Das Original

Die russische Korvette Soobrasitelny (Сообразительный, Soobrazitelnyy) ist das zweite Schiff der Stereguschtschi (Steregushchy)-Klasse (Projekt 20380). Bei der russischen Marine sind diese Schiffe als Korvetten klassifiziert, teilweise werden sie aber auch wegen der Größe und Mehrzweckbewaffnung als Fregatten bezeichnet. Diese von Almas entworfene Klasse soll die veralteten U-Jagd-Schiffe der Albatros-Klasse (Projekt 1124, NATO-Name Grisha-Klasse) ersetzen, die 200-Meilen-Wirtschaftszone verteidigen und für Küstenschutz, U-Jagd und Geleitschutz verwendet werden.  Im Vergleich zu den zu ersetzenden Korvetten des Projekts 1124 fallen die Schiffe fast doppelt so groß aus und sind Mehrzweckschiffe mit einer Anti-Schiff-, Flugabwehr- und U-Jagd-Bewaffnung.

Das Projekt 20380 ist eine der Klassen, mit der der Schiffsbestand der russischen Flotte erneuert werden soll. Bei der Klasse wurde viel Wert auf die Reduzierung der Signatur für diverse Sensoren gelegt. Rumpf, Aufbauten und Masten sind entsprechend geformt, die Aufbauten sind zudem aus einem Kompositmaterial hergestellt. Die Bewaffnung ist modular ausgelegt, so dass sie leichter ausgetauscht werden kann. Das erste Schiff, die Stereguschtschi, erhielt für die Flugabwehr nur ein Kortik (Kashtan)-System (Kombination aus 3 cm-Kanonen und 9M311-Raketen). Ab der Soobrasitelny haben die Schiffe einen Redut-Senkrechtstarter, aus dem verschiedene Flugabwehrraketen abgeschossen werden können. Vom Projekt 20380 sind bisher sieben Schiffe in Dienst: Stereguschtschi, Soobrasitelny, Bojki, Sowerschenny, Stojki, Gromki und Geroi Rossijskoi Federazii Aldar Zydenschapow. Fünf weitere Schiffe der Klasse sind in Bau, eventuell werden weitere bestellt.

Aus dem Projekt 20380 wurden zwei modizierte Versionen entwickelt: das Projekts 20385 (Gremjaschtschi/Gremyashchiy-Klasse), bei dem der Redut-Starter auf das Achterschiff verlegt und vor der Brücke ein UKSK-Senkrechtstarter für Anti-Schiffsraketen und Marschflugkörper engebaut wird, sowie das Projekt 20386 (Merkuri/Merkuriy-Klasse), dessen Rumpf- und Aufbautenform stark modiziert wurde und eine Kombination aus Diesel- und Elektromotoren sowie Gasturbinen als Antrieb bekommen soll.


Soobrasitelny ist 104,5 m lang, 13 m breit und verdrängt voll beladen 2250 t. Der Antrieb besteht aus vier Dieseln, die 23.320 PS leisten, womit 27 kn erreicht werden. Die Besatzung besteht aus 100 Personen.

Bewaffnung
1 x 10 cm L/59 A-190-Geschütz
2 x 3 cm AK-630M-Nahbereichsabwehrgeschütze
8 x 3M24 Uran-Anti-Schiffs-Raketen (zwei Vierfach-Starter)
12 x Redut-Flugabwehr-Starter (für 32 9M96E- oder 12 9M96M-Raketen)
8 x 32,4 cm-Torpedorohre (auch für Paket-U-Jagd-Raketen)
1 Kamov Ka-27PL-Bordhubschrauber


Soobrasitelny wurde 2003-11 bei Severnaya Verf in St. Petersburg gebaut und ist im Dienst der Baltischen Flotte. Am 3. September 2012 brach in dänischen Gewässern während der internationalen Übung DANEX-NOCO 2012 ein Brand aus. Die Besatzung konnte das Feuer löschen, Soobrasitelny musste aber in die Werft geschleppt werden. In den ersten Jahren nahm das Schiff an internationalen Übungen, wie der genannten, teil, besuchte z.B. 2012 die Kieler Woche und 2013 Irland und Großbritannien. Nach der Besetzung der Krim und der Ukraine-Krise wurde die russische Marine von solchen Übungen ausgeschlossen, die Korvette übt seither meist nur mit anderen Einheiten der Baltischen Flotte, meist in der Ostsee. Im April 2017 übte sie zusammen mit dem Schwesterschiff Boiki im Nordatlantik. Von Oktober 2017 bis Januar 2018 war sie im Mittelmeer und Roten Meer im Einsatz, was zeigt, dass die Schiffe des Projekts 20380 zunehmend auch für weitere Einsätze statt größerer Schiffe verwendet werden.

Das Modell

Die Korvette Soobrasitelny habe ich aus dem Bausatz von Kombrig (siehe Bausatzbesprechung) gebaut. Der Bausatz wurde ursprünglich von Gwylan Models entwickelt und als Stereguschtschi herausgebracht. Kombrig hat den Bausatz modifiziert, um die Schwesterschiffe darzustellen, die statt des Kortik-Nahbereichsabwehrsystems vor der Brücke dort einen Redut-Senkrechtstarter haben. Das Kortik-System liegt dem Bausatz sogar noch bei. Die Teile sind gut gegossen, es ist nur kleine Nacharbeit notwendig. So ist der Bereich unter der Brücke etwas rau, wahrscheinlich noch vom gedruckten Urmodell, und mittschiffs gibt es einen Art Sprung, wahrscheinlich ein Schaden des Urmodells, der mit abgegossen wurde.

Der Bau ist eigentlich unproblematisch und Passgenauigkeit sehr gut. Es gibt aber drei Herausforderungen:

  • in der Anleitung sind eine Reihe von Teilen einfach vergessen worden, so die Kräne für die Beiboote, die als Fotoätzteile beiliegen (Teile N), aber nicht in der Anleitung gezeigt werden. Die Buchstabierung auf der Platine wird auch nicht genutzt. Es wird auch nicht gezeigt, wie man den oberen Teil des Masts (Teil C) falten soll. Die Zeichnung, die in der Anleitung abgedruckt ist, zeigt nicht die Soobrasitelny, sondern irgendeine Entwurfsvariante des Projekts 20380. Man sollte sie also besser nicht beachten, da es erhebliche Unterschiede zum Originalschiff gibt.
  • die Abdeckungen der Uran-Starter mittschiffs, Fotoätzteil D, war bei meinem Exemplar falsch geätzt oder die Öffnung, durch die Strahl der starteten Raketen ausgeleitet wird, wird offen dargestellt. Von der Anleitung her würde ich vermuten, dass das Teil falsch geätzt wurde. Beim echten Schiff ist diese Öffnung meist geschlossen (siehe hier). Ich habe also versucht diese Öffnung mit der Plastikplatte zu schließen. Allerdings hatte ich beim Einbau des Fotoätzteils selbst Probleme. Es gibt keine Führungsschiene, so dass es nicht leicht ist, das Teil richtig zu positionieren.
  • einige Kleinteile fehlen im Bausatz, u.a. der künstliche Horizont für den Hubschrauber (siehe hier), ein zusätzlicher Kran an der Backbordseite unter dem AK-630M-Geschütz (siehe hier), der Navigationsradar auf der Brücke (siehe hier), die Salutgeschütze (siehe hier; diese ließ ich weg, da sie nicht immer an Bord sind), die Peitschenantennen auf der Brücke und dem Hangar (siehe hier und hier) sowie diverse Details an den Masten. Bei letzteren habe ich nur einige ergänzt.

Der Bausatz enthält keinen Bordhubschrauber. Ich fügte eine Kamow Ka-27 von OrangeHobby hinzu. Das Schiff wurde mit Satellitenantennen nachgerüstet (siehe hier), die ich aus einem Satz von BaconFistModels auf Shapeways nahm.

Für die Bemalung benutzte ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Die Rumpf und viele Decks sind mit 154 Signalgrau gestrichen, ein Teil des Oberdecks sowie die Brückendecks sind mit 27 Blutorange und der Unterwasserrumpf an der Wasserlinie mit 136 Rotes Leder bemalt. Für die Antennen verwendete ich 4 Cremeweiß, 151 Grauweiß, eine 1:1 Mischung von 4 und 153 sowie 155 Silbergrau. Für die Kennnumern benutzte ich Abziehbilder von NNT, für den weißen Zierstreifen an der Wasserlinie Abziehbilder von TL Modellbau und für das Flugdeck selbst gezeichnete, die vom Druckeronkel gedruckt wurden.


Links mit zwei russischen/sowjetischen Schiffen, den Fregatten Storoschewoi (1973) und Admiral Gorschkow (2016), um zu zeigen, dass die Soobrasitelny die Größe der Fregatten des Kalten Kriegs erreicht. Rechts mit einer weiteren Fregatte aus dem Kalten Krieg, der chilenischen Almirante Lynch (1973), sowie einer ähnlich großen modernen Fregatte, der indonesischen KRI Raden Eddy Martadinata (2017).

Quellen


Lars