24.05.1941 - 80 Jahre Schlacht in der Dänemarkstraße
Heute vor 80 Jahren, am 24. Mai 1941, kam es zur Schlacht in der Dänemarkstraße (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Den britischen Schweren Kreuzern HMS Norfolk und HMS Suffolk war es gelungen, den Schlachtkreuzer HMS Hood und das Schlachtschiff HMS Prince of Wales an das deutsche Schlachtschiff Bismarck und den Schweren Kreuzer Prinz Eugen heran zu führen. Keine zehn Minuten nach Gefechtsbeginn explodierte Hood. Nur drei Mann überlebten, 1415 Mann starben. Prince of Wales, die sieben Treffer erhalten hatte und auf der 13 starben und neun verwundet wurden, zog sich zurück. Bismarck hatte drei Treffer erhalten.
Die Bausätze
Modell: HMS Hood vs. Bismarck 80th Anniversary
Hersteller: Revell
Maßstab: 1/720, 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: 05174
Preis: 35,99 €
In Erinnerung an das Gefecht in der Dänemarkstraße im Rahmen des Unternehmen „Rheinübung“, in dem sich 1941 das Schlachtschiff Bismarck und der Schweren Kreuzer Prinz Eugen mit dem Schlachtkreuzer HMS Hood und dem Schlachtschiff Prince of Wales duellierten, hat die Firma Revell zum 80. Gedenktag in einem Doppelpack sowohl Bismarck wie auch HMS Hood als Limited Edition aufgelegt.
Vorab ist zu bemerken, dass es sich um zwei sehr gut detaillierte Modellbausätze handelt, die eine sehr befriedigende Abbildung der beiden Originale ermöglichen, wenn da nur nicht ein kleiner Wermutstropfen wäre. Wer erwartet, dass beide Modelle im gleichen Maßstab angeboten würden, muss zur Kenntnis nehmen, dass Bismarck den Maßstab 1/700 aufweist, während die HMS Hood in 1/720 modelliert ist. Sofern man nicht zu den akribischen Nietenzählern zählt, sind die fehlenden elf Millimeter in der Länge der Hood aber wohl durchaus zu verschmerzen.
Als Schwierigkeitsgrad gibt Revell Level 4: „Für den erfahrenen Modellbauer“ an. Diese Graduierung ist durchaus berechtigt, sind doch eine sehr große Anzahl, mitunter sehr kleiner Teile zu verbauen. Auch eine präzise Bemalung fordert hohe Konzentration und Erfahrung im Umgang mit diversen Farbtechniken. Als gutgemeintes Geburtstagsgeschenk für einen im Plastikmodellbau unerfahrenen Jugendlichen eignet sich der Kartoninhalt definitiv nicht.
Im gemeinsamen Karton finden wir in Plastiktüten verpackt, bekannte Modelle. Revell stellte die Bismarck erstmals 2010 in die Regale. Das Schiff fand als eine der besten Abbildungen des Schlachtschiffes sofort große Anerkennung. Rund 300 Teile sind in 48 Bauschritten zu verbauen. Auch ohne Ätzteile entsteht eine sehr reich detaillierte Miniatur, die man zur Vervollständigung lediglich noch mit einer Reling versehen sollte. Wer mehr will, darf sich das selbstverständlich ohne Rücksicht auf Verluste genüsslich antun, bei uns Schiffsmodelbauern ist bekanntlich die Herausforderungsskala nach oben offen.
Die HMS Hood, das zweite Schiff im Duopack wurde 1978 von Italeri im hauseigen typischen Maßstab 1/720 entwickelt. Kurze Zeit später erschien der gleiche Bausatz auch bei Revell. Wollte man sich einerseits mit einem eigenen Maßstab von den damals aufkommenden Waterline Modellen aus Japan absetzten und sich andererseits die Gunst bei den Sammlern in 1/700 doch nicht ganz verscherzen? Ist nur eine vermutende Frage!
Der Bauplan für die Bismarck
Die Bauanleitung beschreibt vorab ausführlich den Werdegang des bekannten Schiffes und illustriert auf neun Seiten in gewohnt grafischer Manier, wie vorzugehen ist, und wo die teils sehr winzigen Teile hingeklebt werden müssen. Der Übersichtlichkeit halber empfiehlt es sich, die Bauschritte 49 und 50 auf A4 zu vergrößern.
Die Bausatzteile für die Bismarck
Die Bemalungshinweise für die Bismarck
In akribischer Art und Weise werden allein 18 verschiedene Farben aufgelistet, die gemäß umfangreicher Bemalungspläne verarbeitet sein wollen.
Für die Rumpfgestaltung, die zeichnerisch separat ausgewiesen wird, stehen drei Varianten zur Verfügung: Ostseetarnung Winter 1940/41; Ostseetarnung März 1941; Ostseetarnung März 1941 bis Beginn Rheinübung. Interessanterweise fehlt dann aber das Bemalungsschema während der Rheinübung ab Grimstadfjord.
Wer die Tarnstreifen am Rumpf und den Wasserpass nicht selbst aufmalen will, dem stehen Abziehbilder zur Verfügung. Allerdings gibt es für die schwarz/weißen Balken an den Aufbauten keine Teile, heißt also, im schwierigsten Bereich abkleben und selbst aufmalen!
Optionen für die Bismarck
Einen spezifisch auf den Revell-Bausatz passenden Ätzteilesatz habe ich nicht gefunden, hingegen gibt es für die Bismarck/Tirpitz-Bausätze anderer Hersteller im gleichen Maßstab eine umfangreiche Auswahl an Zurüstteilen.
Bei der Verwendung von Holzdecks scheiden sich bekanntlich die Geister. Ich meine, man kann getrost darauf verzichten. Wenn man die sehr fein ausgebildeten Plankenfugen mit einem dezenten Wash überzieht, kann eine dezente Strukturierung erzeugt werden. Der Eindruck von frisch geschnittenen Holzplanken an Deck, wie man es oft sieht, kann es ja wohl nicht sein!
Wer ein Wasserlinienmodell darstellen möchte, dem bleibt nichts anderes übrig, als den Unterwasserteil abzutrennen und nach Einsetzen des durchlaufenden Hauptdecks den Überwasserteil auf einer mit Schleifpapier beklebten Platte plan zu schleifen.
Die Bausatzteile für HMS Hood
Das große Manko gerade vorneweg. Der Bausatz zeigt die HMS Hood im Bauzustand vor 1940, also bevor als markantestes Merkmal die zehn 14-cm-Geschütze ausgebaut und durch 10,2-cm-Flugabwehrgeschütze und UP-Werfer auf dem Oberdeck ersetzt wurden. Schon vor ihrer letzten Fahrt waren weiter die vorderen beiden Kasematten Backbord und Steuerbord dicht gesetzt, Decksauschnitte zugebaut, auch Änderungen an den Scheinwerfer- und Radaranlagen vorgenommen worden.
Trotz des hohen Alters der Bausatzformen kann das Modell der HMS Hood mit dem rund dreißig Jahre jüngeren Bausatz der Bismarck in Sachen Genauigkeit und Feinheit sehr gut mithalten. Bezüglich Kantenschärfe ist sie den revelltypischen „weichen“ Kanten gar überlegen. Alle Teile sind versatzfrei, ohne Fischhäute und kaum mit Grat gespritzt.
Die Wasserlinienbauer werden es als Vorteil schätzen, dass Rumpf und Unterwasserteil getrennt voneinander vorhanden sind; die Liebhaber von Vollrumpfmodellen sich darüber mokieren, dass geklebt, evtl. gespachtelt und geschliffen werden muss. Persönlich finde ich, dass Schiffsmodelle 1/600 und kleiner, als Wasserlinienmodell besser präsentieren. Aber bitte, jedem das Seine! Bei Vollrumpfbau empfehle ich, die beiden Unterwasserteile innen, entlang der Naht, mit einem Plastikstreifen zu stabilisieren, bevor man den Überwasserteil anklebt.
Der Bauplan für HMS Hood
Ausführlich und in gewohnt farbiger Grafik zeigt die Bauinstruktion in insgesamt 47 Schritten auf, wie die rund 200 Teile zu verbauen sind.
Die Bemalung für HMS Hood
Im Vergleich zur Bismarck ist die Farbpalette mit sechs Farbtönen wesentlich kleiner.
Zum Zeitpunkt ihres letzten Einsatzes war die HMS Hood dunkelgrau (Royal Navy 507a) über alles gestrichen. Die Decks waren abgewettert holzfarben, also kaum „braun matt“ wie auf der Anleitung angegeben – der Unterwasserteil wie üblich braun rot.
Abziehbilder sind lediglich als schwarze Streifen vorhanden (siehe auf der Seite mit den Farbangaben), um damit den Wasserpass darzustellen. Kriegs- und Vizeadmiralsflagge fehlen leider.
Optionen für HMS Hood
Mindestens die Reling sollte man mit Ätzteilen ergänzen, es finden sich aber auch Komplettergänzungen bei White Ensign Models, Tom's Modellworks und Eduard, alle im Maßstab 1/700, eine Unstimmigkeit, die locker zu übergehen ist.
Wer einen Umbau in den Zustand vom 24. Mai 1941 beabsichtigt, der findet Geschützteile und andere nötige 3D Ausrüstungen bei Shapeways in hervorragender Ausführung.
Zum Schluss noch ein Vergleich HMS Hood versus Bismarck
|
HMS Hood |
Bismarck |
Bezeichnung |
Schlachtkreuzer |
Schlachtschiff |
Bauwerft |
John Brown & Compagny, Clydebank |
Blohm & Voss, |
Länge |
262,2 m (Lüa) |
250,5 m (Lüa) |
Breite |
31,7 m |
36,0 m |
Tiefgang |
max. 8,9 m |
max. 9,9 m |
Verdrängung |
42.600 ts Standard |
41.700 ts Standard |
Maschinenleistung |
151.280 PS |
150.170 PS |
Geschwindigkeit |
31,07 kn (58 km/h) |
30,6 kn (57 km/h) |
Kiellegung |
1. September 1916 |
1. Juli 1936 |
Stapellauf |
22. August 1918 |
14. Februar 1939 |
Indienststellung |
15. Mai 1920 |
24. August 1940 |
Baukosten |
6,25 Mio Pfund (1920) |
196,8 Mio Reichsmark (1939) |
Besatzung |
1418 Mann |
2349 Mann inkl. Flottenstab, |
Panzerung |
bis 30 cm, horizontal schwach |
bis 38 cm, umfassend stark |
Bewaffnung |
8 x 38 cm Schwere Artillerie 14 x 10,2 cm Flak 24 x 4 cm Pom-Pom 5 x UP Batterien |
8 x 38 cm Schwere Artillerie 12 x 15 cm Mittlere Artillerie 16 x 10,5 cm Flak 16 x 3,7 cm Flak |
Verbleib |
24. Mai 1941 |
27. Mai 1941 |
Überlebende |
3 Mann |
118 Mann |
Fazit
Auch wenn es sich Revell mit diesem Doppelpack etwas einfach gemacht hat, beispielsweise unterschiedliche Maßstäbe, unterschiedliche Modellsockel, fehlende Ätzteile (die bei anderen Firmen Standard sind), Bauzustand (HMS Hood, Deckelbild Bismarck), darf man der Firma zu gute halten, dass zwei ausgezeichnete Modelle, besonders die HMS Hood, wieder erhältlich sind.
Für einen sehr moderaten Preis (ca. 40 Euro) erhält man insgesamt über 500 Teile, mit denen man zwei eindrückliche Schiffsminiaturen zusammenbauen kann. Wer noch mehr will, dem steht auf dem Zubehörmarkt noch jedwelcher Zurüstteile zur Verfügung.
Der Bausatz ist sehr empfehlenswert für die Modelle, aber irreführend bezüglich der insinuierten Darstellung am 24. Mai 1941
sehr empfehlenswert
Wir danken Revell für das Bausatzmuster