21.-27.05.1941 - 80 Jahre Unternehmen Rheinübung

 


Vor 80 Jahren, vom 23. bis zum 25. Mai 1941, diente der britische Schwere Kreuzer HMS Suffolk zur Beschattung des aus Bismarck und Prinz Eugen bestehenden deutschen Verbands (siehe Jahrestage auf Modellmarine).

Das Original

Die schweren Kreuzer der County-Klasse wurden in den 1920er Jahren nach den Bestimmungen des Washingtoner Flottenabkommens gebaut. Dieser begrenzte die Verdrängung auf 10.000 Tonnen und das maximale Kaliber der Artillerie auf acht Zoll oder 20,3 cm. Insgesamt wurden dreizehn Schiffe in drei Untergruppen gebaut, die sich leicht in Rumpfform und Panzerung unterschieden. Zwei der Schiffe gingen an die australische Marine. Drei Schiffe gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. HMS Suffolk gehörte zur ersten Gruppe, der Kent-Klasse. Sie wurde 1924 in Portsmouth auf Kiel gelegt und 1928 in Dienst gestellt. Vor dem Krieg diente sie im Fernen Osten. 1936 wurde sie umfassend umgebaut, ihr Achterschiff wurde abgesenkt, um trotz zusätzlicher Ausrüstung die Tonnagebegrenzung einzuhalten. Im Krieg wurde sie von Norwegen bis Australien weltweit eingesetzt. 1940 wurde sie vor Norwegen von deutschen Bombern schwer beschädigt und benötigte eine lange Werftliegezeit. Besonders bekannt wurde sie durch ihre Beschattung der Bismarck vor und nach dem Gefecht in der Dänemarkstraße. Nach dem Krieg wurde sie bald außer Dienst gestellt und 1948 abgewrackt.

Das Modell

Ich habe in meiner Jugend fast alle Schiffsbausätze von Airfix gebaut, dieser gehörte nicht dazu. Als jetzt die schönen neuen Bausätze von Schiffen der County-Klasse in 1/350 herauskamen, fühlte ich mich schon versucht, einen davon zu bauen. Letztendlich habe ich auf einen neuen Bausatz verzichtet, und wie schon des öfteren einen Oldie aufgebessert. Unterm Strich war das durch die gedruckten Teile auch nicht günstig, es war aber das von mir gern bevorzugte individuelle Projekt, in dem ich meine eigenen Lösungen finden musste.

HMS Suffolk

Bausatz  A 03203
Maßstab  1/600
Hersteller  Airfix (seit 1964)             
Preis Je nach Verfügbarkeit

Zusätzlich verwendete Materialien:

  • WEM PE 630; „Ultimate“WW II RN Destroyer/Cruiser Set. Preis beim Hersteller 32,50 $. Es wird dazu noch ein Set 631 (15,50$) mit generischen Teilen benötigt, und die Platine deckt mehrere andere Bausätze ab.
  • Empfehlenswerter ist Atlantic Models ATEM 60015. Preis 12,50 GBP beim Hersteller.
  • Gedruckte Hauptartillerie von Micromaster über Shapeways, ca. 21 €
  • Gedruckte Mittelartillerie von Micromaster über Shapeways, ca. 22 €
  • Gedruckte Boote Royal Navy 1/600 Set 3 von Micromaster über Shapeways, ca. 20 €
  • Diverse generische und anderweitig übrig gebliebene Ätzteile aus dem eigenen Fundus.
  • Diverse Styrolprofile und -platten sowie diverse Drähte und Rohrmaterial.
 

Der Bausatz

Der Bausatz gibt das Schiff nach dem Umbau 1936 wieder, mit abgesenktem Achterschiff und Hangar. Ich suchte mir in meinen Unterlagen heraus, welchen Rüstzustand ich wiedergeben wollte und entschied mich für den von Mitte 1942, vor der Installation von Radar auf dem Hangar und zusätzlicher Flak. Zudem trug das Schiff seinerzeit einen für mich sehr attraktiven, wenn auch kniffligen Tarnanstrich. Der Bausatz ist für sein Alter großteils ordentlich detailliert, bestimmte Teile können aber Aufwertung oder Ersatz vertragen.

Ich hatte noch Ätzteile von WEM in deren Set für Zerstörer (und Kreuzer und Minenleger) liegen; diese habe ich benutzt. Mittlerweile gibt es aber aktuell ein sehr schönes und besseres Set für die Suffolk von Atlantic Models mit abgelängten Relings und allen Niedergängen (ATEM 60015). Die Verkehrsboote ersetzte ich durch gedruckte von Micromaster, wobei sie am fertigen Modell kaum zu sehen sind, und leider auch etwas zu hoch für den Platz zwischen den Decks sind. Nützlicher waren die gedruckten Türme für die Haupt- und Mittelartillerie vom gleichen Designer, diese sind herausragend detailliert und voll zu empfehlen. Ansonsten würde ich auf meinen Fundus an Drähten und Kunstoffprofilen und Ätzteilen zurückgreifen.

Die Runderneuerung beginnt

Am Rumpf bohrte ich einen Teil der Bullaugen auf, wobei ich mich nach Vorbildfotos richtete. Nach dem Verkleben der Rumpfhälften brachte ich innen eine Aufnahme für meine Bauschrauben an, und an der Außenseite ein paar Details aus Kunststoffprofilen. Recht früh ging es an die Wasserfläche, die ich in meiner üblichen Technik erstellte. Etwas knifflig war die Wölbung des Rumpfes durch den Torpedowulst, aber mit schrägem Ausschneiden meiner Styrodurplatte ließ sich der Rumpf ganz gut einpassen.


Wo ich musste, verschloss ich zu große Öffnungen in den Decks mit gezogenem Gussast. Nach der Anleitung von WEM verschloss ich den Katapultbereich mit Kunststoff. Der Hauptumbau erfolgte am Brückenaufbau, bei dem ich die eigentliche Brücke ersetzte und den Aufbau darüber etwas nach vorn vergrößerte. Am Hangar baute ich die Schweinwerferplattform neu und ergänzte Verstrebungen an den Außenwänden. Auch an den Aufbauten wurden zahlreiche Bullaugen aufgebohrt und geätzte wasserdichte Türen angebracht.


Knifflig wurde es bei den Ätzteilen für die Radarantennen in den Toppen mit den dazugehörigen Plattformen. Mit etwas Ruhe ließen sich die Teile aber verarbeiten. Ich benutzte Punktklebewerkzeuge von Heinz Wagner und kam damit sehr gut zurecht. Natürlich nicht ohne vergrößernde Sehhilfe, die für die winzigen Vickers-0,5-Zoll-Flakvierlinge völlig unabdingbar war. Die Schornsteine erhielten Plattformen und geätzte Gitter, die mit kleinsten Stückchen Kunststoff auf Abstand gehalten wurden.


Die Masten zu verbessern ist mir immer ein besonderes Bedürfnis. Natürlich aus Stabilitätsgründen, damit sie dem Zug der Takelung standhalten, aber allein schon, weil andere Verfeinerungen entwertet werden, wenn derart prominente Teile zu klobig sind. Diesmal wollte ich etwas neues ausprobieren und benutzte perforierte geätzte Streifen aus der Restekiste zum Anschlagen der Rahen an die Masten. Das führte zu einer deutlich sichereren Montage am Mast als einfaches Verkleben. Fotogeätzte Handräder von Saemann halfen mir bei der Fixierung der achterlichen Beine des Dreibeins. Die längeren Rahen sind Drehteile von Master.


Am Walrus-Flugboot wurden die Teile einerseits dünner geschliffen und dazu die Ätzteile von WEM verbaut. Mit der Feinsäge konnte ich eine Andeutung von Struktur in das Cockpit bringen, die Waffenstände wurden vorsichtig ausgebohrt.

Erstaunlich schnell hatte ich das Deck auf den Rumpf montiert, meine Baugruppen lackierfertig und eine fertige Basis liegen. Das mag auch an den äußeren Umständen zu Zeiten von Corona gelegen haben, in denen meine Praxis wochenlang nur im Notbetrieb lief.

Farbigkeit nicht ohne Tücken

Jedenfalls war es nun an der Zeit, das Modell zu lackieren. Bittere Erfahrungen mit sich lösender Farbe in der Vergangenheit lassen mich jetzt Rümpfe besonders gut entfetten, und ausschließlich Stynylrez Primer verwenden. Der Rumpf und die Türme wurden schwarz grundiert, die Baugruppen in grau.


Nun begann eine längere Phase, in der sehr viel abgeklebt wurde. Am Rumpf klebte ich das Unterwasserschiff ab, das konnte gern schwarz bleiben, weil später sowieso nur Teile des Wasserpasses sichtbar sein würden. Jetzt spritzte ich das Überwasserschiff in einem dunklen Grau, das mir stimmig für AP 507 A, den dunkelsten Farbton des Schemas, erschien. Echtes 507 A wirkte mir deutlich zu dunkel und nicht stimmig. Leider hatte ich mich auf eine Vergleichsseite im Internet verlassen und einen sehr blassgrünen Farbton für den Ton MS3 erstanden. Dieser war letztlich vom hellen AP 507 C kaum zu unterscheiden. Leider gestand ich mir das erst ein, als ich schon von Hand alle Masken geschnitten und den Rumpf komplett lackiert hatte. Nun gut, zurück auf Los, ohne irgendetwas einzuziehen. Ich begann wieder mit dunkelgrau über allem und benutzte jetzt RAF British Interior Green für das MS3. Nun wurde ein Schuh daraus und das Ergebnis begann mir zu gefallen.


Die Abkleberei war allerdings noch lange nicht vorbei; ich hatte die am Deck angespritzten Aufbauten ebenfalls im Tarnmuster lackiert, und musste jetzt alle senkrechten Flächen abkleben, um die Decks lackieren zu können. Das dauerte, es war aber die Mühe wert. Nun konnte ich Schritt für Schritt die Baugruppen der Aufbauten passend zum Tarnmuster abkleben und lackieren, bis das ganze Schiff in Farbe war. Jetzt konnte ich auch hier und dort einen dunklen Wash anbringen, um die Details zu betonen und das Schiff weniger fabrikneu aussehen  zu lassen. Alterungsspuren an den Rumpfwänden entstanden mit Hilfe von Künstlerölfarben, in der Bemühung, das richtige Ausmaß zu treffen.

Die Endmontage erfolgte wie stets von grob nach fein und vom Zentrum zur Peripherie, um möglichst wenig Raum für Kollateralschäden zu lassen. So habe ich zum Beispiel die Masten gesetzt und getakelt, bevor ich irgendwelche Teile am Vor- und Achterschiff montierte. Auch die Relings und die Figuren wurden außenbords sowie vorn und achtern zuletzt angebracht.

Eine Panne kurz vor dem Ziel

Nachdem das Schiff praktisch fertig war, gestand ich mir ein, dass mein dauerndes besorgtes Schielen auf die fertige Wasserfläche seinen Grund gehabt hatte. Mir gefiel diesmal weder die Farbigkeit noch die Strukturen, die ich mit Anschlussacryl um das Schiff herum aufgebracht hatte. Nachdem ich mit dem Schiff als solchem recht zufrieden war, würde diese Basis mich immer nerven. So erstellte ich schweren Herzens in dieser Phase noch eine neue Basis, ein nicht ganz risikoloses Unterfangen.


Glücklicherweise konnte ich den Ausschnitt durch Übertragen von der alten auf die neue Basis festlegen, das verminderte die Beschädigungsgefahr. Ich brachte diesmal auch vor dem Ausschneiden schon das Wellenbild mit meinem Gasbrenner an. Dadurch entstehen deutlich sauberere Kanten des Auschnitts, weil diese nicht mehr der Hitze ausgesetzt werden. Das werde ich ab jetzt immer so halten. Nachdem ich festgestellt hatte, dass der Rumpf hinreichend gut passte, stippelte ich die Basis mit Wandfarbe und spritzte sie grün und dunkelblau, ohne vorher irgendwelche Strukturen anzulegen.


Während der einen Woche Trockenzeit, die die Basis vor dem Glänzen benötigte, überlegte ich mir, wie ich die Welleneffekte diesmal anbringen würde. Ich hatte gerade ein neues und sehr festes hochglänzendes klares Acrylgel bekommen. Klar austrocknen würde es nur bis zu einer gewissen Schichtstärke, aber die dickeren Bereiche würden sowieso weiß gestaltet werden müssen. Also probierte ich aus, welche Effekte ich mit dem Gel bekommen würde, und war recht zufrieden. Es schrumpft allerdings nicht unerheblich, und ein Auftrag in mehreren Schichten über mehrere Tage kann notwendig sein. Zum Auftragen meiner weißen Künstlerölfarbe habe ich diesmal ein Stück eines Schwamms benutzt, und fühlte mich damit wohler als mit einem Pinsel. Der Auftrag lässt sich gut dosieren und wirkt natürlicher.


Nachdem ich die Basis glanzlackiert hatte, trug ich nun mein Gel mit dem Pinsel auf sie auf und gestaltete das vom Schiff aufgewühlte Wasser damit. Die Bugwelle besteht aus Watte und Acrylgel und ist auch weiß bemalt.


Ganz zu guter Letzt konnte ich das Schiff in die Basis setzen und die verbleibenden Spalte mit Acrylgel verschließen. Dazu eignete sich ein extralanger „Schlepperpinsel“ sehr gut. Nun war mein Schiff fertig. Oder?

Quellen

Fazit

Ich präsentierte das fertige Modell im Internet, auch in einem Forum für ähnlich hoffnungslose Airfixophile wie mich. Ein Modellbaukollege aus Australien wies mich freundlich darauf hin, dass ich zwar sehr schön gearbeitet hätte, aber das Schiff nie sechs Vierzöller-Zwillinge getragen hätte, wie von mir gezeigt. Da hatte ich tatsächlich meine Referenzen nicht richtig gedeutet. Ich war sehr froh über den Tipp und ersetzte die vordersten Türme durch geätzte vierläufige „Pom-Poms“.  Nun war ich tatsächlich fertig, und freue mich über einen zeitgemäß und völlig individuell aufgewerteten Klassiker in meiner Sammlung!

Frank Spahr