Das Original
Nach dem Versailler Vertrag durfte die Reichsmarine nur Kreuzer bis zu 6000 t Verdrängung bauen, während bei Schlachtschiffen eine Verdrängung von 10 000 t erlaubt war. Diese Grenzen schlossen sowohl Schwere Kreuzer als auch modernere Schlachtschiffe aus und erlaubten nur den Bau von kleineren Leichten Kreuzern bzw. Küstenpanzerschiffen. Die Reichsmarine entschied sich, die Grenzen für Schlachtschiffe zu nutzen, um einen als Handelsstörer optimierten Kreuzer zu bauen, der schneller als die zeitgenössischen Schlachtschiffe und stärker als die damaligen Schweren Kreuzer sein sollten.
Diese Kreuzer wurdem als Deutschland-Klasse bekannt. Sie wichen stark von der Konzeption zeitgenössischer Schweren Kreuzern anderer Marinen ab. Beim Antrieb setzte man auf Diesel, der einen für den Kreuzerkrieg notwendigen großen Fahrbereich ermöglichte, aber die Geschwindigkeit auf 28 kn begrenzte. Die Bewaffnung fiel mit 28 cm-Geschützen plus einer 15 cm-Mittelartillerie sehr schwer aus und erinnerte an die Bewaffnung der früheren Panzerkreuzer. Die Panzerung war schwach - wie für damalige Kreuzer typisch. Die Schiffe folgten der Logik der für den Handelskrieg (guerre de course) gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Panzerkreuzer: schneller als jedes stärkere Schiff und stärker als jedes schnellere Schiff. Allerdings existierte der Geschwindigkeitsvorteil nur gegenüber älteren Schlachtschiffen, nicht gegenüber den damals existierenden Schlachtkreuzern und den später gebauten schnellen Schlachtschiffen, die die Konzeption schnell veralten ließen. Insgesamt wurden drei Schiffe der Deutschland-Klasse gebaut – Deutschland (später Lützow), Admiral Scheer und Admiral Graf Spee. Statt weiterer Schiffe dieses Typs baute die Kriegsmarine konventionelle Schlachtschiffe bzw. Schwere Kreuzer. Klassifiziert wurden die Schiffe wegen der maximal erlaubte Verdrängung für Kreuzer von nur 6000 t als Panzerschiffe - eine Klassifizierung, die in den 1920ern und 1930ern eher rätselhaft und nichtssagend war. Die beiden überlebenden Schiffe wurden 1940 zu Schweren Kreuzer umklassifiziert, was ihren Eigenschaften viel mehr entsprach.
Admiral Graf Spee war 186 m lang und 21,7 m breit. Voll beladen verdrängte sie 16 460 t. Ihre acht Diesel leisteten 55400 PS, womit 28,5 kn erreicht wurden.
Bewaffnung 1939
6 x 28 cm L/52 C/28 (zwei Drillingstürme)
8 x 15 cm L/55 C/28 (acht Einzellafetten)
6 x 10,5 cm L/65 C/33 (drei Zwillingslafetten)
8 x 3,7 cm L/83 C/30 (vier Zwillingslafetten)
8 x 2 cm L/65 C/30 (acht Einzellafetten, 14 Positionen für die Lafetten vorhanden)
8 x 53,3 cm Torpedos (zwei Vierlingsrohre für G7A-Torpedos)
2 Arado Ar 196 Bordflugzeuge (eines auf dem Katapult, eines zerlegt mitgeführt)
Admiral Graf Spee wurde 1932-36 auf der Marinewerft Wilhelmshaven gebaut. 1936-38 wurde sie fünf Mal zur Unterstützung der Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt, 1937 nahm sie an der Flottenparade anlässlich der Krönung von George VI. in Spithead teil. Am 21. August 1939 lief sie – noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs – in Richtung Südatlantik aus, wo sie am 30. September den Kreuzerkrieg aufnahm. Sie konnte insgesamt neun britische Handelsschiffe mit 50 089 BRT im Südatlantik und Indischen Ozean versenken: Clement, Newton Beach, Ashlea, Huntsman, Trevanion, Africa Shell, Doric Star, Tairoa und Streonshalh. Versorgt wurde sie dabei von dem Trossschiff Altmark. Am 13. Dezember gelang es einem britischen Geschwader unter Kommodore Harwood mit dem Schweren Kreuzer HMS Exeter und den Leichten Kreuzern HMS Ajax und HMNZS Achilles die Admiral Graf Spee vor der Río de la Plata-Mündung zu stellen. Die Admiral Graf Spee konnte Exeter schwer und die beiden Leichten Kreuzer leicht beschädigen, wurde aber selbst beschädigt. Um Reparaturen durchzuführen, lief sie in Montevideo ein, während der neu eingetroffene britische Schwere Kreuzer Cumberland und die beiden Leichten Kreuzer den Hafen blockierten. Wegen der Schäden, des Munitionsverbrauchs und der britischen Schiffe vor dem Hafen (deren Zahl zu hoch eingeschätzt wurde) wurde Admiral Graf Spee am 17. Dezember in der Mündung des Río de la Plata selbst versenkt. Das Wrack liegt dort heute noch, lediglich einzelne Wrackteile konnten bisher gehoben werden.
Das Modell
Das Modell ist aus dem Bausatz von Trumpeter im Maßstab 1/700 gebaut. Für den Bauzustand habe ich mich an den Zeichnungen von Eric Leon in seinem Buch German Naval Camouflage 1939-1941 (Seite 102) orientiert. Ein weiteres Vorbild war der "Graf" von Axel Weller, einem Modellbauer aus Argentinien, der einen ganz tollen Baubericht ins Netz gestellt hat.
Selbst gebaut wurden Teile der Vormars, der falsche dritte Geschützturm, der falsche zweite Schornstein, sämtliche Bootsaufleger, beide Masten aus Messingdraht, diverse Schränke und Schaltkästen sowie die zweite kleine Plattform mit Signalscheinwerfer am Schornstein.
Die Geschützrohre des falschen Geschützturms nahm ich aus einem alten Bausatz der Prinz Eugen. Dann wurde im Bereich des Komandostands ein kleines Drahtgestell eingebaut, mit Alufolie überzogen und bemalt.
Den falschen Schornstein habe ich ebenso aus Draht und Alufolie hergestellt.
Am Schornstein habe ich die beiden Auspuffrohre der Hauptdiesel aufgebohrt und von innen mit Röhrchen verklebt. Dann wurde die zweite Plattform mit dem Signalscheinwerfer eingebaut und zwei Spieren angebracht. Der Großmast wurde aus Messingdraht hergestellt.
Am Vormars habe ich Schutz- und Trennwände und eine Stange (wofür die war, weiss ich nicht) ergänzt.
Das Bordflugzeug wurde mit Fotoätzteilen verfeinert. Die Hoheitsabzeichen sind auf der Oberseite deutsch und auf der Unterseite französisch.
Ich habe Fotoätzteile von Gold Medal Models, FlyHawk, White Ensing Models und LionRoar verwendet. Getakelt wurde mit UNI-Caenis 20 Denier. Die Farben sind von Life Color. Die Wassergestaltung beruht auf den Methoden von Jim Baumann und von Guido Hopp. Das Wasser besteht aus Aquarellpapier, Haushaltstüchern, Acrylgel und natürlich aus verschiedenen Farben.
Mal ganz allgemein gesehen: Ich nehme gerne Großmodelle als Vorbild und sehe gerne den Kartonisten beim Bau ihrer super Schiffsmodellen über die Schulter. Gerade beim Verfeinern lohnt sich das.
Gunnar Dörwald
(Text über Original von Lars)