Das Original
Die hier vorgestellte Ottawa (1) war ein Zerstörer der kanadischen River-Klasse. Diese Schiffe bildeten das Rückgrat der Royal Canadian Navy im Zweiten Weltkrieg. Obwohl sie einheitlich als River-Klasse bezeichnet wurden, gehörten sie genau genommen zu den britischen A- und C- sowie E- bis G-Klassen. Ursprünglich bei der Royal Navy im Dienst, wurden sechs Einheiten der A- und C-Klassen vor Kriegsbeginn, bzw. unmittelbar nach Kriegsausbruch an Kanada übergeben. Während des Krieges folgten sieben weitere Einheiten der E- bis G-Klassen.
Ottawa wurde am 12.9.1930 als Zerstörer der C-Klasse auf Kiel gelegt, lief am 30.9.1931 von Stapel und wurde am 2.5.1932 als HMS Crusader in Dienst gestellt. Nach sechs Jahren Dienst bei der Home Fleet wurde sie an die Royal Canadian Navy abgegeben, die sie am 15.6.1938 als Ottawa in Dienst stellte. Während des Krieges war sie zunächst mit ihren Schwesterschiffen Fraser, St. Laurent und Restigouche als Local Escort an der kanadischen Ostküste im Einsatz. Ende Mai 1940 wurden alle sechs "Rivers" nach England verlegt, um den Geleitschutz in den Western Approaches zu verstärken. Im Oktober 1940 wurde der achtere Torpedosatz ausgebaut und durch ein 3-inch-Flakgeschütz ersetzt. Am 6. Nov. 1940 war Ottawa zusammen mit HMS Harvester als erstes kanadisches Schiff an der Versenkung eines feindlichen U-Bootes beteiligt, nämlich des italienischen U-Bootes Faà di Bruno. Im Juni 1941 wurde sie wieder nach Kanada verlegt zu der neu aufgestellten Newfoundland Escort Force. Dort wurde sie als Mid-Ocean-Escort eingesetzt. Während einer Werftüberholung Juli bis September 1941 wurde das 12-cm-Geschütz auf dem Achterdeck ausgebaut. Am 14. Sep. 1942 sank Ottawa nach zwei Torpedotreffern durch das deutsche U-Boot U 91. Als Ersatz übernahm die Royal Canadian Navy HMS Griffin von der Royal Navy und stellte sie am 20.3. 1943 als Ottawa II in Dienst.
Der Bausatz
Die britischen Vorkriegs-Zerstörer der C- bis H-Klassen beruhen auf einem Entwurf, der von Klasse zu Klasse allenfalls geringfügig modifiziert wurde. Als Grundlage für das Modell eignet sich daher durchaus das Modell der HMS Hotspur von Airfix. Für ein Schiff der C-Klasse muss vor allem der Rumpf verlängert werden. Außerdem stand hinter dem Brückenhaus noch ein separates Deckshaus.
Das Modell
Um den Rumpf zu verlängern, habe ich die Rumpfschalen (Teile 1 und 2) etwa mittschiffs durchtrennt und einen 3,2 mm breiten Streifen von Evergreen zwischen den so entstandenen Teilen eingesetzt. Ebenso habe ich das Deck (Teil 6) zwischen dem achteren Aufbau und dem achteren Torpedosatz durchtrennt und einen 3,2 mm breiten Plastikstreifen eingesetzt. Auch am Übergang zur Back musste das Deck verlängert und angepasst werden.
Ein generelles Problem des Airfix-Modells ist der vordere Aufbau (Teil 10). Er ist ca. 1,5 mm zu niedrig und muss entsprechend aufgefüttert werden.
Anders als die Schiffe ab der D-Klasse hatten diejenigen der C-Klasse einen zweigeteilten Brückenaufbau. Für den vorderen Teil kann man das Brückenhaus des Bausatzes (Teil 19) kürzen. Auf dem hinteren Teil befinden sich der Feuerleitstand und der Entfernungsmesser. Er muss neu hergestellt werden.
Für den 3-inch-Geschützstand habe ich auf den Fotoätzteilsatz von Atlantic Models (für Hotspur) zurückgegriffen. Für die Schlauchbootauflagen habe ich die entsprechenden Teile des 1/700 Fotoätzteilsatzes von WEM für die Tribal-Klasse genommen. Sie passen recht gut für 1/600.
Den Torpedosatz und die Wasserbombenwerfer habe ich selbst hergestellt. Für das 3-inch-Geschütz konnte ich das 4-inch Geschütz aus dem 1/720 Bausatz der Hood von Italeri modifizieren. Die 12-cm-Geschütze sind 3-D-gedruckt von Micro Master, und die 0.5"-MG stammen von 3D Modelparts.
Den Mast und die Typ 286 Radarantenne habe ich wieder selbst hergestellt. Später habe ich allerdings festgestellt, dass diejenige aus dem 1/700 Fotoätzteilsatz von WEM auch passen würde.
Der Anstrich
Als Vorlage für den Tarnanstrich diente vor allem ein Foto, das Ottawa im April 1942 aus Halifax auslaufend zeigt. Die verwendeten Farben sind von Vallejo Model Color Nr. 004/820 (Off-white), Nr. 155/990 (507C), Nr. 060/903 (B 5), Vallejo Panzer Aces Nr. 309 (507A), Vallejo Model Color 048/898 (MS 1) und von Revell Nr. 74 (Decks).
Fazit
Mit den 1/600er Modellen bin ich als Modellbauer aufgewachsen. Entsprechend ist auch der Qualitätsstandard dieser Bausätze – der Bausatz der Hotspur stammt immerhin aus dem Jahr 1964. Dennoch lässt sich aus ihnen auch heute noch ein ordentliches Modell bauen. Dabei steht dann vor allem der Bastelspaß im Vordergrund. Und das ist es doch, was unser Hobby zu dem macht, was wir daran so lieben.
Falk Pletscher