Das Original
Dmitri Donskoi (Дмитрий Донской, Dmitry Donskoy) war ein Panzerkreuzer, der in den frühen 1880er Jahren für die kaiserlich-russische Marine gebaut wurde. Der Panzerkreuzer basierte auf Planungen, die zum Teil noch auf Ideen aus der Übergangszeit vom Segelschiff- zur Dampfschiffbau zurückgingen. Zur Zeit ihrer Kiellegung war das Schiff mit zwei Dampfmaschinen mit je 3.500 PS ausgestattet. Zusätzlich erhielt sie eine Takelage als Vollschiff, um den Kohleverbrauch zu reduzieren. Die Panzerung bestand zum ersten Mal nicht mehr aus Eisen- sondern aus Stahlplatten. In den Jahren von 1896 bis 1897 wurde das Schiff modernisiert. Sie erhielt neue Maschinen und ihre Takelage wurde zum großen Teil entfernt.
Das Schiff verbrachte den größten Teil seiner Karriere im Ausland, entweder im Fernen Osten oder im Mittelmeer. 1900 wurde sie zur Bekämpfung der Boxeraufstands in China eingesetzt. Mit dem Angriff des Japanischen Kaiserreichs auf den Hafen von Port Arthur 1904 begann der Russisch-Japanische Krieg.
Die Dmitri Donskoi wurde dem Zweiten Pazifikgeschwader zugewiesen und nahm an der Seeschlacht bei Tsushima teil. Nach einer Reihe verlustreicher Schlachten im Sommer 1905 endete der Krieg mit der Niederlage des Russischen Kaiserreichs.
Die Dmitri Donskoi wurde in der Seeschlacht bei Tsushima schwer beschädigt und ihr Kapitän befahl der Mannschaft, in der Nähe von Ulleungdo an Land zu gehen, und ließ Dmitri Donskoi vor der Küste versenken.
2018 machte die Dmitri Donskoi noch ein mal Schlagzeilen. Eine südkoreanische Schatzjagdfirma behauptete, dass sie die Dmitri Donskoi 1,6 km von der südkoreanischen Insel Ulleungdo entfernt in einer Tiefe von 430 m gefunden hätte. An Bord des Schiffes würden 5.500 Kisten Goldbarren und 200 Tonnen Goldmünzen im Wert von insgesamt 101,3 Milliarden Dollar vermutet.
Es gab zwar Fotos des Wracks, aber ob der Goldschatz wirklich vorhanden war, wurde bezweifelt. Die Schatzjagdfirma wurde wegen versuchten Betrugs angeklagt. Es wurde wohl versucht Sponsorengelder für die Bergung des Wracks zu sammeln, um sich daran zu bereichern.
Das Modell
Das Modell der Dmitri Donskoi entstand aus einem älteren Bausatz von Kombrig, den ich von einem Modellbaukollegen günstig erstanden habe. Ich hatte bereits die Vladimir Monomakh (auch ein Bausatz von Kombrig) gebaut.
Beide Schiffe sehen sich sehr ähnlich, deshalb hat man sie manchmal auch als Halbschwestern bezeichnet. Sie unterschieden sich aber durch eine deutlich andere Deckstruktur.
Das Bild auf der Bausatzpackung zeigt die Dmitri Donskoi mit ihren drei voll ausgerüstete Masten und langem Bugspriet allerdings ohne Segel. Da ich ein Faible für alte Segelschiffe habe, wollte ich dieses Schiff unbedingt mit Segeln darstellen, wohl wissend, dass das in dieser Baugröße eine Herausforderung werden würde.
Die vorhandenen Resinmasten waren natürlich für mein Vorhaben nicht zu gebrauchen. Auch die Längenmaße stimmten nicht mit dem vorhandenen Bildmotiv auf der Packung überein. Im Internet fand ich Bilder der Dmitri Donskoi in den von mir gewünschten Bauzustand, mit deren Hilfe ich die Größenverhältnisse der Masten, Rahen und de Bugspriets ermitteln konnte.
Für den Bau benutzte ich natürlich Messingdrähte in unterschiedlicher Stärke. Die Enden habe ich mit Hilfe einer Kleinbohrmaschine konisch zugespitzt.
Für die Erstellung der Segel habe ich eine Weile mit verschiedenen Materialien experimentiert: Zigarettenpapier, Seidenpapier sowie 60 Gramm Schreibmaschinenpapier. Dann erinnerte ich mich an Luftpostpapier. In den 70er Jahren habe ich viele Briefe ins Ausland geschrieben. Da das Porto ziemlich teuer war, gab es dünnes sehr leichtes, sogenanntes Luftpostpapier. Leider gibt es das kaum noch. Schließlich habe ich bei „Manufactum“ (…das Warenhaus der guten Dinge) einen Block mit diesem Papier gefunden. Mit diesem Papier habe ich meine Segel hergestellt. Die Größe und die Form sowie die Nähte wurden mit einem dünnen Bleistift aus einer gezeichneten Vorlage übertragen. Danach ging es ans Färben. Mit Tee oder Kaffee färbte ich das Papier in unterschiedlich starken Brauntönen. Danach wurden die Segel getrocknet und ausgeschnitten.
Um ein wenig Volumen in die Segel zu bekommen, hatte ich die Idee an den Rändern Litze zu kleben. Ich verdrillte zwei Adern der Litze mir einem Dremel, färbte sie mit Brüniermittel braun schwarz und verklebte sie an den Rändern mit Sekundenkleber. Dadurch konnte man das Segel vorsichtig in Form biegen. Die gedrillten, gefärbten Drähte ähneln Hanfseilen und vermittelt den Eindruck von gekederten Segeln.
Ich brauch nicht zu betonen, dass ich unzählige Versuche bei den einzelnen Schritten benötigte, um eine Auswahl von Segeln für die endgültige Montage zu erhalten. Für das Herstellen der Segel benötigte ich mehrere Wochen, natürlich nur wenige Stunden pro Tag. Mehr Geduld an einem Stück brachte ich dafür nicht auf. Die Segel wurden nicht komplett an den Rahen festgeklebt, sondern wurden größtenteils mit umgebogener an den Ecken herausstehender Litze befestigt. Auch die Rahen wurden nicht alle an den Masten geklebt, sondern auch hier wurde verdrillte Litze benutzt. Bei dieser Technik wird die Litze am Mast sowie an den Rahen verdrillt. Die jeweiligen Enden werden dann verlötet. So bleiben die Rahen mit den Segeln ein wenig beweglich. Der Bugspriet entstand wie die Masten aus Messingdrähten.
Als Zurüstteile befinden sich folgende Ätzteile an diesem Modell:
- Wanten von der Firma Saemann und Atlantic Models
- Bugverzierung von Northstar Models
- Ruder für die Beibote, Geschütze am Bug und diverse andere Kleinteile von White Ensign Models
Die Takelage entstand aus 40 Denier Lycra Rigging in schwarz für das stehende Gut und weiß für das Laufende Gut (beides von der Firma INFINI Model). Den weißen Lycra Faden habe ich zum Schluss mit hellbrauner Farbe bemalt.
Der gesamte Bausatz wurde mit Revell- und Humbrol-Farben mit einer Airbrush bemalt. Die Alterung entstand aus einer Mischtechnik von Ölfarben und mit Terpentin verdünnte Enamelfarben. Für die Wasserdarstellung verwendete ich Aquarellpapier und Ölfarbe. Ein paar Wellen habe ich mit „Water Gel Effects“ von AK angedeutet und mit weißer Ölfarbe betont.
Fazit
Letztendlich habe ich für den Bau meiner Dmitri Donskoi mehrere Monate gebraucht. Die lange Bauzeit resultiert natürlich auch durch lange Pausen, in denen ich mich von der langwierigen, anstrengenden Segelherstellung erholte. Sehr viel Geduld ist hier gefragt, aber ich habe mir keinen Zeitdruck gemacht und viel neues dazugelernt. Letztendlich bin ich auch ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Die nächsten Schiffe, die ich bauen werde, haben aber erst mal keine Segel.
Ingo Renk