Die Risse für das Schiff stammen aus der Architectura Navalis Mercatoria von Frederik Hendrik af Chapman.
Es handelt sich um die Tafeln XXXI und XXXII in der Rubrik Kaperfahrzeuge. Die Fregatte ist das größte Schiff dieser Rubrik. Auf Tafel XXXI sind die vollständigen Risse und eine perspektivische Zeichnung abgebildet, Tafel XXXII enthält einen Längsschnitt durch das Schiff, zwei Sektionsquerschnitte und Draufsichten auf die Decks.

Chapman


Chapman war schwedischer Schiffsbaumeister. Er hatte sein Handwerk unter anderem in England erlernt. Seine Architectura wurde 1768 veröffentlicht. Das Werk enthält Risse etlicher Schiffstypen. Die Größten sind Fregatten und Heckboote. Heckboote sind Handelsfregatten wie sie auf Ostindienfahrt verwendet wurden. Bemastung und Takelung wird nicht behandelt. Es gibt lediglich eine skizzenhafte Übersicht über das Aussehen der unterschiedlichen Typen.
Interessanterweise klassifiziert Chapman die Schiffe ausschließlich nach der Rumpfform. D. h. es gibt beispielsweise Barken mit Fregatt-, Schnau- oder Briggtakelung. Heute wird genau anders herum eingeteilt.
Im theoretischen Teil des Buches befaßt er sich mit Hydrodynamik. Es werden Auftriebe und Widerstände bei der Bewegung durchs Wasser berechnet. Man kann auch eine frühe Form der Integralrechnung bewundern.
Zum Modellbau braucht man das allerdings nicht zwingend......

Die Jupiter


Ob es das Schiff aus den Tafeln XXXI und XXXII tatsächlich gab oder es nur eine Konstruktionszeichnung blieb ist mir nicht bekannt. Selbst der Name ist abgeleitet. Nur sehr wenige Zeichnungen im Buch sind tatsächlich mit einem Schiffsnamen versehen.
Die Galionsfigur läßt sich eindeutig als Zeus / Jupiter identifizieren. Der Gott ist mit Blitzbündel und seinem Sinnbild, dem Adler dargestellt. Dieser Adler taucht auch in den Heckverzierungen mehrmals auf. Da man für die Schiffsnamen eher das römische als das griechische Pantheon bemühte, dürfte "Jupiter" als Name richtig sein. Das Wort Jupiter dürfte auch im Schwedischen so geschrieben werden.
Die Heckansicht des Schiffes findet sich auch in zu Mondfelds Handbuch für Schiffsmodellbauer. Auch hier lautet der Name "Jupiter".
Der Querschnitt durch das Schiff ist ebenfalls in Paris "Die Linienschiffe des 18. Jahrhunderts" zu finden. Allerdings wird die Zeichnung hier der französischen Fragatte "Renommée" zugeordnet. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Plagiat. Das Schiff hat einige Merkmale, die keinesfalls französisch sind.
Steingräber hat einen Bausatz dieser "Renommée" im Angebot. In Wahrheit ist es aber die Chapman´sche Kaperfregatte "Jupiter".



Bug- und perspektivische Ansicht des Schiffes



Achterer Teil des Schiffes mit Heckansicht und Spantenriss



schwedische Fregatte "Venus"
Die "Venus" wurde ebenfalls von Chapman entworfen und ist der "Jupiter" sehr ähnlich. Ich habe diese Zeichnung als Vorlage für die Farbgebung, Teile der Decksausrüstung und die Reling der Hütte verwendet.
Die kolorierte Zeichnung stammt aus dem Archiv des dänischen Marinemuseums und kann unter heruntergeladen werden.



Die "la Renommée" alias "Jupiter" von Steingräber.
Die Takelage ist ziemlich rudimentär, für ein französisches Schiff wäre sie sogar fehlerhaft.

Daten zum Schiff


Fregatte (Kaperfahrzeug)





















































Länge über Steven 160 Fuß
Breite auf Spant 40 5/6 Fuß
Konstruktions - Tiefgang 18 Fuß 6 Zoll
Max. Tiefgang 21 Fuß 3 Zoll
Tragfähigkeit bei max. Tiefgang 396 schwere Lasten
Hauptquerschnitt 451 Quadratfuß
Fläche der obersten Wasserlinie 5021 Quadratfuß
Deplacement 46488 Kubikfuß
Geschütze 28 à 18 Pfund in der Batterie
12 à 6 Pfund auf Back und Achterdeck
Proviant für 5 Monate
Wasser für 2 1/2 Monate
Besatzung 400 Mann, einschließlich Offiziere

1 schwedischer Fuß = 0,296 m
1 schwedisches Zoll = 24,7 mm
1 schwedische schwere Last = 2,40 englische tons

Das Modell


Das Modell ist im Maßstab 1:160 gebaut.





















Rumpflänge 34,3 cm
Länge über Alles 41,8 cm
Höhe Größmast über der Wasserlinie 31,4 cm
Breite 7,5 cm
Länge der Großrah 16,6 cm

Es wird ein Wasserlinienmodell sein und soll später auf einer Grundplatte montiert werden. Das Schiff soll sich unter Fock und Marssegeln durch leichten Seegang bewegen. Die Batterie ist ausgerannt, ein Teil der Boote wird geschleppt. Das Deck soll durch Preiser – Bahnreisende in 1:160 bevölkert werden. Die Figuren müssen dafür abgeändert werden.
Holger Baethies