Das Original

Die holländische Van Speijk-Klasse von Lenkwaffenfregatten umfasste sechs Einheiten, die 1967/68 in Dienst gestellt wurden. Sie sollten die niederländischen NATO-Verpflichtungen insbesondere in der U-Boot-Abwehr erfüllen. Die Schiffe basierten auf der zeitgenössischen britischen Leander-Klasse, hatten aber vorwiegend niederländische Sensoren. Sie wurden auf niederländischen Werften gebaut.

In der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre wurden die Schiffe einer umfassenden Überholung unterzogen, der sogenannten Mid Life Modernization. Dabei wurde äußerlich der britische Zwillingsgeschützturm vom Kaliber 4,5 Zoll durch eine dreizöllige Otobreda-Kanone in Einzelaufstellung ersetzt. Auch die Radarantennen wurden modernisiert. Zwei Vierfachstarter für Harpoon-Antischiffsraketen wurden auf dem achteren Aufbau installiert. Der „Limbo“-Wasserbombenwerfer wurde entfernt, wodurch das Helodeck vergrößert werden konnte. Weiterer Platz achtern wurde durch die Verlegung des Schleppsonars innerhalb des Rumpfes gewonnen. Dadurch konnten die Schiffe anstatt des Westland Wasp den leistungsfähigeren Sea Lynx aufnehmen. Zwei Drillingstorpedorohrsätze wurden direkt achterlich des Hangars untergebracht. Im Inneren wurde sowohl das Führungs- und Waffeneinsatzsystem als auch der Antrieb erneuert. Der neue Antrieb erforderte weniger Personal, wodurch mehr Platz für die Besatzung zur Verfügung stand.


In diesem Rüstzustand wurden die Schiffe zwischen 1986 und 1989 an Indonesien verkauft. Sie wurden seither erneut modernisiert. Mittlerweile haben sie Dieselantrieb, modernere Sensoren, Lenkwaffen und einen neuen Helikopter. Seit 2017 wird die Klasse sukzessive außer Dienst gestellt und durch eine moderne Fregattenklasse aus niederländischer Produktion ersetzt.

Der Bausatz

Artitec Resinkit #55.117 – Derzeit erhältlich von Naval Models als Kit # 350-07, Preis ca. 110 €

Der Bausatz umfasst Resinteile, eine Ätzplatine (ohne Helodecknetze oder Relings) sowie Abreibekennungen für alle Schiffe der Klasse sowie eine umfassende niederländische Bauanleitung. Mein Bausatz hatte kein Unterwasserschiff, von Hause aus ist es aber ein Vollrumpfmodell.

Ich erstand diesen Bausatz 2013 bei der Euro Scale Modelling in Nieuwegein, für einen günstigen Preis, weil er angefangen worden war. Ich denke, eine unternehmungslustige Seele hatte schon aufwendig und sehr ordentlich das Unterwasserschiff abgetrennt, das war es aber auch schon. Die Resinteile sind recht ordentlich und sauber, wenn auch nicht sehr fein detailliert. Es gibt erfreulicherweise keine Weißmetallteile, mit denen ich gern auf Kriegsfuß stehe. Die Ätzplatine ist eher kräftig, das bedeutet stabilere Teile, aber erfordert auch mehr Kraft und Risiko beim Heraustrennen und Biegen. Die Bauanleitung ist umfassend und größtenteils klar verständlich. Farbangaben beziehen sich auf Humbrol.

Außer gelegentlichem Öffnen des Deckels und Anschauen der Teile passierte dann erst mal lange nichts mit dem Bausatz, bis ich mich Ende 2020 spontan entschloss, ihn zu bauen. Ich kaufte geätzte Relings von Atlantic Models sowie ein gedrehtes Geschützrohr von Master. Die Ätzplatine von Atlantic mit den Helonetzen war nicht erhältlich, aber ich fand noch etwas Material in meiner Sammlung von Ätzteilresten. Ich bestellte mir auch die Relingsstützen von Atlantic Models, um zu sehen, ob und was ich damit anfangen konnte.

Der Bau des Modells

Ich hatte gerade den sehr frickeligen und anspruchsvollen Bausatz der HMS Hermes von Orange Hobby in 1/700 erfolgreich hinter mich gebracht, und suchte etwas weniger Anstrengendes zur Abwechslung. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Teile ließen sich leicht versäubern und die Passung war gut. Ich begann mit den größten Bauteilen und ging von da zu den kleineren Baugruppen über. Die größte Radarantenne habe ich mir weichgeglüht, um sie leichter formen zu können. Die Signalrahen wurden mit Stahldraht verstärkt. Mehr zum Radar später. Nachdem ich ein Teil für eine Antenne am Fockmast verloren hatte, ersetzte ich es durch entsprechende Teile aus dem Bausatz der HMS Cleopatra von Atlantic Models. Bei den Harpoonstartern wich ich von der Bauanleitung ab und schnitt mir die acht Rundstäbe einzeln zu, anstatt beide Starter am Stück zu bauen und später durchzusägen.


Das gedrehte Rohr wertete den Geschützturm deutlich auf, ich fügte noch ein geätztes Handrad an der Zugangsluke des Turms hinzu. Alles in allem lief dieser Bauabschnitt sehr flüssig. Ich bereitete wie gewöhnlich auch die Basis schon frühzeitig vor und war mit der Passung des Modells recht zufrieden. Ich wählte diesmal eine grünlichere Farbe für die See und kaum Seegang. Beim Zuschneiden der Basis leistete mir mein neues Schneidegerät für Hartschaumplatten wieder gute Dienste.


Vor dem Grundieren mit Stynylrez gravierte ich die Markierungen für das Helodeck etwas nach und bohrte die Kettenkoker der Anker aus. Das Helodeck wurde in Weiß grundiert, und die Markierungen dann vorsichtig mit Kip-Tape abgeklebt. Nun grundierte ich den Rest des Rumpfes mit grauem Stynylrez, den ich auch als Decksfarbe benutzte. Der Wasserpass wurde schwarz grundiert und abgeklebt, woraufhin die vertikalen Flächen mit Vallejo ModelAir Pale Grey Blue gespritzt wurden. Es folgte noch das eine oder andere an Maskieren, aber es lief alles recht entspannt ab. Die Brückenfenster wurden dunkelblau bemalt.


Die Rumpfnummern und Deckskennungen lagen als Abreibemarkierungen bei und wurden in diesem Stadium angebracht. Sie erhielten danach einen schützenden Mattlacküberzug. Nach der Bemalung brachte ich (mit reichlich Sekundenkleber und kräftigem Druck) die Aufbauten auf dem Deck an.

Nun konnte ich vom, Zentrum zur Peripherie arbeitend, meine vorbereiteten Baugruppen anbringen. Bald kam ich an den Punkt, an dem ich die Relingsstützen von Atlantic Models ausprobieren konnte. Eigentlich eine sehr schlaue Idee: Die aus Stahl geätzten Stützen werden in Bohrungen im Deck eingeklebt. Sie haben eine gewisse Anzahl an Kerben, durch die sehr feiner Faden als Relingszüge geführt werden kann. Realistischer geht es eigentlich gar nicht. Wenn, nur wenn das alles nicht extrem anspruchsvoll in der Verarbeitung und die Details überhaupt kaum zu sehen wären. Ich habe mich letztendlich auf ganz einfache Sicherheitsleinen auf und neben dem Ruderhaus beschränkt.


Ich machte weiter mit Relingsmaterial und meinen Baugruppen, bis der Aufbau komplettiert und sowohl Bug als auch Heck noch völlig frei von Details waren. Jetzt brachte ich die sehr begrenzte Takelung an. Ich benutzte beiges Garn von UNI für die Signalleinen und Caenis vom gleichen Hersteller für die Antennen. Die Isolatoren wurden mit Tröpfchen aus Weißleim angedeutet. Die HF-Stabantennen, die sich praktisch auf jedem NATO-Schiff finden, wurden aus 0,2-mm-Draht erstellt. Die normale Ausstattung sind fünf, Einheiten mit Führungsfunktion haben sieben. Ich entschied mich spontan für sieben.

Jetzt konnte ich die Relings an den Kanten des Hauptdecks anbringen, wozu ich die sehr nützlichen Teile von Atlantic Models benutzte. Nachdem ich auch die Gangways angebracht hatte, ging es an die Helodecknetze. Nach Ansicht von Vorbildfotos brachte ich Verstrebungen aus Ätzteilresten an, um den Netzen etwas mehr Struktur und Glaubhaftigkeit zu geben. Die Netze wurden in einem etwas anderen Grauton lackiert. Achtern folgte nun noch der kleine Aufbau für das VDS und die umgebenden Relings sowie der Flaggenstock.

Voraus des Aufbaus folgten die verbleibenden Relings, mit etwas Modifikationen wegen des Decksprungs. Alle Relings wurden im dunkleren Grau vorlackiert und die Relingsstützen von Hand hellgrau nachbemalt. Schließlich folgte der vorbereitete Geschützturm.

Nachdem der Rumpf sehr dezent mit Ölfarben gealtert worden war, brachte ich als letzte Teile die Anker an. An den Aufbauten wendete ich nur einen leichten dunklen Wash an, um Details zu betonen. Schließlich erhielt das Modell den freundlichen Mattlacküberzug des Vergessens und wurde mit glasklarem Acrylgel auf der Basis befestigt.

Quellen

Fazit

Das war zur Abwechslung mal ein stressfreies und zügiges Projekt. Mir gefällt die Form der Leanders, und diese Variation des Themas macht sie noch interessanter. Ich kann den Bausatz empfehlen.

Er ist zwar nicht mehr über Artitec erhältlich, aber Naval Models hat die Master übernommen und bietet den Bausatz weiter an. Auf Nachfrage teilte man mir mit, dass der Bausatz größtenteils unverändert geblieben ist. Nur einige Resinteile wurden so geändert, dass sie leichter vom Anguss lösen lassen, die Ätzteile sind etwas dünner (haben aber ebenfalls keine Relings oder Helonetze), und anstelle der Abreibemarkierungen liegen nun Nasschiebebilder von Fantasy Printshop bei.

Freundlicherweise machten mich die Leute von Naval Models zudem darauf aufmerksam, dass ich die größte Radarantenne falsch herum montiert hatte. Das war mir überhaupt nicht aufgefallen. Sie boten mir Ersatz aus eigener Produktion an, feiner als die Artitec-Teile. Das fand ich sehr nett von ihnen. Bald waren die Teile auch da, mitsamt Vorbildfotos. Bitte frage mich keiner, wie ich es geschafft habe, aber ich bekam es hin, auch diese Teile falsch herum zusammen zu bauen.


Also musste ich die Baugruppe erneut vom Mast abnehmen, das gebogene Ätzteil von der Basis aus Resin abnehmen, versäubern, richtig herum wieder ankleben, neu lackieren und wieder am Mast anbringen. Nicht ohne unterdrücktes Gefluche.

Aber jetzt sieht es aus, wie es sein soll – vielen Dank, Maarten!


Frank Spahr