Das Original

Die Bayern-Klasse von Großkampfschiffen war die letzte Klasse, die vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Auftrag gegeben wurde. Von den geplanten vier Einheiten wurden nur zwei fertig, die beiden restlichen liefen zwar noch vom Stapel, kamen jedoch nie über einen bestimmten Ausrüstungsstand hinaus und wurden schließlich nach Kriegsende abgewrackt. Genau genommen müssten die vier Schiffe in zwei Klassen unterteilt bzw. eingeteilt werden: Zum einen die Bayern-Klasse mit den Schiffen Bayern und Baden, zum anderen die Sachsen-Klasse mit den Schiffen Sachsen und Württemberg.

Die beide fertiggestellten Schiffe Bayern und Baden waren gegenüber ihren Vorgängern besonders im Bereich zwischen den vorderen und achteren Barbetten besser geschützt, sowohl gegen Granaten als auch gegen Torpedos und Minen. Dieses Konzept des Zitadellenpanzers hatte jedoch auch Schwächen. Im Verlauf verschiedener Kampfhandlungen zeigte sich, dass das Vorschiff deutscher Großkampfschiffe nach Treffern durch Überflutung gefährdet war. Es gab nur wenige Aggregate, um das eingedrungene Wasser zu lenzen (Beispiel: Bayern nach Minentreffer 1917). Die Schiffe der Bayern-Klasse vollendeten zum Ende des Ersten Weltkriegs hin eine stetige Entwicklung, die in der Nassau-Klasse ihren Anfang gehabt hatte. Hierbei war vor allem die Vorstellung der Deutschen, dass Kampfhandlungen im Nahbereich der Nordsee stattfinden würden, maßgeblich, wobei man der vertikalen Anordnung des Gürtelpanzers den Vorzug gab; dazu kam eine wirkungsvolle und ausgedehnte Verteilung des Panzerschutzes über den gesamten Schiffskörper. Vom Befehl des Kaisers am 26.09.1911 abweichend, entschied man sich gegen das 40-cm-Kaliber. Mit den neu entworfenen 38-cm-SK.L/45- Geschützen waren die beiden Schiffe aber dennoch die am stärksten bewaffneten der Kaiserlichen Marine.

SMS Baden:
Bauwerft: Schichauwerft, Danzig
Baunummer: 913
Bauauftrag: 01.04.1913
Beginn: 29.09.1913
Kiellegung offiziell (als „Ersatz Wörth“): 20.12.1913
Stapellauf: 30.10.1915
Indienststellung: 19.10.1916
Länge (KWL): 179,40 m
Geschwindigkeit: max. 22 kn
Bewaffnung:
8 SK x 38 cm L/45
16 SK x 15 cm L/45
2-4 x 8,8 cm Flak (wurden nachgerüstet)
5 x 60 cm Unterwassertorpedorohre

Mit Bauauftrag vom 1. April 1913 wurde das Linienschiff Ersatz Wörth an die Schichauwerft in Danzig vergeben. Der Neubau erhielt die Baunummer 913 und am 29. September wurde der Kiel gesteckt. Bedingt durch den mittlerweile ausgebrochenen Krieg nahm die Zeit zwischen Auftrag und Stapellauf etwas länger als gewöhnlich in Anspruch, und das Schiff kam erst am 30. Oktober 1915 zu Wasser. Es erhielt bei der Taufe den Namen Baden. Am 19. Oktober 1916 stellte die Baden für Probefahrten in Dienst und mit dem 14. März 1917 wurde sie Flaggschiff des Flottenchefs Admiral Scheer, nahm an einigen Manövern der Hochseeflotte in der Nord- und Ostsee teil und hatte Ende August 1917 bei einer Fahrt von Wilhelmshaven nach Helgoland den deutschen Kaiser an Bord. Bei der Rückfahrt kam es vor Cuxhafen zu einer leichten Grundberührung, die aber ohne Folgen blieb. (...)

Im Oktober 1918 kam es auch auf der Baden zu den bekannten Meutereien, das groß angelegte Flottenunternehmen für Ende Oktober wurde abgeblasen, die Baden lief in Wilhelmshaven ein und machte dort fest. Sie gehörte anfangs nicht zu den Kriegsschiffen, die aufgrund der Waffenstillstandsbedingungen nach Scapa Flow in die Internierung überführt werden sollten. Man hatte das Schiff schlichtweg vergessen, merkte das aber bald und am 7. Januar 1919 lief auch die Baden aus und nahm Kurs auf Scapa Flow. Als Begleitung lief der kleine Kreuzer Regensburg mit, der die Besatzung rückführen sollte. Das Endschicksal der Baden ist ähnlich dem der in Scapa Flow ankernden Hochseeflotte. Am 21. Juni 1919 erfolgte auf Stichwortbefehl die Selbstversenkung der Einheiten durch die an Bord verbliebene loyale Restbesatzung. Allerdings gelang es den Briten, das Schiff auf flaches Wasser zu schleppen und so vor dem Versinken zu bewahren. In den folgenden Jahren diente die Baden als Zielschiff und für eingehende Untersuchungen von Seiten der Royal Navy.

(aus: Die Linienschiffe der Bayern-Klasse, Gerhard Koop und Klaus-Peter Schmolke, 1996)

Der Bausatz und der Bau des Modells

Modell: SMS Baden 1917
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 3535FH, 3535WL
Preis: Waterline ~250 € (NNT-Modell)

Als das Modell vor ein paar Jahren erschien und ich hier auf Modellmarine die erste Bausatzvorstellung zum Schwesterschiff SMS Bayern lesen konnte, war schnell klar, dass dies mein erster Resinbausatz im Maßstab 1/350 werden sollte. Erfahrungen mit dem Material hatte ich schon zuvor mit Modellen von WSW, Kombrig, Samek ect. im Maßstab 1/700 sammeln können – deshalb war der Respekt davor grundsätzlich geringer als der vor dem zugehörigen Anschaffungspreis.

Das Modell selbst hat während des Baus weitestgehend überzeugt. So wie jeder Bausatz hat aber natürlich auch dieser seine Schwächen und Fehler. Alles in allem punktet der – zugegeben nicht ganz preiswerte – Bausatz jedoch in puncto Guss- und Konturqualität. Gerade die beigelegten Kleinteile wie Boote, Barkassen und Scheinwerfer sind von exzellenter Qualität und lassen sich super vom Anguss lösen sowie verarbeiten. Wesentliche Komponenten wie Rumpf und Achterdeck sind korrekt wiedergegeben, sodass größere Umbau-, Spachtel- und Schleifarbeiten diesbezüglich ausbleiben können. Am Bausatz selbst habe ich folgende Korrekturen vorgenommen:

  • Der Panzergürtel am Rumpf musste nach vorne verlängert werden.
  • Die Laufbereiche für die Ankerketten sind im Bausatz „blank“ wiedergegeben. Anhand meiner Quellen ist hier deutlich eine Holzbeplankung auszumachen. Diese Bereiche wurden mit angeschliffenem Evergreenplastikplatten nachgearbeitet
  • Einige Plattformen der Admiralsbrücke sind leider nicht 100% korrekt wiedergegeben. Ich habe deshalb den vordersten Brückenaufbau - exklusive des massiven unteren Bereiches – neu aufgebaut.
  • Die ansonsten exzellent scharfen Konturen und Details sind leider im Bereich der Wasserabweiser über den Bullaugen, am Rumpf, nicht zufriedenstellend ausgeführt. Die konkave Gravur ist aus meiner Sicht für 1/350 nicht geeignet. Ich habe hier alle Wasserabweiser zugespachtelt, verschliffen und gegen Wasserabweiser aus Ätzteilen ersetzt.

Auch wenn es diesbezüglich unterschiedliche Meinungen gibt, bin ich grundsätzlich ein Freund von gelaserten Echtholzdecks. Leider gibt es bis zum heutigen Zeitpunkt kein verfügbares Echtholzdeck für das Modell der Baden. Aus diesem Grund habe ich das Deck in Grundfarbe lackiert und anhand selbst gefertigter Lackierschablonen einzelne Planken mit vier weiteren Holztönen abgehoben. Zuletzt wurde der Effekt mit einem Filter in der Basis-Holz-Farbe wieder abgeschwächt. Mit einem Washing wurden die zuvor mit einem Skalpell verfeinerten Plankenstöße hervorgehoben.

Für die Bewaffnung des Schiffes verwendete ich Drehteile aus der Kleinserie von Burkhardt Masch. Diese Teile ersetzen die Rohre aller Geschütze für 8 SK x 38 cm L/45, 16 SK x 15 cm L/45 und 2x 8,8 cm Flak. Die Teile sind leider nur noch begrenzt in Restbeständen verfügbar und werden nicht mehr produziert. Ich konnte mir über SSN-Modellbau glücklicherweise noch zwei Sets sichern. Die Rohrhosen der 38 cm L/45 wurden mit Putty modelliert. Hierbei gehe ich gerne wie folgt vor: Ich verdünne Putty mit Revell Kunststoffkleber bis es eine dünnere Konsistenz hat. Danach modelliere ich die Rohrhosen „faltenfrei“ und lasse das Ganze etwas antrocknen bis sich eine Haut auf den modellierten Rohrhosen gebildet hat. Zuletzt nehme ich das verklebte Geschützrohr, welches im Putty klebt, und drehe es leicht, bewege es vor und zurück und arbeite damit, bis das gewünschte Faltenbild an der Rohrhose entstanden ist. Zuletzt fixiere ich es mit ein wenig Sekundenkleber. Die kreisförmigen Fliegermarkierungen auf den Türmen Berta und Cäsar wurden in Ermangelung verfügbarer Abziehbilder mit Hilfe selbst erstellter Lackierschablonen aufgesprüht.

Ein absolutes Fehlteil im Bausatz stellt die Unterkonstruktion der großen Brückenausleger der Admiralsbrücke dar. Diese werden weder als Resin- noch als Fotoätzteile berücksichtigt und so muss der Erbauer sich eigenständig über eine Realisierung klar werden. Nach einem längeren Blick in die Ersatz-/Restteilkisten war klar, dass hier eine Eigenkonstruktion notwendig würde. Die Bauteile wurden anhand eines Planes in 1/200 am PC in 3D konstruiert, auf 1/350 herunterskaliert und mit Hilfe eines 3D-Druckers hergestellt. Eine weitere Anforderung an die Selbstkonstruktion stellte die Herausforderung, die auf dem bekannten Foto (Deckelbild Kombrig) dargestellten Matrosen in liegender (Neudeutsch: chillender) Haltung darzustellen. Da es auf dem Markt nahezu nichts Vergleichbares gibt, wurden auch hier kurzerhand Figuren selbst konstruiert und gedruckt.

Das Modell

Die gedruckten Figuren fanden im Laufe des Baus ihren Weg auf das Modell. Es gehört zu meinen liebsten Aufgaben solche kleinen Szenarien an Bord eines Schiffes darzustellen. So gebe ich mir z.B. besondere Mühe kleine, gesonderte Interaktionen, Dioramen und Vorkommnisse an Deck darzustellen. Beispiel hierfür sind die Matrosen, die auf Deck an den Geschützbänken liegen, oder die Möwen, die am Bug vorbeiziehen und auf dem festgemachten Boot ihre „Notdurft“ verrichten.

Die Takelage wurde zu Teilen aus gezogenem Kunststoff und Fädeldraht (Draht-Brücken in Elektronikschaltungen) hergestellt. Die großen Antennenverspannungen („Dipol-Antennen“) wurden mit Teilen feiner Akupunkturnadeln hergestellt, damit sich beim Spannen unter Hitze hier nichts verzieht oder verwindet.

Quellen

  • Buch: Die Linienschiffe der Bayern-Klasse, Gerhard Koop und Klaus-Peter Schmolke
  • Buch: The Battleship SMS Baden, Luke Millis (Kagero)
  • Heftserie: Modelarstwo okrętowe SMS Baden Nr. 62 und 63
  • Im Internet: SMS Baden (1915) (Wikipedia)

Fazit

Am besten gefielen mir an dem Kombrig-Modell die Passgenauigkeit und die Ausführung vorhandener Details. Vorhandene Merkmale sind größtenteils korrekt und so schön wiedergegeben, dass nicht immer mit Ätzteilen gearbeitet werden muss. Wo genauere Informationen über das Vorbild fehlen, wagt Kombrig keine Spekulationen, sondern lässt vielmehr z.B. Bordwände blank, weshalb der fortgeschrittene Modellbauer hier einfach nacharbeiten kann, ohne vorher falsche Details abschleifen zu müssen – das gefällt! Was angesichts des Preises aus meiner Sicht ein wenig dürftig daher kommt, sind die beiliegenden Ätzteile. Hier zeigen Hersteller wie Pontos, Infini, Flyhawk und Rainbow-Models andere Qualität. Dennoch denke ich, hier wird Kombrig zukünftig noch nachlegen können und ich bin nicht zuletzt wegen des konkurrenzlosen Portfolios in 1/350 ein Fan der Kombrig-Produkte. So hat sich auch nach Abschluss dieses Baus mein Einkaufszettel um weitere Modelle der Firma in diesem Maßstab erweitert – zumal es aus meiner Sicht einen Teil des Reizes ausmacht, diese Schiffe, welche nur sehr selten im Maßstab 1/350 wiedergegeben bzw. gebaut wurden und werden, in der eigenen Vitrine stehen zu sehen. In diesem Kontext darf auch mit Spannung die Neuerscheinung der SMS Von der Tann in 1/350 erwartet werden!

Am Rande danke ich meinem Vater Bernd für die eine oder andere Leihgabe aus der großen Ätzteilrestekiste. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, weiterhin frohes Basteln.

Daniel Villhauer