Das Original

In der langen Geschichte der Phantom II ist der Einsatz des Musters bei der Royal Navy besonders interessant. Ich kann nur empfehlen, die Darstellung von Damien Burke auf seiner Website Thunder & Lightnings zu lesen (siehe Quellenangaben). Sie gibt einen guten Einblick in die sich anscheinend ewig wiederholenden Prozesse des militärischen Beschaffungswesens. Manche Dinge ändern sich eben nie. Als Mitte der Sechzigerjahre kein neues Muster eines Abfangjägers für die Royal Navy zur Verfügung stand, kauften die Briten für die Royal Air Force und die Fleet Air Arm die Phantom II von McDonnell Douglas. Die Übernahme dieses erprobten Musters wurde als kostengünstige Beschaffung praktisch „von der Stange“ angesehen. Trotzdem entwickelte sich daraus eine kostspielige Neuentwicklung.

Die Briten wollten britische Komponenten in ihre Flugzeuge integrieren. Dazu boten sich die Spey-Triebwerke von Rolls Royce an, die leistungsfähiger waren als die amerikanischen J. 79. Leider waren sie auch größer, so dass ein Gutteil des Rumpfes teuer umkonstruiert werden musste. Der dadurch gesteigerte Luftwiderstand nahm einen Gutteil der vermehrten Leistung wieder weg.

Für den Trägereinsatz ergaben sich zusätzliche Probleme.Die in Frage kommenden britischen Träger waren deutlich kleiner als ihre amerikanischen Pendants. Das bedeutete gesteigerte Anforderungen an den Auftrieb beim Start. So mussten die Landeklappen verändert und das Bugfahrwerk für den Start deutlich verlängert werden. Die kleineren Aufzüge der Briten erforderten, dass die Nase des Flugzeugs klappbar gestaltet werden musste. Gekühlte Strahlabweiser mussten an den Trägerkatapulten angebracht werden, um die Hitze beim Start beherrschen zu können. Alles in allem ein großer Aufwand.

Sparzwänge und die politische Entscheidung, auf die Flugzeugträger komplett zu verzichten, führten dazu, dass letztendlich nur die HMS Ark Royal die notwendigen Umbauten zum Betrieb der Phantom erhielt. Es wurde bei der FAA auch nur eine Staffel Phantom in Dienst gestellt. 892 NAS setzte die Phantoms von 1970 bis zur Außerdienststellung der Ark Royal 1978 ein. Das Staffelwappen am Seitenleitwerk wurde von einem großen Omega dominiert, weil die Piloten erwarteten, die letzten zu sein, die britische Trägerflugzeuge flogen. Die Phantoms der Marineflieger wurden 1978 an die Luftwaffe abgegeben, wo sie noch eine Zeitlang weiter betrieben wurden.

Während der Einsatzzeit drehte die BBC eine sechsteilige Dokumentarserie auf der Ark Royal. „Sailor“ begleitete das Schiff 1976 über mehrere Monate, war ausgesprochen populär und zog viele andere Dokumentarserien nach sich. Die Serie ist noch auf DVD zu erhalten und sehr sehenswert, weil sie ein zumindest teilweise ungeschöntes Bild des Lebens auf einem britischen Träger in den Siebzigern zeigt. Die Phantoms sind darin natürlich oft zu sehen und so kam es, dass ich mich ausgesprochen freute, als Airfix den Typ als neuen Bausatz herausbrachte.

Das Modell

Wie meist gibt es unterschiedliche Ansichten über den Bausatz. Ich finde ihn gut und empfehlenswert, während andere sich von ihm enttäuscht zeigten. Die Kunststoffteile sind sauber produziert und die Passung war bei meinem Exemplar sehr gut. Die versenkten Gravuren sind firmentypisch etwas tiefer, mir hat das nichts ausgemacht. Die Aufteilung der Bauteile ist recht kompliziert und kann übertrieben wirken, trotzdem hat bei mir alles überraschend gut zusammen gepasst.

Der Bausatz enthält die kompletten möglichen Außenlasten, das ist nicht Standard. Es ist auch ein Diagramm enthalten, das zeigt, welche Außenlasten wie kombiniert werden können. Das Modell kann in mehreren Optionen gebaut werden: im Flug, startbereit mit ausgefahrenem Bugfahrwerk, geparkt mit eingeklappten Tragflächenspitzen und/oder Rumpfnase.

Die enthaltenen Klarsichtteile waren in meinem Bausatz sauber und schlierenfrei. Die Bauanleitung im aktuellen Airfix-Layout ist klar, logisch und leicht nachvollziehbar. Man muss nur auf die jeweils gewählte Option achten.

Der große Decalbogen erlaubt den Bau von drei Einsatzmaschinen. Er ist sauber gedruckt und enthält die kompletten Wartungshinweise, das sind mehrere Hundert der kleinen Lieblinge. Für die Anbringung der Wartungshinweise ist ein großer und gut gemachter Bogen enthalten. Zudem gibt es ein großes Farbprofil für die Bemalung und die spezifischen Decals. Die Farbhinweise beziehen sich auf den Hersteller Humbrol. Für mich ist der Bausatz sehr schön produziert und sehr vollständig.

Ich hatte den Bausatz schon beim Erscheinen hoch oben auf meiner Wunschliste und bekam ihn Anfang 2018. Kurz danach präsentierte Eduard diverse Zurüstsätze dafür und ich kaufte sie alle. Ich erstand die BigEd für den Bausatz, die zwei Ätzteilsätze für das Innenleben und das Äußere enthält, zudem sind sehr nützliche Lackierschablonen und farbig bedruckte geätzte Remove-before-Flight-Anhänger enthalten. Außerdem kaufte ich sehr schön gemachte Räder aus Resin für den Bausatz.

Der Bau beginnt

Zuerst entschied ich mich, welche Bauoption ich umsetzen wollte. Ich wählte ein abgestelltes Flugzeug mit offenen Kanzeln, beigeklappten Tragflächenspitzen, aber nicht geklappter Rumpfnase – so hatte ich es in „Sailor“ gesehen. Dann öffnete ich die Ätzteilsätze und suchte mir das einschüchterndste Teil aus. Das war das Innenleben für den Bugfahrwerkschacht. Ich schnitt es vorsichtig aus und brachte es an. Nachdem das erfolgreich erledigt war, ging es einfach Schritt für Schritt weiter. Einerseits arbeitete ich natürlich am Cockpit, aber wo ich sonst unbemalte Ätzteile anbringen oder Baugruppen erstellen konnte, tat ich es. Es lief alles erfreulich unkompliziert und schnell. Ich hatte mich für eine volle Zuladung aus drei Zusatztanks, SNEB-Pods für ungelenkte Raketen sowie Sidewinders entschlossen. Da gab es einige Teile vorzubereiten. Auch die Lufteinläufe und die Düsen konnten frühzeitig angefangen werden; hier gab es ein paar Probleme, weil ich zuerst AK Interactive True Metal-Pasten verwenden wollte. Ich wechselte dann auf Alclad II und das funktionierte sehr gut.

Die bedruckten Ätzteile für Cockpit und Schleudersitze werten diese deutlich auf und sie ließen sich gut verarbeiten. Ich musste auch nur wenig an den Bausatzteilen wegnehmen, um die Ätzteile anzubringen. Noch besser – das Cockpit passte sehr gut in den Rumpf. Überhaupt passte alles, trotz der komplizierten Gestaltung der Einzelteile, sehr gut zusammen. Ich benutzte durchweg Tamiya Extra Thin, der mit dem verwendeten Kunststoff sehr gut funktionierte, und musste am Ende nur an zwei Stellen Spalten füllen. Das war einerseits an der Unterseite des Rumpfes direkt vor dem Bugfahrwerkschacht und andererseits an der Oberseite der Tragflächen, wo die geklappten Spitzen angebracht wurden. In beiden Fällen klebte ich Streifen von 0,25 mm Sheet in die Spalten ein. Diese ließen sich nach dem Aushärten gut abtrennen und praktisch spurlos verschleifen.

Nachdem ich die Rumpfhälften verschlossen hatte, schützte ich das Innere des Cockpits mit dem geschlossenen Kanzelteil, das ich mit Humbrol Maskol temporär verklebte. Ich musste das Innere der Lufteinläufe lackieren, bevor ich ihre Verkleidungen anbrachte, und dort auch die ersten Decals anbringen. Die Decals brauchten gefühlt eine längere Einweichzeit bis zur Verarbeitung, aber sie ließen sich gut verarbeiten. Nun konnten die verbleibenden Teile des Rumpfes und der Tragflächen angebracht werden.

Parallel zu den Arbeiten am Rumpf kümmerte ich mich um die anderen Baugruppen wie Fahrwerke, Aktuatoren, diverse Klappen usw. Ich bemalte auch die Resinräder, die mit nützlichen Lackierschablonen geliefert werden, und brachte die Schablonen an den Kanzelteilen an. Um das Lackieren zu erleichtern, maskierte ich auch die Unterseiten der Klarsichtteile.

Bemalung

Am Rumpf lackierte ich zuerst die Metallic-Bereiche und klebte sie ab, weil mir das einfacher erschien.
Zur weiteren Bemalung benutzte ich Stynylrez Primer und Vallejo ModelAir-Farben, die ich mit den in der Anleitung angegebenen Humbrolfarben abglich. Das Farbschema der FAA jener Zeit waren weiße Unterseiten und Oberseiten in Extra Dark Sea Grey, mit schwarzem Radom. Ich begann mit einem dunklen Preshading und legte darüber weißen Primer an der Unterseite sowie unregelmäßig grauen Primer und EDSG von Vallejo an der Oberseite. Die Nase wurde schwarz lackiert. Das bedurfte einigen Abklebens, aber es war machbar. Nach dem Entfernen des Abklebebandes musste ich in geringem Umfang korrigieren; besonders gut gefielen mir die Metallic-Bereiche hinter den Triebwerksauslässen. Ich hätte die Oberseite durch Aufhellen noch etwas abwechslungsreicher gestalten können, aber ehrlichkeitshalber sahen die echten Flugzeuge eher nicht so aus. Das komplette Modell erhielt nun einen Überzug aus Glanzlack zur Vorbereitung für die Decals.

Die Anbringung der Decals war dann noch mal arbeitsintensiv. Zuerst brachte ich die spezifischen Abzeichen an; das lief im Großen und Ganzen recht gut, auch wenn ich lange warten musste, bis die Decals sich vom Papier lösen ließen. Sie waren einerseits etwas steif und brauchten etwas Überzeugungsarbeit mit Weichmacher, um sich richtig an die Oberfläche anzuschmiegen. Andererseits waren sie aber auch etwas empfindlich und rissen eher leicht. Dieser Schritt war allerdings recht schnell geschafft. Die mehreren Hundert Stencils brachte ich in einigen getrennten Sitzungen Schritt für Schritt auf. Der große Plan zum Anbringen der Wartungshinweise war hier Gold wert. Das dauerte etwa eine Woche. Einerseits ging mir stets nach einer gewissen Zeit die Lust aus, andererseits befürchtete ich, beim Hantieren bereits angebrachte und noch nicht getrocknete Decals unbeabsichtigt zu verschieben oder zu beschädigen.

Endmontage

Als das letzte Decal angebracht war, gestattete ich mir einen dezenten Seufzer der Erleichterung. Nach gründlichem Durchtrocknen versiegelte ich die Oberfläche mit einer Schicht Glanzlack, den ich daraufhin unregelmäßig und unvollständig mattierte. Die Einsatzmaschinen waren laut Bemalungsanleitung glänzend lackiert, unter den Bedingungen auf See ging der Glanz aber verloren. An der Unterseite brachte ich mit der Airbrush Abgasspuren an. Zudem ging ich hier und da mit einem feinen Pinsel heran und brachte kleine „Farbreparaturen“ an, um das Bild etwas lebhafter zu gestalten.

Jetzt konnte ich die verbleibenden Baugruppen anbringen, also Fahrwerke, Räder, Pylone, Außenlasten, Klappen und Fanghaken. Um die bei mir unvermeidlichen Klebstoffspuren zu kaschieren, setzte ich meinen üblichen freundlichen matten Klarlack des Vergessens ein. Ganz zum Schluss brachte ich die geöffneten Kanzeln an.

Quellen

Fazit

Dieses Projekt hat mir richtig Spaß gemacht. Der Bausatz ist gut und vollständig und mit den Zurüstteilen von Eduard lässt er sich wirkungsvoll aufwerten. Ich war insbesondere angetan von der guten Passung und der sinnvollen und hilfreichen Bauanleitung. Ich kann ihn voll empfehlen.

Frank Spahr