellt werden.
Die Motivation zum Modellbau
Ich beschäftige mich gerne mit Schiffen, recherchiere intensiv und versuche, das Beste aus meinen Modellen herauszuholen. In letzter Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich mir damit oft selbst im Weg stehe. Modellbau ist mein Hobby und soll mich entspannen. Wenn ein Thema aber zu ausufernd wird, schleppe ich mich eher an den Basteltisch, als dass ich mich darauf freue.
Um schnell und unkompliziert zum Ergebnis zu kommen, habe ich mir überlegt, nach Jahren der Abstinenz Modelle im Maßstab 1/1200 zu bauen. Mein Baumaterial ist dabei Karton und Papier. Das Buch von John Bowen Miniature Merchant Ships gab dazu den Ausschlag. Den Bauplan zur Clan Macaulay habe ich daraus. Einfach so drauflosbauen wollte ich, unkompliziert mit wenig Material und Werkzeug. Es sollte aber schon nach Bauplan und natürlich vorbildgetreu gemacht sein.
Also nahm ich Transparentpapier und pauste die erforderlichen Bauteile aus den schönen und übersichtlichen Plänen im Bowen-Buch ab und übertrug sie auf Karton. Manchmal klebte ich die Pause direkt auf Karton, manchmal arbeitete ich in Frottage-Technik (die Rückseite durchreiben).
Vom Rumpf machte ich mir Abwicklungen, von komplizierten Teilen ebenfalls. Ich hätte alles scannen und mit dem Rechner sauber ausführen können. Ich hätte mir den Bauplan mehrfach auf Karton kopieren können und die Bauteile direkt herausschneiden können. Ich hätte noch so viel mehr zur Perfektion machen können.
Das wollte ich aber nicht. Zum einen wollte ich schnell und unkompliziert zum Modell kommen. Zum anderen spielt die Feststellung eine Rolle, dass oft nur bei Makroaufnahmen, die bildschirmfüllend vergrößert werden, die vielen mühevoll gemachten Details erkennbar sind. Das bloße Auge nimmt diese Fülle auf den schnellen Blick nicht wahr. Das Modell soll als Ganzes wirken; Vereinfachen und Weglassen werden die Schritte sein. Wie eine Skizze einen flüchtigen, doch wirkungsvollen Eindruck geben kann, sollen die kommenden Modelle ein Bild des Originals liefern.
Die Technik
Gebaut wird, wie im Schiffsmodellbau oft üblich, mit Mittelspant. Er ruht senkrecht auf der Grundplatte, die der Wasserlinie entnommen ist. Darauf kommt das Deck und ein paar stützende Kartonstücke. Eine Papierumwicklung bringt die Umrisse der Bordwände hervor. Die Aufbauten bestehen aus Graupappe (1,5 mm), die mit Papier umklebt sind. Die Fenster sind mit einem weichen Bleistift aufskizziert, Türen und Leitern ebenso. Bemalt wird mit Aquarell- und Acrylfarbe.













Die Wasserfläche habe ich aus Aquarellpapier gemacht. Die Umrisse des Schiffes sind daraus ausgeschnitten, bevor ich es auf Graupappe klebte. Dann kamen Aquarellfarbe und Acrylgel ins Spiel.
Die Masten und Ladebäume sind aus Kunststoffborsten gemacht. Die Takelung aus Fliegenbindegarn wäre in diesem Maßstab eigentlich zu vernachlässigen. Sie wertet die Modelle aber sehr auf.
Klaus Lingenauber