Das Original

Die Roon gehörte zusammen mit der York zu der nach ihr benannten Roon-Klasse von Panzerkreuzern. In der Kaiserlichen Marine waren diese als Große Kreuzer klassifiziert. Die Roon-Klasse war eine direkte Weiterentwicklung der Prinz Adalbert-Klasse und durch den zusätzlichen vierten Schornstein gut von dieser zu unterscheiden. Das Grunddesign, die Abmessungen und die Bewaffnung blieben ähnlich. 


Die Bewaffnung der Roon-Klasse bestand aus zwei Zwillingstürmen mit 21-cm-Geschützen sowie aus zehn 15-cm-Geschützen, wovon vier in Einzeltürmen und sechs in Kasematten untergebracht waren. Zur Abwehr von Torpedobooten waren die damals üblichen 14 8,8-cm-Geschütze an Bord, wovon vier Stück in Kasematten untergebracht waren und der die restlichen Geschütze sich auf dem Deck befanden. Dazu kamen noch vier Torpedorohre, die unter der Wasserlinie untergebracht waren. Die Länge der Roon-Klasse betrug 127,8 m und die Verdrängung 9533 t. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 21,1 Knoten. Im Vergleich zu den britischen Panzerkreuzern war die Hauptartillerie zu klein und die Panzerung zu schwach. Dazu kam mit der Indienststellung des britischen Schlachtkreuzers Invincible zwei Jahre später eine neue Generation von Schiffen, die die vorher gebauten Schiffe im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen ließ.


Die Roon wurde am 1. August 1902 auf Kiel gelegt und ein Jahr später vom Stapel gelassen. Die Inbetriebnahme fand am 5. April 1906 statt. Dort löste die Roon den Kreuzer Friedrich Carl als Flaggschiff der I. Aufklärungsgruppe ab. Während der nächsten Jahre unternahm die Roon mehrere Reisen in den Atlantik und besuchte dabei auch die USA. Im September 1911 wurde die Roon außer Dienst gestellt. Mit Beginn des ersten Weltkrieges wurde die Roon wieder in Dienst gestellt und diente als Flaggschiff zuerst der II. Aufklärungsgruppe, dann der IV., die wiederum in die III. Aufklärungsgruppe umbenannt wurde. Bei der Bombardierung der englischen Küstenstädte im Dezember 1914 diente die Roon als Rückendeckung für die Schlachtkreuzer, die die Bombardierung durchführten. Anfang 1915 wurde die III. Aufklärungsgruppe in die Ostsee verlegt.

In der Nacht zum 1.Juli sollte die Roon zusammen mit den Kleinen Kreuzern Augsburg und Lübeck den Minenkreuzer Albatross beim Verlegen von Minen vor den finnischen Inseln von Bogskär schützen.  Dabei wurde die Flottille aufgeteilt und die Albatross wurde nur noch von der Augsburg und fünf Torpedobooten geschützt. Nachdem das Minenlegen abgeschlossen am Abend des 1. Juli gab der Kommodore von Karpf seine Position und Fahrtrichtung durch, um sich wieder mit der Roon und Lübeck zu treffen. Diese Nachricht wurde allerdings von der russischen Marine abgefangen und entschlüsselt. Diese entsendeten sofort eine Flottille, die auf dem Weg zu einen Küstenbombardement war, zum Abfangen der Albatross. Die Flottille bestand aus den Panzerkreuzern Admiral MakarovBayan und Rurik sowie den geschützten Kreuzern Oleg und Bogatyr und dem Zerstörer Novik. Am Morgen des 2. Julis entdeckte die Augsburg die russischen Schiffe. Nachdem von Karpf seine Unterlegenheit erkannte, befahl er der langsameren Albatross sich in neutrale schwedische Gewässer zurückzuziehen. Er wollte mit der Augsburg und den Zerstörern Hilfe von der Roon und Lübeck holen. Die russischen Schiffe eröffneten das Feuer auf die Augsburg und die Albatross. Aufgrund von starken Nebel konnte die Augsburg nicht gezielt zurückfeuern. Für die Geschütze der Albatross waren die russischen Schiffe außer Reichweite. Die Augsburg und die Torpedoboote konnten dennoch entkommen, während das Feuer auf die Albatross konzentriert wurde. Die Albatross erhielt daraufhin mehrere Treffer im Vorschiff und der Brücke. Der Hauptmast knickte auch ab. Nachdem die Albatross schwedisches Gewässer erreichte, feuerten die russischen Schiffe weiter und die Albatross bekam, nachdem Wasser eindrang Schlagseite. Um ein Sinken zu verhindern, ließ der Kapitän die Albatross vor der Insel Östergarn auf Grund laufen. Die Augsburg konnte die Lübeck und die Roon erreichen, die daraufhin auf die russischen Schiffe trafen. Dabei eröffnete die Roon das Feuer auf die Bayan und die Lübeck auf die Oleg. Als noch der Panzerkreuzer Rurik dazukam und die Roon mehrere Treffer erhielt, zogen sich die Schiffe zurück.


Die Roon nahm auch an dem Vorstoß in die Rigaer Bucht teil. Im September 1915 kehrte die Roon nach Kiel zurück, um überholt zu werden. Nachdem allerdings ein britisches U-Boot den Großen Kreuzer Prinz Adalbert versenkt hatte, wuchsen die Zweifel, ob die alten Kreuzer der vermehrt auftreten Gefahr durch U-Boote noch sicher betrieben werden können. Daraufhin wurde die Roon im Februar 1916 außer Dienst gestellt. Die Roon wurde entwaffnet und diente zuerst noch als Wohnschiff. Es gab Überlegungen die Roon als Träger für Wasserflugzeuge umzubauen. Diese wurden allerdings verworfen und die Roon wurde 1920 abgewrackt.

Das Modell

Die Roon ist eine Neuerscheinung der russischen Firma Kombrig. Kombrig ist einer der besten Resinbausatzhersteller und hat 2020 begonnen, die Serie von Schiffen der Kaiserlichen Marine deutlich auszubauen. Nachdem es bisher nur Schlachtschiffe ab der Ostfriesland-Klasse und Große Kreuzer ab der Scharnhorst-Klasse gab, folgen nun auch Kleine Kreuzer diverser Klassen, ältere Große Kreuzer und die Braunschweig-Klasse. Dabei ist nun der Bausatz des Großen Kreuzers Roon, mit dem sich auch die baugleiche Yorck bauen lässt. Dadurch das der Bausatz zur neueren Generation von Kombrig-Bausätzen gehört verfügt er über eine mehrseitige und farbige Bauanleitung. Die Ätzteile sind vollständig vorhanden und die Reling hat nun zum Glück auch eine Fußleiste zum besseren Ankleben. Einzig die Masten muss man noch erstellen, aber dafür gibt eine extra Anleitung mit Längen und teilweise Durchmesserangaben.

Der Bau an sich verlief problemlos und die Passgenauigkeit war sehr gut. Die Ätzteile könnten feiner ausgeführt sein, ich verwendete diese dennoch. Entsprechend der Anleitung baute ich die Masten nach Anleitung aus Messingdraht auf. Die Maße dafür sind vorhanden. Bemalt wurde die Roon mit Vallejo-Farben. Für den Rumpf nahm ich 990, für die Aufbauten 989, für die waagerechten Flächen 995 und für das Linoleum einen Mix aus 985 und 983. Bei der Wasseroberfläche ging ich meinen üblichen Weg, indem ich eine Grundplatte mit strukturlosen Taschentuch beklebte und diese anschließend mit Wasserfarben bemalte. Darüber kamen drei Schichten mit AK Still Water und durchsichtige Wellen mit Vallejo Clear Water Effects.

Fazit

Nachdem Flyhawk und ICM erste Plastikmodelle der Kaiserlichen Marine herausbrachten, blieb es bei den Resinherstellern noch ruhig. Oceanmoon versucht es mit ein paar Exoten wie dem Flußkanonenboot Rhein. Nun aber schlägt Kombrig mit einer Neuheitenflut zurück - und diese sind gelungen, wie man an meiner Roon sieht. Eine weitere Neuheit, der ungeschützte Kreuzer Gefion, liegt schon bei mir.


Christian Abraham