Modell: Spitfire Mk. Vb / Vb Trop.
Hersteller: Tamiya
Maßstab: 1:72
Art. Nr. : 60756
Preis ca. : ca. 18€

Was hat eine Spitfire mit der Marine zu tun? Nun, es gab ja auch eine Seafire, und die Luftschlacht um England fand häufig über dem Meer stand. Etwas an den Haaren herbeigezogen? OK, vielleicht dient eine einfache Spitfire als "Nebenarbeit", wenn man bei der Enterprise in 1:350 (mit allen PE-Teilen natürlich...) kein Licht mehr am Ende des Tunnels sieht und etwas kleines für zwischendurch bauen will, damit sich ein Erfolgserlebnis einstellt. Das Modell hat nämlich das Potential, an zwei Wochenenden gebaut zu werden - und dazu noch gut auszusehen...



Ein gutes Modell von einem berühmten Flugzeug! Die Gravuren sind versenkt und sehr fein ausgeführt. Einsinkstellen sucht man vergeblich. Das Cockpit ist ebenfalls gut detailliert.
Von der giesstechnischen Ausführung her gibt es wenig zu bemängeln. Positiv fällt die Möglichkeit auf, gleich vier verschiedene Versionen darzustellen: Zwei versionen im üblichen europäischen Schema (Grün/Grau, wie auf der Verpackung), eine davon mit "abgeschnittenen" Flügelenden ("Clipped wings"), sowie zwei Versionen in Wüstentarnung, auch hier wieder eine davon mit abgeschnittenen Flügelenden. Für die Wüstenflugzeuge kommen zwei verschiedene Luftfilter zur Anwendung (das etwas voluminöse "Vokes" und das kleinere "Aboukir"), und für den Vokes-Luftfilter gibt es noch zusätzlich einen angeflanschten Zusatztank, der wahlweise angebracht werden kann. Wer eine "normale" Spitfire möchte, kommt hier genauso zum Zug wie jemand, der es etwas ausgefallener mag.

Die Decals scheinen Tamiya-typisch etwas dick zu sein, sind aber sauber gedruckt. Ohne Versatz, und das rot der Hoheitszeichen ist auch nicht zu grell. Die Anzahl ist gut, es sind auch genügend Wartungshinweise vorhanden, und sogar das Armaturenbrett und Sitzgurte sind auf dem Decalbogen vorhanden. Die Hoheitszeichen sind mit den Kennzeichen als ein einziges, großes Decal gestaltet.


Allerdings hat Tamiya etwas komische Vorstellungen vom "Design" der Formen her. Kleine Beispiele, die mir negativ aufgefallen sind:

  • Das Visier ist nicht aus transparentem Kunststoff, sondern wurde gleich mit ins Armaturenbrett gegossen, und ist silbern anzumalen. Da empfiehlt es sich, das Visier neu zu bauen.

  • Die Kanonen sind am Flügel angegossen, anstatt als separate Teile beigelegt. Man muss sehr gut aufpassen, dass sie nicht während dem Bau abbrechen, und beim Abkleben der Flügelkanten stehen sie sicher auch im Weg...

  • Die Kabinenhaube liegt in 3 verschiedenen Versionen bei. Das ist soweit gut - aber die Haube liegt als einzelnes Teil bei. Wenn man die Kabine offen darstellen möchte, so muss man die Haube entzweisägen. Es wäre sinnvoller gewesen, die Haube von Anfang an geteilt beizufügen.

Das sind aber nur kleine Mängel, die das Gesamtbild nicht weiter trüben.
Die Bauanleitung ist gut und übersichtlich, es stört nur etwas, dass die Farbangaben nur Tamiya-Farben berücksichtigen. Für diejenigen, die nicht gerne mit der Pipette hantieren, um die Farbe "X-16:2+XF-2:10+XF-18:5" zu erhalten, hat Tamiya freundlicherweise die korrekten Farben genannt (Dark Green/Ocean Gray/Medium Sea Gray oder Dark Earth/Mid Stone/Azure), sodass man sich bei anderen Farbenherstellern bedienen kann, die spezielle Tarnfarben richtig abmischen. Die Decals sind sehr fein und beinhalten auch Wartungshinweise. Folgende Varianten stehen zur Auswahl:

  1. 243 Squadron, Seriennummer EN821, Kennzeichen SN-M (Grünes Tarnschema, Ellipsenflügel. Im Einsatz Juni 1942 bis Februar 1944)

  2. 316 Squadron, Seriennummer BL479, Kennzeichen SZ-X (Grünes Tarnschema, Clipped wings. Im Einsatz von Oktober 1941 bis Juli 1943)

  3. 417 Squadron (Royal Canadian Air Force), Seriennummer BR487, Kennzeichen AN-V (Wüstentarnung, Ellipsenflügel, Vokes-Luftfilter. Im Einsatz von Oktober 1942 bis September 1943)

  4. 601 Squadron (Polish Squadron), Seriennummer EP689, Kennzeichen UF-X (Wüstentarnung, Clipped wings, Aboukir-Luftfilter. Im Einsatz von März bis April 1942)


Zu den Tarnfarben gibt es noch zu ergänzen, dass vor allem die Wüstentarnungen oftmals ziemlich improvisiert worden sind. So waren die Spitfires in Malta am Boden gut getarnt, waren aber über dem offenen Meer leicht zu entdecken. Dies hat man behoben, indem man die Oberseiten abgedunkelt hat. Im "Osprey, Spitfires Mk. V Aces" steht dazu: "Um dieses Problem zu umgehen, wurden die Flugzeuge mit dunkleren Farben übermalt, mit der Farbe, die gerade verfügbar war, was dazu führte, dass haufenweise inoffizielle Tarnschemen entstanden sind". Daher die Bemalungsvorlagen nicht als unantastbar betrachten!

Fazit
+ vier Versionen möglich
+ sehr feine Gravuren
+ Cockpit gut detailliert
- kleinere Details (Visier, Kanonen)

Ein perfektes Modell für zwischendurch!