01.08.1951 - 70 Jahre Meuterei auf ORP Żuraw
Heute vor 70 Jahren, am 1. August 1951, meuterte ein Teil der Besatzung des polnischen Vermessungsschiffs ORP Żuraw und fuhr das Schiff in das schwedische Ystad, wo zwölf Mann um Asyl baten und dieses erhielten (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Meuterer sahen dies als die einzige Möglichkeit aus dem stalinistischen Polen zu fliehen. Das Schiff kehrte mit dem Rest der Besatzung nach Polen zurück, wo die Rückkehrer zum Teil langen Haftstrafen verurteilt wurden. Das Schiff selbst wurde in ORP Kompas umbenannt.
Das Original
Das polnische Vermessungsschiff ORP Żuraw wurde als Minensucher der Jaskółka-Klasse gebaut, einer Klasse, von der 1933-39 sechs Schiffe gebaut wurden. Die Klasse ersetzte vier ehemals deutsche Minensucher des Typs FM und war die erste Klasse, die in Polen selbst gebaut wurde. Die Klasse konnte alternativ als Minenleger und U-Boot-Jäger verwendet werden. Der Bau erfolgte in zwei Chargen. Die erste - Jaskółka, Mewa, Rybitwa und Czajka - wurde schon 1935-36 in Dienst gestellt. Zwei weitere, Czapla und Żuraw, wurden 1936 bestellt. Alle sechs Schiffe wurden zu Beginn des Zweiten Weltkriegs entweder von der Luftwaffe versenkt oder selbst versenkt. Bis auf die zu schwer zerstörte Jaskółka und Czapla, wurden allen anderen von der Kriegsmarine gehoben und dienten als Torpedofangboote, Vermessungsschiffe und Versuchsboote. Nach Kriegsende waren sie kurz beim Deutschen Minenräumdienst und wurden dann an die polnische Marine zurück gegeben und dienten bis in die 1970er.
Żuraw wurde schon ab 1946 zeitweise als Vermessungsschiff verwendet, aber 1948 diente sie permanent als solches. Sie wurde hierfür umgebaut und erhielt achtern eine Hütte. Die Bewaffnung wurde erst reduziert und dann komplett entfernt. 1959-63 wurde sie umgebaut und erhielt ein erhöhtes Backdeck, ein nach vorne vergrößertes Deckshaus sowie einen Dreibeinmast, die Hütte achtern wurde entfernt.
Żuraw war 45,0 m lang, 5,5 m breit und verdrängte 203 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Dieselmotoren mit insgesamt 1040 PS, womit 17,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 30-38 Mann.
Żuraw wurde 1937-39 von Stocznia Marynarki Wojennej in Gdynia gebaut. Es ist unklar, ob sie noch in den Dienst der polnischen Marine gestellt wurde. Auf jeden Fall war sie bei Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht einsatzklar. Ihre Flugabwehrbewaffnung wurde zur Verteidigung von Jastarnia verwendet. Am 14. September wurde sie nach Hel verlegt, wo die Besatzung das Schiff verließ und zur Unterstützung der Bodentruppen verwendet wurde. Sie wurde selbst versenkt.
Die Kriegsmarine hob Żuraw und nannte sie in Oxhöft um. Sie wurde erst als Minensucher verwendet, dann als Vermessungsschiff. 1942 kam sie zum Sperrwaffenversuchskommando in Kiel und wurde als Versuchsschiff verwendet. Nach Ende des Kriegs kam sie zum Deutschen Minenräumdienst, wurde aber wahrscheinlich nicht aktiv verwendet.
1946 wurde sie in Travemünde wieder an die polnische Marine übergeben und wieder in Żuraw umbenannt. Sie diente als Minensucher, ab 1946 auch als Vermessungsschiff und ab 1948 ausschließlich als Vermessungsschiff. Am 1. August 1951 meuterte ein Teil der Besatzung, übernahm das Schiff und fuhr ins schwedische Ystad, wo ein Teil der Meuterer Asyl beantragte. Das Schiff kehrte nach Polen zurück, wo die restliche Besatzung verurteilt wurde und das Schiff in ORP Kompas umbenannt wurde. Sie diente unter diesem Namen bis 1971 als Vermessungsschiff. Anschließend wurde sie noch bis 1977 als Wohnschiff BK-4 in Gdynia verwendet. In der Sylwesternacht 1978/79 riss sich die außer Dienst befindliche Hulk in einem Sturm von der Vertäuung und lieft auf. Am 16. Juli 1981 sank sie im flachen Wasser, als sie nach Hel geschleppt wurde. Das Wrack wurde 2005 gehoben und verschrottet.
Das Modell
Mein Modell des Vermessungsschiffs ORP Żuraw habe ich aus dem Bausatz der TFA-11 (ex Czajka) von HP Models gebaut. Man dürfte jeden anderen Bausatz eines der Schiffe der Jaskółka-Klasse von HP Models genauso als Ausgangslage benutzen können, genauso wohl auch den Bausatz von Armo. Ich hatte erst überlegt die Żuraw in einem späten Zustand als Kompas zu bauen, las aber dann die Geschichte, dass es einem Teil der Besatzung der Żuraw 1951 gelang mit dem Schiff nach Schweden zu fliehen. Deshalb entschied ich mich für diesen Bauzustand. Allerdings habe ich nur zwei Fotos der Żuraw in einem etwas frühen Zustand (1948/49) gefunden, als sie noch eine 2 cm-Zwillingsflak auf dem Vorschiff hatte. Ich orientierte mich an diesen Fotos, lies aber die Flak weg, da diese 1951 nicht mehr vorhanden war.
Der Umbau ist relativ einfach. Die gesamte Bewaffnung wurde weggelassen. Der Scheinwerferstand hinter der Brücke wurde entfernt, dafür wurde achtern ein kleines Deckshaus ergänzt. Dazu habe ich seitlich von der Brücke ein Schanzkleid ergänzt und das Schanzkleid vorne an der Brücke erhöht. Den Mast sowie den Kran hinter dem Schornstein und die Antennenspreitzer am Schornstein sind aus Metallstäben gebaut. Das Beiboot stammt aus der Restekiste, genauso die fotogeätzten Ankerketten und der kleine Davit achtern. So kleine Anker, wie sie Żuraw hatte, habe ich nicht gefunden, so dass ich sie selbst aus Plastikteilen gebaut habe. Die mit Persenning behängte Reling hinter der Brücke und auf dem achteren Deckshaus besteht aus Fotoätzteilen von Ocean Spirit für US-Zerstörer. Die Persenning habe ich dadurch dargestellt, dass ich die bereits bemalte Reling mit verdünnten Weißleim bestrichen habe und dann die Farbe der Persenning nur auf der Außenseite aufgemalt habe. Dadurch bleibt die Reling auf der Innenseite sichtbar. Die Rettungsringe sind Fotoätzteile von NNT.
Bemalt habe ich die Żuraw mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für die vertikalen Flächen benutzte ich 155 (990) Silbergrau, für die Decks 159 (991) Staubgrau und für die Persenning 120 (976) Beige.
Zuletzt noch ein Vergleich mit dem Forschungsschiff R/V Sir Horace Lamb, wie ORP Żuraw ursprünglich als Minensucher gebaut:
Quellen
- ORP Żuraw (Schiff, 1938) (deutsches Wikipedia)
- ORP Żuraw (polnisches Wikipedia)
- Okręty floty polskiej von Witold Koszela (Buchbesprechung)
- 2012 Exhibition – Fugitives from the People's Republic (Museum of the People's Republic of Poland)
Lars