Das Original
Die Lancaster dürfte wohl der bekannteste britische Bomber des Zweiten Weltkriegs sein. Etwas weniger bekannt war ihre Rolle danach, als sie noch mehre Jahre als Seeaufklärer tätig war. Dabei erhielten sie die typische Bemalung des Coastal Commands, bestehend aus weissen Unterseiten, und aus mittelgrauen (mid sea grey) Oberseiten, die Bewaffnung wurde meist entfernt, dafür wurden spezifische Aufklärungsausrüstungen eingebaut. Sie wurde bereits ab ca. 1951 durch die Avro Shackleton abgelöst, und diese wiederum ab 1970 durch die Nimrod.
Modell und verwendetes Zubehör
Der Revell-Bausatz wurde beim Erscheinen von vielen gelobt, da dieser einerseits eine Verbesserung gegenüber den alten Airfix/Matchbox darstellte, und doch einiges günstiger als die gute - aber doch sehr teure - Lancaster von Hasegawa ist. Andererseits hat das Modell auch seine Problemzonen - einige bemängeln die ungenügende V-Stellung der Aussenflügel, die zu grossen und schlecht detaillierte Räder sowie die sehr schlecht detaillierte Abwehrbewaffnung. Ersteres könnte man mit relativ wenig Aufwand beheben, aber ich hab's sein lassen, da mir das nicht weiter negativ auffällt. Die Räder habe ich von CMR beschafft, sogar abgeflacht und mit passendem Profil. Auf bessere MG-Läufe (es gibt zwei verschiedene Arten von Quickboost) brauchte ich nicht zurückzugreifen, da die Lancaster wie oben beschrieben keine hatten. Für die Decals habe ich zu Xtradecals greifen müssen, die einen sehr ansprechenden Bogen mit Nachkriegslancaster herausgebracht haben. Weiterhin habe ich den Eduard-Ätzteilesatz für das Äussere der Lancaster verwendet, um einige Teile filigraner darstellen zu können, sowie den Maskensatz, ebenfalls von Eduard.
Der Bau
Der Bau verlief an sich Problemlos. Die Passgenauigkeit sorgt bei einem modernen Bausatz kaum noch für negative Überraschungen, und so war es auch hier. Im hinteren Rumpfteil musste ich die zusätzlichen Fenster herstellen, wofür ich eine alte CD-Hülle verwendet habe. Die Bemalung des Innenraumes erfolgte mit Interiour Green und Anthrazit. Ein leichtes Washing und etwas Trockenbemalung haben die Struktur zusätzlich etwas betont. Einzig die Passung des Fahrwerkes war etwas mühsam, was aber an der Konstruktion des Originals liegt. Leider sind die beiden Räder nicht parallel zur Achse ausgerichtet, so dass das Flugzeug etwas nach rechts schieben würde. An einigen Stellen ist etwas Spachtel nötig, aber dies ist kein weiteres Problem. Nach der Bemalung wurde eine Schicht Klarlack aufgetragen, und anschliessend habe ich die Stellen, wo die grossen Decals platziert werden, zusätzlich poliert. Die Decals liessen sich übrigens hervorragend verarbeiten. Zu letzt habe ich noch mit Ölfarbe ein Washing aufgebracht. Auf eine eigentliche Alterung habe ich bewusst verzichtet, da ich die elegante Linie der Lancaster nicht stören wollte. Die Merlin-Motoren sind bekanntemassen richtige Ölschleudern, und die Lancaster hatten oftmals deutliche Russspuren über der Tragfläche. So kommt meine Lancaster eben frisch aus der Lackierhalle. Zur Bemalung sollte noch ergänzt werden, dass die Lancaster in den Coastal Command-Farben alle irgendwie unterschiedlich aussahen, was beispielsweise die Position und Grösse der Rumpfkokarden, Trennlinie zwischen grau und weiss am Rumpf, Farben von Fahrwerksbeine und Felgen etc. betrifft. Da nur relativ wenige Photos existieren, hat man also entweder den Frust, keine gesicherte Quelle zu haben, oder aber die Unbeschwertheit, dies grosszügig unter künstlerischer Freiheit laufen zu lassen.
Fazit
Wer eine Lancaster ausserhalb der üblichen schwarz/grün/braun-Schemas möchte, ist mit dem Xtradecals-Bogen gut bedient. Als Basis dafür ist die Revell-Lanc gut, alternativ könnte man auch die neuen von Airfix nehmen, die sogar schon eine weisse Bemalungsvariante anbieten. Der Bau hat Spass gemacht, und ging trotz längeren Unterbrüchen dazwischen schnell von statten.
Alex