Die Vorrede
"Je berühmter ein Schiff ist desto weniger wissen wir darüber. Je weniger wir über ein Schiff wissen, desto mehr Modelle bauen wir von ihm. Das mag eine Übertreibung sein, allerdings keine besonders große. Columbus drei Schiffe Santa Maria, Pinta y Nina, Drakes Pelican, die spätere Golden Hinde, die Susan Constant, die Mayflower oder die Hudson Bay Company Nonsuch, eine noch zu verlängernde Liste… Ganz sicher gibt es von keinem dieser Schiffe eine verlässliche Darstellung geschweige denn zeitgenössische Pläne. Manchmal ist bestenfalls die (geschätzte) Ladekapazität bekannt, die Anzahl seiner Masten oder Segel" (Zitat Donald McNarry). Bei einem ist nicht einmal der Name gesichert. Dem Modellbauer ist insofern freie Hand gegeben – solange er sich in zeitgenössisch-historischen Parametern bewegt. Eine Diskussion über die korrekte Darstellung eines alten Schiffes aus einem Plastikbausatz im Modell ist also weitgehend obsolet.
So scheint das zur Rede stehende Modell der späteren Golden Hinde eine vollständige Rekonstruktion auf dem Stand marinehistorischer Wissenschaft aus den 1950er Jahren zu sein. Die Rekonstruktion stellt bei genauer Betrachtung auch nicht unbedingt die Golden Hinde dar sondern viel eher den Pelican, so der Name der Golden Hinde bei ihrer Abreise aus England. Denn bis zu ihrer Umbenennung an der Südspitze Südamerikas hat das Schiff bestimmt einige Veränderungen erfahren.
Nach meiner Recherche stammt die vorliegende Rekonstruktion von dem deutschen (DDR) Marinehistoriker/Autor Rolf Hoeckel. Der Bausatz, ursprünglich von Revell, jetzt von Heller vertrieben, entspricht bis auf vernachlässigbare Details (Bootsfender) den Plänen von Hoeckel. Die Hoeckelsche Rekonstruktion kommt einer kleinen Galeone aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sicherlich sehr nahe. Das ein großes amerikanisches Unternehmen sich seiner Pläne bedient hat, finde ich bemerkenswert. Im Maßstab 1/350 hat sich Zvesda übrigens an derselben Vorlage bedient.
Ob Hoeckel seinerseits irgendwo abgekupfert hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Unmöglich scheint mir das nicht.
Der Bausatz
Bereits 1965 erstmals aufgelegt, knapp acht Jahre nach der ersten Veröffentlichung der Pläne durch Hoeckel und damit genauso alt wie ich, kommt der Bausatz in den Handel und wird seit dem immer mal wieder neu aufgelegt und sogar von anderen Herstellern gespritzt. Auch als „Spanish Galleon“ hat man den Bausatz schon gesehen. Heller liefert den Bausatz mit dem typischen Bauplan von Revell leicht „hellerisiert“, zunächst mit einer komplett falschen Maßstabsangabe (1/200), später, zwar immer noch falsch aber deutlich näher dran, korrigiert auf 1/96. Legt man die Hoeckelpläne zugrunde, kommt man ziemlich genau auf HaNull, 1/87. Dies ist letztendlich nur interessant, will man direkte Vergleiche anstellen oder Figuren verwenden.
Trotz seines Alters ist der Bausatz ziemlich gut gemacht. Natürlich gibt es hie und da Fischhaut zu entfernen, die eine oder andere Sinkstelle ist zu verspachteln oder Auswerfermarken zu verschleifen, aber nix wirklich Schlimmes. Im Vergleich zu den Hoeckelplänen (so man diese Vorlage exakt nachbauen möchte) fehlen die Bootsfender mittschiffs und die Halsklampen unter dem Vorscheg, beides Dinge die mit minimal Aufwand nachzurüsten sind. Was selten bis gar nicht bei Plastikseglern nachgebildet ist, sind die Speigatten mittschiffs, die im vorliegenden Bausatz jedoch dargestellt sind. Sicherlich funktionieren sie so wie am Bausatz der Hinde dargestellt, vielleicht werde ich sie aber noch um kleine Stoffröhrchen ergänzen.
Wie bei vielen anderen Plastiksegelschiffen schon festgestellt, sind die Plastikspieren zu dünn und damit sehr biegsam. Ich habe alle Masten, Stengen und Rahen gegen Holzteile ausgetauscht. Auf einer Kleinbohrmaschine konisch abgeschliffen, geht das ziemlich schnell. Die Masten sind freilich etwas komplizierter nachzubauen.
Die beiliegenden Segel aus dem üblichen tiefgezogenen Plastik habe ich auch nicht benutzt, ist grausiges Zeugs.
Der bei historischen Schiffen von Revell übliche Dreipunktständer wurde nur einmal zum Fotografieren herangezogen, der taugt nicht wirklich als Ständer. Vierpunktauflage wäre sinnvoller.
Die vielfach besungene Holzmaserung auf den Plastikteilen ist hier eher dezent wiedergegeben. Realistisch ist sie, wie andernorts schon bemerkt, nicht. Die Rumpfhälften haben diese Maserung nicht, ziemlich gut ist hier die Kalfaterung ganz leicht zwischen den Planken hervortretend dargestellt. Die Decksteile haben die recht dezente Maserung – hilfreich ist diese will man ein Washing aufbringen.
Zusammengefasst ist der Bausatz durchaus empfehlenswert. Aus dem Kasten gebaut ist das Schiffchen schon recht hübsch, mit etwas mehr Aufwand wird daraus ein schönes Einzelstück. Aber auch für Anfänger ist der Bausatz gut geeignet
Das Modell der Pelican
Ziemlich schnell stand fest, das Schiffchen nicht „aus dem Kasten“ zu bauen, sondern es nicht nur ein wenig zu verfeinern, sondern auch ein anderes Schiff darzustellen, oder besser, das Schiff auf einem anderen Punkt seiner Zeitlinie. Es ist historisch überliefert, dass Christopher Hatton, Lordkanzler und Favorit (einer von mehreren) der Königin Elisabeth I, 1577 der Eigner des Schiffes war. Hatton investierte gern und viel in die seefahrerischen Ambitionen von Francis Drake, unter anderem wurde so auch das als Golden Hinde bekannte, zuerst aber auf Pelican getaufte Schiff für Drakes Weltumsegelung finanziert. Hatton strich nach Drakes Beutezug 1581 2300 Pfund ein, heutzutage wohl mehrere Hunderttausend Euro. Erst bei Einfahrt in den Pazifik benannte Drake das Schiff um, man vermutet aus Geheimhaltungsgründen. Inwieweit das Schiff dementsprechend umdekoriert wurde, ist nicht bekannt.
Die Decksplatten nahm ich mir zuerst vor. Mit feinem Schleifpapier etwas aufgeraut, auch um die „Maserung“ zu reduzieren, pinselte ich mit einem weichen Flachpinsel mehrere Schichten in unterschiedlichen Brauntönen von Vallejo auf, jedes mal mit einem Zwischenschliff. Die letzte Farbe war Deck Tan, auch dieses noch fein überschliffen. Mit AK Panelliner zog ich noch die Plankenfugen nach. Der erreichte fahle Grauton entspricht recht gut einer unbehandelten und trockenen Holzoberfläche.
Bevor die Rumpfinnenwände bemalt wurden ergänzte ich die vollkommen unstrukturierten Flächen um Spantköpfe und Relingständer. Die Rumpfhälften, alle Schotten, den Heckspiegel und das Galion bemalte ich nach einer Grundierung auch vor dem Zusammenbau. Es ist so sehr viel einfacher die geometrischen Verzierungen auszumalen. Eine Idee wäre hier, vielleicht für den Aftermarket, Abziehbilder herzustellen, die hier viel Arbeit erleichtern würden. Beim Ausmalen der vielen Dreiecke und Halbkringel hab ich auch ein wenig gepfuscht. Dafür habe ich in 0,9 mm großen Lettern den Wahlspruch der Tudors „DIEU ET MON DROIT“ auf das Band im Heckspiegel geschrieben…


















Bevor der Rumpf zusammengefügt wurde, befestigte ich die Jungfern auf den Rüsten. Da sie etwas Zug aushalten sollen, band ich die Jungfern auf einem innen im Rumpf befestigten Steg fest – so konnte ich die Wanten später gut steif setzen ohne das sich später etwas löste oder abriss.
Der Rumpf lies sich recht gut zusammenbauen, etwas Kraft durch Gummibänder und kräftige Klammern wurde benötigt. Der nächste Schritt war dann die Ausrüstung des Decks mit der Hütte für den Rudergänger, die verschiedenen Belegpunkte, dem Boot und den Kanonen. Die ich um vier Rohre aufgestockt habe. Denn auch die Bewaffnung ist durchaus nicht vollständig überliefert, man hat also auch hier einen gewissen Spielraum.
Dem Bausatz liegt eine hübsche kleine Hirschkuh als Galionsfigur bei. Konnte ich dem Pelican aber ja schlechterdings aufsetzen. Insgesamt schien mir der Pelikan als renaissancezeitliches Wappentier eher seltsam, eine kurze Recherche bei Wikipedia war dann aber sehr lehrreich. Die roten Tupfer auf der Brust meiner Pelican-Galionsfigur aus Buchs sind mitnichten Pinselpfusch sondern durchaus gewollt.
Gut die Hälfte der gesamten Bauzeit nahm die nächste Bauphase ein, die Takelage mit Masten, Segeln und Tauwerk. Die Spieren wurden alle gegen Holzteile ausgetauscht, der Kunststoff ist doch sehr weich und nachgiebig. Die Masten baute ich entsprechend der Plastikvorlage genau nach, da ich die Krähennester aus dem Bausatz verwenden wollte. Das verwendete Holz für die größeren Spieren war Ramin, für die kleinen und sehr dünnen Marsrahen nutzte ich Buchs aus dem eigenen Garten. Statt die Segel später mit einer Reihleine oder einem Marlschlag an der Rah zu befestigen, wickelte ich jetzt schon dünnes Garn in 2 bis 3 mm Abstand um die Rahen, um so die Reihleine zu imitieren, auch sämtliche Blöcke wurden schon an den Rahen befestigt. Mit Fertigstellung stellte ich die Masten sogleich alle auf und takelte das stehende Rigg, bei der Pelican recht übersichtlich, neben den Wanten müssen noch fünf Stage und vier Pardunen gesetzt werden. Unter den Wanten sitzen noch die wichtigen Seitentakel die bei Nichtbenutzung auf den Rüsten eingehakt waren.
Die Segel
Die Segel entstanden wieder aus dem bewährten Japanpapier etwa zu 40 gr/qm. Ich zeichnete jedes Segel einzeln, als Grundmaße dienten die Länge der jeweiligen Rah am Kopfliek, die Höhe bis zur darunter liegenden Rah bei den Marssegeln und die Breite im Fußliek zwischen den Innenkanten der Rahnocken. Eine grob errechnete, maßstäbliche Kleiderbreite der Segel legte ich mit 7 mm fest, das wäre zuzüglich der umgenähten Säume etwa 68 cm im Original, dies wiederum könnte durchaus der Breite eines zeitgenössischen Webstuhls entsprechen. Die Kleidernähte zeichnete ich mit einem Fallminenbleistift Stärke H oder F auf. Eine durchgezogene Linie imitiert die Saumkante, eine dünn gestrichelte/gepunktete Linie die eigentliche Naht. Ähnlich der Holzmaserung gilt auch hier, Stoff, wie fein auch immer, ist für die Darstellung von Segeln eigentlich zu grob, auch die Dichte der Nadelstiche beim Original von wenig mehr als fünf Millimetern ist mit Nadel und Faden im kleinmaßstäblichen Modell nicht realistisch darstellbar.
Lange habe ich überlegt wann und wie ich die Verzierungen auf die Segel bringen soll. Einen ersten Test konnte ich mit den Schanzkleidern um die Marsen machen. Auf vielen zeitgenössischen Bildern sieht man die manchmal bunt gefassten „Schanzkleider“ um die Krähennester, so sollte auch der Pelican ausgestattet sein. Das Rautenmuster von der Bordwand übernahm ich und zeichnete es dünn auf einen Papierstreifen, die farbliche Fassung erfolgte mit Polychromos Buntstiften. Nach dem Umwickeln der Marsrelinge mit einer „Reihleine“ klebte ich die Schanzkleider mit Sekundenklebergel an der Marsreling fest. Das funktionierte so ganz gut. Die Segel jedoch werden etwas anders ausgerüstet. Nach einigen Tests bereitete ich eine Teemischung zu, hier Bünting Ostfriesentee, lies diesen etwa vier Minuten ziehen, mischte in den abkühlenden Tee etwa 10% Weissleim, verrührte alles zu einer homogenen Flüssigkeit und badete die bisher nur gezeichneten und mit etwa 3 mm Saumzuschlag ausgeschnittenen Segel eine gute halbe Stunde darin.
Die Vorzeichnungen für die Bemalung waren auch schon auf den Segeln. Als Vorlage dienten mir hier verschiedene Quellen, zum Beispiel die Galeone Bull im IMMHH (siehe Fotogalerie), weitere Zeichnungen von Mondfeld sowie die Decals zweier Revell-Segler der gleichen Epoche. Nach dem Teebad malte ich die Dekore wiederum mit den Polychromos von Faber Castell aus, vorher wären die Auswirkungen fatal gewesen… Der Hintergedanke zu der üppigen Dekoration der Segel ist der Besitzer oder Financier des Schiffes Chris Hatton, als Lordkanzler, Chef der königlichen Leibgarde und sehr gern gesehener Gast auf der Bettkante der Lisbeth hat er bestimmt nichts ausgelassen seiner Königin zu huldigen – und wo geht das schöner und plakativer als auf den Schaulappen seines Schiffes? Was tut man nicht alles um ner Perle zu gefallen?
Der doppelte Schriftzug an den Bonnets der Untersegel ist spekulativ, abgeguckt von den Spaniards hilft die Buchstabenreihe beim korrekten Anbinden des Bonnets an das Hauptsegel. Zufällig passend waren hier der Wahlspruch des Hosenbandordens HONI SOIT QUI MAL Y PENSE für das Bonnet am Großsegel und der tudorianische Wahlspruch DIEU ET MON DROIT am Bonnet der Fock. Ob die Engländer das so gemacht haben, kann ich nicht belegen, sinnvoll wäre das aber.
Nach vollständiger Durchtrocknung der Segel wurden sie weiter ausgerüstet, zunächst legte ich einen 0,3 mm starken Messingdraht quasi als Liektau in den Saumzuschlag, klappte diesen über den Draht auf die Rückseite des Segels und klebte den Saum dort mit Weißleim fest. Mit einer Bambusstricknadel drückte ich den Saum eng an den Draht und definierte so eine sehr stabile Segelkante die gut gegen Einreißen gesichert ist. Jetzt folgten die Blöcke für Geitaue, Schoten und Halsen, auch Nock- und Buggordings bereitete ich schon vor – das ist einfacher wenn das Segel vor einem auf dem Tisch liegt und frei händelbar ist. Auch die Rahen waren bereits mit den Blöcken ausgerüstet, die Segel konnten nun an ihnen befestigt werden. Auch hier verwendete ich Sekundenklebergel – das ist etwas länger offen und Positionen können länger korrigiert werden.
Beginnend mit dem Fock brachte ich die Segel und Rahen nun am Schiff an. Um insgesamt ein wenig Dynamik in das Modell zu bringen, wollte ich die Segel maximal nach steuerbord brassen. Die Untersegel brasste ich also erst provisorisch an, befestigte alle Schoten und Halsen, Geitaue und Toppnanten sowie Gordings an ihren Belegpunkten. Die Brassen kamen endgültig erst ziemlich zum Schluss, weil sie doch den Zugriff auf die Belegpunkte erheblich behindern. Durch das Steifsetzen von Schoten und Halsen hielten die Rahen ihre Position jedoch schon weitgehend bei. Die Großschot hätte ich vorher besser binnenbords befestigt, das war nun etwas schwieriger, wurde aber auch gelöst.
Die wichtigen Bulinen oder bowlines, Takelwerk um das Luvliek der Rahsegel soweit wie möglich in den Wind zu ziehen, sehen kompliziert aus, sind aber recht einfach zu takeln. Durch den im Segel eingebauten Draht konnten sie mit einer dünnen Nähnadel durch das Segel gestochen werden, die vorderen Spruten eingeknotet und nach ausrichten geleimt werden. Um die auch hier notwendigen Blöcke zu imitieren, benutzte ich 1 mm durchmessende Bleifolienscheibchen und klebte diese mit Weißleim fest, ein kleiner Tupfer Anthrazit drauf, fertig ist der kleine Block.
Mit dem Anbringen und Steifsetzen der Brassen und dem Setzen der Blinde mit seiner Takelage war das Modell weitgehend fertig. Es fehlten noch die Fahnen.
Der Fahnenschmuck
Auf den alten Bildern ist meist deutlich zu sehen, dass die tudorianischen Karracken und Galeonen Fahnen fuhren statt Flaggen. Der Unterschied liegt schlicht in der Art der Befestigung des Tuches. Fahnen sind mit einer Reihleine oder Holzringen fest an einer Stenge oder Stab befestigt, Flaggen hingegen werden mit der Flaggleine gehisst und sind nicht fest. Neben den Fahnen in den Masttoppen wollte ich noch, wie auf Bildern der Mary Rose oder des „Great Harry“ lange Wimpel unter den Fahnen anbringen – auch um etwas mehr Leben mit dem Flattergedöns aufs Modell zu bringen.
Alle Fahnen zeichnete ich zuerst mit Bleistift auf Orangenwickelpapier, das hat schon einen gewissen Faltenwurf, malte hier mit REVELL Aqua aus, knüllte und mißhandelte die getrockneten Fahnen aufs Äußerste, zog sie immer wieder auseinander und band sie nach letzter Knüllung an der Fahnenstenge fest. Hier noch etwas gedrückt, um etwa mäßigen Wind anzudeuten, da wehen die Fahnen nicht voll aus. Bis auf die Tudorrose ist die Grafik der Fahnen eher schlicht, die Rose wird sehr unterschiedlich dargestellt, möglicherweise epochenabhängig, das habe ich nicht weiter überprüft. Die gestreifte Fahne im Vortopp ist ebenso variantenreich überliefert, von rotweißblau gestreift über Rosa, Zartgrün und Dunkelgrün sind viele Farben in den Streifen vertreten.
Das Letzte
Das letzte waren nun wirklich die Stückpforten. Ganz sicher, dass diese beim Takeln immer wieder runtergerissen würden, habe ich diese erst am Schluss angebaut. Durch die „Aufrüstung“ auf zwölf Rohre waren noch vier Pforten zu bauen, quadratische Platten übereinander zu leimen und zu bemalen. Binnenbords fasste ich die Pfortendeckel weiß mit einem roten Georgskreuz – allein damit die Hidalgos wissen wer ihnen mit seinem Eisen den Tag versaut hat… Löchle für das Pfortenreepe eingebohrt, mit Sekundenkleber am Rumpf befestigt und Pfortenreepe binnenbords belegt. In die schmale Nut zwischen Pforte und Trempel habe ich noch eine Spur Wolferine Weißleim eingezogen, um die Verbindung zu stabilisieren.
Die Präsentation
Der Kunde wollte ausdrücklich das Model auf einem Säulenständer ohne irgendwelchen SchnickSchnack. Das erfordert schon unmittelbar nach dem Schließen des Rumpfes die Vorbereitung für die durch Standbrett und Ständer zu führenden Schrauben das Bohren zweier Löcher in den Kiel. Das Modell befestigte ich asymmetrisch auf dem Standbrett um im vorderen Viertel außerhalb der Glashaube um dort noch eine Vignette mit ein paar Daten zu befestigen.
Der Epilog
Da ist man froh mit einem Auftrag fertig zu sein – meine Frau will das bunte Schiffchen gar nicht mehr hergeben – und möchte es aber vorher noch öffentlich zur Schau stellen. In der Erwartung, dass wie üblich weder auf einer Ausstellung und schon gar nicht in einem Wettbewerb ein Segelschiff aus Plastik gezeigt wird, brachte ich den Pelican zur EME 25 nach Lingen in den Wettbewerb. Keinen halben Meter weiter stand eine weitere Golden Hinde – diese aus dem ebenso vorzüglichen Bausatz von Airfix – jedoch mit weit größerer Akkuratesse gebaut, äußerst sauber bemalt und mit passenden Figuren besetzt (siehe Fotogalerie). Diese Golden Hinde hat dann auch einen Platz gemacht. Chapeau an dieser Stelle! Bin sehr erfreut mal andere Segler zu sehen!
Beide Bausätze, Airfix und Revell/Heller, bilden einen sehr guten Grundstock für einen schönen und mit Sicherheit seltenen Zimmerschmuck. Auch für Anfänger mit der nötigen Geduld sind die Bausätze durchaus zu bewältigen. Die an Ereignissen reiche Geschichte der Pelican/Golden Hinde lässt zudem noch viele Varianten offen mit denen der ambitionierte Modellbauer spielen kann. Ein sehr interessantes Projekt wäre zum Beispiel die Golden Hinde als verrufene Kneipe am Londoner Themseufer...
Quellen
- Model Shipwright No 45, Taboo Subjects, S.44
- Elisabethan Sea Dogs, Osprey, Elite Series
- Pirat der Queen, Sir Francis Drake, Erdmann
- Historische Schiffsmodelle, W. z. Mondfeld
- Wikipedia, zum Pelikan in der Heraldik
Frank Brüninghaus