Schiffsmodelle aus Karton findet der Betrachter hauptsächlich als Wasserlinenmodelle vor. Sie werden meist gar nicht präsentiert, sondern stehen auf ihrer Grundplatte in einer Vitrine oder bei Ausstellungen auf einem blauen Tuch. Ich möchte eine kostengünstige Methode vorstellen, ein Modell auf einem kleinen Sockel »schwimmend« zu zeigen.

Zunächst ist es nötig zu wissen, in welcher Situation das Modell gezeigt werden soll: In Fahrt, vor Anker liegend, im Sturm, bei ruhiger See. Dann spielt die Ausführung des Modells eine Rolle: Ein »normales« Kartonmodell aus dem Bogen heraus gebaut kann in einer möglichst realistischen Wasserfläche fremd aussehen. Da wäre zum Beispiel zu überlegen, ein passend farbiges Papier als Wasserdarstellung unterzulegen. Mein beispielhaftes Kartonmodell ist angemalt, zeigt Gebrachsspuren (ausgeblichene Hölzer an Deck, Rostspuren...) und passt somit in eine lebendige Wasserdarstellung. Hier soll exemplarisch ein Feuerschiffmodell (Bürgermeister Abendroth) auf Position vor Anker in der Elbmündung liegend gezeigt werden. Die See soll mäßig bewegt sein, Bugwelle, Schraubenwasser und Hecksee entfallen entsprechend. Das Modell ist im Maßstab 1/250 rund 17 cm lang. Meine Methode, Modellwasser darzustellen, funktioniert aber auch bei größeren Maßstäben.

Das Modell ist als Wasserlinenmodell auf eine kleine, unten offene Kartonschachtel geklebt.


Das Modell ist von Anfang an auf dem Sockel aufgebaut worden. Das erleichtet das Arbeiten daran erheblich da man es nicht dauernd in die Hand nehmen muss (man kann natürlich auch erst den fertigen Modellrumpf zu Wasser lassen). Vorm Aufkleben habe ich die Grundplatte schon im gewünschten Farbton des Wassers eingefärbt, um Blitzer im Bereich der Wasserlinie zu vermeiden. Rings um das Modell sollte noch etwas Platz sein. Nicht zuviel, aber auch nicht so wenig dass des Modell so gerade auf die Fläche passt oder gar der Bugspriet überhängt.


Das Modell ist in einem Stadium, welches ermöglicht noch rings ums Modell arbeiten zu können. Das Wasser lässt sich anlegen sobald der Rumpf steht. In diesem Falle ist es noch notwendig, die ausgebrachte Ankerkette anzufertigen. Die soll ja im Wasser verschwinden. Kleine Papierschnipsel reiße ich in Stücke und falze sie wie kleine Wellen. Die werden in unregelmäßigen Abständen rund ums Modell aufgeklebt. Wichtig dabei ist, die Windrichtung und die maßstäbliche Wellenhöhe zu beachten. Meine Wellen laufen quer zum Schiff um die Szene ein bisschen zu beleben.


Der Bleistift auf dem Foto soll die grobe Richtung der Wellenkämme veranschaulichen.


Hauptarbeitsmittel meines »Wasserbaus« ist transparentes Acrygel. Meines stammt aus einem Ein-Euro-Shop. An Werkzeugen werden nun ein feiner, breiter Pinsel und eine kleiner Malerspachtel benötigt. Ferner braucht man Geduld und ein wenig künstlerisches Geschick (beides Eigenschaften, die ein Schiffsmodellbauer haben sollte...).


Jetzt geht‘s los: Mit dem Pinsel wird das Acrylgel in der gewünschten Windrichtung stossweise mit Rythmus aufgetragen. Dabei sollte man ein wenig modellierend vorgehen und aus dem Papierunterbau eine kleine Berg- und Tallandschaft formen. Wichtig ist, dass das Gel gleichmäßig am Rumpf anliegt und nicht über die Aussenkanten des Kartonsockels ragt. Das Schiff soll im wahrsten Wortsinn in der See »liegen«. Das Wasser kann – je nach gewünschter Windrichtung – auch gerne mal etwas gegen die Bordwand klatschen. In diesem Beispiel liegt das Schiff verankert in der See und ist den Wellen ausgesetzt.


Das Ganze soll so gedacht sein, als würde man aus einem riesigen Diorama ein kleines Stück heraussschneiden. Es sieht nun so aus, als ob das Modell in einer tosenden See liegen würde. Der Eindruck wird mit dem Trocknen des Gels schwinden.


Getrocknet sieht die Sache aus wie vorher. Nur glänzend. Jetzt kommt Farbe ins Spiel. Ich nehme zunächst kein Blau sondern eher gedeckte Erdtöne um – in diesem Fall – einen dunklen Wasserton der Elbmündung nachzuahmen. Ich fange mit der Rvel-Acua-Color Farbe »Graugrün« an. Beim ersten Übermalen zeigt sich die Stimmigkeit der Wellengestaltung. Fehler können mit Acrylgel nun nachgarbeitet werden. Rund um das Modell zahlt sich nun auch die Vorarbeit des farbigen Vormalens aus. Man muss nun nicht mehr ganz dicht an die Bordwand heran malen und vermeidet somit versehentlich Farbe auf die Bodwand bringen.


Auf die getrocknete Schicht kommen nun zwei Schichten Acrylfarbe nach Geschmack. Ich nahm zunächst Grün, dann Blau. Beide Farben habe ich dick aus der Tube genommen um sie dann lasierend auf der Wasserfläche auszustreichen. Das dunkle Blau soll nun Akzente setzten, gerne in Wellentälern.


Mit Deckweiß kommen nun kleine Wellenkämme hinzu. Mit dem kleinen Finger lässt sich die Farbe ein wenig mit den vorhandenen Farben verschmieren. An den entstandenen Erhöhungen der Acrylgelschicht bleibt das Weiß ein wenig stärker stehen und fördert somit den plastischen Effekt.


Nun kommt wieder eine letzte Lage klares Acrylgel auf die ganze Modellwasserfläche. Mit Aqarellfarbe lassen sich noch kleine Korrekturen vornehmen. Diese Stellen müssen aber dann wieder mit Acrylgel übermalt werden, da sie sonst stumpf wirken.


Wenn das Gel getrocknet ist, kann am Modell weitergebaut werden. Der Modellsockel ist am Ende mit Papier umklebt worden ,welches ich strahlend Weiß lackierte. Rings um den Sockel liegt eine Fichtenleiste welche mit dunklem Furnier umklebt ist. Das Feuerschiff bietet nun mit der Wasserdarstellung vor Anker liegend ein lebendiges Bild.


Klaus Lingenauber