Vielleicht überrascht es den Einen oder Anderen bei Modellmarine eine Spitfire zu sehen. Nun, es ist auch nicht irgendeine Spitfire, sondern eine, die an der Operation Spotter teilgenommen hat. Wieso diese Operation einen starken Bezug zur Marine hatte, möchte ich hier darstellen.

Die Lage in Malta


Malta war schon seit dem Mittelalter ein sehr wichtiger, und dementsprechend heiss umkämpfter Stützpunkt. Erstens besitzt die Insel einen fast perfekten Naturhafen (viele Buchten, aber nur zwei Ausgänge zum Meer hin, die abzusichern sind), und zweitens sorgte die strategische Lage zwischen Afrika und Europa dafür, dass Malta von vielen Staaten begehrt wurde. Das war auch im zweiten Weltkrieg nicht anders. Rommel führte in Nordafrika seinen Feldzug, und die Versorgungskonvois führten über das Mittelmeer nach Nordafrika. Von daher war Malta - damals noch Teil Grossbritanniens - für die Deutschen eher störend. Die Insel wurde regelmässig von italienischen Fliegern angegriffen, aber die Angriffe konnten mit den bescheidenen Mitteln auf Malta abgewehrt werden. Die wenigen Gladiators und Hurricanes konnten Malta noch einigermassen gut verteidigen. Die Situation änderte sich aber, als Staffeln der deutschen Luftwaffe nach Sizilien verlegt wurden. Nun sahen sich die Verteidiger mit besser ausgerüsteten und ausgebildeten Gegnern konfrontiert und gerieten ins Hintertreffen. Da Churchill die strategische Lage Maltas als sehr wichtig einschätzte, musste die Luftverteidigung dringendst verbessert werden. Malta durfte unter keinen Umständen aufgegeben werden. So wurde von höchster Seite der Entschluss gefasst, Spitfires nach Malta zu entsenden. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, wie sich herausstellte...

Das Problem - und die Lösung


Da die Spitfires Malta nicht direkt anfliegen konnten, mussten sie von einem Flugzeugträger aus starten. Die Spitfires wurden in England in Transportkisten gepackt und auf der Cape Hawk nach Gibraltar gebracht. Dort wurden sie auf die HMS Eagle umgeladen und montiert. Die nächsten Probleme zeigten sich dann, als der Einsatz geübt wurde. In England wurden die Spitfires zu Trainigszwecken mit 45-Gallonen-Rumpftanks ausgestattet, aber die Reise nach Malta benötigte die grösseren 90-Gallonen-Tanks, die noch nie im Einsatz erprobt wurden und Kinderkrankheiten aufwiesen.
Zudem gab es eine Auseinandersetzung zwischen Wing Cdr. John McLean und dem zuständigen Admiral, da dieser seinen Träger nicht für mehrere Tage freigeben wollte, aber McLean die Spitfires nicht ohne funktionierende Zusatztanks in den Einsatz schicken wollte. Als die technischen und organisatorischen Probleme gelöst worden waren, machte sich die HMS Eagle erneut auf den Weg nach Osten. Am frühen Morgen des 5. März stach die HMS Eagle in See, begleitet von einem Schlachtschiff, einem Kreuzer, neun Zerstörern und dem leichten Träger HMS Argus. Die Spitfires hoben nacheinander ab, formierten sich zu 2 Gruppen und flogen, begleitet von 4 Blenheims, Richtung Malta. Von den 17 Spitfires, die an Bord waren, starteten 15 Richtung Malta, die restlichen Zwei blieben wegen Defekten an Bord. Die Mission war ein Erfolg, alle Spitfires kamen unbeschadet an. Die Verstärkung war bitter nötig; zu diesem Zeitpunkt befanden sich auf Malta gerade einmal 20 flugbereite Hurricanes. Die Spitfire haben die Kampfkraft somit verdoppelt.
Das waren die ersten Spitfires, die von einem Flugzeugträger aus gestartet waren.

Der weitere Verlauf


Die Spitfires konnten die Angriffe der Luftwaffe erfolgreich abwehren und auch auf die Moral der Truppe und Bevölkerung hatte dies einen sehr positiven Einfluss. Es wurden immer mehr Operationen im gleichen Stil gestartet und auch die US Navy hat dafür mehrmals Flugzeugträger zur Verfügung gestellt. Auf diesem Weg kamen etwa 400 Spitfires auf die Insel. Die Verlustrate war allerdings sehr hoch. Von den 15 Spitfires der "Operation Spotter" waren zwei Wochen später (als die nächste Verstärkung eintraf) noch ganze 2 Stück einsatzbereit! Die Lage war immer noch sehr kritisch, zum Teil mussten die Spitfires und Hurricanes gegen einen in massiver Überzahl antretenden Gegner kämpfen. Ein Dutzend britischer Jäger gegen mehr als 60 deutsche Bomber plus Begleitschutz war keine Seltenheit! Der erbitterte Widerstand in Malta, zusammen mit dem Rückzug der deutschen Luftwaffe aus Sizilien - die Mittel wurden an der Ostfront benötigt - führte dazu, dass die RAF vermehrt Angriffe auf Deutsche Versorgungskonvois starten konnte. Das Afrikakorps litt unter den immer spärlicher eintreffenden Materiallieferungen und mussten schliesslich aufgeben.

Zum Modell


Als Vorlage nahm ich die Spitfire Mk. Vb/Trop von Tamiya, die ich hier vorgestellt habe. Der Bau entstand ohne Zurüstteile, es wurden einzig photogeätzte Eduard-Sitzgurte und Decals von Techmod verwendet (dies, weil der Tamiya-Bausatz nur die moderneren Hoheitszeichen enthält). Als kleine Änderungen habe ich die Auspuffrohre ausgebohrt, das Reflexvisier aus Zellophan gemacht, das Höhenruder abgesenkt, die Luke geöffnet, sowie Bremsleitungen aus dünnem Kupferdraht gemacht. Eigentlich nur kleine Änderungen, die das Modell etwas beleben.
Als Farbe kamen Modelmaster Enamels zum Einsatz, Dark Earth und Mid Stone. Für die Unterseite habe ich nicht das vorgeschlagene Azure genommen, sondern ein sehr helles Blau. Dies nach Rücksprache mit dem IPMS Malta. Es wurde ein leichtes Preshading angebracht und danach mit Erdal Glänzer versiegelt. Die Decals (Stencils) stammen aus dem Tamiya-Satz selber. Sie sind zwar etwas dick, hinterlassen aber ansonsten einen guten Eindruck. Die Hoheitszeichen stammen von Techmod. Diese sind nicht ganz unproblematisch, da sie sehr dünn sind und sie legen sich auch mit Weichmacher nur etwas widerwillig in die Konturen, dafür silvert überhaupt nichts. Die Spitfire wiesen zu dem Zeitpunkt noch keine Staffelkennzeichen auf; diese wurden nach der Ankunft in Malta aufgebracht (die AB335 erhielt die Kennung GN-F). Einzig bei der Farbe des Spinners musste ich etwas rätseln. Die Fotos, die auf dem Flugzeugträger entstanden sind, zeigen einen sehr hellen Spinner. Ob der aber Weiss, Hellgrau oder Sky war, konnte ich nicht herausfinden. Dazu gilt es zu beachten, dass zu dieser Zeit der Betrieb in Malta sehr chaotisch war und die korrekte Farbgebung gemäss den Normen der königlichen Luftwaffe nicht zuoberst auf der Prioritätenliste stand... Die Wüstenbemalung wurde in Malta oft mit irgend einem verfügbaren dunkelgrau übermalt, da die helle Wüstenbemalung über dem Wasser sehr gut sichbar war! Bei gewissen späteren Operationen wurden die Spitfires sogar noch während der Überfahrt abgedunkelt - wenn es sich um einen Flugzeugträger der US Navy handelte, wurde halt ein Navy-Blau verwendet.
Nach der Bemalung und den Decals folgte ein Washing mit Ölfarbe. Mit der Alterung hielt ich mich bewusst zurück, die Spitfires waren noch alle ziemlich neu, als sie eintrafen. Anschliessend wurde das Modell mit wenig Mattlack übernebelt, um eine seidenmatte Oberfläche zu erreichen.
Die Spitfire AB335 wurde am 2. April 1942 von einer deutschen Bf-109 abgeschossen, der Pilot Don W. McLeod konnte sich mit dem Fallschirm retten.
In ihrer kurzen Laufbahn war sie an mindestens 6 Abschüssen beteiligt.
Alex

Quellen:
Torpedo Leader on Malta
249 at Malta
Spitfires over Malta
Spitfire Mark V aces