21.-27.05.1941 - 80 Jahre Unternehmen Rheinübung

 


Schon immer erweckten Schiffe, die im Zusammenhang mit einem bestimmten historischen Ereignisses stehen, ein besonderes Interesse. Sie auch im Modell nachzubauen, wird spätestens dann naheliegend, wenn sie als Bausatz angeboten werden.

Unzweifelhaft steht das Unternehmen Rheinübung seit je prominent im Fokus, was zur Folge hat, dass dazu eine große Palette an Bausätzen entwickelt wurde. Weil ich innerhalb eines Ereignisses möglichst in einem einheitlichen Maßstab bauen möchte, habe ich mir darum mal die Mühe gemacht, mir eine tabellarische Übersicht zu den Angeboten aufzuzeichnen. Aus aktuellem Anlass stelle ich diese hier gerne dem interessierten Kreis zur Verfügung.

Die Tabelle stellt den Stand meines letzten Irrtums dar, es ist durchaus möglich, dass mir ein bestimmtes Modell entgangen ist. Die aufgeführten Modelle standen irgendwann in den Regalen, ob sie alle heute noch erhältlich sind, ist zu bezweifeln, aber im Internet darf man immer wieder mit Überraschungen rechnen.

Ein paar Anmerkungen, angereichert mit Bildern aus meinem Fundus

Unschwer wird man bemerken, dass die Firma Airfix bei ihrer Modellwahl sowohl in 1/1200 wie auch in 1/600 dem Thema Rheinübung eine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Es sind denn auch im Maßstab 1/600 alle direkt beteiligten Schiffe vorhanden, wenn man sich vor ein paar Umbauten aus vorhandenen Basismodellen nicht scheut. Etwas schwierig dürfte sich der Umbau des Trägers HMS Victorious verwirklichen lassen, weil man einige tiefgreifende Umgestaltungen bewerkstelligen muss (Rückbau des Winkeldecks und anderes mehr). Die Bismarck kommt in der Modellausführung einigermaßen stimmig, aber im Detail eher bescheiden daher, nicht verwunderlich bei einem Modelljahrgang von 1959!


Aufmotzen kann man sie aber gut mit Zurüstteilen von Shapeways und Ätzteilen von White Ensign Models. Das gleiche gilt für HMS Rodney, für die als Basismodell HMS Nelson herhalten muss. Wer HMS Hood exakt im Bauzustand 24. Mai 1941 möchte, muss umbauen. Darauf soll in einem späteren Beitrag explizit eingegangen werden. Mit wenigen Eingriffen entsteht aus der sehr detailliert modellierten HMS King George V eine HMS Prince of Wales. Auch die Schweren Kreuzer HMS Norfolk und HMS Dorsetshire sind aus dem Bausatz der HMS Suffolk mit relativ geringem Aufwand herzustellen. Der Umbau der HMS Belfast in die HMS Sheffield hingegen ist dann aber schon um einiges aufwändiger. Für alle Modelle stehen maßgeschneiderte Ätzteile bei WEM zur Verfügung.

Wer es kleiner mag, dem stehen im Maßstab 1/1200 auch fast alle Schiffe der beiden Kontrahenten zur Verfügung. Airfix hat unter dem Titel "Sink The Bismarck" die wichtigsten Schiffe zum Ereignis gar in einem Gesamtpacket (Bismarck, Prinz Eugen, HMS Hood, HMS Suffolk, HMS Ark Royal, zwei Zerstörer der Tribal-Klasse) angeboten.


Für die beiden Schlachtschiffe der King George V-Klasse kann man auf die gegenüber den Bausätzen von Airfix stark abfallenden Bausätze von Revell zurückgreifen. Egal, welches der Schwesterschiffe man kauft, es ist immer der gleiche Bausatz in der Schachtel drin. Die Differenzen muss man sich selbst herausarbeiten. Der augenfälligste Unterschied bestand zum Zeitpunkt Mai 1941 in der Bemalung: HMS Prince of Wales war Dunkelgrau 507a battleship grey, HMS King George V  hellgrau MS4a Home Fleet gray gepönt (gemäß Malcolm Wright, British and Commonwealth Warship Camouflage of WW II, Volume 2, Battleships and Aircraft Carriers, Seaforth Publishing, 2015).

Die jetzt noch fehlenden Modelle müsste man komplett selbst bauen oder mit den relativ teuren Metallschiffen des Sammlermaßstabes 1/1250 ergänzen.


Wer auf den Bau der von Trumpeter dominierten Großmodelle im Maßstab 1/350 verzichten will, findet im Maßstab 1/700 qualitativ ebenbürtige Modelle mit hohem bis sehr hohem Anspruch. Auch der Zubehörmarkt bietet dazu fast alles, was das Herz des Modellbauers begehrt und den Geldsack leert. Im Gegensatz zu den vorher genannten Maßstäben kann man mit weiteren ergänzenden Neuerscheinungen rechnen.

Mangels Modellnachschub und kaum vorhandenen Zusatzangeboten kann der Maßstab 1/400 leider nur noch wenige begeistern. Beim Bausatz von HMS Hood entbehrt ein durchgehender Hauptdeckdurchgang im Bereich des Oberdecks jeglicher Realität. Eine Änderung ist sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Allgemein bieten die Heller-Schiffe eine eher bescheidene Ausrüstung, von den beiliegenden, Plastikrelings (Gartenhag!) würde ich eh die Finger lassen.

Wer es fotorealistisch und nur in wenigen Einzelexemplaren wünscht, erlabe sich an den paar Modellen im Maßstab 1/200. Auf Ausstellungen hat man damit jegliche Aufmerksamkeit auf sicher!

Noch ein Gestaltungshinweis

Weil die beteiligten Schiffe auch in Wirklichkeit paarweise auftraten, (Bismarck/Prinz Eugen, Hood/Prince of Wales, Suffolk/Norfolk, King George V/Rodney, Dorsetshire/Sheffield, Ark Royal/Tribal-Klasse) liegt es für eine Wasserliniendarstellung in 1/1200, 1/700 oder 1/600 auf der Hand, die gleiche Konfiguration zu wählen. Zwei Schiffe im gleichen Tableau erzeugen erkenntlich mehr Spannung als eine Einzeldarstellung, weil sich dadurch sofort eine Geschichte entwickelt.

Wilfred Grab