22.06.1971 - 50 Jahre erste nördliche Umfahrung von Sewernaja Semlja

 


Heute vor 50 Jahren, am 22. Juni 1971, vollendete der sowjetische Eisbrecher Lenin die ersten Umfahrung von Sewernaja Semlja auf der nördlichen Route (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Lenin sollte helfen, den dieselgetriebenen Eisbrecher Wladiwostok in den Fernen Osten zu überführen. Auf dem Weg wurden die Verhältnisse in dieser Region der Arktis untersucht.  Die Eisbrecher legten am 26. Mai in Murmansk ab, fuhren nördlich von Nowaja Semlja vorbei, ließen Sewernaja Semlja und die Nowosibirsker Inseln südlich liegen, fuhren zum Kap Schelagskij hinunter und erreichten, nachdem sie das Festlandeis der Chaun-Bucht durchbrochen hatten, am 22. Juni Pevek.

Das Original

Der russische Eisbrecher Lenin (Ленин) war der erste atomgetriebene Eisbrecher und auch das erste atomgetriebene zivile Schiff. Lenin wurde gebaut, um die Nordpostpassage ganzjährig für die Schifffahrt offen zu halten. Sie war bei ihrer Fertigstellung 1959 der stärkste Eisbrecher der Welt und der erste große sowjetische Eisbrecher nach den 1935-41 gebauten dieselgetriebenen Eisbrechern der J. Stalin-Klasse. Sie fiel aber fast ein Drittel größer aus und erhielt eine fast vier Mal so starke Antriebsanlage. Letztere ermöglichte eine kontinuierliche Fahrt durch bis zu 2,5 m dickes Eis. Die Lenin war von Anfang an mit einem Hubschrauberdeck ausgestattet. Anfangs flogen von ihr Kamow Ka-18 (oder Ka-15), später Mil Mi-2. Die Ausstattung für die Besatzung war für die damalige Zeit relativ luxuriös.

Nach dem zweiten Reaktorunfall 1967 wurde sie umgebaut. Sie erhielt zwei modernere Reaktoren, die nicht nur kompakter und leistungsfähiger waren, sondern auch weniger Bedienpersonal erforderten. Bei diesem Umbau wurde auch der achtere Teil des Aufbaus modifiziert.

Die Lenin ist 134,1 m lang, 27,6 m breit und verdrängt 15.698 t. Der Antrieb erfolgte über drei (später zwei) Atomreaktoren, die vier Dampfturbinen trieben, die wiederum acht Generatoren antrieben. Diese lieferten den Strom für drei Elektromotoren, die drei Schrauben trieben. Der Antrieb leistete 44.000 PS und ermöglichte eine Geschwindigkeit von 18 kn im freien Wasser und 2 kn bei 2,5 m dickem Eis. Die Besatzung setzte sich aus 151 Personen zusammen.

Die Lenin wurde 1957-59 von der Ordjonikidse Werft im damaligen Leningrad (heute Sankt Petersburg) gebaut. Ihr Heimhathafen war Murmansk, sie gehörte zur Murmansker Seereederei. Sie wurde überwiegend in der Nordostpassage als Eisbrecher eingesetzt, geleite 3741 Schiffe und legte 654.400 Seemeilen zurück, davon 560.600 Seemeilen im Eis. Sie diente aber auch zur Unterstützung von wissenschaftlichen Expeditionen sowie den Transport der Ausrüstung und Besatzung von Forschungsstationen. Sie war der erste Eisbrecher, der am 17. Oktober 1961 für die Einrichtung einer wissenschaftlichen Driftstation, Nordpol 10, verwendet wurde. Diese Stationen driftete auf Eisscholen durch die Arktis, um diese zu erforschen. Frühere Driftstationen waren mit Hilfe von Flugzeugen aufgebaut worden, mit Hilfe des Eisbrechers konnten viel umfangreichere Ausrüstung für den Betrieb der Station ins Packeis gebracht werden.

Es gab zwei Störfälle mit ihrem atomaren Antrieb. 1965 schmolzen die Brennstäbe, worauf der Reaktorbehälter ausgebaut werden musste. Bei dem Unfall starben 30 Mann der Besatzung. 1967 trat ein Leck in einem Kühlkreislauf eines drei Reaktoren auf und bei der Suche nach dem Leck wurde die Ummantelung des Reaktors zerstört. Die alte Anlage wurde als komplette, 3700 t schwere 60 m lange Einheit, aus dem Rumpf geschnitten und nach unten aus dem Rumpf abgesenkt. In Sewerodwinsk wurde eine neue Antriebsanlage eingebaut, dieser Umbau dauerte bis 1970.

1971 durchfuhr sie die Nordostpassage mit der Wladiwostok erstmals nördlich um Sewernaja Semlja herum. 1977-78 wurde sie 390 Tage eingesetzt, das erste Mal, dass ein Eisbrecher mehr als ein Jahr lang kontinuierlich eingesetzt wurde. 1989 musste die Lenin außer Dienst gestellt werden, da ihr Rumpf nach 30 Jahren Einsatz im Polareis der Arktis zu schwach geworden war. Ihre Reaktoren wurden entfernt. Seit 2005 kann sie in Murmansk als Museumsschiff besichtigt werden.

Das Modell

Das Modell des sowjetischen Eisbrechers Lenin baute ich aus dem Bausatz von Kombrig (Bausatzbesprechung). Der Bausatz ist auf dem ersten Blick sehr eindrucksvoll, sowohl in Bezug auf die Abmessungen (insbesondere der Breite), als auch in Bezug auf die Detaillierung und die Qualität der Teile. Im Endeffekt stimmt der erste Eindruck, allerdings ist der Zusammenbau, insbesondere der Aufbauten, recht aufwendig. Die Decks muss man alle dünner schleifen, wobei die Herausforderung darin besteht, sie so zu schleifen, dass danach die verschiedenen Teile der Aufbauten noch zusammen passen - was mir ehrlich gesagt nicht ganz gelungen ist. Besonders problematisch ist der Übergang vom vorderen Brückenaufbau zum achteren Teil des Aufbaus und der achtere Aufbau mit seinen vielen einzelnen Decks selbst. Bei letzteren war die Passgenauigkeit auch nicht ganz optimal.

Die Anleitung ist zwar sehr detailliert, aber die einzelnen Resin- und Fotoätzteile sind nicht nummeriert. Es gibt durchaus viele ähnliche Teile, so dass man hier aufpassen muss, dass man die Teile nicht verwechselt, z.B. die verschiedenen Instrumente auf der vorderen und achteren Brücke sowie die Steuerung der Ankerwinden. Die Fotoätzteile sind relativ dick und teilweise schwer zu falten.

Ich habe zwar viele Fotos gefunden, aber viele davon waren nicht datiert bzw. offensichtlich falsch datiert. Ich wollte zwar den Bauzustand von 1971 darstellen, allerdings war das nicht wirklich möglich. Das Modell stellt Lenin sicher nach dem Umbau von 1970/71 dar. Einige Details, insbesondere am Fockmast, aber auch der Bemalung (z.B. das Atomsymbol) sind unsicher.

Für die Bemalung benutzte ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für den Rumpf verwendete ich 167 Anthrazitgrau. Bei manchen Bauzuständen war bzw. ist der Anstrich des Unterwasserrumpfs deutlich höher gezogen, bei manchen Bauzuständen wirkt der gesamte sichtbare Bereich des Rumpfs schwarz. Ich entschied mich für letztere Darstellung. Vorne am Bug wurde noch etwas Eis angedeutet, das oft so am Rumpf anfriert, dass es wirkt, als wäre eine falsche Bugwelle aufgemalt. Die Aufbauten bemalte ich mit 5 Elfenbein, für die Decks 73 Türkisgrün. Für die Beiboote benutzte ich 5 Elfenbein, 22 Hellorange, 32 Bordeauxrot und 139 Mahagonibraun. Die Mil Mi-2 ist mit 22 Hellorange, 57 Hellenzianblau und 167 Anthrazitgrau gestrichen. Die Abziehbilder sind selbst gezeichnet und bei Tailormade Decals gedruckt.

Links die Lenin mit zwei älteren russischen schweren Eisbrechern, der Krasin (1917) und Jermak (1899). Rechts mit zwei anderen Eisbrechern aus der gleichen Epoche, dem japanischen Forschungseisbrecher Fuji (1965) und dem sowjetischen Forschungseisbrecher Georgi Sedow (1967).

 

Quellen

Lars