15.10.1917 - 100 Jahre Unternehmen Albion
Heute vor 100 Jahren, am 15. Oktober 1917, wurde der deutsche Zerstörer B 98 im Kassar-Wiek schwer beschädigt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Nach den schweren Gefechten zwischen deutschen und russischen Zerstörern am Vortag, waren die deutschen Zerstörer unter Führung der B 98 vorgestoßen, um im Kassar-Wiek den Ostausgang des Moon-Sunds zu überwachen. Dabei gerieten sie in das Feuer russischer Schiffe und zogen sich wieder nach Westen zürck. In der Nacht zuvor hatte der russische Minenleger Pripjat eine frische Sperre gelegt, auf die B 98 lief. Der Minentreffer sprengte das Vorschiff weg, wobei 14 Mann getötet und fünf verwundet wurden.
Das Original
Der deutsche Zerstörer B 98 war eines von sechs Schiffen der B 97-Klasse, die für die Kaiserliche Marine gebaut wurden und als Große Torpedoboote klassifiziert waren. Der Ursprung der Klasse lag in bei Blohm & Voss vorhandenen Antriebsanlagen und Schiffsbauteilen, die von der deutschen Werft für die russischen Zerstörer der Leitnant Ilin/Orfej/Gawril-Klasse hergestellt wurden. Diese wurden nach Blohm & Voss-Plänen u.a. von der russischen Putilow-Werft gebaut, an der Blohm & Voss beteiligt war. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die Teile nicht mehr geliefert, so dass Blohm & Voss anbot, diese für Zerstörer für die Kaiserliche Marine zu verwenden.
Die russischen Zerstörer der Leitnant Ilin/Orfej/Gawril-Klasse gingen auf den Prototypen Nowik zurück, die 1910-13 von der Putilow-Werft nach Plänen von Vulcan gebaut wurden. Diese Schiffe waren Teil der Programme, um die Verluste aus dem Russisch-Japanischen Krieg zu kompensieren. Sie waren wesentlich größer als die damals typischen Zerstörer, schwer bewaffnet und schnell. Die beiden deutschen Werften, die an dem Programm beteiligt waren, Blohm & Voss und Vulcan, boten an entsprechende Schiffe für die Kaiserliche Marine zu bauen. Blohm & Voss erhielt im August 1914 den Auftrag für B 97 und B 98, Vulcan für V 99 und V 100. Ende 1914/Anfang 1915 erhielt Blohm & Voss Aufträge für weitere vier Schiffe (B 109 bis B 112). Das Angebot von Blohm & Voss für vier zusätzliche Schiffe wurde nicht angenommen.
Die B 97-Klasse ähnelte von der Auslegung und Abmessungen den russischen Schiffen stark, erhielt aber typische Modifikationen. Statt der langen Back und der auf dieser angeordneten Brücke der russischen Schiffe, erhielten die deutschen Schiffe eine kürzere Back, eine Torpedokuhl und eine dahinter angeordnete Brücke - typisch für damalige deutsche Zerstörer. Die beiden in der Torpedokuhl aufgestellten Einzeltorpedorohre konnten fast direkt nach vorne feuern. Allerdings macht diese Anordnung die Schiffe nass. Die B 97-Klasse fiel mit einer Verdrängung von fast 2000 t fast doppelt so schwer aus wie der damalige 1913er-Standardtyp. Trotz dieser deutlich größeren Abmessungen war die Bewaffnung anfangs ähnlich: vier (statt drei) 8,8 cm-Geschütze und ebenfalls sechs Torpedorohre. Die russischen Schiffe waren mit vier 10,2 cm-Geschützen und neun Torpedorohren wesentlich schwerer bewaffnet. Nach negativen Erfahrungen mit der schwachen Geschützbewaffnung deutscher Zerstörer gegen britische und russische Schiffe, wurden die 8,8 cm-Geschütze 1916 durch 10,5 cm-Geschütze ersetzt. Die sechs Zerstörer der B 97-Klasse bildeten zusammen mit den vier ähnlich großen und gleich bewaffneten Zerstörern der G 101-Klasse (ursprünglich für Argentinien als Santiago-Klasse begonnen) die II. Torpedoboots-Flottille.
Die B 98 war 98,0 m lang, 9,4 m breit und verdrängte voll beladen 1843 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfturbinen, die 40.000 PS leisteten, womit sie 36,5 kn schnell war. Bei Probefahrten wurde im leichten Zustand (1354 t) bis 38,1 kn erreicht. Die Besatzung setzte sich aus 114 Mann zusammen. Ein Stab aus 14 Angehörigen konnte eingeschifft werden.
Bewaffnung 1917
4 x 10,5 cm L/45 TK C/16 (Einzellafetten)
6 x 50 cm-Torpedorohre (zwei Einzelrohre, zwei Zwillingsrohre)
24 Minen
Der Zerstörer B 98 wurde 1914-15 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Sie gehörte zur II. Torpedoboots-Flottille, die meist mit den Aufklärungsgruppen in erster Linie oder unabhängig für Vorstöße in der Nordsee gegen britische Verbände und Handelsschiffe operierte. Bei einem ihrer ersten Vorstöße traf B 98 mit vier anderen Zerstörern am 16/17. August 1915 auf den britischen Minenleger HMS Princess Margaret, der von acht Zerstörern gesichert wurde. Der Minenleger wurde verfehlt, aber B 98 konnte den Zerstörer HMS Mentor durch einen Torpedo beschädigen.
Mit allen ihren Schwesterschiffen war B 98 an der Skagerrakschlacht am 31. Mai/1. Juni 1916 beteiligt. Sie fuhr zusammen mit den Leichten Kreuzern Frankfurt, Pillau, Elbing und Wiesbaden und weiteren Zerstörern der II. und VI. Torpedoboots-Flottille Aufklärung vor der Flotte. Während des Schlachtkreuzergefechts befand sich die II. Torpedoboot-Flottille im Feuerlee an der Spitze der deutschen Flotte und griff von dieser Position die 3rd Battlecruiser Squadron an, als diese als Vorhut der britischen Schlachtflotte in Sicht kam. Dabei wurde B 98 getroffen, wodurch zwei Mann starben und elf verletzt wurden. Dazu wurde das achtere Zwillingstorpedorohr zerstört. Nach der dritten Gefechtskertwende der deutschen Schlachtflotte blieb die II. Torpedoboot-Flottille am Ende der Flotte und wurde zusammen mit Zerstörer der 12. Torpedoboot-Halbflottille für einen Nachtangriff auf die britischen Schlachtschiffe eingesetzt, der aber abgewehrt wurde. Die gesamte II. Torpedoboot-Flottille konnte in der Schlacht nur einen Torpedo abfeuern, setzte aber zum Teil im großen Umfang die eigene Artillerie ein.
Nach der Reparatur der Schäden war B 98 an mehrere Vorstößen mit Kreuzern und anderen Zerstörern, teilweise mit der Hochseeflotte beteiligt. Im Oktober 1917 wurden die B 98 im Rahmen der Landung bei Ösel (Unternehmen Albion) als Flaggschiff der II. Torpedobootflottille eingesetzt und war am 14. Oktober an der Versenkung des russischen Zerstörers Grom beteiligt. Am folgenden Tag verlor sie durch einen Minentreffer ihrer Bug und musste nach Libau abgeschleppt werden. Dort erhielt sie einen provisorischen Holzbug und fuhr unter eigener Kraft zurück in die Werft. Die B 98 wurde mit ihren Schwesterschiffen mit der Hochseeflotte in Scapa Flow interniert, diente aber danach als Postschiff nach Deutschland. Sie traf mit Post kurz nach der Selbstversenkung der deutschen Flotte am 21. Juni 1919 wieder in Scapa Flow ein und wurde von den Briten besetzt. Am 17. Februar 1920 brach die Schlepptrosse und B 98 lief in der Lopness Bay auf Sanday auf. Das Wrack wurde zum Teil in den 1940ern abgewrackt, Teile kann man aber heute noch sehen.
Das Modell
Der Bausatz stammt vom Kleinserienhersteller NNT (siehe auch Bausatzbesprechung). Der Bausatz kommt sehr gut verpackt daher und besteht nur aus wenigen Resinteilen. Dazu kommt noch eine kleine Ätzteilplatine wo die nötigsten Teilen beiliegen. Nur für die Reling muss man sich Ersatz besorgen. Auch die Masten muss man selber bauen, es liegen dem Bauplan allerdings maßstabsgerechte Skizzen bei. Dazu ist anzumerken, dass es mehrere Boote in der Klasse gab und auch verschiedene Umbauten an den Booten. Deshalb ist gutes Studium der Vorlagenbilder notwendig, wenn man ein bestimmtes Boot bauen möchte.
Ich entschied mich für B 98, da dieses am Unternehmen Albion teilnahm. Es gibt gute Bilder nachdem B 98 einen Minentreffer erhielt. Der Bau an sich war ganz problemlos. Nur zeigten die Bilder, dass die Aufbauten nicht wie im Bausatz ein festes Schanzkleid hatten. Sondern es bestand fast ausschließlich aus verkleideter Reling. Allerdings zeigen da Bilder, dass es bei anderen Booten anders gewesen sein könnte. Entsprechend entfernte ich das Schanzkleid bis auf dem obersten Brückendeck und ersetzte es mit geätzter Reling. Wo vorhanden ergänzte ich die Segelbespannung der Reling aus einer Lage Taschentuch, das mit Klarlack und Sekundenkleber fixiert wurde. Für die Reling am Rumpf zeigten die Bilder, dass für die Torpedorohre ein Bereich freigelassen wurde und ansonsten die Reling fest verbaut war. Nur am Vorschiff war eine Reling aus Ketten verbaut. Diese wurde aber während Kampfeinsätzen größtenteils abgebaut und befand sich nur noch um das 10,5 cm-Geschütz. Zwischen Vorschiff und Brücke war ein freier Bereich für die vorderen Torpedorohre. Von der Brücke bis zu den Beibooten war die Reling wieder durchgängig und anschließend fehlte diese für die zwei Doppeltorpedorohre. Am Heck befand sich wiederum eine niedrigere Reling wegen dem Heckgeschütz.
Da die Beiboote eher nach Motorbooten als nach Ruderbooten aussahen, ersetzte ich diese durch welche aus ICMs König Bausatz. Für die Rohre der 10,5 cm-Geschütze nahm ich gedrehte 100 mm-Rohre von Flyhawk. Die Masten wurden aus Draht erstellt. Dabei ist zu beachten, dass die Vorlagenbilder eine andere Anordnung der Rahen am vorderen Mast zeigten. Die lange Rahe war im Gegensatz zur Bauanleitung fast oben angebracht und die kurze Rahe weiter unten, allerdings nicht symmetrisch.
Bemalt wurde das Modell mit Vallejo Farben und zwar 990 für den Rumpf und 995 für das Deck. Der hintere Schornstein wurde wie währende des Unternehmen Albion gelb bemalt. Die Takelage wurde wieder mit dem Garn von Uschi van der Rosten erstellt. Die beiliegende viel zu große Flagge durch eine passendere von Flyhawk ersetzt. Eine Wassergestaltung folgt sobald ich ein Begleitschiff fertig habe. Derzeit ist dafür die König von ICM geplant.
Christian Höltge
(Text über Original von Lars)