Das Original

Die britische Leander-Klasse umfasste insgesamt 26 Lenkwaffenfregatten, die zwischen 1959 und 1973 in drei Baulosen gebaut wurden. Damit war diese die zahlenmäßig stärkste und auch langlebigste der britischen Nachkriegsfregatten. Die letzten britischen Schiffe wurden in den 1990ern außer Dienst gestellt. Mehrere andere Marinen bauten den Leander-Entwurf oder Abkömmlinge davon in Lizenz (siehe z.B. die niederländische Van-Speijk-Klasse).

Der ursprüngliche Entwurf wurde von Dampfturbinen angetrieben und kann als Allzweckschiff angesehen werden. Die Bewaffnung umfasste einen 11,4-cm-Doppelturm vor der Brücke, zwei 20-mm-Oerlikon-Maschinenkanonen auf dem Brückenaufbau zur Nahbereichsabwehr, einen Vierfachstarter für Seacat-Luftabwehrraketen auf dem Hangardach, sowie einen dreiläufigen „Limbo“-U-Jagdmörser auf dem Achterdeck. Am Achterschiff war ein Schleppsonar zur U-Bootjagd untergebracht. Ein Westland Wasp-Bordhubschrauber bot eine weiter reichende U-Jagd-Fähigkeit.

Im Verlauf des Bauprogramms wurde der Entwurf angepasst, so waren die Schiffe des dritten Bauloses etwas breiter als ihre Vorgänger. Auch wurden über das Programm unterschiedliche Versionen des Antriebs eingebaut.

Zudem wurden die vorhandenen Schiffe Modernisierungen unterzogen, die sie teils stark veränderten. Die gegebene Verdrängung machte den Austausch von Komponenten erforderlich, der nach verschiedenen Verwendungszwecken erfolgte. So verlor ein Großteil der Schiffe (bis auf fünf aus dem dritten Baulos) den Geschützturm. Hierfür wurde entweder das australische Ikara-U-Jagd-Raketensystem oder vier Exocet-Starter oder das Seawolf-Nahbereichs-Luftabwehrsystem verbaut.

Bei den ersteren beiden Umbauten wurde auch die Anzahl an Seacat-Startern erhöht. Ein weiterer Fokus war der Ersatz des Wasp durch den leistungsfähigeren Lynx als Bordhubschrauber. Dazu musste der Hangar vergrößert und der Limbo-Mörser entfernt werden. Auch das VDS-Schleppsonar wurde entfernt.

Diese Modifikationen ermöglichten, neue Waffen ohne die Entwicklung neuer Schiffe zum Einsatz zu bringen, und die Schiffsklasse diente sehr lange in der Flotte. Sie wurden in praktisch allen Konflikten eingesetzt, an denen die Royal Navy beteiligt war. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden sie aufgrund ihres Alters und der hohen Besatzungsstärke jedoch ausgemustert.

Für die Einsatzgeschichte der Cleopatra (F28) empfehle ich den britischen Wikipediaeintrag des Schiffes.

Der Bausatz

Atlantic Models Resinbausatz ATK-35006, Preis 104,50 GBP plus Versand beim Hersteller

Der Bausatz enthält beigefarbene Resinteile; der Rumpf ist an der Wasserlinie geteilt. Zudem sind zahlreiche Weißmetallteile enthalten sowie eine umfassende Ätzteilplatine, Draht und Decals für alle Schiffe der Klasse sowie eine gut zu verwendende Bauanleitung. Die Farbangaben beziehen sich auf die Colourcoats von WEM.

Nachdem ich aus dem 1/600er Airfixbausatz schon HMS Argonaut (nach Exocetumbau) gebaut hatte, war ich erfreut, eine klassische Leander mit Geschützbewaffnung in 1/350 von Atlantic Models zu sehen, und griff zu. Der Bausatz zeigt Cleopatra zu Beginn ihrer Karriere, mit Geschütz, Limbo und Wasp-Bordhubschrauber. Es ist ein typischer Bausatz von Atlantic Models mit sehr ordentlichen Resinbauteilen, sehr guten Ätzteilen und Weißmetallteilen, die nicht so schön aussehen, aber funktionieren. Es ist auch ein umfassender Decalsatz mit Markierungen für alle Schiffe der Klasse enthalten. Die Bauanleitung ist – wie gewohnt – sinnvoll und vollständig. Alles in allem ein anständiger und praktisch vollständiger Bausatz.

Ich bestellte gedrehte Messingrohre dazu, weil diese für mich einfach besser aussehen. Zudem nutzte ich Oerlikons von Master, die durch die gedrehten Rohre und Sockel überzeugender aussehen als die rein aus Ätzteilen bestehenden Bausatzteile. Die Rettungsinselkanister ersetzte ich durch gedruckte Teile von Shapeways, weil ich sie noch übrig hatte. Letztendlich sehen sie aber weder deutlich besser aus, noch lassen sie sich wesentlich leichter verarbeiten als die Bausatzteile

Der Bau des Modells

Ich baute dieses Modell direkt nach der niederländischen Version aus dem Artitec-Bausatz. Für mich war es interessant zu sehen, wie sich die beiden Bausätze und die Schiffsversionen unterschieden. Im Prinzip wusste ich, was ich zu erwarten hatte, und wurde nicht enttäuscht. Beide Bausätze sind gut; Atlantic hat umfassendere und feinere Ätzteile sowie einen Hangar mit Innenleben. Artitec hat einmodellierte Brückenfenster, während der Bereich bei Atlantic nur glatt ist. Die Decals meines Atlantic-Bausatzes waren fürchterlich bröckelig und deckten nicht, die Abreibekennungen von Artitec funktionierten hier besser. Heute hat der Bausatz von Artitec, wie er von Naval Models verkauft wird, auch Nasschiebebilder. Und ich habe zum ersten Mal bei Atlantic so bröselige Decals erlebt, das ist dort nicht Standard.

Ich begann damit, die beiden Rumpfteile zu versäubern und zusammen zu kleben. Die lange Naht erforderte noch das eine oder andere an Sekundenkleber zum Verspachteln und Schleifaufwand. Ich überprüfte meinen Fortschritt durch Aufsprühen von Stynylrez-Primer und korrigierte die Naht, bis ich zufrieden war. Parallel dazu baute ich, wie meistens, die kniffligste Ätzteilkonstruktion zusammen. Das war das Radar Typ 965, und es lief diesmal alles sehr glatt ab, auch wenn es natürlich Geduld und Konzentration erforderte.

Dann kümmerte ich mich um die Aufbauten, passte sie so gut es ging an das Hauptdeck an, und detaillierte sie mit fotogeätzten Schotten aus dem Programm von Atlantic Models. Die fehlenden Brückenfenster ergänzte ich diesmal mit selbstklebender Alufolie aus dem Baumarkt, passend zugeschnitten und später blau bemalt. Diesmal brachte ich praktisch alle Relings an den Aufbauten vor dem Bemalen an. Ich bin mir aber nicht sicher, welche Methode für mich tatsächlich die beste ist. Die Masten folgten als nächstes, ebenso wie der Galgen für das VDS, hier musste ich länger nachdenken und Vorbildfotos studieren, bis ich wusste, wie die Teile zusammen gehörten.

Die Basis wurde nach meiner üblichen Methode erstellt, mit etwas mehr Dünung, um einen Teil des Unterwasserschiffs zu zeigen. Das funktionierte recht gut, und der Rumpf passte nach Anwendung von Anschlussacryl gut in die Basis. Die größeren Welleneffekte habe ich diesmal mit Winsor & Newton's Heavy Carvable Modeling Paste erstellt. Das lief ziemlich gut, und die Undurchsichtigkeit macht nicht wirklich etwas aus. Ich formte das Material mit Spateln und Schwämmchen für die feineren Strukturen aus.

Alles in allem lief das gut, und nach einigen Wochen war ich bereit zum Grundieren und Bemalen. Am Rumpf musste ich dazu natürlich einige Male abkleben, was im großen ganzen gut klappte. Ich war froh, einmal etwas farbiger bauen zu können, besonders das grüne Deck sprach mich an. Weitere Farbtupfer sind die leuchtorangen Reflektoren der Rettungsbojen sowie der gelbe Schleppkörper des Sonarsystems.

Nun war es an der Zeit, die Baugruppen zusammenzubringen. Wie so oft passte der Aufbau dann doch nicht spaltfrei aufs Deck, und ich musste etwas mit Weißleim nachhelfen. Die anderen Teile passten sehr gut, besonders das Hangardach, das ich so spät wie möglich einbaute. Nun fügte ich die Baugruppen von der Mitte zur Peripherie hinzu, um Schäden zu vermeiden. Sobald in der Mitte alles angebracht war, takelte ich das Modell mit Caenis. Auch Besatzungsfiguren und die zahlreichen Peitschenantennen aus 0,2-mm-Nickelsilberdraht von Albion Alloys wurden jetzt hinzugefügt.

Nach Fertigstellung der Aufbauten baute ich nun die Hauptdeckrelings ein, beginnend mit dem Bereich entlang der Aufbauten. Sie wurden mit Zap a Gap Medium-Sekundenkleber und Applikatoren von Heinz Wagner verklebt, Spalten mit dem gleichen Sekundenkleber oder Weißleim verschlossen. Die Relings waren vorher mit grauem Primer gespritzt worden, nun konnte ich die Relingsstützen von Hand hellgrau bemalen.

Nach Studium von Vorbildfotos detaillierte ich die Helodecknetze mit Verstrebungen aus Ätzteilresten, ich empfinde, dass sie so besser aussehen. Nun fügte ich auch die Bauteile und Relings auf dem Achterdeck hinzu. Die diversen Strukturen dort machen das Modell noch ansprechender.

Schließlich wandte ich mich dem Bereich vor der Brücke zu. Für die Ankerketten benutzte ich die Ätzteile aus dem Bausatz. Die Relings waren etwas kniffliger aufgrund des Decksprungs, aber es ließ sich gut verarbeiten. Schließlich fügte ich vorn und achtern die Halterungen für die Flaggenstöcke hinzu.

Ich hatte lange gezögert, ob und wie ich den Hubschrauber darstellen wollte. Der Wasp ist eine sehr filigrane Maschine, und seine ausgedehnte Verglasung lässt sich schlecht darstellen. So ging ich den Kompromiss ein, den Hubschrauber beim Bewegen in oder aus dem Hangar zu zeigen, mit noch hochgeklappten Helodecknetzen. So liegt der Fokus auf dem hinteren Teil des Fluggeräts und nicht auf der zu massiven Front. Das fotogeätzte Fahrgestell war knifflig zu bauen, dafür machte es Spaß, den offenen Antrieb mit Metalizern zu bemalen. Die Decals waren eine Katastrophe. Aber schließlich war ich fertig. Ich brachte den Hubschrauber auf dem Deck an und fügte noch ein paar Figuren hinzu, die sich um das Fluggerät kümmern.

Das Schiff wurde nur leicht am Rumpf gealtert, wozu ich Ölfarbe benutzte. Schließlich kam der Mattlacküberzug des Vergessens und ich konnte das Modell in seinen Ausschnitt auf der Basis einsetzen.

Quellen

Fazit

Ein weitgehend entspanntes Projekt aus einem praktisch vollständigen Bausatz, am Ende steht ein ansehnliches Modell einer der wichtigsten britischen Kriegsschiffsklassen der Nachkriegszeit. Das nenne ich Modellbauspaß!


Frank Spahr