Das Original
Die niederländische Fregatte Marnix war ursprünglich ein britischer Zerstörer der G-Klasse, der am 22.8.1934 auf Kiel gelegt und am 3.3.1936 als HMS Garland in Dienst gestellt worden war. Während des Krieges wurde das Schiff (leihweise) an die polnische Marine übergeben, wo es als ORP Garland zusammen mit der Royal Navy bis in das Jahr 1946 hinein Dienst tat. Zu den Einzelheiten der Einsatzzeit bei der Royal Navy verweise ich auf die Bausatzvorstellung ORP Garland 1944.
Am 23.7.1946 wurde verlautbart, dass das Schiff ausgemustert und das Leihverhältnis mit der polnischen Marine beendet werden sollte. Zur Vorbereitung für die Überstellung in die C-Reserve in Harwich wurde vom 19. bis 28.8.1946 die Bewaffnung ausgebaut. Das Schiff erhielt dann jedoch noch einen Aufschub und wurde am 14.1.1947 an die Niederlande verkauft. Dort diente es zunächst in Amsterdam als schwimmender Tender für technische Schulungen der niederländischen Marine. 1948 erfolgte dann ein Umbau zum U-Jagd-Schulschiff, das am 16.10.1950 in Marnix umbenannt wurde. Im März 1950 unternahm es zusammen mit dem U-Boot O 24 eine Ausbildungsfahrt zur englischen Südküste. 1952 wurde Marnix zur Fregatte umklassifiziert und erhielt die NATO-Kennung F 801. 1955-56 wurden umfangreiche Reparaturarbeiten in Willemstad durchgeführt. Danach nahm sie ihren Dienst wieder auf. Am 31.1.1964 wurde Marnix schließlich außer Dienst gestellt.
Bei der Übernahme von der Royal Navy bestand die Bewaffnung (wieder/noch?) aus zwei 4.7-inch-(12 cm)-Einzelgeschützen, einem Hedgehog-Werfer und zwei 20-mm-Oerlikon-Einzelflak. Eine undatierte Aufnahme zeigt das Schiff mit bereits vergrößerter Brücke, aber ohne das achtere 4.7-inch-Geschütz. Am Bug ist die Kennung 807 zu sehen, möglicherweise die Kennung vor der Umklassifizierung zur Fregatte. Nach dem Umbau von 1948 bestand die Bewaffnung dann aus zwei 10,5-cm-Einzelgeschützen (wohl aus deutschen Beständen), einem Hedgehog-Werfer und sechs 20-mm-Oerlikons.
Das Modell
Grundlage war der Bausatz des polnischen Zerstörers ORP Garland von IBG. Die umfangreichsten Umbauarbeiten waren am Brückenaufbau erforderlich. Hier wurde das untere Deck mit den 20-mm-Ständen durch eine deutlich größere Plattform ersetzt
Der Brückenblock musste hinten verbreitert und mit einem zusätzlichen Deckshaus versehen werden. Die Schanzkleider an der Brücke habe ich aus Plastikprofilen neu hergestellt.
Am vorderen Aufbau wurden die seitlichen Überhänge der Geschützplattform entfernt. Hinter den Hedgehog-Werfer kam ein Unterstand, den ich aus Papier gefaltet habe.
Der kleine Anbau hinten an der Back wurde bis zu der neuen Brückenplattform erhöht.
Am Hauptdeck waren die Passungen für die nicht benötigten Bauteile zu verspachteln und zu verschleifen.
Der achtere Aufbau wurde erheblich nach vorne verlängert.
Der vordere Schornstein musste um ca. 2 mm verlängert werden, während der achtere Schornstein um ca. 1 mm gekürzt wurde. Der vordere Schornstein erhielt dann noch einen hinten offenen Aufsatz.
Den Mast habe ich aus gezogenem Plastik (Gussastreste) hergestellt. Für die Radarantenne Typ 291 konnte ich das entsprechende Ätzteil aus dem Bausatz verwenden.
Der Anstrich der niederländischen Marine in der Nachkriegszeit wird in den zeitgenössischen Ausgaben von Jane’s als „greyish blue“ bezeichnet. Ich habe mich für Vallejo 155, ein bläuliches Hellgrau, entschieden. Für die Decks habe ich Revell 74 genommen. Auf die Kennung musste ich vorerst verzichten, weil ich keine passenden Abziehbilder fand.
Quellen
- M. J. Whitley: Destroyers of World War Two
- John English: Amazon to Ivanhoe - British Standard Destroyers of the 1930s
- Willem H. Moojen & Jantinus Mulder (Hrsg.): Konoklijle Marine in beeld 1950-1959 und 1960-1969
- Jane’s Fighting Ships of the World, verschiedene Jahrgänge
- Diverse Bilder aus dem Internet
Fazit
Dieser Umbau basiert letztlich auf einigen wenigen Fotos. Mehr hat die Recherche nicht ergeben. Das Modell kann daher einige Ungenauigkeiten aufweisen. Dennoch hat der Umbau wieder einmal richtig Spaß gemacht. Und wenn mir jemand anhand bislang unbekannter Unterlagen größere Fehler nachweist, kann ich das Ganze auch noch einmal machen. Der IBG-Bausatz ist ja wirklich nicht teuer.
Falk Pletscher