Modell: Leone-Class 1938
Hersteller: SSModel
Maßstab: 1/700
Material: Resin (3D-Druck)
Art.Nr.: SSC700605
Preis: ca. 48 €

Das Original

Die drei italienischen Leichten Spähschiffe (esploratori leggeri) der Leone-Klasse wurden 1921-24 gebaut. Diese Schiffe waren als billigerer und schnellerer Ersatz für Kreuzer für die Aufklärung und als stärkste Einheiten der leichten Seestreitkräfte bei schnellen Vorstößen vorgesehen. Die Klasse war eine Weiterentwicklung der Carlo Mirabello-Klasse, fiel aber größer aus. Während des Ersten Weltkriegs war mit 15,2-cm-Geschützen auf Leichten Spähschiffen experimentiert worden, aber diese erwiesen sich als ungeeignet für die leichten Schiffe. Deshalb erhielt die Leone-Klasse neue 12-cm-Geschütze in vier Zwillingslafetten, womit sie längere Zeit zu den schwerst bewaffneten Schiffen ihrer Größe gehörte. Die Geschützbewaffnung war bei den Leichten Spähschiffen die Hauptbewaffnung, die Torpedorohre waren nur Sekundärbewaffnung. Eigentlich sollte mit dem Bau der Leone-Klasse schon 1917 begonnen werden, aber wegen Stahlmangel wurde der Bau verschoben und erst 1921 begonnen. Ursprünglich waren fünf Schiffe - Leone, Tigre, Pantera, Leopardo und Lince - geplant, aber die letzten beiden wurden schon 1921 wieder storniert.

1930-31 wurde die Feuerleitung verbessert. Statt kleiner Deckshäuser mit Entfernungsmesser auf der vorderen und achteren Brücke wurden neue Feuerleitgeräte aufgestellt. Auch die Flugabwehr wurde zusätzlich zu den ursprünglich vorhandenen zwei 7,6-cm-Flak durch zwei 4-cm-Flak verstärkt und die ursprüngliche beiden 45-cm-Drillingstorpedorohre durch zwei 53,3-cm-Zwillingstorpedorohre ersetzt. 1935 wurden die Einheiten der Leone-Klasse nicht mehr als erstklassige Kampfschiffe betrachtet und deshalb vom Mittelmeer ins Rote Meer in die italienische Kolonie Eritrea verlegt. Hierfür erhielten sie 1936 eine Klimaanlage, die in einer Erweiterung des Backdecks neben den hinteren Schornsteinen untergebracht wurden. Die dort ursprünglich aufgestellten 7,6-cm-Flak wurden entfernt. 1938 erhielt sie zwei 1,3-cm-Zwillingsflak auf der Brücke und sie wurden zu Zerstörern (cacciatorpediniere) umklassifiziert.

Die Leone-Klasse war 113,4 m lang, 10,4 m breit und verdrängte 2203 t. Der Antrieb erfolgte durch vier Kessel und zwei Dampfturbinensätze mit zusammen 42.000 PS. Bei Probefahrten wurden mit 45.667-48.705 PS zwischen 33,5 und 34,3 kn erreicht. Die Besatzung bestand aus 204 Mann.

Bewaffnung 1938
8 x 12 cm L/45 (vier Zwillingslafetten)
2 x 4 cm L/39 (Einzellafetten)
4 x 1,3 cm (zwei Zwillingslafetten)
4 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre)
2 Schlepptorpedos (zur U-Jagd)
18-30 Wasserbomben (zwei Ablaufvorrichtungen am Heck)
35-66 Minen (je nach Typ und ob Torpedos an Bord waren)

Die drei Spähschiffe der Leone-Klasse wurden 1921-24 von Cantiere Ansaldo in Genua gebaut. Sie fuhren anfangs bei den Aufklärungsgruppen, aber auch als Flottillenführer für Zerstörer-Einheiten. 1935 wurden sie nach Massua im Roten Meer verlegt. 1938 wurden sie zu Zerstörern umklassifiziert. Als der Kriegseintritt Italiens bevor stand, begannen die Schiffe im Juni 1940 Minenfelder zu verlegen. Am 21. Oktober 1940 griffen Leone und Pantera mit den Zerstörern Francesco Nullo und Nazario Sauro den britischen Konvoi BN 7 an, wurden aber von dem Leichten Kreuzer HMNZS Leander und mehreren Zerstörern und Sloops vertrieben. Als die Einnahme von Massua durch britische Truppen drohte, sollten die drei Zerstörer der Leone-Klasse den Suez-Kanal angreifen. Am 1. April 1941 lief Leone auf Grund und wurde aufgegeben. Der Angriff auf den Suez-Kanal wurde ebenso aufgegeben, stattdessen sollte Port Sudan mit den zwei überlebenden Schiffen und drei kleineren Zerstörern Cesare Battisti, Daniele Manin und Francesco Nullo angegriffen werden. Cesare Battisti blieb nach Maschinenschäden zurück, Daniele Manin und Francesco Nullo wurden von britischen Flugzeugen versenkt. Tigre und Pantera versenkten sich - da sie keinen befreundeten Hafen erreichen konnten - am 4. April an der saudi-arabischen Küsten bei Someina selbst.

Der Bausatz

SSModel hat die Leone-Klasse im Zustand von 1938 herausgebracht. Den Bausatz kann man alternativ als Wasserlinien- oder Vollrumpfmodell kaufen. Hier ist die Version als Wasserlinienmodell besprochen. Der Rumpf ist ohne die Aufbauten gedruckt. Die Abmessungen und die Form des Vorbilds sind gut getroffen. Allerdings sind die Bullaugen durch erhabene Ringe dargestellt. An den Deckskanten gibt es einen relativ breite Erhebung, die beim Original so nicht vorhanden war. Auf dem Deck finden sich tiefe Gravuren, eventuell eine stark übertriebene Darstellung der Platten der Metalldecks. An den Rumpfseiten finden sich noch größere Vertiefungen für die Aufnahme der seitlichen Davits und des Schraubenschutz. Ich bin mir nicht sicher, ob das gerade hintere Ende des Backdecks richtig ist oder ob Delphis korrekt ist, dass der Schornstein frei stand und das Backdeck nur seitlich von ihm nach hinten verlängert wurde. Ich habe keine Fotos gefunden, die diesen Teil des Schiffs nach den Umbau klar zeigen.


Der Rumpf muss stärker nachbearbeitet werden. Die Bullaugen könnte man ja noch aufbohren und die Ringe wegschleifen, schwieriger wird es mit dem Deck, insbesondere, da hier schon alle Details aufgedruckt sind. Bei den Decksdetails fehlt aber eine Darstellung der Ankerketten.

Die restlichen Teile finden man in drei Käfigen, durch die sie beim Transport gut geschützt sind. Der erste enthält einen Schornstein, die 12-cm-Geschütze, Torpedorohre, Beiboote und Davits. Die Teile sind sehr fein detailliert.


Auf dem nächsten Rahmen finden man den gut detaillierten Brückenaufbau, den anderen Schornstein, die beiden Masten und Schraubenwellen (für die Vollrumpfversion). Der Untermast des Fockmast ist gut gemacht, aber dessen Topstenge und der hintere Mast sind nicht vollständig gedruckt. Diese Teile wären mir als 3D-gedruckte Resinteile auch zu zerbrechlich, ich würde sie durch Metallteile ersetzen.


Der letzte Rahmen enthält die Feuerleitgeräte, 1,3-cm-Flak, Otter, Anker, Rettungsflösse, Seiltrommeln, Hilfssteuerräder, Scheinwerfer, Teile der Aufbauten und das Ruder (für die Vollrumpfversion). Auch diese Teile sind gut detailliert.


Es fehlen die beiden 4-cm-Flak auf den Brückenflügeln und es sind auch keine Wasserbomben dargestellt. Letztere waren anscheinend auch nicht permanent an Bord, zumindest konnte ich sie auf Fotos von 1938 und 1939 nicht entdecken.

Die Anleitung

Die Anleitung ist doppelseitig etwa auf DIN A-4 gedruckt. Neben allgemeinen Tipps auf Englisch und Chinesisch und einer nicht so leicht interpretierbaren Übersicht der enthaltenen Teile ist der Zusammenbau in zwei Stufen und 13 Unterstufen dargestellt. Überwiegend sollte der Zusammenbau trotz einer fehlenden Nummerierung der Teile und der nicht so hilfreichen Teileübersicht problemlos sein. Die Zahl der Teile ist übersichtlich und die Teile sollten durch die Zeichnungen eindeutig identifizierbar sein.


Es gibt keine Angaben zur Bemalung. Die Leone-Klasse war in Hellgrau (grigio cenerino chiaro) gestrichen, die Decks in Dunkelgrau (grigio piombo). Als Spähschiffe hatte die Leone-Klasse keine Kennbuchstaben aufgemalt. Nach der Umklassifizierung erhielten rote Kennbuchstaben (Leone = LE, Tigre = TI, Pantera = PA). Mir ist nicht bekannt, ob diese Schiffe die rot-weißen Streifen als Erkennung auf der Back erhielten.

Quellen

  • Esploratori italiani von Franco Bargoni, Rom, 2019
  • Super Destroyers. From the Torpedo Boat Era to the Dominant Surface Warship of Today von Robert C. Stern, Barnsley, 2024 (Buchbesprechung)
  • Z-vor! Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten. 1914 bis 1939 von Harald Fock, Herford, 1989
  • All the World's Fighting Ships 1906-1921 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1985
  • Leone-Klasse (Wikipedia)

Fazit

Der Bausatz der Leone-Klasse von SSModel bietet eine zwiespältigen Eindruck: insgesamt ist die Detaillierung und Vorgeben gut. Allerdings sind die Details an den Rumpfseiten (erhabene Bullaugen) und des Decks (tiefe Gravuren, breite Erhöhung an den Deckskanten) nicht sehr gelungen. Hier ist die Nacharbeit aufwendig. Die restlichen Details sind dagegen sehr gut gemacht. Es fehlen allerdings die 4-cm-Flak. Die Masten sollte man wohl besser aus Metallteilen selbst bauen. Angesichts der Probleme beim Rumpf, aber der guten Detaillierung der restlichen Teile, fällt eine Bewertung schwer. Für den Rumpf wären zwei Sterne angebracht, für die Kleinteile fast fünf Sterne.

alt guter Durchschnitt


Lars